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chen traurigen Ereignissen der Friede hervorges gangen ist; würden wir nicht einen Leichtsinn verrathen, den es nicht im mindesten rührt, daß das Glück, das uns zu Theil geworden ist, noch nicht allgemein ist, der blos Gefühl für sein eige nes Wohlseyn hat? Und daß gerade uns ein holder Friede erscheint; daß sich gerade über uns ferm Vaterlande die Ungewitter zertheilen, die anderwärts noch so gewaltig toben: wem haben wir dieß zu verdanken, M. Br., woher ein so unerwartetes, ein so auszeichnendes Glück? Wá ren wir desselben werth, wenn wir nicht übers legten, woher es uns kommt; wenn wirs nicht mit demüthiger Rührung geständen, daß wir uns dasselbe auf keine Weise selbst verschaffen konns ten, wenn wir unsre Blicke nicht dankvoll zu Gott erhüben, der auch dießmal mehr an uns gethan hat, als wir erwarten konnten? Dur eine gemáffigte, mit frommer Besonnenheit vers knüpfte Freude ist also dem heutigen Tage anges messen; auch in dieser Hinsicht werden wir ihn mit dem stillen Sinn, den das Evangelium Jes fu hervorbringt, am würdigsten feyern.

Erwäget endlich noch, daß dieser stille Sinn im Hoffen männliches Vertrauen ist. Wo es an diesem Sinne fehlt, überläßt man sich leicht eitlen, unbesonnenen Erwartungen; gar nicht gewohnt, seine Wünsche zu mässigen und feinen Begierden Gränzen zu seßen, erfüllt man die Zukunft mit ausschweiffenden Träumen, die Das schwache Herz, das an ihnen hängt, das fich ohne sie nicht glücklich fühlt, leicht wahr. scheinlich findet und festhält. Bey dem stillen Sinn, der eine Frucht des Evangelii ist, find

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solche Täuschungen, fölche schädliche und unwůr. dige Erwartungen gar nicht möglich. Christen, die alles mit diesem Sinne betrachten, fühlen es zu sehr, wie räthselhaft und dunkel die Zukunft ist; wie wenig sich vorhersehen läßt, was im Schoose derselben verborgen liegt, wie leicht auch die günstigsten und heitersten Aussichten sich trüben und ganz verschwinden können. Sie hofs fen also zwar; denn sie wissen zu gut, daß sie durch Christum von Gott alles erwarten dürfen, was zu ihrem Besten dient: aber der stille Sinn, mit welchem sie hoffen, ist mánnliches Ver trauen. So lange sie im Fleische leben, find auch sie den Stürmen der Zeit ausgesezt, und köns nen nicht verlangen, daß Gott sie mit den lles beln verschonen soll, die er zu verhängen nöthig und nüßlich findet. Und so machen sie sich denn auf alles gefaßt; überzeugt, auch im Leiblichen werde ihnen Gott so viel Gutes widerfahren lass sen, als die Umstände erlauben, erkühnen sie sich nicht, bestimmte Hoffnungen zu nähren und ihm Vorschriften zu machen; aber desto ernstlis cher bitten und flehen sie, daß er sie mit Vers trauen und Muth erfüllen, daß er ihnen Kraft und Standhaftigkeit schenken, daß er sie wolle fähig seyn lassen, jede Anfechtung zu erdulden und endlich zu überwinden.

Ihr müsset es alle fühlen, M. Br., geradé ein solches stilles, bescheidnes, mit mánnlichem Vertrauen verknüpftes Hoffen fordert dieser fests liche Tag. Möge der Friede, der uns geschenkt ist, das Ende alles Jammers und der Anfang eines dauerhaften Glücks für unser ganzes Vas terland seyn; wer sollte dieß nicht wünschen,

