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Seele, eine Seele, die ihren erhabenften Endzweck nie aus den Augen ver ior, hier offenbarte; dieß ist, um alles gleich im Voraus kurz anzuzeigen, die Denkungsart, welche aus dem Verhalten Jesu hervor Leuchtet.

Nicht umsonst behaupte ich, eine vorsich tige Seele habe Jesus beym Genusse des Ver gnügens in unserm Evangelio enthüllt. Denn viel Behutsamkeit und Ueberlegung war nöthig, M. 3., wenn das Brautpaar bey dem Mangel an Wein, der so frühzeitig eintrat, nicht öffent tich beschämt werden sollte. Unstreitig war dieser Mangel durch die unvermuthete Ankunft Jesu und seiner Jünger veranlaßt worden. Auf einen so zahlreichen Zuwachs der Gäste war nicht ge rechnet gewesen, und in der Geschwindigkeit größfern Vorrath anzuschaffen, war nicht möglich. Eine baldige Entfernung Jesu und seiner Jünger wåre freylich ein Mittel gewesen, die Verlegenheit des Brautpaares wenigstens zu vermindern. Dieß scheint auch die Mutter Jesu durch die Ers innerung: sie haben nicht Wein, fagen zu wollen; sie will Jesu zu verstehen geben, er möchte aus Schonung gegen das bekümmerte Brautpaar lieber die Gesellschaft mit seinen Jún. gern bald wieder verlassen. Allein Jesus antwortet: meine Stunde ist noch nicht kom. men, ich finde es noch zu früh, Abschied zu nehmen. Und wie vorsichtig war diese Aeuffe rung. Würde es nicht Aufsehen erregt haben, wenn Jesus und feine Jünger, ohne alle in die Augen fallende Veranlassung, sich vor der Zeit entfernt håtten? Würde dieser Schritt nicht

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Aber auch eine reine. Nichts ist gewöhn licher, M. 3., als daß beym Genusse des Ver gnügens Vorstellungen, Empfindungen und Neigungen in uns erwachen, der wir uns schamen müssen, die in entehrenden, oder doch leichtsinni. gen Reben sich ausdrücken, die wohl gar zu einem unwürdigen Verhalten verleiten. Nur sehen,

ach nur sehen darf man manche Menschen, wenn die Freude und das Vergnügen fie forglos gemacht, und gleichsam aufgefchloffen hat, um 'bas befleckte Herz voll niedriger Lüfte und voll thierischer Sinnlichkeit in allen ihren Blicken, Mienen und Bewegungen wahrzunehmen. Wo ist hin gegen in der Geschichte, welche wir vor uns ha ben, auch nur eine Spur, auch nur ein Schatten einer unwürdigen Regung? Voll Aufmerksamkeit auf alles, was vorgieng; mit dem Ernst und der Würde eines Mannes, der jezt aufgetreten ist, fein Vaterland zu belehren, und seine Mitbürger zu beffern; im Stillen beschäftigt mit wohlthätt gen Entwürfen für ein bekümmertes, angstvolles Brautpaar, das seine Verlegenheit nicht einmal darf merken lassen; entschlossen, diesen Vorfall des gemeinen Lebens für eine greffe wichtige Abficht zu nügen, und die Herzen seiner Jünger mit lebendigem Glauben an sich zu erfüllen; von die fen Empfindungen, von diesen Gesinnungen voll, wohnt Jesus dem Hochzeitfeste bey, von welchem das Evangelium redet. Nein, in einem Herzen, das so fühlt, in einer Seele, die sich über die ge wöhnlichen Bewegungen vergnügter Menschen so weit erhebt, kann keine niedrige Regung sich ent wickeln, kein unedler Wunsch sich bilden. Der Evangelist würde nicht ausdrücklich sagen, eine Offenbarung der Herrlichkeit Jesu, seiner himm lischen Gröffe, und feiner göttlichen Hoheit sey dieser Tag für seine Jünger gewesen, wenn es nicht wahr wäre, was ich behaupte, wenn er vor den Augen derer, die um alles wußten, und ihn auf das Genaueste beobachteten, nicht eine reine, heilige Seele enthüllt hätte.

