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die Gesinnungen eines menschenfreundlichen Wohl. wollens, welche dieser Mann gegen seinen leidenden Sklaven äusserte; das demüthige und doch feste Vertrauen, mit welchem er Hülfe bey Jesu suchte, und das ihn von den anmassenden und doch mißtrauischen Juden so vortheilhaft unterschied: alle diese Dinge weckten sehr natürlich Die Vorstellung bey Jesu, daß es auch auffer Israel Menschen gebe, die einer höhern Bildung fähig seyen, denen man nur zu Hülfe kommen dürfe, um sie zu würdigen und glücklichen Bürgern des Reiches Gottes auf Erden zu machen. Aber nun bricht sie auch hervor, nun bleibt sie nicht långer in seiner Brust verschlossen, die groffe, frohe, lebendige Hoffnung, die ihn befeelte, die ihn aufrichtete, wenn es schien, seine Anstrengungen seyen vergeblich, die zu einer unerschütterlichen Gewißheit bey ihm geworden war; ich sage euch, ruft er aus, Viele werden kommen vom Morgen und vom Abend, und mit Abraham und Isaak und Jakob zu Tische sizen im Himmelreich. Auf den Sinn und die Beschaffenheit dieser Hoffnung darf ich euch nicht erst aufmerksam machen; sie ist fromm, das fållt in die Augen; sie steht mit der groffen, heiligen Sache, die Jesus befördern sollte, in der genauesten Verbindung; sie betrifft die Verbreitung des Evangelii unter den Heiden, und in allen Låne dern der Erde; sie enthält die Vorstellung des Heils und der Seligkeit, welche so vielen Unglücklichen, die noch nichts von Gott wuß ten, durch das Evangelium zu Theil werden follte. Ich habe es schon bemerkt, andre Hoff nungen, als solche, hat Jesus nie geåussert; alle

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Erwartungen, welche er nåhrte, waren fromm, und bezogen sich auf die Rathschlüsse Gottes; er thut nie einen Blick in die Zukunft, ohne et was in derselben zu sehen, was mit dem groffen Werke Gottes, und der Wohlfahrt unsers Geschlechts, die er bewirken sollte, zusammen hieng. Gesinnet, wie Er, sind wir also nicht eher, als bis auch wir fromme Hoffnungen faffen, als bis wir unsern Erwartungen eine Richtung geben lernen, die sie über das Jrdische und Sinnliche erhebt. Wir können auch wirklich uns selbst feine größre Wohlthat erzeigen, M. Z., als wenn wir unsre Hoffnungen so zu verbessern und zu heiligen suchen; und ich werde, um euch dieß anschaulich und begreiflich zu machen, dießmal von dem unschåßbaren Werthe frommer Hoffnungen ausführlicher sprechen.

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Ich glaube nicht mißverstanden zu werden, M. 3., wenn ich von frommen Hoffnungen rede. Fromm ist nämlich eine Hoffnung dann, wenn ihr Gegenstand, wenn das, was von uns erwartet wird, nicht zu den gemeinen Angelegen= heiten des irdischen Lebens, fondern zu den Angelegenheiten der Religion gehört; wenn sie also die Wohlthaten, die uns durch Chriftum zu Theil werden sollen, wenn sie die Erhaltung, Verbreitung und Wirksamkeit des Evangelii auf Erden, wenn sie die Erleuchtung, Besserung und Begluckung unsers Geschlechts durch wahre Erkenntniß. und Verehrung Gottes betrifft. Solche Hoff. nungen unterscheiden sich ganz von den Traus men der Schwärmerey. Es ist wahr, die Schwärmerey hat ihren Einfällen, ihren unbescheidnen Forderungen, ihren fühnen ausschwei

