صور الصفحة
PDF
النشر الإلكتروني

Daniel (7, 13 f.) dem Messias eine übermenschliche Würde zugeschrieben, so findet sich dieselbe Vorstellung auch im Buche Henoch, wo der Auserwählte Gottes als Solcher geschildert wird (48, 5. und 61, 10), der bei Gott verborgen war, ehe die Welt geschaffen wurde und dessen Herrlichkeit und Macht ewig ist (48b, 2), obgleich er auch wieder (61, 9) Sohn des Weibes heisst und Sohn des Menschen (61, 10. 13. 17. und öfter). Dagegen lässt der Verfasser der Gesichte Jesaia's (9, 27 ff.) den Messias bereits vor seiner Menschwerdung im siebenten Himmel als Sohn des Höchsten (6, 8. 8, 18) thronen; dem alle Heilige und Engel Lob und Preis spenden (9, 27 ff.) und die Engel aller Stufenhimmel als ihren Herrn bekennen (11, 24 ff.). Und im 4. Buche Esra (2, 43. 47) heisst derselbe der Sohn Gottes (13, 37. 52), den Niemand eher sehen könne, als zur Zeit des jüngsten Tags. Auch im Buch Sohar erscheint der Messias grösser als alle Engel, als ihr Vorsteher und Leiter, der grösser als die ganze Welt und Herr der ganzen Erde ist. Die Uebertragung des göttlichen Wortes oder Logos auf den Messias gehört der alexandrinisch - jüdischen Religionsphilosophie an. Das Targum Jonathan und später das Buch Sohar lassen über den Messias den heiligen Geist Gottes ausgegossen sein.

Werk und Geschäft des Messias. Nach der jüdischen Vorstellung (Luk. 1, 71. 2, 38. 10. 30. Apostelg. 1, 6) war die Befreiung der Juden und die Wiederherstellung ihres Reiches das Hauptgeschäft des Messias, ein Gedanke, der auch im 4. Buch Esra (12, 34. 13, 32 ff.) ausgeführt wird: den Rest meines Volkes wird er befreien in Barmherzigkeit und Erbarmen und sie werden gerettet auf den Berg meiner Herrlichkeit, auf dessen Gipfel er selber stehen wird. Und es wird eine zahllose Menge zumal versammelt werden und er selber, mein Sohn, wird die Völker verklagen, die da erscheinen werden, um ihrer Ungerechtigkeit willen und wird sie ohne Mühe verderben durch Strafe des Feuers; und er wird rufen und um sich sammeln die zehn Stämme, die weggeführt wurden aus ihrem Lande in ein andres Land; sie selber aber haben sich den Rath gegeben, die Menge der Völker zu verlassen und in eine ferne Gegend zu wandern, wo noch kein Geschlecht der Menschen wohnte und wohin ein langer Weg von anderthalb Jahren war; und sie wohnen daselbst bis zu den letzten Tagen, und wenn sie jetzt wiederkehren wollen aus dem fernen Lan

de *), wird der Höchste das grosse Wasser stille stehen lassen, dass sie herüberkommen. Ausserdem sollte der Messias die Religion Jehovah's herstellen und verbreiten (Luk. 1, 73 f. 2, 32), die Sitten des Volkes reinigen (Matth. 3, 11. 12), das Gesetz reformiren und vollenden (Matth. 5, 17). Rabbinische Lehrer erklärten die Bekehrung der Heiden zu Jehovah für die Hauptsache bei der Ankunft des Messias, und das Targum Jonathan redet von einer neuen Lehre in der messianischen Zeit. Auch die Vergebung und Versöhnung der Sünden wird dann stattfinden (Matth. 1, 21. Luk. 1, 76 f.). Von einem Tode des Messias wussten dagegen die Juden zur Zeit Jesu nichts (Joh. 12, 34), sowie auch den Aposteln Jesu der Gedanke seines Todes ein Anstoss ist. Die Vorstellung von einem versöhnenden Leiden (aber nicht Tode) des Messias knüpft das Targum Jonathan an die pseudo-jesaianische Stelle Kap. 52 f. an. Im Buche Sohar und bei den Rabbinen erscheint nur der Messias als Sohn Joseph's als solcher, der durch sein Leiden und seinen Tod die Sünden Jerobeam's, d. h. der zehn Stämme, versöhnt. Dagegen glaubten die Juden eine Auferweckung der Todten durch den Messias (Apok. 20, 5. 1. Corinth. 15, 22 f.), wie es im 4. Buch Esra heisst (2, 42 ft. 7, 31 ff.): Diese Schaar (vor dem Messias) ist es, welche das sterbliche Gewand ablegten und das Unsterbliche anzogen. Die Welt wird auferweckt werden, die noch nicht wacht, und die Erde wird wiedergeben, was in ihr schläft. Und dann wird der Höchste zu den Auferweckten reden am Tage des Gerichts. Ebenso das Buch Henoch (50, 1 ff.): In jenen Tagen wird die Erde zurückgeben aus ihrem Schooss, und die Unterwelt ausliefern aus demselben, was sie erhalten hat, und der Abgrund wird heimgeben, was er schuldig ist. Beim Verfasser der Gesichte Jesaia's (4, 18: die Auferstehung der Todten wird eintreten in jenen Tagen) und (9, 17) begegnet uns dieselbe Vorstellung, wie bei Matth. 27, 52, dass bei der Auferstehung des Messias Viele von den Heiligen sich aus den Gräbern erheben werden, um mit ihm zum Himmel aufzusteigen und die Kleider der Engel anzuneh men. Die christliche Vorstellung von der Höllenfahrt des Messias (Ephes. 4, 9. 1. Petr. 3, 18 f.) begegnet uns im 4.

