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die ihr Andern zu Statten kommen lasset, als von Opfern der Liebe redet; wenn ihr so bald ihr etwas thun sollet, tausend Ausflüchte und Entschuldigungen in Bereitschaft habt; wenn ihr bald euer Unvermögen, bald die Zeitumstan de, bald die Unwürdigkeit der Menschen, bald ih ren Undank, bald etwas anders vorschüßet, um unthätig bleiben zu können: liebet ihr dann ans ders als mit Worten und mit der Zunge; ist es dann nicht darauf abgesehen, euch selbst und Andere zu betrügen? Kannst du die Dürftis gen nennen, die durch deine Frengebigkeit ers halten, erzogen und unterstüzt worden sind; kannst du die Verlaffenen nachweisen, denen du durch deinen Rath, durch deine Verwendung, durch deine Anstrengung nüßlich geworden bist; kannsk du die Unglücklichen anzeigen, die durch dich dem Irrthum, der Lasterhaftigkeit, und dem Verderben entrissen wurden; bist du dir der núß. lichen Unternehmungen und Unstalten bewußt, Die du selbst gewagt und getroffen, an denen du wenigstens wirksamen Antheil genommen hast; Fannst du mit Grund der Wahrheit sagen, es gebe keinen Plaß, wo du gestanden, kein Verhalts miß des Lebens, in welchem du dich befunden has best, wo du nicht Spuren einer wohlthätigen Wirksamkeit zurückgelassen hättest; und hast du alles, was von dir geschehen ist, in Glauben an Gott und Jefum, mit herzlichem Wohlwol len, und mit inniger Dankbarkeit gegen den, der fein Leben für uns gelassen hat, ausgeführt und vollendet: ja, dann sen getrost; du hast nicht mit Worten, sondern mir der That, nicht mit der Zunge, sondern mit der Wahrheit geliebt; und es ist entschieden, du täuscheft dich nicht,

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Du

du bist aus dem Tod ins Leben gekom. men, denn du liebest die Brüder. In Zeiten des Eigennuhes und der Gewalt, in Zeis ten, wo die Liebe in Vieler Herzen erfaltet, hat Gott uns kommen lassen, M. Br. Um so ernst. licher lasset uns dafür sorgen, daß sie nicht auch in uns verlösche, die Flamme der Liebe; so wird es uns im Leben nie an Kraft zum Guten, im Leis den nie an Trost, und im Tode nicht an Hoff nung fehlen; denn wer in der Liebe bleis bet, der bleibet in Gott, und Gott in ihm; Amen.

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XXIV.

Am Iohannistage.

Epistel: Jes. XL. v. 1-5.

Es giebt Zeiten, M. Z., wo die Begebenhei,

ten der Welt so geräuschvoll werden, so schnell mit einander wechseln, und eine so gewaltsame. Erschütterung aller bestehenden Verfassungen hers vorbringen: daß selbst die gleichgültigsten Mens schen aufmerksam, und die getrostesten unruhig werden. Die Menge derer, die ben ihren tågli chen Geschäften und Sorgen alles aus der Acht laffen, was nicht in der nächsten Verbindung mit ihren kleinen Angelegenheiten steht; die gar nicht aufgelegt sind, ihren Gesichtskreis zu erweitern, und auch die öffentlichen Begebenheiten ins Auge zu fassen, ist zwar ben weitem die größte. Und doch treten zuweilen plößlich Veränderungen ein, bey welchen auch diese fühllose Menge aufgereiht wird, und in Bewegung geråth; Veränderuns gen, deren Einfluß so allgemein und erschütternd ist, daß er bis zu den Hütten der Niedrigen durch. dringt, und nichts unbedroht läßt. Dann wers den gemeiniglich auch die besorgt, die sonst Heis terkeit und Muth genug besißen, alles in dem günstigsten Lichte zu betrachten, und sich mit ange. nehmen Hoffnungen zu schmeicheln. Wenn nichts mehr sicher und fest stehet; wenn ein Land, ein Bolf, ein Reich nach dem andern in die einmal

