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Name des Hebräerevangeliums; eine Spielart desselben war wahrscheinlich auch das sogenannte Evangelium der Aegypter. In seiner letzten, kirchlich und kanonisch gewordenen Gestalt liegt uns dieses Hebräerevangelium in unserm griechischen Matthäus - Evangelium vor.

Eine ältere aus paulinischen Kreisen stammende evangelische Urschrift scheint auch dem kanonischen Lukasevangelium in ähnlicher Weise zu Grunde gelegen zu haben, wie das Hebräerevangelium dem kanonischen Matthäusevangelium. Es wäre diess nach der Tübinger Kritik das sogenannte Evangelium Marcions, eines antijudaisirenden Gnostikers, das bei Marcion freilich keinen bestimmten Namen führte, sondern nur schlechthin Tò εvayythov hiess. Die Kirchenlehrer Irenäus und Tertullian erklären dieses marcionitische Evangelium freilich für ein von ihm nach dogmatischen Parteistandpunkten verfälschtes und verstümmeltes Lukasevangelium; allein vom Dasein eines Lukasevangeliums ist aus der vormarcionitischen Zeit nichts überliefert, und entbehrt diese Hypothese der genannten Kirchenväter von einer durch Marcion vorgenommenen Verstümmelung und Verfälschung des Lukasevangeliums aller hinlänglichen Motivirung und Haltbarkeit. Darum wurde schon von Eichhorn und Semler und neuerdings hauptsächlich von Baur, Schwegler, Ritschl und Andern Marcion von der Anklage einer Verfälschung freigesprochen und angenommen, dass das Evangelium Marcion's ein älteres und in paulinischen Lehrkreisen gebräuchliches Evangelium gewesen sei, welches dem spätern Lukasevangelium als Quelle und Grundlage gedient habe, indem der Verfasser des letztern jenes Evangelium Marcion's mit Zusätzen und Einschaltungen versehen habe. Nach Ritschl's Annahme hätte noch Justin der Märtyrer die marcionitische Urschrift gekannt, während nach Volckmar (theol. Jahrb. 1850. S. 124) sowohl für das Lukasevangelium, als für Marcion's Text eine andere ältere paulinische Grundlage vorauszusetzen ist, die sowohl von Marcion, als dem Verfasser unsers Lukasevangeliums als Urschrift benutzt worden wäre.

§. 36.

Das geschichtliche Lebensbild Jesu oder der histo

rische Christus.

Nach der einstimmigen Annahme aller Kritiker ist das kanonische Matthäusevangelium, mag es nun seine gegenwärtige

Gestalt schon zu Ende des ersten Jahrhunderts oder erst, wie diess die Tübinger Kritik annimmt, erst um die Zeit 130-134 n. Chr. erhalten haben, unter den vorhandenen kanonischen Evangelien das relativ älteste, und da die Abweichungen desselben von den übrigen kanonischen Evangelien sich mit dem Inhalte des Matthäus nicht vereinigen lassen, die Differenz also jedenfalls nicht zu beseitigen ist; so kann auch das Matthäusevangelium allein als die ursprünglichste und relativ am meisten ächthistorische Quelle für die Lebensgeschichte Jesu einerseits und den Inhalt seiner evangelischen Verkündigung andrerseits gelten, sozwar, dass allein hiernach, unter vorausgegangener kritischer Ausscheidung der durch ihre innern Widersprüche sich als unhistorisch und mythisch oder sagenhaft umgebildeten Elemente, das geschichtliche Lebensbild Jesu und der Lehrgehalt des Evangeliums ermittelt werden kann.

Auf die beiden Notizen bei Lukas, dass Johannes der Täufer im fünfzehnten Regierungsjahre des Kaisers Tiberius aufgetreten (3, 1) und Jesus in's dreissigste Jahr gegangen sei, als er von Johannes getauft worden (3, 23) hat der Mönch Dionysius Exiguus (im 6. christlichen Jahrhundert) die Annahme gegründet, dass das Geburtsjahr Jesu in's Jahr 754 nach Erbauung der Stadt Rom zu setzen sei, und darauf ist die christliche Zeitrechnung gegründet. Da jedoch nach Matth. 2, 1 Jesus unter Herodes dem Grossen geboren worden, dieser aber nach dem Zeugnisse des Josephus kurz vor dem Passahfest des Jahres 750 nach Erbauung der Stadt Rom gestorben ist; so kann hiernach Jesus nicht später, (wohl aber früher,) als zu Anfang des Jahres 750, mithin schon mindestens vier Jahre vor dem dionysischen Geburtsjahre, möglicherweise auch früher geboren sein. Weiterhin haben nach Kepler's Vorgange scharfsinnige Chronologen aus astronomischen Berechnungen über eine Planetenverbindung des Jupiter und Saturn, welche sie mit dem sogenannten Stern der Weisen identificiren, das Jahr 747 nach Rom's Erbauung für das Geburtsjahr Jesu erklärt. Nach den evangelischen Berichten (Matth. 1, 18-25 und Luk. 1, 26 ff.) war Jesus die ausser der Ehe erzeugte Frucht der Maria, die nachher mit ihrem Verlobten Joseph das Band der Ehe schloss und in den ersten Monaten derselben das Kind gebar. Wäre jedoch die evangelische Sage von der Geburt Jesu nur das mythische Erzeugniss des urchristlichen Strebens, die Abkunft des Messias