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Unb baben eine theilnehmende, eine clef und zårtlich mitfühlende. Er hatte vor fur sem sein Lehramt angetreten; welche Sorgen lagen jest auf seinem Herzen, und welcher Kampf mit Schwierigkeiten und Uebeln aller Art stand Ihm jezt bevor; und doch verschmäht er die Einla dung zur Hochzeit eines Verwandten nicht, doch läßt er sich zur geselligen Freude einer heitern Versammlung herab. Er konnte sich jest, gleich den übrigen Gasten, einem ruhigen, sorgenfreyen Genuß überlassen; aber kaum ist ihm ein Wink über den Mangel des bekümmerten Brautpaares gegeben, so ist er voll mitleidiger Rührung, und darauf bedacht, diesem Mangel abzuhelfen. Er geht im Stillen mit der ernsthaften Absicht um, nicht bloß dem neuen Paar eine wichtige Wohlthat zu erzeigen, sondern auch die Herzen seiner Jünger auf immer zu gewinnen; aber darum fort er das herrschende Vergnügen nicht einen Augenblick durch ein finsteres, in sich gekehrtes Wesen, oder durch eine unzeitige Absonderung; er fährt fort, der heitre, gefällige Gast zu seyn, der sich freuen kann mit den Fröhlichen. Die ihr su stolz, oder zu hart, oder zu neidisch seyd, an den Begegniffen, Freuden und Vergnügungen eu rer Brüder Theil zu nehmen; die ihr dafür haltet, die Gleichgültigkeit, mit der ihr sie abweis fet, sen rühmlich, der Ernst, mit welchem ihr sie verschmähet, sey das Zeichen einer besondern Grosse, die Strenge, mit der ihr euch derselben enthaltet, oder sie wohl gar als Sünde verurtheilet, sey chriftliche Frömmigkeit: nein, dem Bilde Jesu, biesem erhabenen und doch heitern, diesem ernsten und doch freundlichem Bilde, fend ihr nicht åhnlich; die Seele, welche Jesus im Evangelio

beym Genusse tes Vergnügens enthüllte, war auch theilnehmend.

Und mithin wohlthätig. Jest hatte Jefus die Laufbahn angetreten, welche er auf jedem Schritte mit Thaten einer menschenfreundlichen Huld bezeichnen wollte, von der es einst heissen follte er jog umber, und that wohl. Mitten im Geräusch einer hochzeitlichen Freude macht er den Anfang, jene segensvolle Geschäf tigkeit zu auffern, die in der Folge den Kummer fo vieler Unglücklichen gestillt, die Schmerzen so vieler Leidenden aufgehoben, und die Thränen so vieler Traurigen getrocknet hat; er wendet mit sanfter Hand die Schmach einer öffentlichen Bes schamung von einem Brautpaar ab, das sich nicht zu helfen weiß. Denn bemerket die Schonung, mit der er dieß thut. Niemand weiß von dem groffen Geschenk, womit er dem vorhandenen Mangel begegnet, als die wenigen Vertrauten, die er bey seinen Vorbereitungen nicht entbehren fonnte. Selbst der Speisemeister ist von der Art, wie der neue, weit bessere Vorrath entstanDen war, so wenig unterrichtet, daß er ihn für einen Schaf hält, der von dem Bräutigam nicht eben mit der besten Ueberlegung so lange zurückgehalten worden sey. Die angstvollen Eheleute sehen sich von einer verborgenen Hand auf einmal aus ihrer Verlegenheit herausgezogen, fühlen sich erleichtert, noch ehe sie sich zu einer Bitte hatten demithigen dürfen, und in eben dem Augenblick, wo fie die größte Gefahr für ihre Ehre, und das Ende der geselligen Freude zu fürchten haben, ist jene gerettet, und diese erhält eine neue, wohltha tige Wärme. Gesegnet, o gesegnet sey der Men

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