صور الصفحة
PDF
النشر الإلكتروني

Barthold Heinrich Brockes.
1680-1747.

Brockes gehört noch in die Zeit vor dem GottschedBodmer'schen Streite. Er war der Sohn eines reichen Kaufmanns in Hamburg, hatte in Halle Jura studirt, dann Italien, die Schweiz und die Niederlande bereist, und wurde später Senator zu Hamburg. Seine Gedichte zeichnen sich durch lebendige Naturschilderung aus, die nur oft zu sehr sich im Einzelnen verliert. Am bekanntesten ist sein «Irdisches Vergnügen in Gott.»>

Frühe Knospen an einem Birn-Baum.

EIn Birn-Baum von sehr früher Art

Zeigt' allbereits im Mertz die Knospen seiner Blüthe.
Diess trächtige Gewächs, das noch so zart,

Beschaut' ich mit betrachtendem Gemüthe,

Und ward mit reiner Lust erfüllt,

Als ich nicht nur die zarte Zierlichkeit
Der Knospen selbst, die Vollenkommenheit
Der Blätter, die sie eingehüllt,
Die kleinen Knoten mit fünf Spitzen,
Worinn die zarten Blumen sitzen,

Samt ihren schlancken Stielen, sahe,

Nein gar, wie jeden Theil ein zartes Pelz-Werck schmückte Von weissen Zäserchen, vor Lust erstaunt erblickte;

So dass mir diess mit weiss gemischte Grün

Durch einen geistigen Verstand

Und mehr von unsichtbarer Hand

Gebildet, als gewachsen, schien.

Wodurch ich denn gerührt von GOttes Macht und Liebe

Zu Seiner Ehr' und meinem Troste schriebe:

Du Allmachts-voller GOtt, der Du so wunderbar

In jeder Creatur, in allen Deinen Wercken

Macht, Lieb' und Weisheit lässest mercken,

Der Du so gar

In weissem Sammt, in weicher Seiden

Die frühe Blüth des Birn-Baums pfleg'st zu kleiden,
Um für ihm drohenden Gefahren

Des späten Frosts sie zu bewahren;

Ach warum soll denn ich mit kindlichem Vertrauen

Auf deine Lieb' und Vater-Treu nicht bauen,

In fester Zuversicht, Du werdest hier im Leben
Den'n meinigen und mir leicht Kost und Kleider geben.

Johann Christian Günther.

1695-1723.

Ein Dichter von grossen Anlagen, kräftig, eigenthümlich und blendend in seiner Sprache, der aber früh in wildem Leben zu Grunde ging.

Buss-Gedancken.

MEin GOtt! wo ist denn schon der Lentz von meinen Jahren So still, so unvermerckt, so zeitig hingefahren?

So schnell fleucht nimmermehr ein Segel durch das Meer,
So flüchtig dringt wohl kaum ein heysses Bley zum Ziele,
Es dünckt mich ja noch gut der ersten Kinder-Spiele:
Wo kommt denn aber schon des Cörpers Schwachheit her?
Mein Alter ist ja erst der Anfang recht zu leben,

In dem mir Raum und Zeit noch manchen Schertz kan geben.
Wie? überspringt diss nun die Staffeln der Natur?
Mein Geist, der wie die Glut in fetten Cedern brannte,
Verdruss und Traurigkeit aus allen Winckeln bannte,
Und wie der Blitz bey Nacht aus Mund und Antlitz fuhr.
Ich hatte von Geburt viel Ansehn auf der Erden,
Nach meiner Väter Art ein starcker Geist zu werden,
Der Eltern kluge Gunst erzog Gemüth und Leib

Durch Uebung, Schweiss und Kunst zu wichtigen Geschäfften,
Was andern sauer ward, das war schon meinen Kräften
Ein lustiges Bemühn und froher Zeit-Vertreib.

Kein Eckel, keine Furcht, kein abergläubig Schrecken Vermochte mir das Hertz mit Unruh anzustecken.

Die Glieder fluchten nicht auf Hitze, Frost und Stein,
Verfolgung, Mangel, Hass, Neid, Lügen, Schimpf und Zancken
Erstickten mir keinmal den Ehrgeitz der Gedanken,
Der Welt durch Wissenschafft ein nützlich Glied zu seyn.
Ich sah mich als ein Kind den Wahrheits-Trieb schon leiten,
Ich schwatzte durch die Nacht bey Schriften alter Zeiten,
Die Musen nahmen mich der Mutter von der Hand,
Ich lernte nach und nach den Werth des Maro schätzen,
Und frass fast vor Begier, was Wolff und Leibnitz setzen,
Bey welchen ich den Kern der frommen Weissheit fand.

