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60, 10: der Herr der Geister setzt den Auserwählten auf den Thron der Herrlichkeit und derselbe wird richten alle Werke der Heiligen oben im Himmel und mit der Wage alle ihre Thaten wägen und ihren verborgenen Wandel richten. Die politische Bedeutung des Weltgerichts tritt bei Henoch ganz besonders deutlich hervor, so Kap. 38, 4 f.: Wenn die Geheimnisse der Gerechten enthüllt werden, dann werden die Sünder gerichtet und die Gottlosen gepeinigt vor den Augen der Gerechten und Auserwählten und von der Zeit an werden die Herrn der Erde nicht gross und mächtig sein und werden nicht das Angesicht der Heiligen schauen; aber doch sollen dieselben in jenen Tagen nicht vertilgt, sondern den Gerechten und Heiligen überantwortet werden, und sie sollen von der Zeit an keine Gnade finden vor dem Herrn der Geister, denn ihre Zeit ist zu Ende gegangen. Kap. 46, 3 ff.: Dieser Menschensohn wird die Fürsten und Gewaltigen von ihren Lagern aufregen und von ihren Thronen stürzen und zerbrechen die Zähne der Gottlosen. Er wird die Könige von ihren Thronen stürzen und ihrer Herrschaft berauben, dafür dass sie ihn nicht erheben und verherrlichen wollen und sich nicht demüthigen vor dem, durch welchen sie ihre Herrschaft erhalten haben. Und das Angesicht der Gewaltigen wird er niederschlagen und sie mit Verwirrung erfüllen; Finsterniss werden ihre Stätte und Würmer ihr Lager sein, und sie werden keine Hoffnung haben, von ihrem Lager aufzustehen, weil sie nicht verherrlichten den Namen des Herrn der Geister. Sie werden die Sterne des Himmels verachten und sich auflehnen wider den Höchsten und werden auf Erden, sie wohnen, alle ihre Werke der Ungerechtigkeit zur Schau tragen. Nach dem allgemeinen Weltgericht folgt das Weltende (1. Kor. 15, 24. 1. Petr. 4, 7) und die Welt wird durch Feuer zerstört (2. Petr. 3, 7-12). Und in jenen Tagen (heisst es im Buch Henoch 102, 1 ff.) wann er über euch ein gewaltiges Feuer senden wird, wohin wollt ihr fliehen, um sicher zu sein? Und alle Lichter (d. h. Sonne, Mond und Sterne, Matth. 24, 29) werden erzittern in grosser Furcht und die ganze Erde wird erschrecken und zittern vor Angst. Auf das Weltende folgt die Erneuerung der Welt, ihr Hervorgang in herrlicher und unvergänglicher Gestalt (Apok. 21, 1 ff. 2. Petr. 3, 13. Röm. 8, 19. Matth. 26, 29). Die Menschheit aber bereut ihren verkehrten Wandel und bekehrt sich von demselben. Henoch 49,

WO

1 ff. In jenen Tagen werden die Heiligen und Auserwählten eine Verwandlung erleben und Andern wird kundgethan, dass sie bereuen müssen und die bisherigen Werke ihrer Hände verlassen; wer nicht bereut vor dem Herrn der Geister, der wird umkommen. Und 4. Esra 4, 29 ff.: Wenn nicht umgekehrt sein wird, was gesäet wird, und die Stätte gewichen sein wird, wo das Böse gesäet ist, so wird die Stätte nicht kommen, WO das Gute gesäet ist; denn der Keim des bösen Samens ist im Herzen Adam's gesäet von Anfang an, und wie viel Ruchlosigkeit hat es gezeugt und zeugt immer noch, bis dass die Tenne kommt! Die Frucht der Tenne, unser Lohn, wird aber kommen, wann erfüllt sein wird die Zahl der Keime in euch. Dann ist (Matth. 19, 28) die Zeit der Palingenesie erschienen. Dann wird (heisst es im Henoch 39, 1. 4. 5) ein auserwähltes und heiliges Geschlecht vom obern Himmel hernieder kommen und ihr Same wird bei den Menschenkindern sein und zahllos werden die Auserwählten und Heiligen sein, wo Wahrheit, Treue und Gerechtigkeit wohnt. Und im 4. Buch Esra heisst es (6, 26-28): Das Herz der Bewohner (des neuen Weltalters) wird umgewandelt und in andern Sinn verkehrt; denn das Böse wird ausgelöscht und die Arglist vertilgt; es wird aber Treue blühen und die Verderbniss überwunden und die Wahrheit an's Tageslicht kommen, welche ohne Frucht war in solchen Tagen. Ein neuer Himmel und eine neue Erde werden kommen (Apok. 21, 1). Ich werde (heisst es im Henoch 45, 4 ff.) den Himmel erneuern und ihn segnen und erleuchten immerdar, und ich werde die Erde erneuern und sie segnen und darauf wohnen lassen meine Auserwählten, und werde meine Gerechten sättigen mit Frieden und sie vor mir stehen lassen; die aber Uebel gethan haben, werden diese Stätte nicht betreten, denn ich vertilge sie von der Oberfläche der Erde. Und (Henoch 92, 17 f.) der frühere Himmel wird verschwinden und untergehen, und ein neuer Himmel wird entstehen und alle Mächte des Himmels werden siebenfach leuchten in Ewigkeit; und alsdann werden sein viele (Jahres-) Wochen ohne Zahl in Barmherzigkeit und Gerechtigkeit, und von der Zeit an wird der Sünde nicht mehr gedacht werden in Ewigkeit. Auch ein neues Jerusalem wird vom Himmel auf die Erde kommen (Apok. 21, 2), welches auch Esra im Gesichte schaut (4. Esra 10, 27. 44. 54) und welches den Menschen zum Erbe und zur Wohnung gegeben wird (6, 6-9).

