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XXVIII.

Am VIII. Sonntage nach Trinitatis.

Epistel: Rom. VIII. . 12-17.

Mit Ausdrücken, die nicht deutlich genug find,

die leicht gemißbraucht werden können, und auch wirklich gemißbraucht wurden, hat man häuffig von einer Sache gesprochen, M. Z., die jedem Bekenner des Evangelii höchst wichtig seyn muß, von dem Gefühl, welches wahre Christen von ihrem glücklichen Verhältniß gegen Gott haben. Es ist offenbar, wie er mit Gott stehe, wessen er sich zu Gott zu versehen habe, Das kann kein ernsthafter vernünftig handelnder Mensch, geschweige denn ein Christ, unerörtert tassen; er muß nothwendig darauf merken, was bey dem Undenken an Gott in ihm vorgeht, ob diese Borstellung seinem Herzen verhaßt, oder angenehm ist, ob es sich bey derselben ängstlich zusammenzieht, oder freudig erweitert, ob es Bans gigkeit oder Vertrauen, Furcht oder Hoffnung ist, was er bey der Hinsicht auf Gott empfins det? Eben so entschieden ist es, daß ein wahs rer Christ von seinem Verhältniß gegen Gott kein anders Gefühl haben kann, als ein erhebens des und freudiges. Er kennt Gott als seinen Vater in Christo; er hat sich den Bedingungen unterworfen, unter welchen Gott Sünder begnas

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digt; er ist unablässig bemüht, diesen Bedinguns gen immer vollkommner Genüge zu leisten; er darf sich also zueignen, was die Verheissungen des Evangelii enthalten; und diese enthalten nichts Geringeres, als die Versicherung einer Huld, die durch Christum ein ewiges Leben, eine alle Erwartung übertreffende Seligkeit schenken will. Was könnte den, der sich solcher Verheissungen trösten darf, beunruhigen; was könnte er beh einem solchen Verhältniß gegen Gott anders füh len, als lebendiges Vertrauen und freudige Hoff nung?

Man hat jedoch, wie ich gleich anfangs be merkt habe, von diesem Gefühl háuffig in Auss drücken gesprochen, die nicht deutlich genug sind, und daher einem mannichfaltigen Mißbrauch uns terworfen waren. Man nannte die Ueberzeugung, die ein wahrer Christ von seinem glücklichen Verhältniß gegen Gott haben soll, das Gefühl seines Gnadenstandes und seiner Ers wählung; man beschrieb diesen Zustand als eine geheimnißvolle Vereinigung mit Gott und Jesu, der sich ein wahrer Christ ausdrücklich bewußt werden müsse; man redete von einer Einwohnung Gottes und Je su in dem Herzen wahrer Christen, die mit eignen unverkennbaren Gefühlen verknüpft sen; man bediente sich des Worts Versiege, lung, um die Gewißheit anzuzeigen, mit der fich ein wahrer Christ eine ewige Seligkeit vers sprechen dürfe. Ihr werdet sogleich die Bemers kung machen, es sind Ausdrücke der Schrift, die man hier brauchte, und womit man eine so wichtige Sache am besten bezeichnen zu können glaubte.

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glaubte. Aber eben so einleuchtend wird es euch feyn, daß diese Ausdrücke bildlich sind, daß sie eben daher nicht von jedem gehörig gefaßt wers den, daß sie folglich leicht eine Veranlassung zu unrichtigen Vorstellungen, zu eitlen Erwartun gen, und zu unnüßen Streitigkeiten werden köns

nen.

