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Hebräer oder der sogenannten patriarchalischen Religion sind sehr dürftige Sagen, welche in den Erzählungen des ersten Buchs Mosis überliefert sind und aus denen es sehr schwer ist, positive historische Daten zu gewinnen, da die hebräische Tradition frühere und spätere Elemente mit einander verschmilzt. Offenbar hat die hebräische Religion in ihren Ursprüngen mit den Culten der übrigen stammverwandten semitischen Völker einen gemeinsamen Hintergrund, und alle im Alten Testament über die Religion der hebräischen Urzeit enthaltenen Andeutungen weisen darauf hin, dass dieselbe aus chaldäischer Wurzel entsprungen und dem Natur- und Feuerdienst der übrigen aus Chaldäa herübergewanderten kanaanitischen Stämme verwandt ist. Besteht nun das Wesen des reinen Feuerdienstes in der Anschauung von der reinen Nichtigkeit des Natürlichen, als des Endlichen überhaupt, und der reinen Erhabenheit des Göttlichen, zufolge welcher dasselbe gegen das Natürliche ein rein Negatives ist; und sind für die natürliche Anschauung selbst die Gestirne dieses über die Natürlichkeit rein Erhabene, als die Erscheinung des rein verzehrenden Elementes: so begegnen uns in der Anschauung der Patriarchen deutlich genug die Anklänge an diesen Standpunkt. Das zweite Buch Mosis (6, 3) zeigt, dass der von Moses eingeführte Name Jehovah, d. h. aber nothwendig zugleich die mit diesem Namen verbundene Vorstellung von Gott, den Patriarchen noch nicht offenbart gewesen sei; sondern Gott ging in Gestalt einer Feuerflamme, wie 1 Mosis 15, 17 erzählt wird, durch die Opferstücke Abraham's. Der unmittelbaren sinnlichen Naturanschauung erschien das Sternenheer des Himmels als Complex freundlicher und schützender Mächte, deren wohlthätiger Einfluss im Feuer des Heerdes als gegenwärtig vorgestellt wurde. Diese Anschauung der Gestirnmächte knüpfte sich zugleich an die freundliche Erinnerung der Geister der Vorfahren, welche als Spender häuslichen Glückes, als Schutzgötter der Familien, in Gestalt der menschenähnlich gestalteten Teraphim von Laban verehrt wurden. 1 Mosis 31, 19. 30 ff. 1 Sam. 19, 13. 16. vgl. mit Richter 18, 5 ff. 17, 5. Zach. 10, 2. Die Vorstellung dieser schützenden Gestirnmächte schloss sich dann zu einer einheitlichen Collektivanschauung von schützender Macht zusammen, welche personificirt und Eljon oder El Schaddai (1 Mos. 14, 18 ff.) genannt wurde. Aus ebenderselben Anschauung der Gestirne als einheitlicher Zusammenfassung gött

licher Mächte erklärt sich auch der in den ältesten Urkunden des Pentateuch vorkommende Gottesname Elohim, für welchen Moses (2 Mos. 3, 13 ff. 6, 3) den Namen Jehovah einführte. Die polytheistische Gottesverehrung der Vorfahren Abraham's und namentlich seines Vaters Tharah wird im Buche Josua (24,2. 14) erwähnt; und den Namen Elohim, der zwar gewöhnlich als nomen singulare construirt wird, sehen wir in einigen Stellen wirklich noch als nomen plurale construirt, als ob wirklich der Elohim mehrere wären, nämlich in den Stellen 1 Mos. 1, 26. 3, 22. 20, 13 und im Munde Abraham's selbst 1 Mos. 35, 7. Auch wird 1 Mos. 32, 31 der Gottesname Elohim auf untergeordnete göttliche Wesen als Abgeordnete Gottes übertragen, und 1 Mos. 1, 26. 18, 1 ff. findet sich eine Spur von der Vorstellung eines Rathes der Götter, einer himmlischen Rathsversammlung. Ferner findet sich noch bei Jakob der aus dem phönicischen Polytheismus stammende Brauch der Bätylien oder heiligen Steine, die beim Schliessen eines Bundes als Denkzeichen errichtet und durch Salbung mit Oel geweiht wurden 1 Mos. 28, 18. 35, 14. Aus solchen heiligen Steinen wurden mit der Zeit Altäre, auf denen Trank- und Brandopfer dargebracht wurden. Die Opferung Isaak's durch seinen Vater Abraham (1 Mos. 22, 1 ff.) erinnert an die dem Gotte Baal - Moloch bei den heidnischen Semiten dargebrachten Menschen- (Kinder-) Opfer.

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Zweite Stufe: die mosaische Periode.