Die Gottlosen aber bleiben ausgeschlossen von der Seligkeit, die alsdann den Frommen zu Theil wird, deren. Glück sie nur von ferne schauen dürfen. Euch aber (spricht 4. Esra 8, 52 ff. zu den Frommen) ist das Paradies offen und der Garten des Lebens gepflanzt und Ueberfluss bereitet, eine Stadt erbaut (4. Esra 7, 6) und eine Ruhe gegründet (2, 24. vgl. mit 4, 1—5. 9—11) und die Güte und Weisheit vollendet; die Wurzel des Bösen ist von euch entfernt, Schwäche und Würmer sind vor euch verborgen und in die Unterwelt flieht die Verderbniss in Vergessenheit; die Schmerzen sind vergangen und ist am Ende der Schatz der Unsterblichkeit gezeigt.

Auf dem Boden dieser messianischen Erwartungen, mit welchen das Bewusstsein seiner Zeit erfüllt war, trat Jesus von Nazareth mit dem Anspruche auf, der erwartete Messias seines Volkes, wenn auch nicht durchaus im buchstäblichen Sinne und Umfange dieser Erwartungen, doch zweifelsohne im wahren Geiste derselben, zu sein.

Zweite Abtheilung.

Die biblische Theologie des Neuen Testaments.

Erster Abschnitt.

Allgemeine historisch-kritische Einleitung in das Neue Teftament.

$. 25.

Grundsprache und Uebersetzungen des Neuen Testaments.

Nach der Apostelgeschichte (11, 19. 20. 13, 46) wurde das Christenthum den ausserhalb Palästina's lebenden Juden und durch diese den Griechen in der damals über die ganze gebildete Welt verbreiteten und ebensowohl in mehreren palästinensischen Städten (nach Josephus und Apostelg. 6, 9) herrschenden griechischen Sprache verkündigt. Die von Antiochien aus unter die griechischen Juden und Griechen ausgehenden (Apostelg. 11, 20 ff. 13, 1 f.) Missionen wurden zuerst durch die beiden griechischen Juden Barnabas und Paulus unternommen und Letzterer ist wahrscheinlich durch seine Briefe der Begründer der Neutestamentlichen Schriftstellerei geworden. Die Grundsprache der Bücher des Neuen Testaments ist jedoch in Sprachgebrauch und Redefügung vom reinen Griechisch verschieden und jüdisch gefärbt, der sogenannte gemeine Dialekt (diáλEXTOS xov) der griechischen macedonisch alexandrinischen Volkssprache, obgleich sich ein Theil älterer Gelehrten als Puristen gegen die Anerkennung der Gemischtheit der Neutestamentlichen Sprache erklärt und dadurch den Streit zwischen Puristen und Hellenisten veranlasst haben, worin freilich letztere siegten. Da nämlich in der Apostelgeschichte (6, 1. 9, 29) die griechischen Juden Hellenisten genannt werden, so hat man die

jüdisch - griechische Sprache als hellenistischen Dialekt bezeichnet, dessen Eigenthümlichkeit zu erforschen, die Aufgabe der Neutestamentlichen Philologie ist, welche namentlich die aus andern Dialekten entlehnten Bestandtheile und Eigenthümlichkeiten der spätern aramäisch - palästinensischen Volkssprache, soweit letztere auf den hellenistischen Dialekt einwirkten, zu ermitteln hat.

Was die alten Uebersetzungen des Neuen Testaments angeht, so enthält die syrische Peschito nur die vier Evangelien, die Apostelgeschichte, die paulinischen Briefe, den Hebräerbrief, den ersten Brief Petri und Johannis und den Brief Jacobi; die ausgelassenen Briefe 2. Petri, 2. und 3. Johannis, Judă und die Apokalypse enthält eine Bodlejanische Handschrift in einer hinter der Peschito zurückstehenden wörtlichern Uebersetzung, mit welcher in dieser Handschrift die übrigen Bücher in der Uebersetzung der Peschito verbunden sind. Früher als zu Ende des zweiten Jahrhunderts kann die syrische Uebersetzung des Neuen Testaments nicht entstanden sein; dass sie schon in der ersten Hälfte des vierten Jahrhunderts in Edessa und bei allen syrischen Kirchenparteien in kirchlichem Gebrauche war, ist durch Ephräm den Syrer bezeugt. Obgleich die Peschito im Ganzen sehr treu ist, enthält sie doch auch einzelne Abweichungen vom griechischen Text.

Töchter der Peschito sind: 1. eine arabische Uebersetzung der Apostelgeschichte, der paulinischen Briefe, der Briefe Jacobi, 1. Petri und 1. Johannis, gewöhnlich Arabs Erpenii (aus der Bibliothek von Leiden im Jahr 1616 herausgegeben von Erpenius); 2. eine persische Uebersetzung der Evangelien im 5. Band der Londoner Polyglotte.

Noch ängstlicher, als die Peschito, schliesst sich an den Buchstaben des griechischen Urtexts eine andere syrische Uebersetzung des Neuen Testaments (mit Ausnahme der Apokalypse), welche gewöhnlich die philoxenianische Uebersetzung heisst, weil der monophysitische Bischof Philoxenos oder Xenajas von Hierapolis den Chorbischof Polykarp im Jahre 508 zur Verfertigung derselben veranlasste. Sie wurde im Jahr 616 durch Thomas von Charkel oder Harklea (Heraklea) überarbeitet und heisst darnach auch die harklensische Uebersetzung. Nach dieser Bearbeitung wurde sie im Jahr 1778 in Oxford gedruckt. Sie ist für die Kritik des Neuen Testaments besonders

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