Jesus aus dem natürlichen Zusammenhange des menschlichen Hergangs bei der Zeugung herauszurücken und sie zur Bedeutung eines Wunders zu erheben; so wäre Jesus der leibliche Sohn Joseph's, wobei dahin gestellt bleibt, ob seine Erzeugung vor oder in die Ehe mit seiner Verlobten Maria fällt. Nach Lukas (3, 23) freilich (,,Jesus ward gehalten für einen Sohn Jo-seph's") wäre Joseph nur der Pflegevater Jesu gewesen. Derselbe trieb das Handwerk eines Arbeiters in Holz, Zimmermanns und Tischlers zugleich (Matth. 13, 55), welcher vor Jesu öffentlichem Auftreten gestorben zu sein scheint. Ob die in der evangelischen Geschichte (Matth. 13, 55 ff. und 12, 46) erwähnten Geschwister Jesu leibliche Geschwister oder Kinder Joseph's aus einer frühern Ehe waren, muss dahin gestellt bleiben. Jakobus der Gerechte, der nach Jesu Tode in der jerusalemitischen Urgemeinde eine bedeutende Rolle spielte, wird adeλçòç (Bruder oder Verwandter) Jesu genannt (Gal. 1, 19. Apostelg. 15, 13. 21, 18).

Die Heimath und wahrscheinlich auch der Geburtsort Jesu war das galiläische Städtchen Nazareth, wo er bis zu seinem öffentlichen Auftreten lebte (Matth. 4, 13). In der palästinensischen Provinz Galiläa, welche neben Juden auch von Phöniziern, Arabern, Syrern und Griechen bewohnt war und darum Galiläa der Heiden (Matth. 4, 15) hiess, war der Gegensatz des jüdischen und heidnischen Lebenselements weniger schroff als in Judäa, und es fand eine grössere Reibung zwischen jüdischer und heidnischer Bildung statt, wesshalb auch die Galiläer von den übrigen Juden geringgeschätzt wurden (Vgl. Joh. 1, 46. 7, 52. Apostelg. 2, 7). Eine Bekanntschaft mit heidnischer, insbesondere griechischer Bildung lässt sich bei Jesus, nach den evangelischen Berichten, nirgends voraussetzen; seine geistige Entwickelung scheint vielmehr über die vorhandenen Bildungselemente des jüdischen Volkes nicht hinausgegangen zu sein; insbesondere zeigt er Bekanntschaft mit den verschiedenen religiösen Parteien des damaligen Judenthums, und daraus, dass die urchristliche Ueberlieferung das Vorhandensein essenischer Einrichtungen in der jerusalemitischen Urgemeinde voraussetzt (Apostelg. 2, 42 ff. 4, 32. Matth. 10, 10 ff.), sowie aus der in Jesu Bergpredigt vorkommenden Seligpreisung der Armen, der Verwerfung des Eides, der Polemik gegen den Reichthum (Matth. 5, 3 und 33 ff. 6, 19 ff. 19, 23 f.) lässt sich auf eine nähere Bekanntschaft Jesu mit den Grundsätzen der Essenersecte schlies

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sen, sodass die Vermuthung, Jesus habe einen Theil seiner Jugendbildung unter dem Einfluss dieser Secte erhalten, Wahrscheinlichkeit genug für sich hat, nur dass er freilich mit seinem öffentlichen Auftreten aus den Beziehungen zu den Essenern heraustrat und selbstständig seinen Weg ging, da ohnediess der unterscheidende Inhalt seines religiösen Bewusstseins, wie er solches in seiner evangelischen Verkündigung aussprach, sich ebensowenig aus essenischen, wie aus pharisäischen oder sadducäischen Grundsätzen erklärt, sondern wesentlich über den ganzen religiös-sittlichen Standpunkt ebensowohl des ältern, wie des jüngern Judenthums seiner Zeit hinausweist.

