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weist unzweifelhaft auf Jerusalem, deren Zerstörung (11, 13) nur zum Theil geweissagt wird; auch wird der Tempel (11, 1. 2) als noch bestehend gedacht. In der Stelle 17, 10 ist die Beziehung auf Rom unläugbar. Nach der apokalyptischen Deutung (17, 9 f.) selbst sind unter den sieben Häuptern des (17, 3) erwähnten Thiers ausser den sieben Hügeln der Stadt (Rom) auch sieben Könige zu verstehen, offenbar die sieben ersten Kaiser, und das siebenhäuptige Thier selbst ist die symbolische Personificirung der heidnisch-antichristlichen Weltmacht und ihre Zusammenfassung in Rom; als achtes Haupt des Thiers erscheint der Antichrist. Von den sieben Kaisern sind für den Verfasser fünfe gefallen (August, Tiberius, Caligula, Claudius, Nero); der sechste ist an der Regierung (Galba); dem nächsten (siebenten) prophezeit der Verfasser aus den Wirren der Zeit nur kurze Zeit. Das Thier selbst (der Antichrist) soll in der Reihe der achte sein, aber da er schon da war, einer von den sieben (der wie derkehrende Nero); ein Pseudo-Nero trat, nach Tacitus (Hist. 2, 8) wirklich alsbald nach Galba's Ermordung auf. So weist Alles auf die Zeit des Jahres 69, in die letzte Zeit der Herrschaft Galba's.

Nach dem Abtreten des Apostels Paulus und mit der Uebersiedelung des Apostels Johannes nach Ephesus, wo derselbe (nach vorübergehender Verbannung nach Patmos durch Kaiser Claudius oder Domitian) in hohem Alter starb, begann in der kleinasiatischen Kirche eine judenchristliche Reaction gegen den Paulinismus und die allmähliche Herrschaft eines Judenchristenthums, welches nicht mehr jene erste, von Paulus im Anfang seiner Wirksamkeit (im Galaterbrief) bekämpfte ursprüngliche Form hatte, sondern aus einer innerjüdischen Secte bereits zur Trennung vom Judenthum äusserlich fortgeschritten war und zugleich im Wechselverkehr mit paulinischen Gemeinden während des apostolischen Zeitalters manche Modificationen erlitten hatte, ohne freilich die feindselige Stellung zum Heidenchristenthum und dessen abgetretenen Repräsentanten aufgegeben zu haben. Dieses kleinasiatische Judenchristenthum oder christliche Judenthum, wie es sich am Schlusse des apostolischen Zeitalters gestaltet hatte, begegnet uns nun in der Apokalypse.

Hier begegnet uns noch die jüdische partikularistische Anschauung vom Sieg des Christenthums über die Welt, und zwar nicht bloss über das gottlose, antichristliche Heidenthum,

son

dern auch über das abgefallene und verworfene Jerusalem. Das Christenthum gilt dem Verfasser als das wahre Judenthum, und das abtrünnige Judenthum entgeht nicht der Strafe für die Kreuzigung des Messias (11, 8. 16, 19); die ächten Juden sind die messiasgläubigen, welche nicht nur das Gesetz (21, 22), sondern das Zeugniss Christi haben (1, 9. 20, 4. 12, 17. 14, 12). Mit dem alten Judenthum als solchem hat das Christenthum gebrochen; die Heiden sind zwar vom messianischen Heil nicht ausgeschlossen, spielen aber doch nur eine Nebenrolle; die messiasgläubigen Juden haben wesentliche Vorrechte, indem die 144,000 Versiegelten aus den zwölf Stämmen Israel's den Messias zunächst umgeben, den Stamm des himmlischen Jerusalem's bilden und allein auf Zion, dem Throne Gottes zunächst wohnen (7, 4. 14, 1. 3. 21, 12. 17), während die unzählbare Menge der Heidenchristen sich ausserhalb dieser heiligen Schaar befindet (7, 9. 11, 2). Nur die messiasgläubigen Juden sind die nałέvo, die Jungfräulichen, die dem Lamme überallhin folgen (14, 4); der Apostel Paulus wird vom Verfasser ignorirt und indirect ausgeschlossen aus der Zahl der eigentlichen Apostel (21, 14) und nicht undeutlich als falscher Apostel im Sendschreiben an die ephesinische Gemeinde bezeichnet (Apok. 2, 2). Unter den als Ketzer bezeichneten Nikolaiten (2 und 3) sind wahrscheinlich die Heiden christen zu verstehen, denen der Apostel Paulus (1. Korinth. 8-10) gerade das Essen des Götzenopferfleisches zugesteht, wesswegen die Nikolaiten vom Verfasser der Apokalypse so hart angelassen werden. Ebenso hatte Paulus in der korinthischen Gemeinde die zoovɛía zu bekämpfen (1. Korinth. 6, 13. 10, 7 f.); sehen wir nun in der Apokalypse das Essen des Götzenopferfleisches mit dem nоovεver auf's Engste verbunden und wird ferner in der Apostelgeschichte (15, 29) das Enthalten vom Götzenopferfleisch mit dem Enthalten von der Unzucht auf gleiche Linie gestellt und endlich das heidnische Rom als die grosse Hure (uɛyáλŋ nóovŋ) bezeichnet (17, 5); so wird es fast nothwendig, unter den Nikolaiten, die der Apokalyptiker bekämpft, die paulinischen Christen zu verstehen, zumal da der ephesinischen Gemeinde das gegentheilige Lob ertheilt wird (2, 2), sich von den falschen Aposteln fern gehalten zu haben.

