صور الصفحة
PDF
النشر الإلكتروني

Weltgebieters in seinen Schöpfungen anstaunt, und geblendet von der göttlichen Glorie den Blick in sich selbst zurücksenkt, und seine innere Schlechtigkeit neben der Heiligkeit des Allerhöchsten mit Entseßen wahrnimmt, daß er seufzen muß: o Herr, was bin ich, daß Du mein gedenkest?

gen; — ich will mir Rechenschaft ablegen über alle meine || diger als jemals wird; wenn er die Pracht des ewigen Verhältnisse zur Welt, und prüfen, wo ich niedrig, thie risch war, wo ich hätte göttlich handeln können; und dann mich ermannen, bessern das Schlechte, pflegen das Gute, austilgen das Ungerechte. Ich will die heiligen Früchte meiner Reue zeigen zeige Du mir, Vater! Gnade, Vergebung. Du hast sie mir verheißen, durch Jesum mir verheißen. Sie werde mir, daß ich nicht ewig verderbe! Amen.

84.

-

Sie erscheint Jenem, wenn ein allgewaltiges Verhängniß ihn plößlich aus dem Rausch des sinnlichen Wohllebens in das nüchterne Elend hinausschleudert, verzehrende Flammen über sein Hab und Gut hinrauschen sieht, und Alles, worauf er sonst stolz war, in

wenn er

Des Sünders Begnadigung vor Asche versunken erblickt; oder wenn der Krieg ihn in die

[merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors]

Zum tiefversunknen Herzen sagst:

Erhebe dich! Geh meine Pfade!

Ich kann, was du nicht mehr vermagft!“
Wenn Du auf's glühende Gewissen
Nicht laffeft Deine Kühlung flieffen

Wer will, wer kann, als Du allein,

Mein Rath, mein Troßt, mein Retter sein?

als

-

die

Armuth heraustreibt, oder seine Widersacher ihn von seiner Höhe hinabstürzen; oder wenn er einen von Wollüsten erschöpften und zerstörten Körper ins traurige, fieche, freudenlose Alter hinüberschleppt.

Sie erscheint Jenem, wenn irgend ein schrecklicher Zufall ihn gewaltsam dem Anblick der Ewigkeit näher rückt, wenn eine geliebte Leiche vor ihm ausgestreckt liegt in der tiefen, eisernen Todesruhe, und das theure Antlik, welches ihm sonst lächelte, ohne Theilnahme, ohne Gefühl in fester Erstarrung bleibt, als hätte es das Leben nie gekannt. Dann ist's, als rauschten die dunkeln Pforten der Ewigkeit vor ihm auf. Er starrt an den Schwellen der Gräber die Leiche an, und spricht: was ist aus dir geworden? und bebt und stammelt: was wird aus mir werden?

Dann bemächtigt sich seiner das Schrecken, welches er sonst nie gekannt, wenn er unwillkührlich an seine höhere Bestimmung gemahnt wird; wenn er mit GrauVon allen Lebensstunden ist keine furchtbarer, sen denkt: ich lebe doch nicht ewig auf Erden, und welernste Vorbotin des großen Gerichts die || ches wird nachher das Loos meiner Seele sein? Wehe, Stunde des schrecklich erwachenden Gewissens die und welches Looses ist sie würdig? Was habe ich, so Stunde, da wir wie von einem langen Rausche, von lange ich lebte, zür Veredlung dieses Geistes gethan, einer schweren Betäubung erwachen, und uns in unserer || der unsterblich sein soll? — dieses Geistes, der nur em ganzen Unwürdigkeit und tiefen Verwerfung erkennen.pfangen kann ein Schicksal, deffen er würdig ist?-dieDann verstummt, wie von der Hand des Todes berührt,||ses Geistes, der Gottes Langmuth bisher verachtete; der die sonst so beredsame, alles so gern entschuldigende Ei-Gottes Gaben bisher undankbar empfing und genoß; genliebe, dann flieht der lachende Leichtsinn von der sich von Gott entfernte, in der Religion nur eine uns, der uns sonst über das Verbotene scherzend hinweg-|| Zeremonie, in der Lehre Jesu nur eine lästige Sittenführte, und über die Abgründe Blumen warf; dann || lehre sah?