*) Ein alter jüdischer Erklärer will darunter Amerika verstanden wissen.

Buche Esra, wo (4, 21) von der Hinabfahrt des Geliebten in die Hölle die Rede ist, die (10, 8 und 14) dem Messias von Gott selbst in den Worten vorgeschrieben wird: Gehe und steige durch alle Himmel hinab bis zu dem Engel, der bei der Unterwelt wohnt, aber eben noch nicht dem Verderben Preis gegeben ist, und darnach wirst du von den Göttern des Todes wiederum aufsteigen an deinen Ort (d. h. in den siebenten Himmel zur Rechten Gottes), was denn auch wirklich geschah (11, 19: und sie hängten ihn auf und er stieg hinab zum Engel des Todes). Wie die Neutestamentlichen Schriftsteller durch den Messias die Macht der Dämonen überwältigt und die Herrschaft des Satans gestürzt werden lassen (Offenb. 20, 2. 3. 10. 1. Korinth. 15, 24. 25. vgl. mit Joh. 14, 30. 2. Korinth. 4, 4); so erwartete solches auch der jüdische Volksglaube. So lässt der Verfasser des Buchs Henoch Gott zu Raphael sagen (10, 6 ff.): Binde Asasiel Hände und Füsse und wirf ihn in die Finsterniss, öffne die Wüste von Dudael und stosse ihn hinein und hülle Finsterniss um ihn und am Tage des grossen Gerichts lass ihn in's Feuer werfen. Dasselbe wird den Genossen Asasiel's verkündigt (13, 1. 4) und Kap. 53, 5 ff. werden Ketten und Fesseln bereitet für die Schaaren Asasiel's, weil sie die Bewohner der Erde verführten, wofür sie in jenen Tagen (53, 7) der Qual und Angst und des göttlichen Zornes (54, 4) bestraft werden, wann der Auserwählte auf dem Throne seiner Herrlichkeit sitzen und Asasiel und seine Genossen und Schaaren richten wird. In der Vision Jesaia's heisst es (4, 1 ff. 7, 12 f.): In den letzten Tagen wird Beliar herabkommen, der Fürst dieser Welt (1, 9. 2, 4), in Gestalt eines gottlosen Königs in dieser Welt *), und mit ihm werden alle Gewalten dieser Welt kommen und ihm in Allem gehorchen und derselbe wird zum Geliebten des Herrn sprechen: Ich bin Gott und vor mir war kein Anderer, und Alle werden an ihn glauben und ihm opfern, denn er wird wunderbare Thaten verrichten in allen Städten; und der Kampf um die Angelegenheiten Satans wird dauern, bis der Auserwählte kommt, der demselben ein Ende macht. In spätern jüdischen Schriften fragt Satan oder Sammael (d. h. der Verblender, 2. Corinth. 4, 4), dessen Herrschaft sich übrigens bloss

*) Anspielung auf den Nero der jüdisch-christlichen Sage (vgl. unten §. 31.).

über die Heiden erstreckt (Eph. 6, 12. Joh. 14, 30), wer denn jenes Licht sei, das sich unter seinem Throne verstecke; worauf ihm Gott erwiedert, das sei der, welcher ihn stürzen und sein Angesicht beschämen werde; als nun Samaël dieses Licht erblickt, erschrickt er und erkennt den, welcher ihn und alle Heiden in die Hölle stürzen werde.