Und wahrhaftig, nur zu oft ist dieß der Fall gewesen! Wie heftig hat man darüber gestritten, ob ein wahrer Christ ein Gefühl seiner Gemeins schaft mit Gott haben, und feiner Seligkeit schon auf Erden gewiß seyn könne? Wie oft hat man sich über dieses Gefühl selbst entzwent, und die Beschaffenheit desselben bald so, bald ans ders erklärt! Welche lieblose Verdachte, welche harte Beschuldigungen hat man sich gegen die erlaubt, die in diesem Stück anders empfanden, oder auch nur anders sprachen, als man selbst zu empfinden und zu sprechen pflegte! Wie ångstlich haben so viele gutgesinnte Menschen nach den Rührungen, nach den geistlichen Genüssen gestrebt, die sie für nothwendige Früchte und Merkmale ihres Gnadenstandes hielten! Mie oft ist dieses Streben in Schwärmeren ausges artet, und hat Anstalten, Uebungen und Lebens, arten hervorgebracht, die eben so nachtheilig für die, welche sie wählten, als für die Welt gewors den find! Was kann also nöthiger seyn, als daß wir auch hier ins Klare zu kommen fuchen, als daß wir uns genau unterrichten, wie das Ges fühl wahrer Christen von ihrem glücklichen Vers hältniß gegen Gott nach der Schrift beschaffen seyn müsse? In dem Text, den ich jezt erkläs ren foll, finden wir alles kurz zusammengefaßt,

was

was zu dieser wichtigen Sache gehört. Mit Aufmerksamkeit lasset uns also diesen Text betrach ten, und den Sinn desselben erforschen, und wir werden uns eben so glücklich gegen Sicherheit und Kaltsinn auf der einen, als gegen Ueberspans nung und Schwärmeren auf der andern Seite verwahren. Der Geist Gottes, der sein heilis ges Werk in uns hat, der unserm Geiste Zeugs niß geben muß, daß wir Gottes Kinder sind, fen mit uns, und leite uns auch hier in alle Wahrheit. Wir flehen um diese Gnade in stil. ler Andacht.

Epistel: Rom, VIII. 6. 12-17.

Ein Gefühl, daß man Vertrauen zu Gott fassen, daß man sich unter allen Umstånden mit der Unbefangenheit eines geliebten Kindes vor ihm aussern, daß man in Zeit und Ewigkeit Gutes aller Art von ihm erwarten dürfe, ein folches frohes herzerhebendes Gefühl muß jeder wahre Christ haben, M. Z., der Apostel fagt dieß in den vorgelesenen Worten so nachdrücklich und stark, daß gar kein Streit darüber seyn kann. Aber desto öfter hat man, wie ich bereits erins nert habe, über die Beschaffenheit dieses Gefühls gestritten; desto öfter hat man es in Dingen ges fucht, in welchen es unmöglich bestehen kann; desto öfter hat man sich selbst und andre betro gen, und ist in einer so wichtigen Sache auf Abwege gerathen. Um so willkommener muß uns der Unterricht seyn, den wir in unferm Terte finden; um so nöthiger ist es, daß wir das Gefühl, welches wahre Christen von ihrem glücklichen Verhältniß gegen, Gott haben, dießmal zum Gegenstand unsers,

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Nach,

Nachdenkens machen. Es sind drey Hauptpuncte, auf welche wir unsre Aufmerksamkeit bey diesem Gefühle zu richten haben; wir müssen die Nas tur; die Merkmale; und die Nothwens digkeit deffelben genauer in Erwägung ziehen. Folget mir bey dieser Betrachtung mit vernünftiger Sammlung, und mit eignem freyen Urtheil.

Was ist das Gefühl, welches wah. re Christen von ihrem glücklichen Vers hältniß gegen Gott haben, und welche Beschaffenheit hat es? Dieß ist natürlich Die erste Frage, die sich uns hier darbietet. Aus unserm Texte läßt sie sich sehr, befriedigend bes antworten. Denn hören wir Paullum, so besteht das Gefühl, welches wahre Christen von ihrem glücklichen Verhältniß gegen Gott haben, nicht in dunkeln unbegreifflichen Rührungen; sondern in dem klaren Bewußtseyn, daß man glaube, daß man gesinnet fey und handle, wie es dem Evangelio Jesu ges más ist.

Zu allen Zeiten hat es Christen gegeben/ M. 3., die einen ganz eignen Werth auf from me Rührungen legten; denen diese Rührun gen um so wichtiger und merkwürdiger waren, je unerwarteter und schneller sie entstanden, je stärker sie sich der ganzen Seele bemächtigten, und je erquickender der Genuß war, den sie ges währten. War man sichs bewußt, zu ihrer Ents stehung wenig oder nichts beygetragen zu haben: konnte man sie dann für etwas anders halten, als für die Wirkung eines höhern Einfluffes, als für das Merkmal einer nähern Gemeinschaft

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