Die eschatologischen Erwartungen der Apokalypse und ihre Vorstellungen vom Antichrist sind ganz die damaligen jüdischen;

die jüdische Pneumatologie ist auch dem Apokalyptiker eigen. Nur in der christologischen Anschauung hat sich der Verfasser der Apokalypse von der Anschauung des ursprünglichen Judenchristenthums bereits entfernt. Christus stellt hier schon nicht mehr das ursprüngliche und reinmenschliche Verhältniss zu Gott dar, sondern das Moment des Opfertodes Jesu ist bereits hereingezogen; Christus heisst das Lamm Gottes und erscheint zugleich als erhöhter, als Richter und Herr wiederkommender Christus, welcher als der Letzte auch der Erste, der Anfang der Schöpfung ist (3, 14), göttliche Herrschermacht besitzt und Sohn Gottes heisst (2, 18. 26. 27). Ein neuer, himmlischer Name (3, 12) wird dem Messias beigelegt, der Jehovahname (to A καὶ τὸ Ω (22, 13) und ὁ ὢν καὶ ὁ ἦν καὶ ὁ ἐρχόμενος, (1, 8. 21, 6), und der Name & λóyos tov Fɛov (19, 13), womit eben die göttliche Herrschermacht des Messias bezeichnet werden soll.

S. 32.

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Die beiden Briefe an die Thessalonicher.

Wie in der johanneischen Apokalypse, so bildet auch in den beiden Thessalonicherbriefen, welche die kirchliche Ueberlieferung dem Apostel Paulus beilegt, den eigentlichen Kern und dogmatischen Mittelpunkt die Eschatologie, die Erwartung der Parusie Christi, welche von der Sache des Christenthums, als messianischer Heilsökonomie unzertrennlich war. Eine weitere Verwandtschaft der Thessalonicherbriefe mit der Apokalypse zeigt sich in der Anschauung des Antichrists (2. Thess. 2, 3 und 4), welcher ὁ ἄνθρωπος τῆς ἁμαρτίας, ὁ υἱὸς τῆς ἀπωλείας, ὁ ἀντικείμενος καὶ ὑπεραιρόμενος genannt wird, und in der Anschauung vom Satan, als dem gewaltigen Fürsten der Finsterniss mit seinen Legionen (2. Thess. 2, 9 und 10).

Die am thermäischen Meerbusen gelegene, sehr bevölkerte macedonische Handelsstadt Thessalonich war, nach den Berichten der Apostelgeschichte (17, 1 f.), von Paulus in Begleitung des Silas auf seiner zweiten Bekehrungsreise besucht worden, er war jedoch durch einen von den Juden erregten Aufstand genöthigt worden, bald wieder die Stadt zu verlassen (Apostelg. 17, 1-9), worauf er sich nach Corinth begab (Apostelg. 18, 5). Von da aus wäre, bald nachdem die in Macedonien zurückgelassenen Begleiter des Apostels, Silas und Timotheus, wieNoack, biblische Theologie.

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der mit ihm zusammengetroffen waren und im Ganzen beruhigende Nachrichten gebracht hatten (1. Thess. 3, 6 ff. 4, 10), der erste Brief an die Thessalonicher von Paulus (etwa im Jahre 52 oder 53) abgefasst. Indessen ist die Sendung des Timotheus von Athen nach Thessalonich und seine Rückkehr von dort (3, 1 f.) mit dem Berichte der Apostelgeschichte (17, 15. 18, 5) nicht zu vereinigen und ausserdem wäre nach 1. Thess. 1, 8 vorauszusetzen, dass der Apostel unterdessen ausser Macedonien und Achaja gereist sei. Eben darum und wegen der Stelle 2, 14-16. glaubte man schon die Abfassungszeit des Briefs in die Zeit des ausgebrochenen jüdischen Krieges rücken zu müssen. Was den Inhalt des Briefes angeht, so folgen auf persönliche Herzensergiessungen des Apostels über die Zustände der Gemeinde (Kap. 1--3) ausser sittlichen Ermahnungen (4, 1—12) noch beruhigende Belehrungen über das Schicksal der Todten bei der nahe erwarteten Wiederkunft Christi (4, 13 — 17) und Ermahnungen, auf dieselbe stets gerüstet zu sein (5, 1-11) und der Brief schliesst mit sonstigen Ermahnungen (5, 12-28).

