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In dieser Welt ich leben Ist mirs nit grösser Spott,

Seel.

Wa herrscht ein andrer Herr,

Dass du ehrst für dein Gott,

muss,

Ehr, Gelt, vnd die bös Rott.

Seel.

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Zu meinen Feinden gwendt,

Ach nit, das wer ein böse
Sach,

Fürthin mich massen 5) will,
Mein armes Fleisch, das ist so
schwach,
Dass ich diss lieb zu vil,
Drumb mein Hertz öffne ich,
Zeuch ein Herr gnädiglich,
Treib auss, was wider dich.

Christus.

Nit denck dass Ich dir kan") mit Pracht,

Mein schmuck ist Creutz vnd schmach,

Dein Frewd zur Höllen rendt.3) Bey mir wirstu nur sein ver

Seel.

Tracht ich dann nicht nach
deiner Ehr,

So hast zu klagen wol,
All Ketzerey von mir ist ferr,
Mein Mund dir betten 4) soll,
Doch bitt ich mir verzeich,
Dass ich den Leuten gleich,
Vnd doch von dir nit weich.

Christus.

acht,

Dass jedermann dein lach,
Jedoch biss wol gemut,
Sey still in meiner hut,
Ich bring dirs höchste gut.

Seel.

Adi O Welt vnd Fleisches
Rhu,

Ich hab das gut erwehlt,
Nun zeuch ich all mein Thür-
lin zu,

Ich eyffer zsehr, vnd nit Forthin mirs nimmer fehlt,

vertrag,

Dass du liebst Andre mehr,
Alda ich auch nit bleiben mag,

Dir Christ ich nun allein,
Einraum das Hertze mein,
Dein vnd mein Will sey Ein.

1) angenommen. 2) abgekehrt. 3) rennet. 4) zu dir beten. 5) mässigen. 6) mich auf Pracht verstehe.

Friedrich Spee von Langenfeld.

1592-1635.

Geboren 1592 zu Kaiserswörth am Rhein. Er trat früh in den Jesuitenorden zu Cöln und starb zu Trier 1635 an einer Krankheit, die er sich bei der Pflege kranker Soldaten zugezogen. Er schrieb zuerst gegen das Verbrennen der Hexen. Am bekanntesten ist seine «Trutz-Nachtigall » (Coln 1649), eine Sammlung inniger, nur oft zu zärtlicher, geistlicher Lieder. In der Vorrede sagt er: «Trutz Nachtigal wird diss Büchlein genandt, weiln es trutz allen Nachtigalen süss, vnnd lieblich singet, vnnd zwar auffrichtig Poetisch: also dass es sich auch wol bey sehr guten Lateinischen vnnd anderen Poeten dörfft hören lassen. Dass aber nicht allein in Lateinischer sprach, sondern auch sogar in der Teutschen man recht gut Poetisch reden vnnd dichten könne, wird man gleich auss diesem Büchlein abnehmen mögen, vnd mercken, dass es nicht an der sprach, sondern vielmehr an den personen, so es einmal auch in der Teutschen sprach wagen dörfften, gemanglet habe. Derohalben hab ich solchen zu helffen vnderstanden, vnd befliessen mich zu einer recht lieblichen Teutschen Poetica die baan zu zeigen.»

In grosser meng
Sie mit gedreng

Liebgesang der Gesponss Jesu, im anfang der Sommerzeit.
Der trübe winter ist fürbey,
Die Kranich widerkehren;
Nun reget sich der Vogel
schrey,

Die Nester sich vermehren:
Laub mit gemach

Nun schleicht an tag 1);

Die blümlein sich nun melden.
Wie Schlänglein krumb
Gehn lächlend vmb

Die bächlein kühl in Wälden.

Wie pfeil von Felsen ziehleu;
Bald rauschens 2) her,
Nit ohn gepleer 3),

Vnd mit den steinlein spielen.
Die jägerin Diana stoltz,
Auch wald- vnd wasser-Nym-
phen,

Nun wieder frisch in grünem
holtz

Der brünnlein klar vnd quel- Gahn spielen, schertz- vnd

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Nur ich, O JESV, bin allein Mit stätem leyd vmbgeben; Nur ich muss nur in schmertzen sein,

Weil nit bey dir mag leben,
O stäte klag!

O wehrend) plag!

Wie lang bleib ich gescheiden?
Von grossem wee,
Dass dich nit seh,

Mir kombt so schwäres leiden. Nichts schmäcket mir auff gantzer welt,

Als JESV lieb alleine: Noch spiel, noch schertz mir je gefelt,

Biss lang) nur Er erscheine: Vnd zwar 10) nun frey

Mit starckem schrey

Ruff im so manche stunden.
Doch nie kein tritt,

Sich nahet nit;

Solt michs nit hart verwun

den?

Was nutzet mir dan schöne

zeit?

Spatziren Laut- vnd Geigen. Was glantz, vnd schein der

Wo man nur schawt, fast alle Welt

Zun frewden sich thut rüsten:

Sonnen?

Wass Bäum gar lieblich auss

gebreit?

Zum schertzen alles ist gestelt, Wass klang der klaren Bron

Schwebt alles fast in lüsten.

Nur ich allein,

Ich leide pein,

Ohn end ich werd gequeelet,

Seit ich mit dir,

Vnd du mit mir,

O JEsu, dich vermählet.

