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228 34fte Pred., am 15ten Sonnf. nach Trinit.

durch das Böse überwinden, sondern überwinden das Böse mit Gutem.

Und wie könnten sie anders? Sie suchen ja endlich mit ihrer wohlthätigen Geschäftig keit so umfassend, als möglich, zu seyn. Dieß ist die lezte Forderung des Apostels in unserm Terre. Als wir denn nun Zeit haben, sagt er, folaffet uns Gutes thun an Jedermann, allermeist aber an den Glaubensgenoss fen. Wohl euch, wenn ihr die Zeit, die Gott euch schenkt, zu einem solchen Wohlthun anwendet, wenn es euer unablässiges Bestreben ist, nicht nur die Eus rigen, nicht nur eure Glaubensgenossen, sondern Jes den zu verpflichten, der eurer Hülfe bedarf! Aber wohl dann auch Allen, die von einem Fehl übereilt werden und einer Schwachheit unterliegen! Von euch) haben sie nichts zu fürchten; ihr seyd zu sehr ge, wohnt, Gutes zu thun, und alles um euch her zu segnen, als daß eure Liebe nicht jeden Unwillen bes. fiegen, als daß sie nicht jeden Fehltritt verzeihen, als daß sie dem Gefallenen nicht freundlich die Häns de bieten, als daß sie ihn nicht kräftig auftichten und unterstüßen, als daß sie ihm nicht zurechte hels fen follte mit fanftmüthigem Geiste. Vergeffet es nicht, M. Br., vergesset es nicht, unentbehrlich ist einem Christen das Zartgefühl, welches durch diese Liebe sich auffert; der Ausspruch des Apostels ist ent. scheidend: Einer trage des Andern Last, so werdet ihr das Gefeß Christi erfüllen. Môge fie immer herrschender unter uns werden, dies se zarte, verzeihende, schonende Liebe; möge fie uns die Schwierigkeiten der Besserung und die Lasten des Lebens erleichtern; möge sie uns hier eine Auss faat thun lassen, die zu einer reichen und ewig daus ernden Erndte reifen kann! Amen.

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XXXV.

AmXVI.Sonntage nach Trinitatis:

Epistel: Eph. III. v. 13—21.

Auffallen, M. 3., muß es jedem aufmerks

famen Beobachter, es muß sehr ernsthafte Bes trachtungen veranlassen, daß das Evangelium Jes fu in der Schrift als eine Kraft Gottes beschrieben wird, selig zu machen alle, die daran glauben; und daß sich doch bey uns zähligen Bekennern desselben keine Spur seines Einflusses zeigt, daß sich Tausende nicht einmal eines Eindrucks bewußt sind, den sie von dems selben erhalten hätten. Wie nachdruckkvoll die Schrift von der Wirksamkeit des Evangelii spricht, ist bekannt. Die Worte, die ich res de, sagte der Herr selbst von seiner Lehre, die find Geist und sind leben. Er vergleicht daher sein Evangelium mit einem Saamen, der, wenn er auf ein gutes Land fällt, hunderts fältige Frucht zu bringen vermöge. Petrus spricht von währen Christen, fie feyen wiedergeboren nicht aus vergänglichem, sondern aus unvergänglichem Saamen, nehmlich aus dem lebendigen Worte Gottes, das da ewiglich bleibet. Doch alles, was sich von der Wirksamkeit, von der fast unwiderstehlichen Macht göttlicher Aussprüche

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überhaupt, und mithin auch des Evangelii fas gen läßt, faßt Paullus im Brief an die Hebräer zusammen. Das Wort, Gottes, ruft er, ist lebendig und kräftig, und schärfer, denn kein zweyschneidig Schwerdt, und durch, dringet, bis daß es schneider Seele und Geist, auch Mark und Bein, und ist ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens. Was schon die Propheten von der Kraft der göttlichen Wahrheit gerühmt hatten, Das tragen die Aposte auf die lehre des Evans gelii über. Ist mein Wort, läßt Jeremias Gott felber sprechen, nicht wie ein Feuer, nicht wie ein Hammer, der Felsen jers fchmeißt? Und mit einer freundlichern Stim me ruft Gott beym Jesaias: gleichwie der Regen und Schnee vom Himmel fällt, und nicht wieder dahin kommt, sondern feuchtet die Erde, und machet fie frucht bar und wachsend, daß sie giebt Saa, men zu faen, und Brod zu effen: alfo foll das Wort, das aus meinem Munde gehet, auch seyn; es soll nicht wieder zu mir leer kommen, fondern thun, das mir gefällt, und soll ihm gelingen, dazu ichs fende.

