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III.

Am zten Sonnt. nach Epiphanias.

Evangelium: Joh. II. v. 1 - II.

Die Gnade unsers Herrn, Jesu Chrifti, - sery

mit euch Allen; Amen.

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Man hat mit grossem Rechte behauptet, M. 3., die Vergnügungen eines Menschen seyen, die sichersten Verråther innen seiner Denkungsart und seines Cha rakters. Nichts bezeichnet den Geschmack und die Gesinnungen, welche uns eigen sind, genauer, nichts drückt sie anschaulicher aus, als die Wahl unsrer Ergöglichkeiten, und die Art, sie zu genies sen. Vergnügungen werden frey gewählt; fie würden ihren ganzen Reiz verlieren, wenn auch nur der mindeste Zwang dabey Statt fånde. Es ist also die wahre Gesinnung, es ist das åchte unverstellte Gefühl eines Menschen, was sich bey dieser Wahl offenbaret. Wir dürfen sicher schlieffen, daß er einen hohen Grad von unruhiger Leb haftigkeit befist, wenn er nur rauschende Vergnü gungen liebt; daß ein stiller sanfter Sinn in ihm ist, wenn ihm nur ruhige, geräuschtose Freuden gefal

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gefallen, daß wilde Lüfte in seinem Herzen toben, wenn er Geschmack an ungesittetem Schwärmen und an Ausschweifungen der Unmåssigkeit findet; daß ihn Eitelkeit und Stolz beseelen, wenn ihn nur ein prachtvoller Aufwand befriedigt; wir Fönnen uns im Urtheil über die Denkungsart eines Menschen unmöglich irren, sobald wir die Vergnügungen wissen, die er gewöhnlich allen andern vorzieht. Und können wir ihn vollends beym Genusse derselben beobachten, können wir bemerken, was er da auffert, welche Grundsäge da zum Vorschein kommen, wie stark der Antheil ist, welchen er da nimmt, an wen er sich dabey vor züglich hält, und wie er sein Betragen einrichtet: fo wird uns wenig Räthselhaftes bey seinem Cha rafter weiter übrig bleiben, wir werden so viel davon erblickt haben, als wir bedürfen, um unsre Maasregeln darnach zu wählen. Es ist so wahr, daß die Vergnügungen eines Menschen die Ver råtherinnen feiner Gesinnungen sind, daß man dem, der hier die Probe hålt, der auch beym Ge nuß der Freude eine achtungswürdige Denkungsart enthüllt, mit der größten Zuverlässigkeit sein Vertrauen schenken, und ihm eine wahre Vereh rung widmen kann.

Das Evangelium, über welches ich jezt zu euch reden soll, M. 3., verschafft uns die Gelegenheit, Jefum, unsern Herrn, beym Genuß des Ver gnügens zu beobachten; ihn in einer groffen Gesellschaft, bey einem Hochzeitfest, und mitten unter fröhlichen Menschen zu sehen. In der Er zählung des Evangelisten ist euch nicht bloß sein öffentliches Verhalten sichtbar, das jedem Anwe senben in die Augen fiel, und von welchem sich

D. Reinh. Vred. 1ßter Band 1803.

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Jeder unterrichten fonnte. Johannes, der Vertraute Jefu, der bey dieser Gelegenheit selbst zugegen war, und um alles wußte, läßt uns viel Liefre Blicke thun; er zeigt uns Jefum in dem befondern Verhältnisse mit seiner Mutter; er enthüllt uns Dinge, von welchen die übrigen Gäste nichts erfuhren; er macht uns mit Absichten, mit Gesinnungen, mit einer Geschäftigkeit Jesu bekannt, die man unter der Gestalt des theilneh menden, fröhlichen Gastes gar nicht vermuthet hatte; er stellt uns Jefum in einem sichte dar, das über die Denkungsart desselben, über die ganze Verfaffung feines Geistes, und über seine Bestrebungen weit mehr Aufklärung giebt, als eine Menge andrer Erzählungen, als so manche groffe und bewunderte That seines öffentlichen Lebens.