1) auf marmorglatten Strassen.
5) lässt.

nen?

Wass Athem lind

Der kühlen wind?

Wass Bächlein krum geleitet? Wass edler Mey,

Wass vogelschrey?

Wass Felder grün gespreitet?

3) Ast.

2) alle Jünglinge. 6) als ob er. 7) spatzieren gehn. 10) wahrlich.

4) bereichern.
8) immerwährend. 9) so lange bis.

Y

Wass hilfft all frewd, all

spil, vnd schertz?

All trost, vnd lust auff Erden?
Ohn jhn ich bin doch gar in
schmertz,

In leyd vnd in beschwerden.
Gross hertzen band 1)
Mich tödt zuhandt,
Weil JESV dich nit finde;
Drumb nur ich wein,
Vnd heul, vnd grein,
Vnd seufftzer blas 2) in winde.
Ade du schöne Frühlings-
zeit,

Ihr felder, wäld, vnd wisen,
Laub, grass, vnd blümlein
new gekleid,

Mit süssem taw berisen: 3)

Ihr wässer klar,
Erd, himmel gar,

Ihr pfeil der gülden Sonnen;
Nur pein vnd qual,
Bey mir zumabl
Hat vberhandt gewonnen.

Ach JESU, JESU, trewer
heldt,
Wie kränckest mich so sehre!
Bin je doch hart, vnd hart
gequeelt;

Ach nit mich so beschwere.
Ja wiltu sehn,

All pein vnd peen+)
Im augenblick vergangen?
Mein augen beid,
Nur führ zur weid,

Auff dein so schöne Wangen.

Julius Wilhelm Zincgref.

1591-1635.

Geboren 1591 zu Heidelberg, woselbst er studirte. Er reiste später in der Schweiz, Frankreich, England und den Niederlanden, und kehrte 1615 nach Heidelberg zurück. Er litt viel von den Schrecknissen des Dreissigjährigen Krieges, floh von Ort zu Ort, und starb 1635 an der Pest in St. Goar. Er war ein Freund von Opitz, und gab 1624 zuerst dessen Gedichte heraus.

DRumb gehet dapffer an, Ihr meine Kriegsgenossen,
Schlagt ritterlich darein; ewr Leben unverdrossen

Vors 5) Vatterlandt uffsetzt 6), von dem ihr solches auch
Zuvor empfangen habt, das ist der Tugent Brauch.
Ewr Hertz und Augen last mit Eiferflammen brennen,
Keiner vom andern sich menschlich Gewalt lass trennen,
Keiner den anderen durch Kleinmuth ja erschreck,
Noch durch sein flucht im Hör ein unordnung erweck.
Kan er nit fechten mehr, er doch mit seiner Stimme,
Kan er nit ruffen mehr, mit seiner Augen Grimme

1) Herzbeklemmung.

4) Pönitenz.

2) blasse Seufzer. 5) für das. 6) einsetzen.

3) berieselt.

Den Feinden Abbruch thue, in seinem Heldenmuth
Nur wünschendt, dass er thewr verkauffen mög sein Blut.
Ein ieder sey bedacht, wie er das Lob erwerbe,
Dass er in Mannlicher postur und stellung sterbe,
An seinen orth besteh fest mit den Füssen sein,
Und beiss die Zähn zusamm und beide lefftzen 1) ein:
Dass seine Wunden sich Lobwirdig all befinden
Davornen uff der Brust, und keine nicht dahinden,

Dass ihn der Tode selbst auch in dem Tode zier,
Und man inn seim Gesicht sein Ernst noch leben spür.
So muss, wer Tyranney geübriget 2) will leben,
Er seines Lebens sich freywillig vor begeben,

Wer nur dess Todts begert, wer nur frisch geht anhin,
Der hat den Sieg, und dann das Leben zu gewin.

Friedrich von Logau.

1604-1655.

Geboren 1604 in Schlesien. Er war Rath des Herzogs von Brieg und Liegnitz, und Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft. Er starb 1655 zu Liegnitz. Er ist ausgezeichnet als Satyriker und Epigrammatiker. Lessing machte von Neuem auf seine Gedichte aufmerksam.

I. Von meinen Reimen.

Sind meine Reime gleich nicht alle gut vnd richtig,
So sind die Leser auch nicht alle gleich vnd tüchtig.

II. An mein Vaterlich Gut, so ich drey Jahr nicht gesehen.
Glück zu du ödes Feld! Glück zu ihr wüsten Auen,

Die ich, wann ich euch seh, mit Threnen muss betauen
Weil jhr nicht mehr seyd jhr: so gar hat euren Stand
Der freche Mord-Gott Mars grundauss herum gewand!
Seyd aber doch gegrüst, seyd dennoch fürgesetzet
Dem allem, was die Stat für schön vnd köstlich schätzet!
Ihr wart mir lieb, jhr seyd, jhr bleibt mir lieb vnd werth,
Ich bin, ob jhr verkehrt, noch dennoch nicht verkehrt.
Ich bin, der ich war vor: Ob jhr seyd sehr vernichtet,
So bleib ich dennoch euch zu voller Gunst verpflichtet,

1) Lippen. 2) befreit von, überhoben.

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