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lich beym Eintritt in ein neues Jahr den Zwang der Pflicht darum, weil er höchst wohlthätig für unfre Würde; für unsre Geschäftigkeit; für unsre Zufriedenheitz und für das gemeine Beste ist. Höret mich unparthenisch, und eure Vernunft, euer Gewissen mögen den Ausspruch selber thun.

Schon unsrer Würde wegen haben wir Ursache, beym Eintritt in ein neues Jahr den Zwang der Pflicht zu segnen; nichts kann mehr beytragen, diese Würde zu sichern und zu erhöhen, als er. Denn er hålt uns von allem zurück, was uns entehrt, und nóthigt uns zu allem, was wahren Chriften geziemt.

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Groffen, mannichfaltigen, zum Theil über raschenden und hinreissenden Gefahren, die Würde zu verlieren, welche wir als freye, vérnünftige Geschöpfe, und als Bekenner dessen, der das Ebenbild des unsichtbaren Gottes war, behaupten sollen, gehen wir entgegen, M. 3., wenn wir ein neues Jahr antreten; wie oft werden unsre Neigungen und Lüfte in demselben gereizt und em pórt werden; wie oft werden wir uns bey den Anstrengungen und Geschäften desselben aufgelegt fühlen, nachzulassen, und dem Hange zur Trågheit und zum Müssiggange zu folgen; wie off werden wir bey den Zerstreuungen, in die es uns stürzen wird, im Begriff seyn, uns zu vergessen, und unbesonnen zu handeln; wie leicht können die Verlegenheiten und Leiden, die es für uns herbenführen wird, unsern Muth niederschlagen, und uns zu Hülfsmitteln greifen lassen, der wir

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uns schämen müffen! Kein Tag unsers Lebens geht ja vorüber, wo wir nicht Gelegenheit fanden, uns selbst zu erniedrigen; wo wir nicht ver anlaßt würden, bem Ungestům mächtiger Triebe nachzugeben, und als unedle, thierische Wesen zu handeln; und ihr dürfet nur zurückdenken an die Fehler, die ihr bereits gemacht habt, und an die Ausschweifungen, mit welchen so mancher unter euch sein bisheriges Leben befleckt haben mag, um euch von den Versuchungen zu überzeugen, die euch im neuen Jahre bevorstehen, um es einzusehen, daß ihr eines ernstlichen Er innerers, und eines mächtigen Schußes bedürfet, wenn dieses Jahr nicht ein Jahr der Schmach und einer tiefen Erniedrigung für euch werden foll. Im Zwange der Pflicht habt ihr. biesen Erinnerer voll Nachdruck und Ernst; M. 3., durch ihn ist euch der måchtige Schuß bereitet, der euch gegen alles beschir men wird, was euch entehren könnte. Nichts ist eines vernünftigen Geschöpfs, nichts ist eines Christen unwürdiger, als thierische Sinnlichkeit, als jede Art der Wollüft und Schwelgeren; die Stimme der Pflicht wird euch warnen, so oft ihr euch im neuen Jahre dem verführerischen Reiß der Sinnlichkeit überlassen wollet. Nichts verträgt sich weniger mit dem Beruf eines thas tigen Wesens und eines Christen voll Eifers und Liebe, als Müssiggang und Trägheit, als eine Vernachlässigung dessen, was uns aufgetragen ist, es bestehe, worin es wolle; die Stimme der Pflicht wird euch empfindlich tadeln, und fråftig antreiben, wenn ihr im neuen Jahre nicht leisten wollet, was euch geziemt. Nichts widerspricht der Würde eines edlen über das Sinn.

liche erhabnen Wesens, und dem großmüthigen Wohlwollen eines Christen mehr, als Eigennut, als jene Habsucht, die überall nur auf sichren Vortheil sieht, und alles blos ihres Gewinns, ihrer Ehre, ihres Vergnügens wegen thut; die Stimme der Pflicht wird laut wider euch zeugen, wird euch auf das Entscheidendste verurtheilen, wenn ihr euch im neuen Jahre so entehren, und euch Eingriffe in die Rechte eurer Brüder erlauben wollet. Nichts ist mit dem Adel und der Erhebung eines vernünftigen, zum Bilde Gottes ge= schaffenen Wesens, nichts mit der frommen Rich tung und dem hohen Sinn eines Christen we niger vereinbar, als jene Gleichgültigkeit gegen Gott und seine Verehrung, als jene Fühllosig Feit gegen alles, was über die Sinne hinausreicht, als jene Gottesvergessenheit, die immer mehr überhand nimmt; die Stimme der Pflicht wird euch machtig erschüttern, wird euch den Gedanken an einen heiligen Gesetzgeber und gerech)ten Richter gleichsam mit Gewalt aufdringen, wenn ihr im neuen Jahre unglücklich genug seyn solltet, von dem irreligiösen Geiste der Zeiten ergriffen zu werden. Ist es so leicht, M. Br., fich zu vergessen, sind die Gelegenheiten, die Veranlassungen, die Reißungen, wo wir uns auf das Traurigste erniedrigen können, so zahlreich und verführerisch: sollen wir beym Eintritt in einen Zeitraum, wo es uns an solchen Gefahren gewiß nicht fehlen wird, einen Zwang, der uns unaufhörlich erinnert und begleitet, der uns måchtig zurückhalten und retten kann, nicht mit Freu-, den fegnen, ihn nicht für die größte Wohlthat halten, die uns unter solchen Umständen erzeigt werden könnte?

