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vor? Kann auch nur eine Regung wahrer Brus derliebe in eurem Herzen seyn, wenn ihr, bey allem euern Beruffen auf Christum und sein Verdienst, unthätige und überflüssige, oder wohl gar eigennüßige und pflichtvergeßne Menschen feyd; wenn ihr Brüder blos darum, weil sie eure Sprache nicht reden, und sich nicht zu eurer besondern Gemeinschaft halten, verachtet, oder wohl gar verurtheilet und haffet; wenn ihr Eas stern ergeben seyd, die ganz unläugbar Schaden stiften, und das Evangelium, welches ihr im Munde führet, bey denen, die drauffen sind, verdächtig machen? - Aber auch an euch ein Wort, die ihr euch eurer Menschenliebe, eures unbegränzten Wohlwollens, und einer ganz pars theylofen weltbürgerlichen Gesinnung rühmet. Ihr glaubet um so mehr aus dem Tod ins Leben ges. kommen zu ··seyn, da ihr mehr als Bruderliebe habt; da ihr alles, was Mensch ist, mit eurem Wohlwollen umfaffet. Wohl euch, wenn es so ist; wenn eure Menschenliebe mehr ist, als ein blosses Prangen mit menschenfreundlichen Gemeins sprüchen; wenn ihr nicht etwa die Heiden in entfernten Welttheilen liebet, um euern Nach, bar nicht lieben zu dürfen. Recht habt ihr, keis nem wahren Christen darf die allgemeine Menschenliebe fehlen, er soll in seinem Glauben darreichen brüderliche Liebe, und in der brüderlichen liebe gemeine Liebe. Wenn ihr aber von der brüderlichen Liebe nichts wissen wollet; wenn ihr, um euern menschenfreundlichen Sinn recht stark auszudrüs cken, bey jeder Gelegenheit versichert, euch sen es gleichviel, zu welcher Religion sich Jemand bekenne, ob er Jude oder Heide sey, der Mensch

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allein habe einen Werth bey euch: so ist doch so viel klar, aus dem Glauben, aus einem danks baren Gefühl der Gnade Gottes in Christo, kann eure Menschenliebe nicht fliessen. Hätte sie diese Quelle, fo wáren euch die Brüder wirklich lieber, als andre Menschen; so hieltet ihr euch für verpflichtet, die, die einen Herrn, einen Glaus ben, eine Hoffnung mit euch haben, ben sonst gleichen Umständen Undern vorzuziehen; so könn, ten euch Menschen, die gegen Jefum, euern Herrn, gleichgültig sind, oder ihn wohl gar vers achten und lästern, unmöglich eben so werth und theuer seyn, als die, die ihn verehren. Doch abgesehen von diefem allen, urtheilet selbst, ob eine liebe, die alles umfaffen will, nicht eben darum, weil sie zu viel unternimmt, am Ende nichts leistet; ob eine Liebe, die die heiligsten Verhältnisse nicht achtet, pflichtmässig handelt; ob euch nicht selbst die bürgerliche Verfassung, in der ihr lebet, so lange fie bleibt, wie sie ist, zu einem vorzüglichen Wohlwollen gegen eure Mitchristen verpflichtet? Betrachtet die Sache, wie ihr wollet, M. Z., höchst ernsthaft ist die Frage, ob wir uns einer wahren christlichen Bruderliebe bewußt find? Nur dann, wenn wir Diese Frage zu bejahen im Stande sind, können wir sagen, wir sind aus dem Tod ins les ben gekommen.

Doch noch mehr Bedeutung und Wichtig, keit erhält diese Frage durch die zweyte, zu der uns der Apostel im Terte veranlaßt: ob wir nehmlich fühlen, was der Mangel einer christlichen Bruderliebe auf sich habe? Stark, fast möchte ich sagen, auffallend und be fremdend,

fremdend, drückt sich der Apostel über diesen Mans get aus. Wer den Bruder nicht liebet, fagt er, der bleibet im Tode; wer seinen Bruder hasset, der ist ein Todtschläger, und ihr wisset, daß ein Todtschläger nicht hat das ewige Leben bey ihm bleis bend. Eine doppelte Art des Mangels an christs licher Bruderliebe unterscheidet also der Apostel in unserm Texte; einen Mangel, wo sie blos fehlt, ohne daß man seinem Mitchristen darum abgeneigt wåre; und einen Mangel, wo sie nicht blos abwesend ist, sondern auch, statt dersels ben, Widerwille und Haß in der Seele herrscht. Beide Fälle haben nach dem Aus, spruche des Apostels viel zu bedeuten.