treten die Erinnerungen an unsere geheimen und öffent- Dann ergreift ihn das schmerzliche Gefühl, Sünder lichen Sünden, gleich Gespenstern, vor unsere schaudernde zu fein; dann das schreckliche Bewußtsein, Verbrecher Seele, und schreien uns das Verdammungsurtheil zu. an Gottes Majestät zu sein; dann die zerschmetternde Wir stehen im zermalmenden Gefühl unserer Nichtswür=|| Ueberzeugung: ich war es nicht werth, daß der Schöpfer digkeit da, einsam, hoffnungslos, ohne Menschentroft, meiner gedachte, und mich erschuf! ach, wie könnte Staub uns trösten? Dann verliert O, der ist unter allen Sterblichen der Elendeste, welder Ruhm und das Ansehen seinen Zauber, der uns sonst || cher seinen eigenen Werth verloren sieht; der es fühlt, entzückte; der Glanz des Goldes erblindet, nach welchem || daß er sich selbst verachten, sich selbst verdammen muß, wir sonst so emsig haschten; die Gesänge roher Freude || auch wenn ihn Menschen noch ehren, die nur den Schein hallen uns widerlich. Wir haben nichts ach, wir sind richten; der es fühlt, daß selbst Menschen, die bessern nichts, als verworfene Waisen, als namenlos Undank-wenigstens, ihn verachten würden, wenn die Sünden bare gegen die Güte Gottes, als Verbrecher gegen die feiner Gedanken, die Verbrechen, im Dunkeln geübt, Majestät und Heiligkeit des Ewigen! plöglich klar und wahr, wie sie sind, an das Tageslicht

Und diese Stunde, die Vorbotin des großen Gerichts,|| vor die Augen der Welt kämen; der es fühlt, daß er, die Ahnung unsers Schicksals in der Ewigkeit, fie ereilt von Sünden und Lastern bedeckt, nicht aufrichten darf endlich einen Jeden. Sie erschüttert gelinder Diesen, das Antlik zum Allerheiligsten, vor dem alles Unreine gewaltiger Jenen. Sie erscheint ungerufen, oft uner-verschwinden muß.

wartet; überfällt uns mitten im Taumel der Luft, oder Er erblickt über den Sternen den ernsten, ewigen, beschleicht uns am finstern Krankenlager. gerechten Vergelter. Er erblickt hinter den Nebeln des Sie erscheint oft Diesem, wenn der Gedanke an die || Grabes die zürnende Ewigkeit. Er erblickt hinter sich ein Größe und Herrlichkeit Gottes in ihm unvermuthet leben- || langes verlornes Leben, eine unwiederkäufliche Reihe

Stunden der Andacht. 15. A.

31

von Jahren, Wochen, Stunden, die alle den Gelüsten || spricht durch Jesu Mund: Sei getrost, deine Süœ finnlicher Neigungen, finnlicher Antriebe hingeopfert den sind dir vergeben. Gehe hin, und sünwurden; wo nichts für die Veredlung des Gemüths,dige hinfort nicht mehr! Erverzeiht; denn wir nichts für die unsterbliche Seele und für ihr einstiges Loos| find Jesu Brüder und Schwestern, wenn wir uns hei geschah. Nun ficht er erblassend ein, daß er bisher nur ligen in seiner Lehre. So spricht der Erlöser selbst: vergebens gelebt hat; nun sieht er ein, daß die ent- || Wer den Willen thut meines Vaters im Himmel, derfehlichste aller Verschwendungen die Verschwendung einer selbe ist mein Bruder, Schwester, Mutter. (Matth. Frist ist, die der Schöpfer uns gab, uns für die Fort- 12, 50.) dauer jenseits der Todesstunde vorzubereiten. Ach, was Erverzeiht! denn er ist der Vater der Barmherhier verloren und verschwelgt ward, das ist für die || zigkeit. Und wie sich ein Vater erbarmt über Ewigkeit verschwelgt und verloren! Keine Macht||feine Kinder, so erbarmt sich der Herrüber ruft das Vergangene zurück, kein Gett widerruft das || die, die ihn fürchten. Denn er kennt, was für ein Geschehene. Gemächt wir sind; er gedenket daran, daß wir Staub

Noch lebe ich! spricht die zagende Seele: noch hier|| find. (Pf. 103, 13. 14.) auf Erden! Vielleicht ist die Hälfte, vielleicht mehr als