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Zumal da er uns noch überdieß zu allem nöthigt, was wahren Christen geziemt. Denn damit sind wir vor dem Richterstuhle der Pflicht in unserm Innern noch nicht gerechtfer tigt, wenn wir uns darauf berufen können, nichts Unwürdiges gethan, uns durch keine Ausschweifung entehrt zu haben; ihre Forderungen gehen viel weiter; wir sollen nicht blos unterlassen, was sich nicht geziemt; wir sollen auch alles wer den, alles leisten, alles erstreben, wozu wir durch die Einrichtung unsers Wesens berufen, vers pflichtet und fähig gemacht sind; sie weiset uns kein geringeres Vorbild. an, als das Beyspiel dessen, der heilig, unschuldig, unbefleckt und von den Sündern abgesondert war; sie steckt uns kein niedrigeres Ziel, als die Voll kommenheit

mel. Welcherners Vaters im Him

Eifer wird sich in euch regen, M. Br.; in welche Thätigkeit werden alle eure Kräfte gerathen; welche Begeisterung für alles, was wahr, und gut, und recht, und edel, und groß ist, werdet ihr fühlen; mit welchen Handlungen der Gerechtigkeit, des Wohlwollens, der Standhaftigkeit und der Uneigennüßigkeit wer det ihr das neue Jahr bezeichnen und verherr lichen, wenn ihr ihn erkennet, wenn ihr ihn eh. ret, wenn ihr ihm folget, jenem wohlthätigen 3wang, mit welchem die Pflicht euch in Bewe gung sezt, wenn ihr das heilige Ziel stets ver Augen habt, das sie euch vorhält! Nein, dann wird es euch nicht genug seyn, in eurer Besserung nur kleine Fortschritte zu thun; ihr werdet mit jedem Tage des neuen Jahres zu wachsen und zuzunehmen trachten in allem, was wohl. gefällig vor Gott ist. Dann wird es euch nicht

genug seyn, in euren Verhältnissen, in eurem Stande, in eurem Beruf und Umte nur so viel zu leisten, als ihr gerade müsset, als man mit Fug und Recht von euch fordern kann; ihr werdet alles thun, was in eurer Macht ist, und im neuen Jahre tåglich reicher zu werden suchen an guten Werken. Dann wird es euch nicht genug feyn, nur aufferlich gut zu scheinen, und in eu rem Innern den Einfluß niedriger Neigungen und eigennüßiger Rücksichten zu dulden; nein, reines Herzens zu seyn, um Gottes und des Gewissens willen Recht zu thun; von der Liebe Christi bey allem gedrungen zu werden, was ihr verrichtet, das wird euer Bestreben im neuen Jahre seyn; ihr werdet es mit euch selbst immer genauer nehmen lernen. Dann wird es euch endlich nicht genug seyn, es bis zu einer gewissen Vollkommenheit zu bringen, und dann still zu stehen; ein Drang, der nie aufhört, ein Sporn, der nie stumpf wird, ist der Zwang der Pflicht; es wird euch beym Gefühle desselben immer klå rer werden, wie unendlich weit ihr noch von eurem Ziel entfernt seyd; ihr werdet mit dem Apostel sagen: nicht daß ichs schon ergriffen håtte oder schon vollkommen sey; ich jage ihm aber nach, ob ichs auch ergrei fen möchte, nachdem ich von Christo Jefu ergriffen bin. Wichtiger, M. Br., kann und soll uns nichts auf Erden seyn, als die Würde, die wir als vernünftige Geschöpfe Got tes, und als Bekenner Jesu behaupten sollen; wir haben alles verloren, wenn wir sie verloren haben; wir haben alles gewonnen, wenn es uns gelungen ist, fie zu erhalten und zu erhöhen. Sollen wir also beym Eintritt in einen Zeitraum,

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