صور الصفحة
PDF
النشر الإلكتروني
[blocks in formation]

(Sie führen den königlichen Pilger, dessen Schönheit neu erblüht ist, zu der Braut, und in der seligen Freude der wieder Vereinigten finden Vater und Sohn schon jetzt einen Ersatz für ihre heldenmüthige, schmerzliche Entsagung. Nachdem die erste Hochzeit zergangen, lädt Gerhard seine Gäste alsbald zur zweiten ein, die er dem König Willehalm von England ausrichtet. Nach dem Feste führt er seine hohen Schützlinge auf einem besonders dazu ausgerüsteten Schiffe in die englische Heimat hinüber. In Lunders (London) wird gelandet; dort ist gerade eine große Versammlung der Fürsten des Reiches, um an Stelle Wilhelms den man für todt hält, einen neuen König zu küren, der des Reiches walte und der eingerissenen Unordnung steure. Als Gerhard erscheint und die einstmals durch ihn Geretteten ihn erkennen, wollen dieselben in stürmischer Begeisterung ihn zum König machen; er aber weist sie auf ihren rechtmäßigen König Wilhelm hin, welcher noch lebe und wieder erschienen sei. Dessen Krönung wird nun mit solcher Herlichkeit gefeiert, daß man seit Artus des Britonen vielgepriesener Zeit kein ähnliches Hochfest gesehen. Der schönste Augenblick ist aber der, da Wilhelm auf Gerhards Fürbitte den Rittern, die während seiner Abwesenheit Unruhen erregt hatten milde verzeiht.

Das ist der einzige Lohn, den Gerhard sich erbittet. Alles Andere schlägt er aus, das Herzogtum Kent, welches der König ihm zu Lehen geben will, nicht minder, als die Grafschaft Lunders und die reichen Schätze, die ihm zu dreifachem Ersatze aufgenöthigt werden sollen. Nur eine Brustspange und einen Fingerring nimmt er endlich beim Scheiden, der Königin Irene zu Gefallen, um beides der daheim gebliebenen Gattin als Angedenken zu überbringen. 'Wohlbehalten', so schließt Gerhard seine Erzählung 'kam ich in der Heimat an. Da deuchte die Leute meine That viel größer und löblicher, als sie war, und so ist es geschehen, daß man mich seitdem den 'guten Gerhard' nennt mit welchem Rechte, das weiß ich leider nicht. Ich bin nicht gut; nein, ein so sündiger Mann bin ich, daß ich mich auf nichts Gutes in meinem ganzen Leben besinnen kann, als auf das Wenige, was ich euch eben erzählt

[ocr errors]

habe. Ist dies gut das that ich, aber nichts weiter, und ich bitte nur Gott mir zu verzeihen, daß ich von meinem Thun hier soviel gesprochen.'

Aber noch ehe Gerhard ganz geendet, wird der Kaiser vom Schmerz der Reue so heftig bewegt, daß reichliche Thränen ihm auf Bart und Brust rinnen. In nichts verschwindet sein ruhmrediges Werk neben der bescheidenen Herzensgüte dieses Kaufmanns, der das Schwerste vollbracht hat um keinen andern Lohn als das Wohlgefallen Gottes.

Als nun der Kaiser Abschied nimmt und wieder gen Magdeburg reitet, ist sein Herz umgewandelt. Viel Großes hat er noch seitdem vollbracht, aber nie hat er sich wieder zu eitlem Selbstruhm erhoben, sondern Lauterkeit und Demuth bis an's Ende bewahrt.)

WALTHER VON DER VOGELWEIDE.

Der größte deutsche Lyriker des Mittelalters ist Walther von der Vogelweide. Wir wissen von seinem Leben mehr wie von dem der meisten Dichter jener Zeit, und doch ist Vieles, namentlich Anfang und Ende seines Lebens, in Dunkel gehüllt. Sein Geburtsland, mag dies nun Franken oder Tirol gewesen sein, muß er schon früh verlassen haben; denn in Oesterreich lernte er 'singen und sagen'. In diesem von der Natur gesegneten Lande brachte er seine Jugend zu und fand daselbst an dem Hofe der kunstliebenden Babenberger, namentlich Friedrichs des Katholischen, ehrenvolle Aufnahme. Allein diese schöne, sonnighelle Zeit erreichte ein schnelles Ende: Herzog Friedrich starb im Frühjahr 1198 in Palästina, und durch den Tod seines Gönners wurde. Walther genöthigt, Wien und Oesterreich zu verlassen und eine Wanderleben zu führen, auf welchem er den größten Theil Deutschlands und selbst die angrenzenden Länder sah und kennen lernte, im Dienste verschiedener Herren thätig, stets aber an des Vaterlandes Schicksalen den regsten Antheil nehmend und mit seinem Liede dessen Wohl und Wehe begleitend.