Wer

den Bruder nicht liebt, sagt er von dem ersten Falle, der bleibet im Tode; der Man gel dieser Liebe ist der Beweis, das Evangelium Jefu hat noch nichts beŋ einem solchen Menschen ausgerichtet; er befindet sich noch in der alten verderbten Verfassung; er ist in Gefahr, durch sein Beharren bey einem ungebesserten Sinn elend zu werden. Noch weit bedenklicher, und wirklich schrecklich, ist nach dem Urtheile des Apostels der andre Fall. Wer seinen Brus der haßt, ruft er, der ist ein Todtschläs ger, und ihr wisset, daß ein Todtschlás ger nicht hat das ewige Leben bey ihm bleibend. It wirklicher Widerwille gegen eis nen Mitchristen in der Seele; ist man fähig und entschlossen, ihn zu beleidigen und ihm Scha den zuzufügen: so hat man eigentlich den Sinn eines Mörders; man ist dann zu allem, auch dem Aeussersten, aufgelegt; und es darf nur eine verführerische Gelegenheit, ein Reiß der Ums

stånde,

stande, eine Aufwallung des Zorns, ein Sturm wilder Leidenschaften hinzukommen: so kann man ein wirklicher Todtschläger werden, so kann man sich Mißhandlungen erlauben, die den Tod des Beleidigten zur Folge haben. Daß aber ein solcher Mensch keine Hoffnung der Seligkeit has ben kann, sest der Apostel hinzu, wiffet ihr selber. Haben wir je überlegt, haben wir uns je vorges halten, was der Mangel einer christlichen Bru Derliebe nach dieser Erläuterung auf sich hat? Send euch immerhin keines Haffes gegen eure Mitchristen bewußt: so lang ihr nichts für sie empfindet; so lang ihr nicht Theil an ihrem Schicksal nehmet, und ihnen nüßsich zu werden strebet, bleibet ihr im Tode, befinder ihr euch, wer ihr auch übrigens seyn, welche Vollkommens heiten ihr auch besigen möget, in einem unges Hefferten, vor Gott verwerflichem Zustande. Wie kann es auch anders senn? Wäre es zu einer wahren Sinnesänderung bey euch gekommen, hättet ihr euch je im Ernst zu Gott gewendet, und seine Gnade durch Christum gesucht, wäre wahres geistiges Leben in euch entstanden: wie zart und theilnehmend würde dann euer Herz feyn; mit welchem Wohlwollen würdet ihr die betrachten, denen gleiche Gnade widerfahren ist; wie eifrig würder ihr allen, die Gott in Christo geliebt, und durch sein Evangelium beruffen hat, Gutes erzeigen, und euch verdient um sie ma, chen! Ist vollends tatt der Liebe Haß in eus rem Herzen; könnet ihr auch nur Einen von des nen, die an Christum mit euch glauben, drücken, verfolgen, ins Elend stürzen: so send ihr in den Augen Gottes, der das Herz ansieht, und nach euern Gesinnungen urtheilt, Verbrecher von der

gröb,

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gröbsten Art, send vor Gott Todtschläger. Dann sey euer Wissen noch so reich, euer Glaube noch so stark, euer übriges Leben noch so regelmäss fig, euer Verdienst in euern übrigen Verhälts nissen noch so groß: wer seinen Bruder has fet, der ist ein Todtschläger, er ist ein leidens schaftliches, feindseliges, zu den gewaltsamsten Eins griffen in die Rechte seiner Brüder aufgelegtes Wesen; er hat weder wahre Furcht vor Gotth noch wahre Liebe zu ihm, und mithin nichts von Gott zu hoffen. Keine Kleinigkeit, keine uns wichtige, nur Nebensachen betreffende Frage ist also die Untersuchung, ob eine wahre christliche Bruderliebe in unserm Herzen ist; über die Hauptsache, an der uns alles gelegen seyn muß, über die Frage, ob wir eine gegründete Hoff nung der Seligkeit haben, können wir ohne sie nicht ins Klare kommen. Jeder prüfe sich also ernstlich, und lasse sein Gewissen den Ausspruch tbun.

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Es ist jedoch nicht genug, wenn wir uns eines guten Willens überhaupt, wenn wir uns der Bereitwilligkeit, unfern Mitchristen nüßlich zu werden, im Allgemeinen bewußt sind: nicht minder ernsthaft ist die Frage: ob wir einfes hen, wie weit wir bey der christlichen Bruderliebe zu gehen haben? Und da finden wir denn in unserm Tert einen Ausspruch von unerwarteter Strenge. Daran haben wir erkannt die Liebe, fährt der Apostel fort, daß er sein Leben für uns gelaffen hat, und wir sollen auch das Leben für die Brüder lassen. An kein geringeres Muster sind wir also bey der Ausübung der christlichen Bruderliebe gewiesen, als an das Muster Jesu;

was

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