Ist es so wichtig, die, welche man genauer kennen lernen, und tiefer ergründen, will, beym Genusse des Vergnügens zu beobachten; sind unsre göglichkeiten, wie ich vorhin bemerkt habe, immer die sichersten Verrätherinnen unsrer Denfungsart und unsers Charakters: muß uns die Gelegenheit, den unter solchen Umständen zu sehen, an dessen rechter Erkenntniß so unendlich viel gelegen ist, nicht höchst willkommen seyn; müssen wir nicht ausserst aufmerksam werden, wenn es uns vergönnt wird, wahrzunehmen, wie sich sein Geist, seine Würde, seine Herrlichkeit bey einer folchen Veranlassung enthüllte, wie er die Freundlichkeit des theilnehmenden Gastes mit dem Ernste des größten Gesandten Gottes, die Herablassung zu den Schwachheiten der Menschen mit der Hoheit des Herrn vom Himmel verband? Casset

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ans diese Stunde zu Betrachtungen anwenden, M. Br., die eben fo angenehm und rührend, als ermunternd und nüßlich sind; beym Genusse des Vergnügens laffet uns Jesum beobachten, `und auf jede Spur seiner Gesinnungen, seiner Gefühle, feiner Absichten und Entwürfe merken; und es wird sich ein Vorbild, ein Muster, eine Gröffe vor unsern Augen enthüllen, vor der wir uns mit tiefer Ehrfurcht beugen, die wir nach zuahmen uns für verpflichtet halten werden. Möchte es mir gelingen, Herr Jesu, deine Weis heit, dein reines, theilnehmendes, wohlwollendes Herz, deinen lebendigen, nie ruhenden Eifer für das Werk deines Vaters würdig darstellen und enthüllen zu können; möchte der Blick in das Heiligthum deiner Seele, den wir jest wagen

wollen, uns mit Ehrfurcht, mit Liebe wagen

mit betung erfüllen; möchten wir immer fähiger, immer williger werden, gesinnet zu seyn, wie du, und verklärt zu werden zu deinem Bilde! Wir bitten und flehen, du wollest dich selbst unter uns verherrlichen, und diese Stunde segnen.

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Möchte die Aufmerksamkeit auf das Verhalten Jesu bey der Gelegenheit, welche das vorgelesene Evangelium beschreibt, die Wirkung ben uns haben, M. 3., welche sie bey seinen Jüngern hervorbrachte. Er offenbarte seine Herrlichkeit, sagt der Evangelist, und seine Jünger glaubten an ihn. Wahrlich eine Offenbarung seiner Herrlichkeit war nicht blos das Wunder, welches er verrichtete "sondern auch, und zwar vornåmlich, die Denkungsart,

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die er hier ausserte; aus dem ganzen Verhalten Jesu bey dieser Gelegenheit leuchtet eine Weisheit, ein Sinn, eine Absicht hervor, die ihn hinlänglich als den Sohn Gottes bezeichnet, und jeden Aufmerksamen von seiner Hoheit versichern muß. Ich habe bereits angemerkt, daß wir das heutige Evangelium dazu brauchen würden, diese Herrlichkeit Jefu kennen zu lernen, und sie zu unserer Belehrung und Ermunterung anzuwenden. Ihn, ihn allein wollen wir also jezt ins Auge fassen; wir wollen beobachten, was er sagt, aussert und chut; wir wollen den Geist und Sinn erforschen, der in seinem Verhalten liegt; wir wollen, um alles kurz zusammen zu fassen, Betrachtungen über die Denkungsart an stellen, welche Jesus im Evangelio beym Genusse des Vergnügens ent hüllte.

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Lasset uns diese Denkungsart vor allen Dingen genauer kennen lernen; und hernach das, was wir gefunden haben, zu unserer Belehrung und Ermunte rung anwenden.

Welches ist also die Denkungsart, die Jesus in unserm Evangelio, beym Genusse des Vergnügens, und mitten. im Geräusch der hochzeitlichen Freude enthüllt? Um sie genauer kennen zu lernen, müssen wir alle Umstände, welche der Evangelist angiebt, mit einander vergleichen, und gehörig, erwågen. Es wird uns dann sehr anschaulich und klar werden, daß sich eine vorsichtige reine, theilnehmende, wohlthätige

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