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ligkeit aller Ueberlegung zuvorkommen; jene Miß. verständnisse, die durch allerley Umstände verans laßt werden, und zuweilen auch den Vorsichtigs ften irre führen; die Fehltritte endlich, ben wels chen kein böser Wille zum Grunde liegt, die den, der sie chut, selbst betrüben, so_bald er sie gewahr wird; alle diese Dinge zusammengenom men, machen die Cast aus, von der der Apostel redet, die wahre Christen gleichsam gemeinschafts lich tragen, ben der sie mit Gelassenheit einans der dulden sollen. Und kann etwas gerechter fenn, als diese Vorschrift? Fehlen wir, wie Jakobus sagt, nun einmal alle man nichfaltiglich; können wir es auch bey dem besten Willen nicht dahin bringen, alle Spuren der menschlichen Schwachheit auszutilgen; bleibt insonderheit bey denen, die erst spát angefans gen haben, beffer zu werden, noch so manches übrig, was nicht gebilligt werden kann: würden wir, ich will nicht sagen auf Zartgefühl, würden wir nur auf gemeine Billigkeit Anspruch machen können, wenn wir uns solche Unvollkommenheiten nicht einander verzeihen, wenn wir uns bey dens felben nicht einander dulden, wenn wir nicht fort fahren wollten, einander zu achten und zu lieben?

Nur vergeffet es nicht, daß die Gelaffenheit, die wir hier beweisen sollen, nicht in eine Gleichs gültigkeit ausarten darf, die aus dergleichen Schwächen gar nichts macht. Ist ein wahres Zartgefühl ben den sittlichen Unvollkommenheiten unsrer Brüder in uns wirksam: so müssen wir diese Unvollkommenheiten auch mit Sanft, muth zu verbessern suchen. Der Apostel schärfe dieß in unserm Texte sehr nachdrücklich

ein. Lieben Brüder, ruft er, so ein Mensch etwa von einem Fehl übereilt wird, so helft ihm wieder zurechte mit fanftmú, thigem Geiste. Ich muß hier wiederholen, was ich kurz zuvor bemerkt habe, von den gro ben Vergehungen lasterhafter Menschen ist jezt die Rede nicht; diesen gebührt nicht Sanfimuth und Schonung, sondern Ernst und Strenge. Aber wenn Menschen fehlen, deren Wille gut ist; wenn wir eine Schwäche wahrnehmen, die bey Tausenden angetroffen wird; wenn es eine unrichtige Ansicht der Dinge, eine schnelle Bes wegung des Gemüthes, eine allzugrosse, vielleicht unwillkürliche und körperliche Reizbarkeit ist, was einen Bruder zu Fehltritten verleitet, wenn wohl gar ein redlicher Eifer für das Gute und eine Gewissenhaftigkeit, die selbst erlaubte Dinge un zulásfig findet, bey jenen Fehltritten zum Grunde fiegt; wåre strenger Tadel da nicht zweckwidrig, wäre aufbrausende Hiße nicht nachtheilig, was re Härte nicht wahre Grausamkeit? Werden Brüder von einem Fehl übereilt, so haben wir Menschen vor uns, die nicht mit Vorsatz sündis gen, die ihr Verhalten åndern, so bald sie die Unrechtmässigkeit desselben gewahr werden, denen es wehe thut, auch nur ein leichtes Versehen ge. macht zu haben. Bey solchen Menschen ist, um ihnen zurechte zu helfen, bald eine kleine Nachs ficht, bald ein bedeutendes Schweigen, bald ein freundlicher Wink, bald eine fanfte Belehrung, bald eine kurze Erinnerung, bald eine rührende Bitte schon hinreichend; zuweilen ist es schon ges nug, wenn man ihnen nur Zeit läßt, sich zu bes finney und alles reiflicher zu überlegen. Das war es, M. Br., das war es, was nie vollkom

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mener

mener geübt, nie glücklicher angewendet worden ist, als von dem Herrn selber. Wollet ihr wiss fen, wie grobe Sünder, wie lasterhafte Heuch, ler behandelt werden müssen: beobachtet sein Vers halten gegen die Pharifaer und Verführer sei nes Volks. Und wollet ihr lernen, wie man fehlenden Brüdern zurechte helfen soll mit sanfts müthigem Geiste: so sehet zu, wie er feine Apos stel leitete, wie er ihre Unvorsichtigkeiten ertrug, wie er ihre Vorurtheile berichtigte, wie er ihre Schwachheiten schonte, wie er ihre Herzen gewann, und sie liebreich und freundlich weiter führte; auch von dem Zartgefühl, mit welchem wir uns bey den sittlichen Unvollkommenheiten unsrer Brüder betragen sollen, ist er das erha benste Muster.