Und treuer, starker Männer bedurfte unser Vaterland damals wohl. Es war eine bewegte Zeit. Im Spätherbst des Jahres 1197 war Kaier Heinrich VI. im fernen Messina gestorben, und mit seinem Tode war Verwirrung über Deutschland hereingebrochen. Hohenstaufen und Welfen stritten um die Krone, und durch den Papst, damals Innocenz III., wurden diese das Reich zerrüttenden Streitigkeiten noch genährt und vermehrt. Walther trat von Anfang an mit Entschiedenheit auf die Seite der Hohenstaufen, zunächst Philipps von Schwaben, dessen Krönung zu Mainz (1198) er als Augenzeuge freudig begrüßte, und verfocht deren Sache mit unerschrocknem Muth und ausharrender Treue. Nur als nach Philipps Ermordung durch den Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach der Welfe Otto, Heinrichs des Löwen Sohn, der durch die Vermählung mit Philipps Tochter Beatrix die Rechte beider Parteien in sich vereinigt zu haben schien, von den Fürsten einmüthig zum Kaiser gewählt worden war (1208), hatte auch Walther keinen Grund, ihm seine Huldigung zu versagen. Theils in seinem unmittelbaren Dienste, theils im Dienste ihm ergebener Fürsten, namentlich des Landgrafen Hermann von Thüringen, erhob Walther oftmals seine jezt häufiger ernst mahnende und strafende, wie heiter scherzende Stimme. Dabei ließ er sich durch die bald gegen Otto erfolgenden

[ocr errors]

Bannflüche des Papstes Innocenz III. nicht schrecken, ja er trat dessen Anmaßungen und Ränken mit dem Zorn der freien Rede kühn und erfolgreich entgegen. Er verehrte den Papst als das geistliche Oberhaupt der Christenheit, aber er verabscheute das Streben des römischen Stuhles nach irdischer Herschaft, weil er darin den Keim zum Untergang der Glaubensreinheit erblickte.

So harrte er auf Ottos IV. Seite aus, bis der junge Staufer Friedrich II., der aus Italien gekommen war, um seiner Väter Erbe anzutreten, in raschem Siegeslaufe Aller Herzen gewann und endlich in Aachen (15. Juli 1215) feierlich gekrönt wurde. Nun trat auch Walther, da von Otto kein Heil mehr für Deutschland zu erwarten war, auf die Seite des jungen Kaisers, welcher, mit einer feinen Bildung ausgerüstet, den Werth des Sängers wohl erkannte, ihn sogar zum Erzieher seines Sohnes, des nachmaligen Königs Heinrich, bestimmte. Bei Friedrich fand auch Walthers rührende Bitte um eigenen Herd, wo er des unstäten Lebens müde eine Heimat fände, freundliche Aufnahme und Gewährung: er erhielt ein kleines Lehen (1215). Dieses war indes wohl nicht bedeutend genug, ihn dauernd vor dem Wanderleben zu schützen; wenigstens finden wir ihn bald darauf wieder in Wien, am Hofe Leopolds VII., wo er längere Zeit verweilte. Doch Walthers Leben neigte sich seinem Abende zu. Viel Hoffnungen hatte er zu Grabe tragen müssen, die sich an des Vaterlandes Glück und Größe und des Christentums reinere Entfaltung knüpften, dunkel war es um ihn geda hielt den frommen Sinn eines aufrecht: die Hoffnung, eine reisige Fahrt nach dem heiligen Lande mitzumachen. Seine Sehnsucht ist auch gestillt worden; wie aus dem Liede: 'Nû alrêst lebe ich mir werde' zu entnehmen, hat er das 'hehre Land' wirklich gesehn, indem er sich an den Kreuzzug Friedrichs II. (im Jahre 1228) angeschlossen.

worden

--

Sein weiteres Leben entzieht sich unseren Augen. Wir wissen nur, daß Walther bald nach dem Kreuzzuge in Würzburg gestorben ist; das beweist sein Grabmal, welches sich dort im Kreuzgange des Neuen Münsters befand. An sein Grab knüpft sich eine liebliche Sage. In dem vom Gange des Neuen Münsters umschlossenen Grashofe, heißt es, sei Walther unter einer Linde begraben. In seinem Vermächtnis habe er angeordnet, daß man in den Stein, der sein Grab decke, vier Vertiefungen machen lasse, um darin, seinem Namen zu Liebe, den Vögelein täglich Weizenkörner und Trinken zu geben. Lange Zeit sei dies Vermächtnis auch in Ehren gehalten worden, bis endlich die Habgier der Chorherren es in Semmeln verwandelt habe, die am Jahrestage Walthers ihnen selbst und nicht mehr den Vögeln gereicht werden sollten.

