صور الصفحة
PDF
النشر الإلكتروني

68 3te Pred., am 2ten Sonnt. nach Epiph.

den Zeitpunkten beyzählen können, wo wir für die heiligen Endzwecke Gottes und für die Ewigkeit gelebt haben. So freuet euch denn in dem Herrn alle Wege, M. Br., und abermal sage ich euch, freuet euch. Und ist das Maas dessen, was euch euer Vater hier beschieden hat, zu Ende: so führe er euch leicht und glücklich zu den Seligkeiten der bessern Welt; Amen.

69

IV.

Am dritten Sonntage nach dem Feste der Erscheinung.

Evangelium: Matth. VIII. v. 1—13.

Unter die Merkmale, durch welche sich Jesus, unser Herr, während seines Lebens auf Erden von gewöhnlichen Menschen unterschied, M. 3., unter die Vorzüge, durch welche er sich über unsre Schwachheit sichtbar erhob, gehörten, was man nicht immer wahrzunehmen und zu erwågen pflegt, ganz unläugbar seine Hoffnungen. Hoff nungen zu nähren, hatte er mit uns gemein; auch er fühlte das Bedürfniß, die engen, oft fo beschwerlichen Schranken der Gegenwart von Zeit zu Zeit zu verlassen, und die freyern Räume der Zukunft zu suchen; auch ihm war die Vorstellung, daß es einst besser als jezt seyn werde, Trost bey den Uebeln, die er empfand, und Ermunterung bey den Schwierigkeiten, mit welchen er zu kämpfen hatte. Aber alle Erwartungen, welche er nåhrte, alle Hoffnungen, welche er aufferte, hatten eine eigenthümliche Beschaffenheit; fie standen insgesammt mit den heiligen Endzwe den in Verbindung, zu deren Erreichung er er

[ocr errors]

schienen war; sie waren ganz und ohne Ausnahme religiós und fromm. Denn daß es nicht ein langes glückliches Leben, daß es nicht sinnlicher Genuß, daß es nicht Reichthum und Ehre, daß es nicht Güter der Erde waren, was er er wartete, wovon er sprach, worauf er rechnete, womit er sich tröstete, wisset ihr Alle; wer den Grundsak hat, er sey nicht gekommen, sich dienen zu lassen, sondern selbst zu dienen, und sein Leben zu einer Erlösung für Viele zu geben, hat auf das, was man gewöhnlich für wünschenswerth hält, Verzicht geleistet. Dagegen sieht Jesus ein Himmelreich auf Erden entstehen, das durch keine Gewalt des Bösen gehindert und unterdrückt werden kann; sieht dieses Himmelreich mit groffer Schnel ligkeit sich erweitern, und alle Völker der Erde umfaffen; sieht eine Zeit kommen, wo die wahrhaftigen Anbeter Gottes den Vater im Geist und in der Wahrheit anbeten werden; sieht die glückliche Gemeine, welche er stiften wollte, auf einen Felsen gegründet, wo die Pforten der Hölle sie nicht überwältigen werden; sieht einer Verklärung, einer Herrlichkeit entgegen, wo es ihm möglich seyn wird, den Seinigen das ewige Leben zu geben, er hat keinen andern Wunsch, er kennt Feine andere Hoffnung, als die Vollendung der grossen Rathschlüsse Gottes, als das Gelingen des Werkes, das ihm der Water gegeben hat, als die Erlösung, als die Erleuchtung, Besserung und Beglückung unsers Geschlechts durch eine Aufopferung und Vermittlung.

Ich brauche es euch nicht bemerklich zu machen, M. 3., wie sehr sich diese Hoffnungen von

Denen unterscheiden, die wir so gerne nåhren, an welchen unser schwaches Herz oft mit der größten Sehnsucht hängt. Wollen wir die Wahrheit ge stehen, so haben unsre liebsten Hoffnungen mit der Religion, mit der Sache der Wahrheit, des Rechts und der Tugend, mit dem Werke Gottes und Christi, wenig oder nichts zu thun. In un frer Jugend find sie ein Zauberspiel lieblicher Traume; wir erwarten, von einer feurigen Einbildungskraft bethört, alles, was die erwachenden Neigungen unsers Herzens wünschen; es giebt Fein Gut der Erde, fein Vergnügen der Sinne, Feinen Genuß, auf welchen wir nicht Anspruch machten. Freylich werden wir in unsern Hoffnun gen bescheidner, je långer wir leben; eine Menge der vorigen Träume verschwindet, und wir lernen uns immer mehr auf einige wenige Erwartungen. beschränken. Aber der Inhalt, der Sinn und die Richtung dieser Erwartungen bleiben gewöhn lich einerley; es sind die Angelegenheiten unsrer Sinnlichkeit, unsers Eigennußes und unsers Ehr. geißes, womit sich unsre Hoffnungen beschäftigen; wir dürfen uns derselben nur bewußt werden, dür fen nur prüfen, woran unserm Herzen das Meiste liegt, und womit wir die Zukunft am liebsten erfüllen, um

der es gewahr zu werden, wie sehr wir an

der Erde hången, wie weit Jesus, ser Herr, auch in diesem Stück über uns erhaben war.

Aber um so nöthiger ist es, daß wir sein heiliges Vorbild auch hier ins Auge fassen, daß wir uns beeifern, gesinnt zu werden, und hoffen zu lernen, wie er. Und trügt mich nicht alles, M. Br., so sind uns fromme, religiöse Hoffnun gen vornåmlich darum so fremde, wir sind vor

[ocr errors]

nåmlich darum so wenig darauf bedacht, sie unferm Herzen eigen zu machen, und unsre übrigen Erwartungen gleichsam dadurch zu heiligen, weil wir sie nicht genug kennen, weil wir von dem unschäzbaren Werth, der ihnen nicht abgesprochen werden kann, gar keinen Begriff haben. Laffec mich diese Stunde, lasset mich die Veranlassung, welche mir das heutige Evangelium giebt, dazu anwenden, M. Br., diesen Werth ins Licht zu seßen, euch zu zeigen, wie ehrenvoll für die Verfaffung unsers Geistes, wie wichtig für die Ausübung des Guten, wie wohlthätig für unser bekümmertes Herz fromme Hoffnungen sind, wie wenig wir sie entbehren können, wenn wir gesinnet seyn, und wirken, und siegen wollen, wie Jefus. Aber gelobet, gelobet fey Gott und ber Vater unsers Herrn Jesu Chrifti, her uns nach seiner grossen Barm herzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Chrifti von den Todten, Er belebe fie in uns diese Hoffnung; er erhebe uns durch sie über alles, was seiner himmlischen Berufung in Christo Jesu unwürdig ist, und starke uns durch die Kraft desselben zu einer frohen und standhaften Nachfolge feines Sohnes, darum bitten und flehen wir in stiller Undacht.

Evangelium: Matth. VIII. v. 1—13.

Dieß ist also eine von jenen merkwürdigen Begebenheiten des Lebens Jefu, M. 3., bey wel chen seine Hoffnungen laut wurden, bey welchen er unverholen åufferte, was er erwarte, und an welchen Aussichten er sich erquicke. Das Betra gen des edeln Römers, welchen er vor sich hatte;

« السابقةمتابعة »