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müssen wir einsehen, müssen es tief empfinden, müssen es wehmüthig vor ihm gestehen, wenn wir die Gesinnungen haben wollen, welche dies fer Tag und der Zustand des Baterlandes fors dern. O dann wird sich die Bitte, er wolle nicht mit uns handeln nach unsern Sünden, und uns nicht vergelten nach unsern Missethaten, von selbst in uns ents wickeln; dann kann uns unmöglich etwas beys fallen, woran uns mehr gelegen seyn könnte, was wir eifriger von ihm zu erflehen hätten, als daß er uns nur nicht verlassen, und feine Hand nicht von uns abziehen wol le; mit einer Demuth, die nichts von eigner Gerechtigkeit weiß, die alles lediglich von seiner Huld und Gnade erwartet, werden wir bitten, er wolle noch ferner Geduld mit uns haben und uns nicht verwerfen.

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Nur dann, wenn wir so durchdrungen find vom Gefühl unsrer Unwürdigkeit und vom Vers langen nach Gnade, dürfen wir auch die Ers langung einer mächtigen Unterstügung zum Innhalt unsers Flehens machen. Er sey mit uns, heißt es hievon in unserm Texte, wie er gewesen ist mit unsern Våtern. Gott ist mit einem Volke, wenn er ihm in der Noth Hülfe widerfahren läßt; wenn er die Ans strengungen und Unternehmungen desselben seg. net; wenn er ihm alle Quellen irdischer Wohls fahrt öffnet; wenn er ihm endlich alles verleiht, was zu einer wahren geistigen Bildung und zur Erlangung einer ewigen Seligkeit erforderlich ist. Wie sehr wir es bedürfen, es insonderheit bey den gegenwärtigen Umständen bedürfen, daß

Gott

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Gott so mit uns sey, wer fühlt das nicht? Hülfe in der Noth haben wir nie nöthiger ge habt, als jest; und Er allein kann den Jammer mildern, der über uns hereingebrochen ist, er allein kann ihn wieder aufheben und in Segen verwandeln. Wie wenig unsre Anstrengungen und Unternehmungen gelingen, wenn er sie nicht begünstigt und einen glücklichen Erfolg damit verknüpft, ach das weiß Jeder aus eigner Er, fahrung, das wissen wir aus der Geschichte des Tags und aus dem Schicksale des Vaterlandes. Und wie vertrocknen alle Quellen des Ueberfluss ses, wie verschwinden alle Vorräthe, wie vers mindern sich alle Mittel des Erwerbs, wie schnell und gewaltig nehmen Mangel und Dürftigkeit überhand, wenn er der Natur ihre Fruchtbarkeit entzieht und die Angelegenheiten der Welt in Unordnung gerathen läßt. Geht endlich nicht das Wichtigste und Heiligste verloren, das ein Volk besißen kann, wenn Gott die Mittel des Unters richts vermindert, wenn er die Anstalten der Erziehung und Bildung nicht weiter schůzt, wenn er insonderheit das Evangelium Jesu und alle damit verknüpfte Segnungen weg, nimmt? Ihr sehet hier, M. Br., worauf es ankommt, wenn wir heute bitten und flehen follen, Gott wolle mit uns seyn, wie er mit unsern Vätern gewesen ist. Höchst mannichfaltig sind die Plähe, auf welchen wir in der menschlichen Gesellschaft stehen, und die Verhältnisse, in denen wir uns befinden. Na türlich fallen bey dieser Stellung einem Jeden von uns gewisse Bedürfnisse der Seinigen und des ganzen Vaterlandes stärker in die Augen, als Undern; natürlich ist dem Einen dieses,

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dem

dem Undern jenes Unliegen besser bekannt; nas türlich giebt es Arten des Mangels, der Moth und der Gefahr, die nur Manche, vielleicht nur Wenige wissen. So erwähne denn heute Jeder vor Gott, was er am stärksten fühlt und was ihm den meisten Kummer verursacht. Jeder bitte zunächst für die, deren Bedürfnisse und Verlegenheiten er am besten kennt. Jes der suche gerade die Hülfe zu erflehen, die ihm nach seiner Ansicht der Dinge die nöthig ste zu seyn scheint. Aller seiner Verhältnisse werde sich Jeder bewußt, und darnach richte er sich bey seinem Ruffen um Unterstügung, darnach messe er die Wünsche ab, die er vor Gott auffert. Nein ungenannt, unberührt wird kein Bedürfniß bleiben, das unter uns vorhans den ist; es wird alles zur Sprache kommen, was uns noth thut; keine Art der Hülfe wird sich denken lassen, die wir nicht von Gott zu erbitten suchten, wenn unser Flehen diese Eins richtung hat, wenn dieß der Innhalt ist, den wit ihm geben.