Das Grabmal ist nicht mehr vorhanden; dagegen ist vor nicht langer Zeit an der Stelle diesem hehren deutschen Sänger ein einfacher Denkstein errichtet, auf welchem die frühere lateinische Inschrift wiederholt ist:

,Pascua qui volucrum vivus, Walthere, fuisti,

Qui flos eloquii, qui Palladis os, obiisti!
Ergo quod aureolam probitas tua possit habere,
Qui legit, hic dicat: Dens, istius miserere!'

Walther von der Vogelweide ist unter den zahlreichen begabten Dichtern seiner Zeit der reichste an Gedanken, der gewandteste in der Form; im leichten Getändel wie in der ernsten Mahnung immer derselbe ganze Mann; erfüllt von

Begeisterung für das Vaterland und seine Größe, unerschrocken offen gegen die Mächtigen seiner Zeit ein Held des Gesanges unter den Helden

der Geschichte.

Lieder.

1. (Frühlings-Sehnen.)

Uns hât der winter geschadet über al.
heide unde walt die sint beide nû val,
dâ manic stimme vil suoze inne hal.

sæhe ich die megde an der strâze den bal
5. werfen! sô kæme uns der vogele schal.

Möhte ich verslâfen des winters gezît!
wache ich die wîle, sô hân ich sîn nît,
daz sîn gewalt ist sô breit und sô wît.
weiz got er lât noch dem meien den strît:
10. sô lise ich bluomen, dâ rîfe nû lît.

2. (Frauen-Schoene.)

Sô die bluomen ûz dem grase dringent,
same si lachen gegen der spilden sunnen,
in eime meien an dem morgen fruo,
Und diu kleinen vogellin wol singent

5. in ir besten wîse, die si kunnen,
waz wünne mac sich dâ genôzen zuo?

Ez ist wol halb ein himelrîche.

suln wir sprechen, waz sich deme gelîche,

sô sage ich, waz mir dicke baz

10. in mînen ougen hât getân, und tæte och noch, gesehe ich daz.

Swâ ein edeliu schoene frouwe reine,
wol gekleidet unde wol gebunden,
dur kurzewîle zuo vil liuten gât,
Hovelîchen hôchgemuot, niht eine,

15. umbe sehende ein wênic under stunden,
alsam der sunne gegen den sternen stât
Der meie bringe uns al sîn wunder,

waz ist dâ sô wünneclîches under,

als ir vil minneclîcher lîp?

[ocr errors]

20. wir lâzen alle bluomen stân und kapfen an daz werde wîp.

Nû wol dan, welt ir die wârheit schouwen,
gên wir zuo des meien hôchgezîte!

der ist mit aller sîner krefte komen.

Seht an in und seht an werde frouwen,

25. wederz dâ daz ander überstrîte;

daz bezzer teil daz hân ich mir genomen.

Owê der mich dâ welen hieze,

deich daz eine dur daz ander lieze,

wie rehte schiere ich danne kür!

30. hêr Meie, ir müeset merze sîn, ê ich mîn frouwen dâ verlür.

5.

5.

3. (Mannes-Schoene.)

An wîbe lobe stêt wol, daz man si heize schoene;
manne stêt ez übel, ez ist ze wich und ofte hone,
Küene und milte und daz er dar zuo state sî,

so ist vil gar gelobet; den zwein stêt wol daz dritte bî.
Wil ez iu niht versmâhen, sô vil ichz iuch lêren,
wie wir loben suln und niht uneren:

ir müezet in die liute sehen, welt ihr erkennen wol.

nie menûzen nach der varwe loben sol.

vil menic môre ist innen tugende vol;

10. wê wie wîz der herzen sint, der si wil umbe kêren!

4. (Ritter und Frau.)

Ich hôrte iu sô vil tugende jehen,
daz iu mîn dienest iemer ist bereit.
Enhete ich iuwer niht gesehen,
ez schâte mir an mîner werdekeit.

Nû wil ich deste tiurre sîn

und bite iuch, frouwe, daz ir iuch underwindet mîn.

ich lepte gerne, kunde ich leben;

mîn wille ist guot, nû bin ich tump; nû sult ir mir die mâze geben.

Kund ich die mâze, als ich enkan,

10. sô wære ich in der welte ein sælic wîp.

Ir tuot als ein wol redender man,

daz ir số hôhe tiuret minen lập.

Ich bin niht wîser, danne ir sît.

nû waz dar umbe? doch wil ich scheiden uns den strît:

15. tuot ir alrêst, des ich iuch bite,

und saget mir der manne muot, sô lêre ich iuch der wîbe site.'

« السابقةمتابعة »