صور الصفحة
PDF
النشر الإلكتروني

Zeit vom Jahre 385 bis 405 zu Stande brachte und die trotz manchen Spuren von Eilfertigkeit ein Meisterwerk genannt werden darf. Obgleich Hieronymus wegen dieser Arbeit von vielen seiner Zeitgenossen angefeindet und verketzert wurde, so wurde dieselbe doch von andern Seiten günstig aufgenommen und auch von Augustin, der Anfangs darüber Bedenklichkeiten geäussert hatte, gebilligt und benutzt. Diese Uebersetzung hatte im sechsten Jahrhundert bereits in Rom neben der alten lateinischen Uebersetzung Ansehen gewonnen und wurde allmählich die allgemeine Kirchenübersetzung. Da sie jedoch bald von den Abschreibern absichtlich oder unabsichtlich vielfach verderbt worden war, so versuchte auf Karls des Grossen Befehl zu Anfang des neunten Jahrhunderts Alcuin eine freilich nicht besonders gelungene Verbesserung derselben; einen ähnlichen Versuch machte im eilften Jahrhundert der Erzbischof Lanfrank von Canterbury, im zwölften der Cardinal Nicolaus, um welche Zeit auch die sogenannten correctoria biblica aufkamen. angefangen hatte, die Vulgata zu drucken, trat die Verschiedenheit des Textes recht augenscheinlich hervor. Das Tridentinische Concil erklärte diese Uebersetzung für die kirchlich authentische Synodus sacrosancta (heisst es im zweiten Decret der vierten Sitzung) considerans, non parum utilitatis accedere posse ecclesiae dei, si ex omnibus latinis editionibus quae circumferuntur sacrorum librorum, quaenam pro authentica habenda sit, innotescat, statuit et declarat, ut haec ipsa vetus et vulgata editio, quae longo tot saeculorum usu in ipsa ecclesia probata est, in publicis lectionibus, disputationibus, praedicationibus et expositionibus pro authentica habeatur, et ut nemo illam rejicere quovis praetextu audeat vel praesumat. Zugleich beabsichtigte die Synode eine authentische Ausgabe der Vulgata, welche der päpstliche Stuhl im Jahre 1590 veröffentlichen liess und auf deren Grundlage alle spätere Ausgaben ruhen. Nach dieser Vulgata wurde die Bibel auch in's Angelsächsische, Arabische und Persische zum Gebrauch der römischen Christen übertragen.

§. 7.

Geschichte des Alttestamentlichen Textes.

Die Geschichte des Alttestamentlichen Textes theilt sich in drei Hauptperioden: 1. vor der Schliessung des Kanons, 2. bis zum Talmud, 3. bis zur Erfindung der Buchdruckerkunst.

Ob

1. Die Entstehung der samaritanisch-alexandrinischen Textes recension des Pentateuch. gleich von manchen Seiten angenommen wird, dass der Pentateuch schon vor der Trennung des Reichs zu den Samaritanern gekommen sei, so erweist sich diess doch durch die kritisch-constatirte spätere Abfassung und Sammlung des Pentateuchs im Ganzen als unbegründet; die Entstehung des samaritanischen Pentateuchs fällt vielmehr gleichzeitig mit der Erbauung des samaritanischen Tempels und der Selbstständigkeit einer samaritanischen Secte. Die Bedeutung des samaritanischen Textes ist, nach vorausgegangener einseitiger Ueberschätzung oder Verwerfung desselben, erst in neuerer Zeit durch Gesenius (1815) richtig gewürdigt und dahin bestimmt worden, dass die meisten eigenthümlichen Lesarten dieses Textes unkritisch sind. Was aber die der alexandrinischen Uebersetzung vom Jeremia und überhaupt zum Grunde liegende eigenthümliche Recension angeht, so schwankt noch das Urtheil der Kritik über deren Werth im Verhältniss zum masorethischen Text, welcher letztere jedoch im Allgemeinen als der kritischere den Vorzug verdient.