Das geschichtliche Auftreten Jesu schloss sich an die Wirksamkeit eines ältern Zeitgenossen an, welcher die messianischen Erwartungen seines Volkes zu einem Brennpunkte zusammengefasst hatte, des Täufers Johannes, welcher in der Wüste Judäa's, d. h. in den unfruchtbaren und unangebauten Ufergegenden am Jordan (Matth. 3, 1) als Gottgeweihter und Asket im Geiste der Essener und in der Tracht und Lebensweise der alten Propheten aufgetreten war und mit der Hinweisung auf den nahen Eintritt des Himmelreichs die Mahnung zur Busse verbunden hatte. Den Namen des Täufers hatte er sich dadurch erworben, dass er die bei den Essenern üblichen Waschungen und Reinigungen zu einer einmaligen, ein für alle Mal vollzogenen und für's ganze Leben gültigen typisch-symbolischen Handlung erhob, deren Uebernahme einestheils die Bedeutung eines Gelübdes der Busse und Sinnesänderung hatte, anderntheils in Folge dieser übernommenen Verpflichtung zur Busse und Besserung zugleich die Beziehung auf das Messiasreich erhielt und als Taufe auf Den, der da kommen sollte, d. h. den Messias, galt (Apostelg. 19, 4). In dieser Beziehung, als ein Symbol der Vorbereitung und Befähigung für das Messiasreich, verglich Johannes die von ihm eingeführte Taufe mit der Feuertaufe des Messias, wenn anders die überlieferten Worte richtig sind, die ihm Matthäus in den Mund legt (Matth. 3, 11 und 12): Ich taufe euch mit Wasser zur Busse; der aber nach mir kommt, ist stärker als ich, dem ich auch nicht genugsam bin, die Schuhe zu tragen; derselbe wird euch mit dem heiligen Geiste und mit Feuer taufen; und er hat seine Wurfschaufel in der Hand und wird seine Tenne fegen und den Weizen in seine Scheure sammeln, aber die Spreu wird er verbrennen mit ewigem Feuer!

Noack, biblische Theologie.

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Der Täufer Johannes fand unter allen Ständen des Volkes grossen Anhang und galt für einen Propheten (Matth. 21, 36. 3, 5 f.). Ausserdem aber, dass Viele von ihm die Taufe annahmen, hatte er noch einen engern Kreis von Schülern um sich versammelt, die sich als ein besonderer Verein später den Jüngern Jesu gegenüberstellten (Matth. 9, 14. 14, 12. Apostelg. 18, 21 ff. 19, 1 ff.) und noch heutzutage in der orientalischen Secte der Johannisjunger oder Zabier zu erkennen sind. Nach Matth. 4, 12. 11, 2. 14, 3 ff. war der freimüthige Bussprediger, der sogar den galiläischen Tetrarchen Herodes Antipas mit seinem Tadel nicht verschonte und dadurch bei Letzterm die Besorgniss vor Unruhen im Volke erweckt hatte, von diesem Fürsten gefänglich eingezogen und später hingerichtet worden. Nach der gefänglichen Einziehung des Täufers trat Jesus in dessen Fusstapfen und verdunkelte durch den grössern Erfolg seiner Wirksamkeit den Ruf und die Wirksamkeit seines Vorläufers.

Jesus war selbst unter denjenigen gewesen, welche die Taufe von Johannes annahmen; gleich den Uebrigen war auch Jesus auf die Hoffnung des kommenden Messias und zur Verpflichtung der Busse und Sinnesänderung getauft worden; auf sein tieferes und mächtig erregtes religiöses Gemüth hatte jedoch diese Taufe eine für sein ganzes folgendes Leben bedeutsame ausserordentliche Wirkung hervorgebracht, indem bei ihm der sittliche Lebensdrang seines Geistes den Gedanken in ihm hervorrief, selbst als derjenige aufzutreten, auf welchen Johannes als auf den nach ihm kommenden hingewiesen hatte, nämlich als der Messias. So wurde für Jesus die Taufe durch Johannes die Geburtsstunde seines messianischen Bewusstseins und Lebensberufes, und er konnte darum später (Matth. 11, 10), nachdem er selbst sich als den Messias bekannt hatte, den Täufer Johannes als denjenigen bezeichnen, von welchem geschrieben stehe (Maleachi 3, 1): Siehe, ich sende meinen Engel vor dir her, der dir den Weg bereiten soll, und konnte den Ausspruch thun (Matth. 11, 12): Von den Tagen des Täufers Johannes bis hierher leidet das Himmelreich Gewalt, und die da Gewalt thun, reissen es an sich, womit er offenbar auf sich selbst und die durch ihn für den Glauben an die Parusie des

Himmelreichs Gewonnenen hindeutete. Und über die weltgeschichtliche Bedeutung des Täufers konnte Jesus mit Recht (Matth. 11, 9. 11) sagen: Ich sage euch, derselbe ist mehr, als ein Pro

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