Die Situation des zweiten Briefs an die Thessalonicher setzt voraus, dass der Apostel nach Absendung des ersten Briefs wiederum Nachrichten von Thessalonich erhalten habe (1, 4. 3, 6-15. 2, 1 ff.), welche ihn gegen Ende seines Aufenthaltes in Korinth, im Jahr 53 oder 54, zur Absendung dieses zweiten Sendschreibens veranlasst hätten. Auf persönliche Herzensergiessungen (1, 3-12) folgt eine Belehrung über die nicht allzunahe Zukunft Christi, welcher erst die Erscheinung des Antichrists vorangehen müsse (2, 1-12) nebst einer darauf bezüglichen Ermahnung (2, 13-17) und endlich der aus sonstigen allgemeinen Ermahnungen bestehende Schluss (Kap. 3).

Was die äussere Bezeugung dieser Briefe angeht, so werden dieselben von Irenäus, Clemens von Alexandrien und Tertullian ganz bestimmt als paulinische Briefe angeführt. Erst in neuerer Zeit haben sich Zweifel an der Aechtheit derselben erhoben. Zunächst wurde in Bezug auf den zweiten Brief bemerkt, dass die Stelle 2, 1-12 der im ersten Brief (4, 15) und im ersten Brief an die Korinthier (15, 52) ausgesprochenen Erwartung des ganz nahe bevorstehenden Eintritts der Parusie Christi widerspreche, da überdiess Paulus in seinen ächten Briefen von einer durch den Antichrist weiter hinausgeschobenen Parusie Christi nichts wisse und der ganze zweite Thessalonicherbrief

sich nicht nur an keine historisch bekannte Verhältnisse anschliesse, sondern auch dem ersten Thessalonicherbrief in vielen Stellen nachgebildet und die Schreibart unpaulinisch sei. Wurde nun weiter durch die darin enthaltene (2, 2. vgl. mit 3, 17) Warnung vor falschen Briefen der Verdacht der Unächtheit auf den ersten Brief geworfen, so nahm neuerdings Baur die Aechtheit dieses ersten aus folgenden Gründen in Anspruch: 1. der wesentliche Inhalt des Briefs sei nur eine weitschweifige Auseinandersetzung dessen, was die Apostelgeschichte über den geschichtlichen Hergang der Bekehrung anführe, nebst Reminiscenzen an die Korinthierbriefe; 2. die Stelle 2, 14-16 sei unpaulinisch, nicht bloss wegen der so allgemeinen äusserlichen Judenpolemik, sondern auch wegen der Art, wie der Apostel seine Leiden mit denen Christi und der Propheten in Verbindung bringt; 3. das in den Stellen 1, 7 f. 17. 2, 10. 4, 9. 11 f. Gesagte stimme nicht zu der angeblich so frühen Abfassung des Briefes; und 4. sei die in den Stellen 4, 13 ff. und 2. Thess. 2, 1 ff. vorkommende Vertiefung in apokalyptische Anschauungen unpaulinisch, da dieselben in viel höherem Grade, als im ersten Korinthierbriefe sich Paulus darüber ausspricht, das specifisch jüdische Gepräge an sich tragen. Während der Apostel im ersten Korinthierbrief (15, 52) voraussetzt, er selbst werde die Parusie Christi noch erleben und mit den Lebenden verwandelt werden, sucht der zweite Thessalonicherbrief (Kap. 2), der doch zur Zeit des paulinischen Aufenthaltes in Korinth geschrieben sein soll, schon einen Grund anzugeben, warum die Parusie sobald noch nicht stattfinden könne, was doch offenbar, im Widerspruch mit jener ersten Ansicht, voraussetzt, dass man sie schon längere Zeit vergebens erwartete.

Fehlen nun überhaupt beiden Briefen die Merkmale paulinischer Originalität, so dürfte ihre Abfassung etwa kurz vor oder bald nach der Zerstörung Jerusalem's (um's Jahr 70 etwa) gesetzt werden, und erklärt sich die Abfassung derselben einfach aus der Thatsache, dass schon in der nächsten Zeit nach dem Abscheiden der Apostel aus der urchristlichen Hoffnung auf die von den Aposteln und insbesondere auch von Paulus für so nahe erklärte Wiederkunft Christi sich mancherlei Zweifel und Bedenken ergeben hatten, die entweder eine mehr theoretische Wendung nahmen, wie z. B. die Frage nach dem Schicksale derer, die vor dem Eintritte der sich immer mehr verzögernden Paru

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