Die Stiftung des messianischen Reiches wird, ausser den bekannten Stellen des Neuen Testaments, auch in den Targums unter dem Namen „Reich des Messias" bezeichnet; im Buch Henoch kommt auch der im Munde Jesu geläufige Ausdruck „Reich der Himmel" vor (41, 1): „Darauf sah ich die Geheimnisse des Himmels und des Reiches der Himmel nach seinen Theilen, und der Thaten der Menschen, wie sie daselbst gewägt werden auf Wagen, und ich sah die Behausungen der Auserwählten, die Behausungen der Heiligen." Kap. 92, 14 heisst es das Haus des grossen Königs, das gegründet werden wird in Herrlichkeit. Im 4. Buch Esra heisst es „Reich" und „himmlisches Reich" (2, 35. 37) oder „Reich Gottes" (2, 41). Die Glückseligkeit dieses Reiches wird nicht bloss im Neuen Testament (Matth. 8, 11. Apokal. 19, 9), sondern auch in den Pseudepigraphen des Alten Testaments unter dem Bilde eines Gastmahls dargestellt, von welchem die Gottlosen ausgeschlossen sind. Henoch 61, 17: Und die Gerechten und Auserwählten werden mit dem Sohne des Menschen wohnen und essen und zur Ruhe gehen und aufstehen von Ewigkeit zu Ewigkeit. Henoch 59, 12: Und an jenem Tage werden zwei Unthiere vertheilt werden, welche durch die Macht des Allbeherrschenden dazu geschaffen sind, zur Speise zu dienen. Darin ist der Keim der spätern jüdischen Sagen enthalten, wonach den Gerechten im Paradies eine herrliche Mahlzeit zugerichtet werden soll, wobei zuerst der Leviathan, dann der Behemoth (so werden sie auch bei Henoch 59, 7 und 9, nach dem Vorgang Hiob's (40, 25 ff.) genannt) verspeist werden sollten. Im 4. Buch Esra 2, 37 und 38 heisst es: Empfanget das angenehme Geschenk und freuet euch und danket dem, der euch zum himmlischen Reich berufen hat; erhebet euch und stehet und sehet die Zahl der Erwählten bei dem Gastmahl des Herrn. Das Bezeichnetsein der Theilnehmer am Messiasreiche, das sich ausser dieser Stelle auch in der Apokalypse findet (7, 2 ff.), weist auf das Eingeschriebensein in die Bücher des Lebens (Daniel 12, 1. Apok. 3, 5. 17, 8), 11

Noack, biblische Theologie.

von denen auch das 4. Buch Esra 6, 20 (die Bücher werden geöffnet vor dem Angesicht des Himmels) und die Vision des Jesaia (9, 22 die Bücher, worin die Thaten der Kinder Israel geschrieben waren) spricht und welche besonders im Buch Henoch eine Hauptrolle spielen, wo (47, 3. 80, 1 f. 103, 1) von dem Buch der Heiligen oder den Offenbarungen des Himmels die Rede ist, in denen das Schicksal der Heiligen und Auserwählten aufgezeichnet und kundgethan sei.

Aber auch das messianische Reich ist nicht von ewiger, sondern nur von zeitlicher Dauer. Nach 4. Esra 7, 28 dauert es vierhundert Jahre, nach 1. Corinth. 15, 23 f. und der Apokalypse tausend Jahre (20, 4. 5), woher die in den ersten christlichen Jahrhunderten geläufige Vorstellung vom tausendjährigen Reiche (der Chiliasmus). Spätere jüdische Lehrer setzen andere Bestimmungen über die Dauer der Tage des Messias fest oder nehmen das Messiasreich als ewig d. h. bis zum Weltende dauernd an. Die Vergänglichkeit desselben lehrte auch Paulus (1. Korinth. 15, 23–25) und das 4. Buch Esra (7, 29 ff.) lehrte: Nach diesen (vierhundert) Jahren wird mein Sohn Messias sterben und alle Menschen, welche athmen, und die Welt wird verwandelt werden. Am Ende der messianischen Zeit wird der Satan noch einmal befreit werden (Apok. 20, 7) und reizt die Völker der Erde zum Krieg gegen die Heiligen an (Apok. 20, 8. 9: zum Krieg des Gog und Magog, den jedoch die Targumim vor den Eintritt des messianischen Reiches setzen). Aber durch die göttliche Kraft wird Satan überwältigt und auf ewig verstossen und in die Hölle gestürzt (Apok. 20, 9. 10), und dann erst erfolgt die allgemeine Auferstehung aller Menschen (Apok. 20, 12. 13), mit welcher das allgemeine Weltgericht verbunden gedacht wird (Apok. 20, 11-13. Matth. 25, 31 ff.). Von diesem Gerichte, das der Messias halten wird, spricht das 4. Buch Esra 7, 33 ff. als von einem mit der Schöpfung der Welt und Adam's für diejenigen bereiteten, welche es verdienen. Die daselbst zwischen 7, 35 und 36 aus der arabischen Uebersetzung eingeschobne Stelle beschreibt ausführlich die Stufen der Strafen und der Glückseligkeit, die in Folge dieses Gerichts eintreten werden. Das Buch Henoch gedenkt an vielen Stellen des Gerichts; unter Andern heisst es Kap. 54, 5: Ihr Könige, ihr Mächtigen, die ihr die Welt besitzet, ihr werdet meinen Auserwählten sitzen sehen auf dem Throne meiner Herrlichkeit, um zu richten; und

« السابقةمتابعة »