sus strebte ez sêre nâch der übermâze. swer der mâze brechen wil ir strâze, 5. dem gevellet lîhte ein enger pfat. hôchvertic ses, nû stant gedrîet! dir was zem sese ein velt gefrîet, nû smiuc dich an der drîen stat! c) Swelch man wirt âne muot ze rich, wil er ze sêre striuzen sich ûf sîne rîcheit, sô wirt er ze hêre. ze rîch und zarm diu les chent beide sêre 5, an sumelichen liuten rehten muot. swâ übric rîcheit zühte slucket 21. (Kindeszucht.) Kindes zuht mit gerten nieman kan beherten; den man zêren bringen mac, Idem ist ein wort als ein slac. Dem ist ein wort als ein slac, den man zêren bringen mac; nieman kan beherten kindes zuht mit gerten. Hüetet iuwer zungen! daz zimt wol dien jungen. stôz den rigel für die tür, lâ kein bæse wort dar für! Lâ kein bose wort dar für, stôz den rigel für die tür! daz zimt wol dien jungen. hüetet iuwer zungen! Hüetet iuwer ougen offenbâre und tougen! lât si guote site spehen und die bosen übersehen! Und die bosen übersehen lât si, guote site spehen! offenbâre und tougen hüetet iuwer ougen! 25. Hüetet iuwer ôren, alder ir sît tôren. lât ir bœesiu wort dar in, Daz gunêret iu den sin, Hüetet wol der drîer leider alze frîer! 35. zungen, ougen, ôren sint dicke schalchaft, zêren blint. zungen, ougen, ôren sint. 40. hüetet wol der driîer! 22. (Heimatslied.) Owê war sint verswunden alliu mîniu jâr! ist mir mîn leben getroumet oder ist ez wâr? daz ich ie wânde, daz iht were, was daz iht? dar nach hân ich geslâfen unde enweiz ez niht. 5. Nû bin ich erwachet, und ist mir unbekant, daz mir hie vor was kündic als mîn ander hant. liute unde lant, dâ ich von kinde bin erzogen, die sint mir frömde worden, reht als ez sî gelogen. Die mîne gespilen wâren, die sint træge und alt. 10. vereitet ist daz velt, verhouwen ist der walt; wan daz daz wazzer fliuzet, als ez wîlent flôz, für wâr ich wânde, mîn unglücke wurde grôz. mich grüezet maneger trâge, der mich bekande ê wol; diu welt ist allenthalben ungenâden vol. 15. als ich gedenke an manegen wünneclîchen tac, die sint mir enpfallen gar als in daz mer ein slac. Owê wie jæmerlîche junge liute tuont! 20. die kunnen nû wan sorgen ; owê wie tuont sie sô? Uns sint unsenfte brieve her von Rôme komen; 35. Owê wie uns mit süezen ich sihe die gallen mitten diu welt ist ûzen schoene, und innân swarzer varwe, Swen si nû habe verleitet, 40. er wirt mit swacher buoze von vil gar verzage? durch mînen bæsen zorn? hât jene dort verlorn. dingen ist vergeben! dar an gedenket, ritter! ez ist iuwer dinc. ir traget die liehten helme und manegen herten rinc, 45. so wolte ich nôtic man verdienen rîchen solt. joch meine ich niht die huoben noch der hêrren golt: die möhte ein soldenære niemer mêre owê! mit sîme sper bejagen. gevaren über sê, wol 23. (Kreuzlied.) Vil süezę wære minne, berihte kranke sinne! got, dur dîn anbeginne bewar die kristenheit! 5. Dîn kunft ist freudebære über al der welte swære. der weisen barmenære, hilf rechen disiu leit! Erlæser ûz den sünden, 10. wir gern zen swebenden ünden. daz hêrebernde lant! Diz kurze leben verswindet, der tôt uns sündic vindet; swer sich ze gote gesindet, der mac der helle engân. 25. Bî swære ist gnâde funden. nu heilent Kristes wunden, 35. und niemer mêre owê, sîn lant wirt schiere enbunden; 30. lâ wernde helfe schouwen! Diu menscheit muoz verderben, suln wir den lôn erwerben. got wolte dur uns sterben, sîn trôst ist ûf gespart. 45. Sîn kriuze vil gehêret hât meneges heil gemôret. swer sich von zwîvel kêret, der hât den geist bewart. Sündiger lip vergezzen, 50. dir sint diu jâr gemezzen ; der tôt hât uns besezzen, die veigen âne wer. nå hellet hin gelîche, dâ wir daz himelrîche 55. erwerben sicherlîche bî dulteclîcher zer! got wil mit heldes handen dort rechen sînen anden. sich schar von menegen landen 60. des heiligeistes her! Got, dîne helfe uns sende! mit dîner zesewen hende bewar uns an dem ende, sô uns der geist verlât, 65. Vor helleheizen wallen, daz wir dar in iht vallen! 5. ez ist wol kunt uns allen, Daz hêre lant vil reine, 70. gar helfelôs und eine. lâ dich erbarmen, Krist, mit welcher nôt si ringen, die dort den borgen dingen. dazs uns alsô betwingen, 80. daz wende in kurzer frist! 24. (Das heilige Land.) Nû alrêst leb ich mir werde, sît mîn sündic ouge siht Lant daz reine und ouch die erde, der man vil der êren giht. Mirst geschehen, des ich ie bat: ich bin komen an die stat, dâ got menneschlîchen trat. Schoniu lant rîch unde hêre, swaz ich der noch hân gesehen, 16. Sô bist duz ir aller êre. waz ist wunders hie geschehen! 15. Hie liez er sich reine toufen, daz der mensche reine sî. Anders wæren wir verlorn, 20. wan sîn sper, kriuz unde dorn; wê dir, heiden! deist dir zorn. Juden, kristen unde heiden jehent, daz diz ir erbe sî; 45. Got müez ez ze rehte scheiden dur die sîne namen drî. Al diu welt diu strîtet her; wir sîn an der rehten ger reht ist, daz er uns gewer. FREIDANKS BESCHEIDENHEIT. Der zur sinnigen Betrachtung neigende Character des deutschen Volkes führte schon früh zu der Lehrdichtung. Von jeher liebte es der Deutsche, die gesammelten Erfahrungen in kurzen Sprüchen, die von Geschlecht zu Geschlecht vererbteu, niederzulegen. So bildete sich allmählich ein reicher Schatz altgermanischer Weisheit, der auch im Zeitalter des Minnegesanges besonderer Gegenstand der Dichtung wurde. Das trefflichste der daher entsprungenen Gedichte ist 'Frîdankes bęscheidenheit', von unbekanntem Verfasser um's Jahr 1229, zum Theil im gelobten Lande auf dem Kreuzzuge Friedrichs II., gedichtet. Es besteht meist aus einzelnen Sprüchen, die über die verschiedensten Verhältnisse des Lebens 'Bescheid' geben und nach ihrer Verwandtschaft zu einer Anzahl Hauptabschnitte verbunden sind. In allen herscht eine vollkommene Einheit der Gesinnung und Lebensanschauung: lautere Frömmigkeit, innige Menschenliebe, tiefes Gefühl für Recht und Freiheit bilden die Grundlage des Gedichtes, welches Jahrhunderte lang in der großten Verehrung stand und nicht mit Unrecht die 'weltliche Bibel' genannt wurde. |