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fenden Prophezeihungen nicht selten den Schein frommer Hoffnungen gegeben, und das Geistliche mit dem Leiblichen, das Jrdische mit dem Himm lischen, ihre fleischlichen Erwartungen mit höhern Aussichten auf eine so seltsame Art gemischt, daß fie oft genug auch gutmeinende Gemüther bethört und irre geleitet hat. Aber wir werden gegen ihren Einfluß auf immer verwahrt seyn, wenn wir nie vergessen, daß sich fromme Hoffnungen nicht blos auf die Angelegenheiten der Religion beziehen, sondern sich auch auf ihre Verheiß fungen gründen, daß sie nur dann rechter Art sind, wenn sie eine Zusage Gottes für sich haben. Sind wir nämlich durch die Aussprüche unfrer Vernunft und unsers Gewissens, sind wir durch flare und unzweydeutige Stellen der Schrift berechtigt, etwas zu erwarten, das den Einfluß der Religion auf uns und Andre, das ihre Wohl. thaten und fünftigen Schicksale betrifft; so fonnen wir darauf rechnen, es ist kein Blendwerk der Schwärmeren, was uns beschäftigt, es ist die Kraft einer wohlgegründeten, frommen Hoffnung, was wir empfinden. Solche Hoffnungen werden sich dann auch durch ihre Lebhaftigkeit, auszeichnen. Denn da fie fein eigensinniges Sehnen, kein schüchternes Wünschen, kein grundloses Vermuthen sind, sondern auf richtige Be weise und auf ausdrückliche Verheissungen Gottes sich stüßen: so können sie nicht schwankend und unwirksam bleiben; so werden sie dem Herzen eine wohlthätige Wärme ertheilen, die sich bey jeder Gelegenheit auffern muß; so werden sie sich zu weilen zu einer Freudigkeit, zu einer Zuversicht erheben, die gleichsam schon vor sich sieht, was erst fünftig wirklich werden soll,

Ist aber dieß die wahre Natur und Beschaffenheit frommer Hoffnungen: so läßt sich ihr unschäßbarer Werth unmöglich verkennen. Sie haben nämlich theils als Merkmale; theils als Antriebe; theils als Trostungen eine Wichtigkeit für uns, die sich unmöglich berechnen läßt. Es wird nicht schwer fallen, dieß unwidersprechlich darzuthun.

Daß unsre Hoffnungen sehr bezeichnend für unsre Denkungsart sind, und als Merkmale derselben eine ganz besondere Aufmerksamkeit verdienen, darf ich als bekannt voraussehen. Hier zeigt sich aber der Werth from= mer Hoffnungen fogleich in einem sehr vortheilhaften Licht. Schon als Merkmale müssen fie uns nåmlich unaussprechlich wichtig seyn, und zwar aus einem doppelten Grunde; sie sind die sichern Kennzeichen einer ernsthaften Richtung, und eines wirksamen Glau bens.

Entschuldiget euch, wie ihr wollet; schmeichelt euch selbst, so viel ihr könnet; suchet alles auf, euch über euren Gemüthszustand zu beruhigen, oder vielmehr zu verblenden: eine ernsthafte Richtung, eine Verfassung, wie sie eines vernünftigen Geschöpfs, das seiner Bestim mung eingedenk ist, wie sie eines Christen, der feinen Beruf kennt, würdig ist, wird euch kein Kenner des menschlichen Herzens, wird euch kein unparthenischer Beurtheiler zugestehen, wenn es euch an frommen Hoffnungen fehlet, wenn ihr folche Erwartungen weder habt, noch haben wollet. Denn sind es lauter Wünsche der Sinnlich

keit, was euch beschäftigt; ist euch blos darum zu thun, die Entwürfe gelingen zu sehen, die ihr für euer eignes Glück und für das Glück der Eu rigen gemacht habt; seyð ihr vollkommen zufries den, wenn euch die Zukunft nur die Genüsse gewährt, nach welchen ihr lüstern seyd, nur die Vortheile zuführt, die ihr suchet, nur die Ehre, die Macht und den Einfluß verschafft, nach welchem ihr trachtet; fällt es euch gar nicht bey, an etwas Höheres zu denken, euch der Gnade Got tes und eines erwünschten Verhältnisses mit ihm zu versichern, auf einen Sieg der guten Sache, der Wahrheit und des Rechts, des Glaubens an Gott und des Evangelii Jesu zu hoffen; ist Ers leuchtung und Besserung, ist Erweiterung des Reiches Gottes und Christi, ist die wahre Vollkommenheit unsers Geschlechts und der glückliche Fortschritt desselben in allem Guten von eurer Erwartung völlig ausgeschlossen: was soll man dann von euch denken; wo foll man die Richtung, die Erhebung, den edlen Schwung, den ihr als vernünftige Wesen, und als Bekenner Jesu zeigen follet, bey euch suchen? Ist es nicht offenbar, daß ihr gerade die wichtigsten Dinge, gerade das, was uns über alles gehen soll, noch gar nicht kennet; daß das, was den Sohn Gottes vom Himmel auf die Erde gezogen hat, was das Ziel aller seiner Bestrebungen gewesen ist, wofür er gelebt, gewirkt, und sein Blut vergossen hat, euch noch gar nicht rührt? Wohl euch dagegen, wenn es euch klar geworden ist, daß es etwas Wünschenswertheres giebt, als Freuden der Sinne und Güter der Erde; wenn sich im Umfang eurer Erwartungen Hoffnungen finden, welche die Be dürfniffe eures Geistes und Herzens betreffen;

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