Ben diesem Blick auf Ihn wird es euch end. lich begreiflich werden, warum der Apostel in unserm Texte noch unermüdeten Eifer im Wohlthun zu diesem Zartgefühl fordert. Wir follen nehmlich dankbar gegen jede Gefál ligkeit, bereitwillig, jedem Bedürfniß abzuhelfen, und mit unsrer wohlthätis gen Geschäftigkeit so umfassend, als mög lich, seyn.

Der aber unterrichtet wird mit dem Worte, fährt der Apostel in unserm Texte fort, der theile mit allerley Gutes dem, der ihn unterrichtet. Es ist Dankbarkeit gegen die Lehrer des Evangelii, was der Apostel hier einschärft, das ist am Tage. Daß man aber eben so erkenntlich für jede andre Wohlthat seyn foll, ist nicht nur an sich klar; der Upostel fezt noch ausdrücklich hinzu: irret euch nicht, Gott läßt sich nicht spotten; was der Mensch

D. Reinh. Pred. ater Band. 1806.

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faet,

fået, das wird er årndten; wer auf sein Fleisch fået, wer eigennüßig und schlecht hans delt, der wird vom Fleische das Verderben árndten; wer aber auf den Geist sået, wer fich uneigennützig und nach dem Gebote der Pflicht beträgt, der wird von dem Geiste das ewige Leben årndten. Wie merkwürdig ist diese Erinnes rung, M.Z. Der Apostel geht hier nicht etwa zu einer andern, von der vorigen verschiedenen Sache über. Nein, eine Dankbarkeit, die jede Gefälligkeit erkennt und schäzt, die sich bestrebt, jede empfangene Wohlihat zu erwiedern, so gut sie kann, ist unentbehrlich zu dem Zartgefühl, mit welchem wir uns als Christen bey den sittlichen Unvollkommenheiten unsrer Brüder bes tragen sollen. Ift eine solche Dankbarkeit in eurem Herzen: wem werdet ihr euch da nicht verpflichtet füh, len; welchen Werth werdet ihr da auf jede Acufferung des Wohlwollens legen, die euch selbst oder Undern widerfahren ist; mit welcher Uchtung und Liebe wers det ihr da jene bessern Menschen betrachten, die alles um sich her erfreuen und beglücken! Mit welcherZarts heit werdet ihr sie aber auch eben daher behandeln, wenn sie von einem Fehl übereilt werden; wie gern werdet ihr ihnen Schwachheiten verzeihen, die sie durch ihr gemeinnüßiges Wirken so reichlich vergús ten; wie willig werdet ihr Menschen, die euch und Andern mit Wohlwollen zuvorgekommen sind, ei nen Fehltritt zu gute halten, mit welcher Nachsicht und Sanftmuth werdet ihr sie schonen!

Und dieß wird um so gewisser geschehen, wenn auch ihr hinwiederum jedem Bedürfniß abzuhelfen suchet. Das ist das tågli, che Geschäft, das ist das unablässige Bestres ben jener Liebe, durch die man das Gesek Chris

sti erfüllt; durch die man ihm, der uns alle bis in den Tod geliebt hat, am ähnlichsten wird; die, wie es an einem andern Orte heißt, nimmer aufs hört, und ewige Belohnungen hoffen darf. Zu dem Zartgefühl, mit welchem wir unste Brüder bey ihren sittlichen Unvollkommenheiten behandeln sollen, fordert der Apostel mit Recht auch sie. Daher sezt er hinzu: lasser uns aber Gutes thun, und nicht müde werden, denn zu seiner Zeit werden wir auch árndten ohne Aufhören. Verschwinden, M. Br., auf immer verschwinden wird alle Harte, aller Ungestüm gegen fehlende Brús der, wenn euch ein solcher Eifer, Sutes, zu thun, ein solches wirksames Wohlwollen beseelt. Schon durch seine Natur macht es euch theilnehmend und weich, fanftmüthig und schonend; die Liebe stellt fich nicht ungebårdig, wie der Apostel an einem andern Orte fagt, sie läßt sich nicht erbittern, fie trachtet nicht nach Schaden. Und send ihr unablässig geschäftig, Gutes zu wirken, und den Bedürfnissen Andrer abzuhelfen: so werden euch diese Bedürfnisse stärker rühren, als die Fehler ders selben; und wie wenig werdet ihr dann Zeit haben, auf diese Fehler zu merken, wie gern werdet ihr Undre durch Wohlthun zurechte weisen, wie theuer wers den sie euch um des Guten willen seyn, das ihr ih, nen bereits zugewendet habt, wie weit geneigter werdet ihr euch fühlen, sie ihrer Fehltritte wegen mit Mitleiden zu betrachten, als sie mit Härte zu behandeln! So war der Herr selbst gesinnt, M. Br., so erflehte er selbst seinen Feinden Verzeihung. So werdet ihr aber auch alle handeln sehen, die sein Geist beseelt; sie wollen nicht wehe thun, sondern erquicken, nicht beleidigen, sondern segnen, nicht verderben, sondern erhalten; sie lassen sich nicht

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