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fals gleichsam von selbst mildern wird? Wird er nicht an euch, und zwar an euch vorzüglich, feine Verheissung erfüllen: ruffe mich an in der Noth, so will ich dich erretten, und du sollst mich preisen?

Doch ganz unstreitig wird dieß die Wir. kung unsers Flehens seyn, M. Br., wenn noch ein den Gesehen Gottes angemessenes Berhalten hinzu kommt. Daß wir wans deln, sagt unser Tert, in allen seinen Wes gen, und halten seine Gebote. Diese Bes dingung ist unerläßlich, wenn unser Flehen zu Gott erhörlich seyn soll. Denn faget selbst, wie kann Gott erfüllen, was ihr bittet, wie kann er euch Hülfe widerfahren lassen, wenn ihr die Fehler und Ausschweiffungen, die eben die Haupts urfache eures Unglücks sind, beybehaltet und fortfehet; machet ihr es ihm durch eure Thors heit, durch euern Leichtsïnn, durch euer pflichts widriges Verhalten, durch eure lasterhaften Handlungen nicht selbst unmöglich, etwas für euch zu thun; muß er euch nicht den verderb lichen Folgen überlassen, die aus einem solchen Betragen nothwendig entspringen? Soll er uns heute hören, M. Br., soll er auf unser Flehen Rücksicht nehmen können: so müssen wir ihm nicht selbst entgegenstreben, müssen ihm an uns ferm Theile wenigstens kein Hinderniß in den Weg legen, und empfänglich für seine Hülfe zu werden suchen. Und dieß sind wir blos dann, wenn sich das fromme Hinneigen unsers Hers zens zu ihm durch einen pünktlichen Gehorsam gegen seinen Willen duffert, wenn wir in seis nen Wegen wandeln und seine Gebote, halten. Damit werden wir nun zwar den

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Zusam

Zusammenhang der Dinge in der äussern Wele und den gewaltigen Druck der Zeit nicht ändern. Aber ist nicht schon viel gewonnen, wenn wir die herrschende Unordnung durch unfre eignen Vergehungen nur nicht vermehren; wenn wir den Druck der Zeit durch ein verkehrtes Beneh men nur nicht lästiger und verderblicher für uns machen? Werden wir nicht noch überdieß bey einem weisen und vorsichtigen Verhalten taus send Gefahren glücklich ausweichen; bey einem festen und männlichen Berhalten tausend Uebel uns erleichtern; bey einem rechtschaffnen und pflichtmässigen Verhalten tausend Verlegenheis ten uns ersparen; bey einem theilnehmenden und brüderlichen Verhalten tausend Erquickungen ein. ander verschaffen und die wichtigsten Dienste einander leisten können? Im Umfange der gans zen Natur und im Zusammenhang aller mensch lichen Ungelegenheiten giebt es kein Mittel der Hülfe, das uns nicht zu Statten kommen, keis ne wohlthätige Kraft, die nicht wirksam für uns werden, keinen vortheilhaften Umstand, der uns nicht begünstigen, keine heilsame Verándes rung, die uns nicht Nußen bringen könnte, wenn wir auf dem Wege wandeln, den die Ges feße Gottes uns vorschreiben. Fasset nur den Entschluß, die Probe zu machen; es wird besser werden, wenn ihr es selbst werdet; bey allem Unglück und Jammer werdet ihr erfahren, daß ihr nicht umsonst um Hülfe flehet; auf mehr als eine Art wird es euch fühlbar werden, der Herr, unser Gott, sey mit uns, wie er gewesen ist mit unsern Båtern.

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Doch dieß ist eben der lezte Punkt, den ich bey der Anweisung, wie wir unser Flehen

zu Gott an dem heutigen Tag einzurichten has ben, noch berühren muß; auch auf die Grüns de desselben muß ich noch hinzeigen, ich muß euch bemerklich machen, worauf wir die Hoffnung, daß wir nicht vergeblich fles hen werden, bauen sollen. Zwey Haupts gründe giebt unser Text an, nehmlich das Verhältniß Gottes gegen uns, daher nennt er Gott den Herrn, unsern Goit; und die bisherige Erfahrung, daher bes ruft er sich auf das, was Gott den Båtern gewesen sey. Und mehr, M. Br., mehr bes dürfen auch wir nicht, um ben allen Uebeln, die uns umringen, mit kindlichem Vertrauen und mit freudiger Hoffnung um Hülfe zu flehen.