2. Die palästinensischen und babylonischen Juden waren in Bezug auf den Text des Alten Testaments sorgfältiger als die Samaritaner und Alexandriner, und scheint die späterhin festgesetzte Textesgestalt schon zur Zeit Christi bestanden zu haben. Von Origines wurde bei seinen Hexapla ein der masorethischen Textesrecension verwandter Codex benutzt; Hieronymus hatte palästinensische Lehrer und Handschriften zur Seite, wesshalb seine Uebersetzung sich ziemlich genau an die heutige jüdische Textesgestalt anschliesst. Der Talmud gedenkt gewisser kritischer Verbesserungen, die von den Kritikern mit dem Bibeltext vorgenommen worden seien. Nach dem Abschlusse des Talmud (seit dem sechsten Jahrhundert) sammelten die jüdischen Schriftgelehrten, besonders die Schule zu Tiberias, einen Vorrath von kritischen, grammatischen, orthographischen u. a. Bemerkungen zum Text des Alten Testaments, welcher erst mündlich überliefert, unter dem Namen Masora oder Masoreth (von masar i, e. tradidit), und dann niedergeschrieben, theils in eigne Bücher zusammengestellt, theils am Rande der Bibelhandschriften beigefügt wurde. Diese Verbesserungen sind in dem sogenannten Keri (i. e. legito) und Chethib (i. e. scriptum) enthalten; wozu noch Conjecturen über schwierige Wörter kamen. Ein aus dem eilften

Jahrhundert überkommenes rabbinisches Verzeichniss von verschiedenen Lesarten der abendländischen und morgenländischen Juden in Bezug auf Vokale und Accente lässt darauf schliessen, dass damals die Punktation des Textes bereits abgeschlossen und die unpunktirten Handschriften ausser Gebrauch gekommen waren. Die Rabbinen des Mittelalters hielten sich vorzugsweise an solche Handschriften, welche den Text der Masora am getreuesten enthielten.

3. Nachdem zuerst seit dem Ende des fünfzehnten Jahrhunderts einzelne Theile des Alten Testaments im Druck erschienen waren, sind als Haupt-Ausgaben oder Recensionen des Ganzen folgende zu nennen: 1. die zu Soncino im Jahr 1488 erschienene, welcher sich die zu Brescia im Jahr 1494 erschienene (von Luther benutzte) anschliesst; 2. die im Jahr 1514-1517 erschienene Complutensische Polyglottenbibel; 3. die in Venedig im Jahre 1526 erschienene rabbinische Bibel; 4. die 1569-1572 zu Antwerpen erschienene Polyglottenbibel; 5. die 1587 in Hamburg von Elias Hutter herausgegebene Bibel; 6. die im Jahr 1611 in Basel erschienene Buxtorf'sche Handausgabe; 7. die im Jahr 1661 zu Amsterdam mit Leusden's Vorrede bei Athias erschienene Ausgabe. Rabbinische Bibeln enthalten die grosse Masora und Varianten; daneben wurden von Rabbinen besondere Variantensammlungen besorgt, um den kritischen Apparat beisammen zu haben. Im Ganzen enthalten alle hebräische Handschriften den der Masora zum Grunde liegenden Text, in welchem ohne Zweifel der Urtext der nach dem Exil zum Kanon vereinigten Bücher im Ganzen richtig überliefert ist, sodass die darin allerdings immerhin enthaltenen Fehler mit Unrecht zu Gunsten der alten Uebersetzungen, des samaritanischen Codex und der Conjecturalkritik überschätzt worden sind.

S. 8.

Kritik des Alttestamentlichen Textes.

Hat die Kritik in Bezug auf die biblischen Schriftsteller auszumitteln, was von denselben ursprünglich geschrieben worden, so gehört dazu bei dem Alten Testament zunächst die Kenntniss der urkundlichen Beweismittel und sodann die Beurtheilung ihrer Aussagen nach allgemeinen kritischen Grund

sätzen.