Dabey verschmäht ich auch kein äusserlich Vergnügen, Die Liebe wusste mich recht künstlich zu besiegen,

So bald Anacreon in meinen Zunder bliess;

Ich dacht, es zöge mich nur bloss ein nettes Singen
Und war doch in der That ein zärtliches Bezwingen
Der süssen Eitelkeit, die ihre Macht bewiess.

Bey vielem Aergerniss und unter allen Sorgen,
Die mir noch ziemlich jung den Abend wie den Morgen
Mit Drohung und Gefahr empfindlich zugesatzt,

Verdarb ich gleichwohl nicht Gesellschaft, Schertz und Kussen;
Und manch vertrauter Freund wird oft noch sagen müssen,
Wie freudig ihm mein Trost die Grillen ausgeschwatzt.
Allein es ändert sich die Scene meines Lebens.
Ach GOtt! wie ist es jetzt mit mir so gar vergebens!
Was seh ich zwischen mir und dir für Unterscheid:
Mein junges Feld-Geschrey bringt stumme Klage-Lieder,
Es keimt, es gährt bereits durch alle meine Glieder
Der Saame und das Gift geerbter Sterblichkeit.

Die Geister sind verraucht, die Nerven leer und trocken,
Die Luft will in der Brust, das Blut in Adern stocken,
Das Auge thränt und zieht die scharfen Strahlen ein.
Das Ohr klingt fort und für und läutet mir zu Grabe,
Und da ich überall viel Todes - Zeichen habe,
So zagt dabey mein Hertz in ungemeiner Pein.

Nicht etwann, dass mein Fleisch die abgelegte Bürde
Aus Abscheu vor der Gruft zuletzt noch weibisch würde,
Diss hab ich mir vorlängst bekandt und leicht gemacht,
Nur darum, dass mein Fleisch sich in der Blüthe neiget,
Und nicht der Welt vorher durch seine Früchte zeiget,
Zu was mich die Natur an dieses Licht gebracht.

Allein wer hat hier Schuld? Ich leider! wohl am meisten,
Ich, welchen Glück und Wahn mit süssen Träumen speisten,
Als würd es stets so seyn und niemals anders gehn;
Ich, der ich so viel Zeit nicht klüger angewendet,
Gesundheit, Stärck und Kraft so liederlich verschwendet,
Ach GOtt verzeih es doch dem redlichen Gestehn!

Nun ist auch diss wohl wahr, der Himmel wird es zeigen, Dass Neid und Unglück oft die besten Köpfe beugen, Und dass ich wider mich gar viel aus Noth gethan. O hätte mich die Pflicht des Nächsten oft gerettet, Und mancher Bluts-Freund selbst mir nicht den Fall gebettet! Vielleicht.. jedoch genug! ich klage niemand an.

Ich klage niemand an aus redlichem Gemüthe,
Ich wünsche mir vielmehr nach angebohrner Güte
Nur so viel Glück und Zeit den Freunden guts zu thun:
Und da es in der Welt nicht weiter möglich scheinet,
So thu es der für mich, vor dem mein Hertze weinet,
Und lasse Neid und Groll mit mir im Grabe ruhn!

Nur mich verklag ich selbst vor dir, gerechter Richter! So viel mein Scheitel Haar, so viel der Milch-Weg Lichter, So viel die Erde Grass, das Welt-Meer Schuppen trägt, So zahlreich und so gross ist auch der Sünden Menge, Die mich durch mich erdrückt, und immer in die Länge Mehr Holtz und Unterhalt zum letzten Feuer legt.

Das ärgste wäre noch, mich hier vor dir zu schämen: Hier steh ich grosser GOtt! du magst die Rechnung nehmen, Ich hör', obgleich bestürtzt, das Urtheil mit Gedult. Wie hab ich nicht in mich so lang und grob gestürmet, Und Fluch auf Fluch gehäuft und Last auf Last gethürmet! Schlag, wirf mich, tödte mich! es ist verdiente Schuld.