--

Wer jemals an der Gnade Gottes verzweifelt, der die Hälfte meiner Stunden schon verflossen. Vielleicht || hat Gottes Größe, Liebe und unergründliche Güte nod) nur noch wenige Jahre habe ich zu athmen, auch nur nie erkannt. Wären auch unserer Sünden mehr, als der Monate! Was ich lebte, ist verloren; was ich noch || Sand am Meer, könnten wir die Zahl unserer Berge= leben werde, reicht es hin, um das Verschwundene zu || hungen nicht mehr aussprechen: doch doch nimmt der erfeßen und einzuholen? Kann ich noch einen gewissen || ewige Erbarmer sich unser wieder an, wenn wir uns mit Grad von Vollkommenheit erschwingen, der mich mei=|| kindlichem festem Glauben und mit den heiligen Entschlüsner selbst würdig 'macht? Kann ich noch auf Gottes || sen zu ihm nahen, fortan unsere Fehler abzulegen, und Barmherzigkeit und Gnade hoffen, die ich während eines || nach_ Jesu Lehren ein neues, heiliges Leben anzufangen. ganzen Lebenslaufes gering achhtete? Kann Gott noch Freude wird sein vor den Engeln Goties, sprach der mein Vater sein? Darf ich noch sein Kind heißen? Bin|| Heiland, über einen Sünder, der Buß e thut, das heißt, ich noch würdig, zu ihm aufzuschauen? Darf sich mein || welcher seinen Sinn ändert. (Luk. 15, 10.) verworfener Geist noch anbetend feinent Throne nahen? Er verzeiht! denn Gott will unser Vater sein. So jammert die Neue, und ihre Schwester, die Ver=|| Er ist der Vater der Guten und der Vater auch der verzweiflung, beult: Nein! Nein, du bist verstoßen || lornen Kinder, die reuig zu seiner Huld zurückkehren. vom Angesicht des Allerheiligsten. Wie darf sich der Un-|| Wie? sollte die höchste Liebe meiner ewig zürnen kön= reine dem Ewigen nahen? Wie können deine Thränennen, da selbst ein menschliches Herz nicht ewig zürnen die Sünden eines ganzen Lebenslaufes hinwegwaschen? kann? Schließt nicht der irdische Vater den ungerathe

Jesusreligion, o Tochter des Himmels, mildenen Sohn wieder mit Freudenthränen in seine Armic, Trösterin verzagender Herzen, verlaß den Verzweifeln-|| wenn dieser sich beffert und ein edleres Leben beginnt? den nicht in der Nacht seines Elendes! Fester Anker Verzeiht nicht das liebende Mutterherz gern dem Kinde, im Sturm der Lebenswellen, helle Leuchte in der Fin-wenn es seine Bosheit ablegt, und an Mutterliebe und sterniß unsers Daseins, o Jesusreligion, verlaß uns Muttertreue glauben lernt? Und Gott, der Urquell nicht, wenn unser Muth bricht und die legte freundliche|| aller Güte, aller Barmherzigkeit, höher als aller MenHoffnung ersterben will! schen Güte und Liebe, Gott sollte dem reuevollen SünNein, fie verläßt uns nicht. Nein, wenn uns nichts der, dem schwachen Menschen nie verzeihen ? — Er sollte mehr helfen kann, dann hat uns unser Glaube geholfen.||immerdar des Unglücklichen zürnen? — Zürnen? O Wenn nichts mehr uns exquicken kann, erquict uns das nein, nur die Vorstellung eines Zorns in Gott ist Gotmilde Wort des ewigen Sohnes: Kommet her zu teslästerung! Zorn und Haß sind nicht in der Liebe, mir, Alle, die ihr mühselig und beladen seid, nicht im Göttlichen, sondern nur Acufferungen der ver ich will euch erquicken! Nehmet auf euch mein Joch, || derbten rohen Menschennatur. Wie darf ich frech des und lernet von mir; denn ich bin sanftmüthig und von Menschen schlechteste Eigenschaften dem allerhöchsten, Herzen demüthig. So werdet ihr Ruhe finden dem allerheiligsten der Wesen zuschreiben oder andichten? für eure Seelen. (Matth. 11, 28. 29.) Und wenn selbst in der heiligen Schrift vom Zorne Got=