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Ja, M. Br., berechtigt, von ihm selbst berechtigt find wir, ihn unsern Gott zu nens hen; er hat sich in ein Verhältniß mit uns gefest, bey welchem wir alles von ihm erwarten dürfen. Daß wir Geschöpfe seiner Hand find, und ihn schon darum als unsern Gott betrach ten dürfen, will ich jest gar nicht erwähnen; wir haben dieß mit allen seinen Werken gemein. Aber wenn Salomo in unserm Texte ruft: der Herr, unfer Gott: so bezieht er sich damit auf das besondre Verhältniß, in welches Gott mit dem Ifraelitischen Volke getreten war; vers möge des Bundes, den Gort mit diesem Volke geschlossen hatte, nennt er ihn in einem ganz eignen Sinne den Gott desselben; Rechte, die Gott diesem Volk auf eine ausserordentliche Art gegeben hatte, sind es, was Salomo mit dies sem Ausdrucke geltend macht, und worauf er die freudigsten Hoffnungen gründet. Wir dürfen Das glückliche Volk, welches Salomo beherrschte,

nicht beneiden, M. Br. Durch Christum ist Gott in einem noch höhern und erfreulichern Sinne unser Gott; als Mitglieder des neuen Buns des stehen wir in einer noch nähern und ehrens vollern Verbindung mit ihm; das Recht der Kindschaft, das Recht, nicht blos einen Herrn, sondern einen Vater in ihm verehren und mit herzlicher Unbefangenheit zu ihm sprechen zu dürfen, ist uns durch Christum zu Theil gewor den. Und darauf muß sich unser Flehen zu Gott gründen, M. Br. Jm Glauben an den, den er uns zum Heiland und Mittler geschenkt hat; im Namen dieses Mittlers, durch welchen wir Zugang haben zu seiner Gnade; mit auss drücklicher Beruffung auf die väterlichen Vers heissungen, die uns durch Christum bekannt gewors den sind; mit dem ganzen Zutrauen begnadigter Menschen und geliebter Kinder wollen wir uns an ihn wenden und er wird uns hören; das Wort: was ihr den Vatter bitten wers det in meinem Namen, das wird er euch geben, wird in Erfüllung gehen; er wird seis ne ihm vertrauende Kinder stärken, die Uebel, die er uns nicht ersparen kann, zu erdulden; er wird uns trösten in aller unsrer Trübsal und Erquickungen in unsre Leiden mischen; er wird die Züchtigung wohlthätig für unsern Geist machen, und sie eine friedsame Frucht der Gerechtigkeit bringen lassen; mit frohem Erstaunen werden wir einsehen lernen, daß denen, die ihn lieben, alle Dinge zum Besten dienen müffen.

Dieß ist keine eitle, uns blos täuschende Hoffnung, M. Br., wir haben ja noch übers dieß die Erfahrung vor uns. Auf sie vers weiset Salomo in unserm Terte sein Volk; der Herr

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342 40fte Predigt, am dritten Bußtage.

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Herr, unser Gott, fey mit uns, ruft er, wie er gewesen ist mit unsern Våtern. So konnte er auch sprechen; denn es war, wie er gleich vor unserm Texte sagt, nicht eins verfallen von allen guten Worten Gottes, die er geredet hatte durch sei nen Knecht Mose; unzählbar waren die Bes weise eines mächtigen Schüßes, einer wunders baren Hülfe und einer väterlichen Leitung, auf die er hinzeigen, die er in der Geschichte seines Volks nachweisen konnte. Das kann auch ich, M. Br., ich kann eben so getrost ruffen: der Herr, unser Gott, sey mit uns, wie er gewesen ist mit unsern Bátern. Nein, die Uebel, die uns jezt drücken, sind nichts Uns gewöhnliches; nicht zum erstenmal erfährt sie das Vaterland; auch unsre Båter haben mehr als einmal Zeiten der Noth und des Jammers, der Verheerung und des Blutvergieffens gesehen. Aber waren sie darum verlassen? Erfuhren sie nicht alle Arten einer wundervollen Hülfe? Blieb ihnen nicht bey allen Stürmen der Zeit das Theuerste, was sie hatten, das Evangelium Jesu? Erhielten sie nicht, auch nach den schwer, sten Kampfen, neue Kräfte? Und verwandelte fich das verheerte Vaterland, unter einem uns verkennbaren Segen von oben, nicht bald wies der in einen blühenden Garten Gottes? Lass set uns Muth faffen, geliebte Brüder; mit dem Vertrauen, mit der Entschlossenheit, mit der uns ermüdeten Thätigkeit unfrer frommen Båter lasset uns handeln, und Gott wird mit uns seyn, wie er mit ihnen gewesen ist. So hilf denn deinem Volk und segne dein Erb theil, weide und erhöhe sie ewiglich; Amen.

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