1. Die urkundlichen Beweismittel der Alttesta mentlichen Kritik. Die Beweismittel für den Text des Alten Testaments vor der Sammlung und Schliessung des Kanons liegen lediglich in den Parallelstellen, wobei jedoch die Aenderungen, welche sich spätere Schriftsteller bei Anführung früherer Stücke mit letztern erlaubten, unangetastet bleiben müssen. Zu den Beweismitteln für den vormasorethischen Text gehören: 1. die Uebersetzungen, aus welchen, wenn sie treu, richtig und unverfälscht sind, der zum Grunde liegende Urtext wenigstens in seinen wesentlichen Zügen sich am besten erkennen lässt; 2. die Anführungen des Talmuds und der ältesten dem Talmud am Nächsten stehenden Rabbinen (Aben Esra, Kimchi, Jarchi, Maimonides), deren Citate als kritische Aussagen, gewissermassen als Bruchstücke alter Handschriften zu betrachten sind; 3. die Anmerkungen der Masora über den Text, welche öfters von ältern Zeugen, wie Origenes und Hieronymus bestätigt werden. Beweismittel für den samaritanischen Text sind: 1. die denselben enthaltenden samaritanischen Handschriften, von welchen im Jahre 1620 die erste nach Europa kam; 2. die samaritanische und die samaritanisch-arabische Uebersetzung des Pentateuchs. Beweismittel für den masorethischen Text sind: 1. die jüdischen Handschriften. Unter diesen enthalten die Synagogenrollen den blossen Text des Pentateuchs, nach authentischen Exemplaren mit der grössten Genauigkeit geschrieben; Privathandschriften, mit chaldäischer Quadratschrift geschrieben, welche bisweilen den hebräischen Text allein, am Häufigsten mit einer Uebersetzung, gewöhnlich mit der chaldäischen Paraphrase enthalten, wobei der Text und die Punkte besonders, oft von verschiedener Hand geschrieben wurden; Privathandschriften, mit rabbinischer Cursiv - Schrift, ohne Punkte und Masora und mit vielen Abbreviaturen geschrieben; 2. die aus Handschriften geflossenen Urausgaben thun dieselben Dienste, wie die Handschriften selbst.

2. Die kritischen Grundsätze. Bei streitenden Aussagen der Zeugen entscheidet weder Menge, noch Alter, sondern allein der kritische Charakter derselben. Die verschiedenen Lesarten (Varianten) können nur danach beurtheilt werden, ob sie sich als ursprüngliche oder als später entstandene charakterisiren. Die Gründe der Ursprünglichkeit sind: a) exegetischkritische, welche sich auf die im Text liegende innere Wahr

scheinlichkeit gründen, dass der Autor so und nicht anders geschrieben habe, nämlich logische Gründe: jede sinnlose und widersprechende Lesart ist gegen eine andere sinngebende und zusammenstimmende zu verwerfen, wenn sonst alle Möglichkeiten, einen passenden Sinn zu erhalten versucht worden sind; sprachliche Gründe die Sprachrichtigkeit oder Beobachtung der Sprachgesetze, wobei jedoch zu berücksichtigen ist, dass die Sprache der hebräischen Schriftsteller eine grosse Unregelmässigkeit erlaubte; rhetorische Gründe: Gesetze des Vortrags, der parallelismus membrorum, obgleich auch hier der oft beliebten Ungebundenheit der hebräischen Schriftsteller Rechnung zu tragen ist; psychologische, in der Eigenthümlichkeit des Schriftstellers liegende Gründe, deren Anwendung jedoch dadurch modificirt wird, dass der schriftstellerische Charakter der hebräischen Schriftsteller meistens sehr schwankend und unausgebildet ist; b) historisch-kritische Gründe der Ursprünglichkeit sind die Regel, dass diejenige Lesart die ursprüngliche ist, aus welcher sich die Entstehung der übrigen erklären lässt, so dass also in den meisten Fällen die schwerere Lesart der leichtern vorzuziehen sein wird. Der samaritanische Text und die Uebersetzungen halten es meist mit den leichtern Lesarten, wodurch ein günstiges Vorurtheil für den masorethischen Text begründet wird. Nur wo nach besonnenster Prüfung der vorliegende Text keinen oder nur einen widersprechenden Sinn gibt, und keine Zeugen eine Auskunft an die Hand geben, darf zur kritischen Muthmassung (Conjectur) geschritten werden.

S. 9.

Hermeneutische Grundsätze.

Hat in Bezug auf den Bibeltext die Kritik das dreifache Geschäft, die durch mechanische Fehler (Corruption) oder Absicht (Interpolation) entstandenen falschen Lesarten zu entdecken, sodann die vorhandenen urkundlichen Lesarten einer vergleichenden Prüfung zu unterwerfen, oder endlich sich für Eine Lesart divinatorisch zu entscheiden, so dass die Urgestalt des Textes womöglich gewonnen wird; so hat der Besitz des richtigen Textes nur für das Verständniss des Inhaltes der Schriften selbst Interesse. An die Kritik des Textes schliesst sich somit die Kunst der Auslegung (Exegese) oder Hermeneutik an, wel

« السابقةمتابعة »