-

Er ist wahrhaft unser ewiger Freund, unser Heiland||tes die Rede ist: so ist dies nur in bildlichen Ausdrücken, und Seligmacher. Er ist's, der an seiner Hand den|| wo zu schwachen Menschen, im Kindheitsalter ihrer VerSünder wieder verföhnend zum Vater führt und spricht:nunft, geredet ward; zu Menschen, deren Vorstellun= Alles was ihr bitten werdet in euerm Gebet, glaubet || gen vom höchsten aller Wesen nicht so erhaben und würnur, daß ihr es empfangen werdet, so wird's euch wer dig waren, wie diejenigen, welche Jefus Christus hatte, den. Und wenn ihr dastchet und nun betet: o so verge- und wie er sie uns lehrte. bet, wo ihr etwas wider Jemand habet, auf daß auch Dem Allerheiligsten ist der Zorn fremd. Und er, der euer Vater euch vergebe eure Fehler. (Mark. 11, 24.25.)|| nie zürnt — er follte nie verzeihen können? Welch ein Ja, Gott verzeiht dem Sünder, der sich durch Jefum Widerspruch, finnlos und grausam! zu ihm wendet, das heißt, der, nach Jesu Lehre und Er verzeiht! — Ac), wäre er der Unerbittliche, Vorschrift handelnd, gleichsam ganz in des Erlösers Sinu „der Unverföhnliche, graufamer als der grausamste unter und Geist lebt, und sich so dem ewigen Vater naht. Gott || den Menschen mir wäre besser, ich hätte nie das Licht verzeiht dem Sünder, und gedenket seiner Missethat || des Tages erblickt; mich hätte nie der Wink der Almacht nicht, wenn er von nun an ein reines, göttliches Leben || aus dem Nichts hervorgerufen in das Dasein. Denn damals, beginnt, und Gett wieder ganz gehört. Er verzeiht und || als ich noch schlief in dem Schoose des Nichts; als mir

[ocr errors]

-

noch keine Sonne glänzte, mich noch keine Blume an Irret euch nicht, Gottläßt sich nicht spot= hauchte; als ich noch nichts von des Lebens Lust und ||ten! Von Ewigkeit her hat er die Verhältnisse feiner Welt Weh empfand: damals war ich freilich nicht glücklich, || geordnet. Auch die bittersten eurer Reuethränen werden aber auch elend war ich nicht. Wehe mir, welch ein || einst die Ordnungen des Weltalls nicht zerbrechen; auch Loos, meiner Sünden willen zu einem endlosen Jammer || die schmerzlichsten eurer Seufzer werden die ewigen Geerschaffen zu sein; wehe mir, welch ein Schöpfer, der seze des Geisterreiches nicht umstürzen. Groß ist Gott mich zu solchem Jammer hervorrief! Nein, hin- || in seiner Güte, aber groß ist er auch in seiner Gerec)= weg, ihr furchtbaren, unchriftlichen Gedanken, die den tigkeit! Ihr werdet ärnten, aber nur was ihr gefäet habet ! Lehren des ewigen Sohnes widersprechen! Nein, o Va Er verzeiht! — aber nur wie der Allergerechter, barmherziger Vater, der Du kennst die Schwachhei=|| teste verzeihen kann und wird. Es ist nicht mit den ten und Gebrechen Deiner Kinder, der Du auch den ge- || bloßen Gebet, nicht mit dem von Reue zerknirschten Herfallenen Sünder nicht verstoßest, der um Gnade schreit, || zen, nicht mit dem todten Glauben abgethan. Der Sünnein, Du bist nicht der Unerbittliche! der soll sich befchren, soll von aller Sünde ablassen, wenn er vor Gott Gnade erwerben will.

Du willst, und kannst — so wahr die Erde
Der Fußtritt Deines Sohns betrat,

So wahr mit duldender Geberde

[ocr errors][merged small]

Wir müssen uns des Blutes Jesu theilhaftig machen, der unserer Sünden willen ein Opfer ward. Nur durch fein Blut haben wir die Erlösung, nämlich die Vergebung der Sünden. (Koloff. 1, 14.) Was wollen diefe Worte sagen? Wie kann ich des Blutes Jesu theilhaftig werden?