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wer sollte es nicht von Gott zu erflehen suchen? Aber wenn wir es auch für gewiß annehmen, wenn wir darauf rechnen wollten, von nun an werde es nichts weiter zu erdulden geben, wür. den wir da vorsichtig handeln, würden wir uns nicht der Gefahr aussehen, uns vielleicht graus fam getäuscht zu sehen? Was bleibt uns also übrig? Zu hoffen, M. Br., zu hoffen; aber mit stillem Sinne und mit männlichem Vertrauen; entschlossen, alles zu übernehmen, was Gott über uns verhängen dürfte, und es unter seinem Beystande zu erdulden und zu bes fiegen, so wollen wir der Zukunft entgegenges hen. Und wir werden fiegen, wir werden alles überwinden, wenn wir voll Gehorsams und Treue gegen unfern erhabnen Regenten, voll Eis fers und Thätigkeit in Erfüllung unsrer Pflich ten, voll herzlichen Wohlwollens und brüderlicher Liebe, einander beystehen, mit einander kämpfen, für einander leben und sterben. Ein heiliges Unterpfand seiner våterlichen Huld, eine Quelle neuer, unermeßlicher Regungen lasse Gott für dich, geliebtes Vaterland, den Frieden seyn, den er dir geschenkt hat; und dem bedrängten Eus ropa sey er der Vorbote, der fröhliche Verküns diger einer baldigen, allgemeinen und dauerhaften Ruhe; Amen.

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XLIV.

Am ersten Weihnachtstage.

Epistel: Tit. II. v. 11-14.

Die Gnade unsers Herrn, Jesu Christi, die

Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sen mit euch Allen; Amen.

Machen wir uns bey dem Erscheinen und Verschwinden menschlicher Geschöpfe, das wir vor Augen haben, so lange wir leben, nicht eis ner unverzeihlichen Gedankenlosigkeit schuldig, M. 3.: so muß es uns nicht blos auffallen, rühren und demüthigen muß es uns, daß wir über den eigentlichen Werth aller dieser Geschos pfe fo wenig ins Klare kommen, daß wir ihn weder bey ihrer Ankunft vorher sehen, noch bey ihrem Abschiede nachrechnen können. Was je der Mensch durch die frene Anwendung seiner Kräfte und durch die weise Benutzung aller ihm gewährten Vortheile aus sich selbst macht; wie weit er es in der Erkenntniß der Wahrheit und in der Liebe zum Guten bringt; welchen Beytrag er durch sein Verhalten und Wirken zur Ordnung und Wohlfahrt des Ganzen giebt; wes er also vor dem Richterstuhle der Vernunft

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und des Gewissens gilt und gelten kann: dar, nach haben wir zu fragen, das haben wir auss zumitteln, wenn uns die Menschen mehr seyn follen, als gleichgültige Erscheinungen. Nicht um das, was uns an ihnen in die Augen fällt: um ihr Innres, um die Vollkommenheit und das Berdienst, das sie sich erwerben, um ihren Werth muß uns dann zu thun seyn. Aber gerade dies fer Werth ist es, was wir bey den meisten Menschen gar nicht und bey den übrigen nur unvollkommen schäßen können. Vorhersehen läßt er sich ohnehin nicht; räthselhafte Geschöpfe, über die sich gar kein Urtheil fällen läßt, sind die Menschen bey ihrem Erscheinen auf Erden; fromme Wünsche, unsichre Vermuthungen, leise Hoffnungen sind alles, was wir uns an der Wiege unsrer Neugebornen erlauben dürfen. Und wollen wir denen, die wir scheiden sehen, deren Leben uns als ein vollendetes Ganzes vor Augen schwebt, gleichsam nachrechnen, um über ihren Werth ein entscheidendes Urtheil zu fällen: auf welche Schwierigkeiten stossen wir da, mit welcher Dunkelheit sind oft gerade die wichtigs sten Umstände umgeben, in welcher Tiefe lie. gen die Ursachen und Triebfedern ihres Verhals tens verborgen, und wie oft müssen wir gestes hen, daß uns die Menschen nach einem langen, bor unfern Augen geführten Leben ben ihrem Verschwinden fast noch zweydeutiger und unbes greiflicher sind, als sie es bey ihrem Erscheinen waren!

Eine Ausnahme, M. Br., eine wunders volle Ausnahme von dem, was ich jest gesagt habe, macht das Erscheinen des Einzigen, dessen Geburt wir in diesen Tagen feyern. Was,

Er

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