1. Der Volksglaube. Sowohl während des Aufenthaltes in Aegypten, wo das hebräische Nomaden - Volk, in zwölf Stämme getheilt und durch Aelteste geleitet, im Lande Gosen an der arabischen Grenze wohnte, als auch während des durch die Bedrückungen der Aegypter veranlassten und von Moses geleiteten Auswanderungszuges durch die arabische Wüste, war die Mehrzahl des Volkes nach dem einstimmigen Berichte der Sage dem vorderasiatisch - ägyptischen Gestirndienst ergeben, während freilich die Priestersage des Pentateuch die in der Tradition enthaltenen Elemente des Götzendienstes (2 Mos. 32. 3 Mos. 10, 1-5. 4 Mos. 25. 21, 4-9) zu verwischen und umzudeuten versuchten, damit es nicht scheinen sollte, als habe Jehovah ein götzendienerisches Volk aus Aegypten geführt. Der Prophet Amos

legt in seiner (um das Jahr 780 abgefassten) Schrift dem Jebovah die Worte in den Mund: „Habt ihr mir Schlachtopfer und Gaben dargebracht in der Wüste vierzig Jahre, Haus Israel? Ihr truget die Hütte eures Königs und euer Götzenbild Kijun, den Stern eures Gottes, den ihr euch gemacht!" (Amos 7, 25 f.) Unter diesem Kijun ist ohne Zweifel der auch von den alten Arabern am siebenten, dem Saturn heiligen Tage durch Opfer verehrte Planet Saturn gemeint, welchem in den sabäischen Religionen die erstgebornen Kinder geopfert wurden. Thierund Menschenopfer wirft auch Ezechiel (20, 26. vgl. mit 16, 30) den Israeliten während des Zugs durch die Wüste vor. Die Sitte, dem Saturn die erstgebornen Kinder zu opfern, wurde durch Moses abgeschafft und dafür später das Substitut eingeführt, sie durch eine Abgabe an die Priester loszukaufen; daraus erklärt sich das im Pentateuch erzählte Wunder vom Sterben der ägyptischen Erstgeburt und von der Erhaltung der hebräischen; sowie sich die im Richterzeitalter sich findenden Menschenopfer (Richter 11, 34-40. 2 Sam. 21, 1–9) aus der früheren götzendienerischen Sitte erklären und überhaupt der spätere Molochdienst im Reiche Juda als Wiederherstellung des alten Saturncultus erscheint, an welchen auch die alte Feier des siebenten Tags bei den Israeliten erinnert. Ein anderes, mit dem Naturdienst der alten Hebräer zusammenhängendes Element war der Schlangen cultus (2 Kön. 18, 4. 4 Mos. 21, 5 ff.), dessen Ursprung wahrscheinlich in Aegypten zu suchen ist, wo die Schlange Darstellung des Kneph und Symbol der Heilkraft war. In den spätern symbolischen Gestalten der Seraphim (Jesaia 6, 2) erscheint die Schlange wieder, aber hier zum Attribute Jehovah's herabgesetzt. Ursprünglich aber scheint die von den Israeliten in der Wüste verehrte eherne Schlange (2 Kön. 18, 4) Sinnbild des Göttlichen als wohlthätiger Heilkraft gewesen zu sein.

2. Die Wirksamkeit des Moses bestand im Wesentlichen darin, dass er das Ansehen des ältern Nationalgottes Kijun im Volke dadurch zu befestigen suchte, dass er die Vorstellung desselben, als der in der verzehrenden Feuermacht angeschauten negativen Naturmacht, vergeistigte und zur Anschauung der Erhabenheit des Göttlichen über die Natur in der Gestalt Johovah's erhob. In der Einsamkeit der Wüste war das Nationalgefühl des Moses, dessen Jugendgeschichte durch die spätere

Priestersage (2 Mos. 2) im Gewande der Sage erscheint, zu derjenigen, auf einen religiösen Hintergrund gebauten Energie herangereift, die ihn zum Befreier seines Volkes aus der Knechtschaft Aegyptens und zum Reformator des religiösen Bewusstseins der Israeliten befähigte. Der Nationalgott Israel's offenbarte sich ihm in der Feuerflamme aus dem Busche (2 Mos. 3, 2 ff.) als verzehrende Macht gegen die Unterdrücker seines Volkes; durch die Knechtschaft in der Fremde war der nationale und religiöse Gegensatz und mit demselben das treibende Princip der ganzen spätern religiösen Entwickelung des Volkes gegeben, weshalb denn auch mit allem Recht der Auszug aus Aegypten für das spätere Bewusstsein des Volkes das Bild alles Heils und der höchsten göttlichen Gnade geworden ist.