Das Blut Jesu reinigt uns von Sünden, das heißt, Ja, er verzeiht! doch nur, wie der Gerechte verzeiht. Die höchste Güte ist Gott, aber auch die höchste die göttliche Lehre, welche unser Erlöser mit seinem Gerechtigkeit. Er nimmt nur den wieder als sein Kind theuern Blute besiegelte, befreit uns von der Sünde. auf, der ein Kind Gottes fein will. Er verzeiht, aber Der Tod Jesu ist gewissermaßen das Siegel der Wahrnach seiner Gerechtigkeit folgen die Strafen unfern Sun-heit seiner Lehre, ein Pfand und Sinnbild der göttlichen den nach. Doch die Strafe ist nicht Rache. Strafe in zur Bessferung wirkend. Strafe ist die natürliche Folge jeder Sünde, wodurch wir von ihr zurückgeschreckt wer den, oder Andere in unserm Beispiel zurückschrecken sollen. Strafe besteht auch neben der Liebe. Auch die Mutter straft des Kindes Ungehorsam, und doch kann sie es mit Zärtlichkeit lieben.

Und Strafe ist es, wenn wir, die wir verfäumen, nach Jefu Sinn vollkommen zu werden, durch unsere eigene Schuld unvollkommen bleiben. So straft sich das Kind, || welches versäumt, in der Schule die nüßlichen und zum Leben nothwendigen Kenntnisse zu sammeln, wenn es zurückbleibt in Unwissenheit. So belohnt sich der fleißige Zögling selbst, indem er an Weisheit und Einsichten wächst. Und wenn die Lehrjahre verflossen find: wer wird so ungerecht sein, den Trägen und den Fleißigen auf gleiche Höhe des Verdienstes zu stellen? Wer wird, wenn der Träge dann zu spät feine Schuld bereut, die fes aufrichtigen und bittern Schmerzes willen ihn dem Fleißigen gleichstellen, der so viele Jahre anvallend hinspferte, während der Andere forglos dahinlebte? Wie, foll die Reue weniger Stunden des Einen allen Eifer, alle Bemühungen langer Jahre des Andern plöglich aufwiegen? Wie, soll der Träge sich in seiner Faulheit beStärken durch die Hoffnung auf der schwachen Aeltern Nachsicht und ungerechte Güte?

Irret euch nicht, Gott läßt sich nicht spotten. Um sonst hofft der Sünder in feinem fehlervollen Lebenswan- || del: es ist noch Zeit mit mir! — Umsonst hofft er: Ich will mich auf Gottes Barmherzigkeit einst verlassen, wenn ich sehe, daß ich von hinnen scheiden muß. Ich werde doch noch Zeit finden, meine Sünden zu bereuen. Ich vertraue auf das Verdienst Jesu Christi, und kann mich | ich noch immer meiner bisherigen Lebensart überlassen. Es ift einst noch Zeit genug, wenn ich alt werde, daß ich mich beffere. Jeht aber ist's noch zu früh, schon fromm zu werden,

[ocr errors]

Das Blut

Gnade. Wer an feiner Lehre, das heißt, an dem von
ihm geoffenbarten Willen des himmlischen Vaters, Theil
nimmt, wer diesen Willen des Vaters im Himmel thut,
nur der ist Gott angenehm; nur der ist ein wahrer
Nachfolger Jesu; nur der gehört zu seinem Reiche;
nur der hat Theil an seinem Blute.
Jesu, sein Wort, welches er uns gelehrt hat, sind in der •
lich, um das Andere zu bezeichnen. Und oft wiederholt
heiligen Schrift oft gleichbedeutend. Eins dienet oft bild:
es unser Heiland, daß nichts uns Gott wohlgefällig
machen könne, als wenn wir den heiligen Willen Got-
tes in einem frommen, tugendhaften und gerechten Le-

benswandel ausüben.