Dein Zorn brennt nicht so sehr die bösen Sodoms - Kinder, Die Hölle scheint noch kalt und plaget viel gelinder, Als mich die Quaal und Reu, die in der Seelen schmertzt. Ists möglich? ach! so gieb, du ewiges Geschicke, Mir auch jetzund für Blut ein Theil der Zeit zurücke, Mit der sein Selbst-Betrug sein zeitlich Wohl verschertzt! Wie besser wolt ich jetzt das theure Kleinod schätzen! Wie ruhig sollte sich hernach mein Alter setzen! Und, wenn denn meine Pflicht der Welt genug gedient, Mit Fried und Freudigkeit, und als im Rosen-Garten, Den Tod und auf den Tod den Nach-Ruf still erwarten: Ich sey als wie ein Baum nach vieler Frucht vergrünt.

Mein GOtt! es ist geschehn, mehr kan ich nun nicht sagen, Stimmt deine Vorsicht bey, so setze meinen Tagen (Hiskias weint in mir) nur wenig Stuffen zu, Ich will den kurtzen Rest in tausend Sorgen theilen, Durch That und Besserung das Zeugniss zu ereilen, Dass ich anjetzo nicht mit Heucheln Busse thu.

Der Ernst macht alles gut, was hin ist, sey vergessen, Kein Kraut ist ja so welck, man weiss noch Saft zu pressen, Der, kommt gleich jenes um, den Krancken Heyl gewährt. Manasses mehrt zuletzt die Anzahl frommer Fürsten,

Und Saul kan nicht so starck nach Blut und Unschuld dürsten, Als eyfrig und geschickt hernach sein Geist bekehrt.

Ist deiner Ordnung ja mein längres Ziel zuwider, So rette, treuer GOtt! doch alle meine Brüder, Die voller Irrthum sind und noch an Jahren blühn, Und lass sich ihren Geist an meinen Thränen spiegeln, Eh Ohnmacht, Schwäch und Zeit die Gnadenthür verriegeln, Damit sie mehr Gewinn von ihrem Pfunde ziehn.

Von nun an will ich mich dir gäntzlich überlassen, Und um den letzten Sturm den stärcksten Ancker fassen. Den uns auf Golgatha der Christen Hoffnung reicht. Dein Wort, dein Sohn, dein Geist befriedigt mein Gewissen, Und lehrt mich hier getrost der Jugend Fehler büssen, Bis ihrer Strafen Schmertz mit Wärm und Athem weicht.

Komm nun und wie du willst, die Erb-Schuld abzufodern, Der Leib, das schwere Kleid, mag reissen und vermodern, Weil diss Verwesen ihn mit neuer Klarheit schmückt: Ich will ihm zum voraus mit Freudenreichem Sehnen Auf Gräbern nach und nach den Schimmer angewöhnen, In welchem ihn hinfort kein eitler Traum mehr rückt. O sanfte Lager-Statt! o seliges Gefilde!

Du trägst, du zeigest mir das Paradiess im Bilde,

Ich steh, ich weiss nicht wie, recht innerlich gerührt.

Wie sanfte wird sich hier Neid, Gram und Angst verschlafen, Bis einst der grosse Tag die Böcke von den Schaafen,

Die in die Marter jagt, und die zur Freude führt.

Mein Schatz, Immanuel! mein Heyland, meine Liebe! Verleih doch, dass ich mich in deinem Wandel übe, Verdirb mir alle Kost, die nach der Erde schmeckt, Verbittre mir die Welt durch deines Creutzes Frieden, Vertreib, was mich und dich durch mein Versehn geschieden, Und hüll' in dein Verdienst, was Zorn und Rache weckt.

Soll je mein jäher Fall den Cörper niederstürtzen,

So lass mir Zeit und Schmertz auf deine Brust verkürtzen,
Und nimm den freyen Geist mit Arm und Mitleid auf!
Wem irgend noch von mir ein Aergerniss geblieben,

Dem sey der Spruch ans Hertz wie mir an Sarg geschrieben:
Oft ist ein guter Tod der beste Lebens-Lauf.

Nicolaus Ludwig Graf von Zinzendorf.

1700-1760.

In Dresden geboren, in Halle unter Francke erzogen, studirte in Wittenberg die Rechte, neigte sich aber mehr und

« السابقةمتابعة »