Die Feuersäule, die dem Zug der Israeliten durch die Wüste voranging, war das Symbol des Nationalgottes Jehovah. Das Feuer ist die verzehrende Macht alles einzelnen Daseins in der Natur selbst; diese Anschauung des Göttlichen als verzehrender Macht erhob Moses dadurch zu ihrer eigentlichen Consequenz und selbstständigen Bedeutung, dass er der Vorstellung Gottes die Erhabenheit über die Natur und die Heiligkeit vindicirte und den Nationalgott Kijun - Moloch-Saturn als heiligen, eifrigen Gott dem Volke in der Vorstellung Jehovah's oder Javeh's (d. h. ich werde sein, der ich sein werde) zur Anschauung brachte.

Für die Erkenntniss der mosaischen Wirksamkeit ist der Pentateuch eine höchst unsichere Quelle; bei der Abfassung desselben mosaische Urkunden vorauszusetzen, die dabei zum Grunde lägen, sind wir nicht berechtigt; die spätere Kenntniss des Volkes von der Wirksamkeit Moses reducirt sich vielmehr lediglich auf die mündliche Ueberlieferung. Eine Staatsverfassung hat Moses nicht gegründet und konnte solche bei dem damaligen Zustande des in Stämme getheilten, Ackerbau und ansässiges Leben noch nicht kennenden Nomadenvolkes, welcher sich noch durch das ganze Richterzeitalter erhielt, nicht gründen; nur der Grundgedanke der erst später ausgebildeten theokratisch - politischen Anschauung, die Idee nämlich, dass Jehovah als Nationalgott sein Volk beherrsche und leite, ist im Bewusstsein Jesu entstanden; dagegen sind alle rechtliche und sittliche Verhältnisse, die erst als Folge des Ackerbaus und ansässigen Lebens hervortreten konnten, die Vorstellung vom Grundbesitze, von Erb- und Privatrecht, die danach geordneten Abgaben an die Priester, Elemente des Cul

tus und Feste, sind nach-mosaischen Ursprungs; das im Pentateuch enthaltene System des Cultus und Priesterwesens war erst im spätern Reiche Juda möglich; die Nachricht, dass der spätere Priesterstamm bei der Eroberung des Landes Kanaan 48 Städte erhalten hätte, ist eine spätere Fiction; die spätern Ritualgesetze sind die Producte einer Jahrhunderte langen Entwickelung, die Symbole des Ritualgesetzes die äussern Gegenbilder des spätern hebräischen Geistes und Producte der nicht von Moses eingesetzten, sondern später entstandenen levitischen Priesterschaft. Jesaias (29, 13) nennt die religiösen Gebräuche des Volkes eingelernte Menschensatzung, was mit dem angeblich göttlichen Ursprung des Ritualgesetzes schlecht zusammenstimmt; und Jeremia (7, 21) behauptet geradezu, dass Jehovah zur Zeit des Auszugs aus Aegypten keine Brand- und Schlacht - Opfergesetze gegeben habe, sondern bloss religiös - sittliche Gebote, und wirft (8, 8) den angeblichen Kennern des Gesetzes vor, dass sie die Bestimmungen desselben verfälscht hätten. Für den einfachen Opfercultus des mosaischen Zeitalters genügte das von Moses auf seine eigne Familie beschränkte Priesterthum; der Sabbath und vielleicht die Neumonde waren die einzigen Feste der mosaischen Zeit.

Moses war ein Prophet und Mittler des Bundes zwischen dem Volke und seinem Nationalgotte. Als Propheten stellt ihn der Pentateuch selbst dar (5 Mos. 34, 10), als solchen die spätern Propheten (Hos. 12, 14. Jerem. 7, 25. 15, 1.); seine göttliche Belehrung oder Offenbarung war das Gesetz (Wort, Recht) Jehovah's und das einzige schriftliche Denkmal seines Geistes die zehn Gebote. Indem er in dem Nationalgotte Jehovah eine heilige Macht erkannte, führte er die übrigen Bestimmungen Jehovah's auf diesen Mittelpunkt zurück und heiligte das rechtliche und sittliche Leben des Volkes durch die Beziehung auf den göttlichen Willen. Die göttliche Heiligkeit galt einestheils als ausschliessendes Princip nach der Seite des natürlichen Daseins und des Naturdienstes, anderntheils als die Norm und Richtschnur des rechtlichen und sittlichen Lebens, sodass die Absonderung Israel's von andern Völkern und die Ausrottung der abgöttischen Kanaaniter die nothwendige Consequenz der mosaischen Gottesanschauung war, während sich dagegen die Vorstellung, dass Israel ein heiliges Priestervolk bilden solle (2 Mos. 19, 6), erst später ausbilden konnte. Sofern Moses alle recht

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