ange,

angefangene Zertrúmmerung verwickelt wird, wenn es in die Augen fällt, die Welt sen im Begriff, unter schrecklichen Anstrengungen eine andere Gestalt anzunehmen, und sich gleichsam zu verwandeln: wer soll dann nicht anfangen, besorgt zu werden; wer soll es nicht fühlen, wie unbedeutend in solchen Zeiten seine Person und feine Wohlfahrt ist; wer muß nicht fürchten, in einem Zusammenstoffe von Erfolgen, wo das Schicksal vieler Millionen gleichsam mit einem Schlag entschieden, wo das Blut zahlreicher Hees re und das Unglück ganzer Völker für nichts ge achtet wird, einen Untergang zu finden, von dem man nicht einmal einige Kenntniß nimmt?

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Ich beschreibe unfre Zeiten, M. Br., das werdet ihr alle fühlen. Geräuschvoller, unaufhalts famer, zerstörender ist der Gang der Weltbeges benheiten fast nie gewesen, als jezt. Mit jedem Monat ändert sich etwas in der Verfassung unsers Welttheils; die Gränzen der Reiche sind in eis ner unsichern, immer schwankenden Bewegung; uralte Einrichtungen und ganze Staaten vers schwinden plöglich aus der Reihe der Dinge, und neue treten an ihre Stelle; was, um zu Stan, de zu kommen, Jahrhunderte brauchte, was Jahr. hunderte lang unversehrt fortgedauert hat, das wird in wenigen Wochen umgestürzt und ver, nichtet; und Begebenheiten, zu welchen sonst Zeits alter nöthig waren, sehen wir in Jahre zusams mengedrängt. Und ein solcher Anblick sollte nicht die Aufmerksamkeit aller Menschen fesseln? Nicht selbst der Unempfindlichste sollte es merken, wie nah ihn angeht, was jezt geschieht? · Nicht selbst der Entschlossenste sollte schüchtern werden, und

sich unter die überwältigende Macht des Schick, fals beugen? Man sollte es uns verdenken kön, nen, wenn wir der Zukunft mit banger Hengst. lichkeit entgegensehen, und von einer so verhangs nißvollen Zeit für uns, für die Unfrigen und für das Vaterland nichts weniger, als Heil und Se gen erwarten?

Und doch wollte ich den Versuch machen, M. Br., euch heute Muth einzusprechen, euch in den Begebenheiten der Welt Umstände, Abs fichten und Vorkehrungen nachzuweisen, die euch beruhigen, und mit neuer Hoffnung erfüllen fol len. In eine nicht minder merkwürdige, nicht minder verhängnißvolle Zeit, als die unsrige ist, verfest uns dieses Felst, und der prophetische Text, welchen ich jezt erklären soll. Der Hers old groffer Veränderungen war der ehrwürdige Mann, dessen Andenken wir heute feyern; er vers kündigte die Gründung eines Reichs, das alle Völker der Erde umfassen, das eine neue Orde nung der Dinge stiften, das ein Segen für als le Geschlechter und Zeiten werden, das unvers gänglich und ewig seyn sollte; und ihr wisset, wie pünktlich seine Ankündigung in Erfüllung gegan, gen ist. Und ihn selbst, den Herold dieser Welts begebenheit, mit der ganzen Reihe der Verände rungen, welche das Reich Gottes auf Erden vor, bereiten und aus demselben entspringen follten, erblickte der Prophet in der Begeisterung, in der er die Worte unsers Tertes sprach. Ein Gedrán, ge groffer, schauervoller Erfolge sieht er im School fe der Zukunft; aber es ist Gott, der in ihnen waltet, der sie ordnet und lenkt, vor dem fich al les beugt und ebnet, und dessen heilige Endzwes

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