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Aber freylich müssen wir uns auch der Bedingungen bewußt werden, unter welchen wir so beten dürfen; wir müssen überlegen, was auf unsrer Seite erforderlich ist, wenn unser Flehen angenehm vor Gott und ers hörlich seyn soll. Unser Text enthält auch dazu die nöthige Anweisung. Zu neigen, heißt es in demselben, unser Herz zu ihm, daß wir wandeln in allen seinen Wegen und halten seine Gebote. Ein aufrichs tiges Hinneigen des Herzens zu Gott und ein den Gesehen Gottes angemess fenes

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senes Verhalten, find also die beiden Haupts bedingungen, auf die es hier ankommt.

Was die Schrift damit anzeigen will, wenn fie von einem Hinneigen des Herzens zu Gott spricht, ist bekannt; ein Glaube an Gort, eine Befferung aller Gesinnungen, eine Veränderung, wo man sich mit ganzer Seele auf Gott richtet, und, statt - unordentlichen Neigungen zu folgen, den heiligen Willen Got tes zur Richtschnur des Verhaltens nimmt, wird mit diesem Ausdrucke bezeichnet; er ist die Ber schreibung jener groffen sittlichen Verwandlung, durch die man ein ganz andrer Mensch, eine neue, beßre Kreatur wird, und die nicht anders, als unter dem Beystande Gottes selbst erfolgen kann. Schon mit uns vorgegangen muß fie seyn, diese wichtige Verwandlung, unser Herz muß sich wenigstens dem Geiste Gottes, der sie ben uns bewirken will, nicht widersehen, wenn wir in unsrer Noth nicht vergeblich zu Gort flehen wollen. Denn soll er euch, die ihr sonst nicht an ihn denket, die ihr weder Vertrauen zu ihm, noch Ehrfurcht vor ihm habt, auf eins mal hören, weil ihr leidet; kann ein Gebet, das aus einem lasterhaften, wohl gar feindselig gegen ihn gesinnten Herzen kommt, ihm anges nehm seyn; kann er es für etwas andres hal ten, als für ein Angstgeschren, das blos die Noth erpreßt, das nichts weiter ist, als eigens nüßiges Heucheln? Dürfet ihr euch wundern, wenn euer Ruffen ohne Folgen bleibt, wenn eure Noth fich wohl gar vergrössert. Die Hand des Herrn ist nicht zu kurz, wie der Prophet auch euch sagt, daß er nicht helfen könne,

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und

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und seine Ohren sind nicht dicke wor den, daß er nicht höre; sondern eure Untugenden Scheiden euch und euern Gott von einander, und eure Sünden verbergen das Angesicht von euch, daß ihr nicht gehört werdet. Mit unserm Her. zen müssen wir also vor allen Dingen in Rich, tigkeit seyn, M. Br., wenn unser Flehen zu Gott an dem heutigen Tage einen wahren Werth haben soll. Könnet ihr euch zu ihm erheben, ohne von eurem Gewissen angeklagt und zurückgeschreckt zu werden; ist es euch bes reits geläuffig, ben jeder Gelegenheit auf ihn zu fehen, und eure Zuflucht zu ihm zu nehmen; seyd ihr euch eines Glaubens an ihn bewußt, der fich bey seinen Verheissungen in Christo berus higt, und seiner Gnade durch Christum sich tröstet: habt ihr Friede mit ihm durch unsern Herrn Jesum Christum, und Fennet ihn als euern Bater; sagt euch we nigstens euer Gewissen, es sen euer ernstlicher Wunsch, in dieses selige Verhältniß mit ihm zu kommen und ihm künftig ganz anzugehos ren; findet ihr diese Umstände und Merkmale ben euch so ist es entschieden, die Neigung des Herzens zu ihm, die unser Text fordert, ist ben euch vorhanden, ihr seyd ihm nicht fremde. Und dann ruffet getrost, dann flehet ohne Bes denken um seine Hülfe. Schon dieses Flehen selbst wird euch wohl thun; euer Herz wird sich erleichtert fühlen, wenn es fich mit kindlichem Vertrauen vor ihm ausschüttet. Und wird dann nicht eine Unterwerfung unter feinen Willen, eine Zufriedenheit mit seinen Führungen in euch herrschen, bey der sich die Härte eures Schicks V

“D. Reinh. Pred, ater Band. 1806,

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