Aber was soll man denken, M. Z., was foll man sagen, wenn man sich in der Erfahs rung nach dieser so hoch gerühmten Wirksams Feit des Evangelii fast überall vergeblich ums fieht? Bon denen, welche es nicht einmal hös ren wollen, welche es wohl gar verschmähen und anfeinden, will ich jezt nichts erwähnen; wer dem Einflusse deffelben gefliessentlich ausweicht,

oder

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oder fich hartnäckig widersezt, kann frenlich keine Erfahrung davon erhalten. Aber faffet die öf fentlichen Bekenner desselben ins Auge; fehet euch unter denen um, die es Jahr aus und Jahr ein hören und sich mit demselben beschäf tigen. Wie könnten wirs läugnen, M. Z., Menschen, die durch das Evangelium Jesu wes der erleuchtet, noch gebessert sind; die es durch ihr ganzes Verhalten beweisen, daß die Predigt desselben noch nichts bey ihnen ausgerichtet hat; bey denen das Bekenntniß desselben unláugbar nichts weiter ist, als eine Sache, die sie aus langer Gewohnheit und ohne alle Theilnehmung des Herzens mitmachen; die so leichtsinnig und zerstreut, oder so gleichgültig und fühllos find, daß sie sich gar nicht entsinnen können, jemals einen lebendigen Eindruck von demselben empfan gen zu haben: solche Menschen finden sich unter den sogenannten Christen in Menge; und zweis felhaft zu machen, wohl gar zu widerlegen scheint die Geschichte ihres Geistes und Herzens alles, was man von der Kraft des Evangelii zu rüh men pflegt.

Doch euch, ihr Glücklichen, die ihr diese Kraft empfunden habt, und täglich empfindet, euch kann es nicht einen Augenblick beunruhigen, daß Andre so wenig davon zu sagen wissen. Wie stark das Evangelium rühren, wie tief es eins dringen, welche Veränderung es bewirken, zu welchem neuen Leben es beseelen kann, das sagt euch eure Erfahrung; und nur beschreiben darf man, was in euch vorgeht; nur nennen darf man die Wohlthaten, die euch unter dem Ein fluffe desselben täglich zu Theil werden, um es

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unwidersprechlich darzuthun, es sey eine Kraft Gottes, felig zu machen alle, die daran glauben. Lasset mich versuchen, M. Z., euch das Innre dieser Glücklichen aufzuschliessen, euch die Eindrücke, Vortheile und Segnungen nach zuweisen, welche durch die Kraft des Evangelii unablässig in ihnen hervorgebracht werden. Euch unter uns, die ihr selbst zu diesen Glücklichen gehört, mit Rührung und Dankbarkeit wird euch die Uebersicht eures Zustandes erfüllen, die ich jezt geben werde, mit Entzücken werdet ihr eure Seligkeit empfinden. Euch hingegen, die ihr von den Segnungen des Evangelii noch nichts erfahren habt, euch möge es doch klar werden, wie viel euch noch fehlt, und was ihr durch Chris stum erlangen könnet, so bald ihr es annehmen wollet. Caffet uns Gott gemeinschaftlich bitten, M. Br., daß er uns immer deutlicher erkennen, und immer stärker fühlen lasse, was er uns in Christo zugedacht hat, und diese Stunde segne. Wir flehen um diese Gnade in stiller Andacht.

Epistel: Eph. III. v. 13-21.

Kürzer und nachdrücklicher kann man es Faum sagen, M. Z., wie viel wahren Christen durch die Kraft des Evangelii zu Theil werden kann, als es von dem Apostel in den vorgeleses nen Worten geschehen ist. Was er den Chris sten zu Ephesus wünschen, was er ihnen von Gott zu erflehen suche, darüber erklärt er sich hier; und es sind lauter Güter des Geistes, es find lauter Wohlthaten, die man nur vermits telst des Evangelii empfangen kann, was er ers wähnt. Wer sich also unterrichten will, was der, welcher unter dem Einfluffe des Evangelit Leht,

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