Vater der Erbarmung! Ja, Du verzeihst. Du zürnest nicht auf uns; wir selbst zürnen uns mit unfern Sünden! Du ftrafest nicht; wir selbst strafen uns mit unfern Sünden! Ach, wie unwürdig, o Allgegenwärtiger, stehe ich vor Deinem heiligen Wesen! Und doch darf ich's wagen, und Dich Vater, lieber Vater nennen. Meine Sünden und Vergehungen find groß; aber Deine Liebe ist unendlich größer, und Deine Barmherzigkeit findet keine Grenzen. So oft ich Dein vergeffen hatte, Du vergaßeft meiner nicht. So unwerth ich Deiner Huld war, Du überhäuftest mich dennoch täglich mit Beweisen Deiner Vatergüte und Fürsorge. Du gabst voller Langmuth mir eine Frist um die andere, daß ich mich ändern und bessern möchte, um ein würdiger Genoffe des ewigen Lebens werden zu können. Du gabst mir Athem, Leben, Kraft bis zum jzßigen Augenblick, daß ich noch jest ernsthaft in mich gehen und jeden mir anklebenden Fehler vertilgen könne.

Reuevoll über die Mängel meines bisherigen Lebenswandels nahe ich mich Dir, Erbarmer, wieder durch. Deinen Sohn, Jefum Chriftum. Reuevoll erneue ich meine oft gebrochenen Gelübde, ein liebevolles, gerech= tes, menschenfreundliches Leben vor Dir zu führen. O gedenke nicht meiner Miffethat; gieffe Frieden und Trost in mein Herz, daß ich den heitern Glauben an Deine

Vaterhuld nie verliere. Und vergib uns unsere Schuld, || nunft begabtes Wesen, wie der Mensch ist, bei allen feiwie auch wir vergeben unfern Schuldigern!

85.

nen Handlungen vernünftig denke, spreche und handle? Ist es denn so schwer für einen gefunden Men= schen, daß er sich vor Krankheiten hüte, daß er nicht muthwillig ein Messer ergreife und sich selbst verwunde?

Es ist nicht schwer, ein Christ Wäre dies nicht Wahnsinn? Und ist nicht jedes La

zu sein.

Matth. 11, 30.

Chriftus, Deine Gottesliebe
Bringt den Segen in das Herz;
Christus, Deine Menschenliebe

Macht zur Seligkeit den Schmerz !
Jeder Schmerz, für Dich gelitten,
Wird ein Himmel. Jeder Streit,

Bis zum Siegen fortgeftritten,

Ist ein Quell von Herrlichkeit.

[ocr errors]

fter, jede böse Neigung, wodurch ich den Frieden meiner Seele verlege, oder wodurch ich meine irdische und himmlische Bestimmung vernichte, ebenfalls Wahnsinn?

Warum spricht man doch: Es ist so schwer, ein Christ zu sein! - Heißt dies irgend etwas Anderes, als: Es ist so schwer, vernünftig zu sein, und den Wahnsinn zu vermeiden! Nein, mein Jesus hat gesprochen: Mein Joch ist sanft, meine Last so leicht! Und sein Wort ist heilige, tief empfundene Wahrheit. Er legte den Sterblichen nicht mehr auf, als sie im Stande waren, Vielerlei Vorfäße zum Guten keimen oft in der Brust zu tragen. Er sagte zu ihnen: Seid nur so, wie ihr des Menschen auf- und welken, ehe sie Frucht tragen.als vernünftige Geschöpfe selbst wünschen müsset, zu sein; Es gibt Stunden, in welchen man für irgend eine schöne || laufet nur dem einzigen Ziele nach, dem ihr als vernünfThat, für irgend eine edle Denkart aufs Höchste begeistige Geschöpfe selbst wünschet, nachzueilen, euerm wahftert ist. Man schwört es sich selbst, solche Thaten zuren Glück, euerm dauerhaften Glück, das weder auf üben, solche Denkart zu nähren und wenige Tage Erden, noch in der Ewigkeit gestört werden kann. Thut nachher ist der gute Wille und die Empfindung verflogen, nur gegen andere Leute, wie ihr als vernünftige Gis aus der er entsprang. Dann seufzt wohl Mancher bei schöpfe wünschen müsset, daß die Leute gegen euch thun. fich leise: Den Willen habe ich, aber das Vollbringen Aber welches sind denn die Hindernisse des Christen= ist schwer!“ Oder, wie sich Paulus ausdrückt: „Der || thums? Sind es Hindernisse, welche dir andere MenGeist ist willig, aber das Fleisch ist schwach. Es ist schen machen? - Nein, denn Jeder hat Ehrfurcht und wahrlich schwer, ein wahrer Christ zu sein. “ Liebe für dich, wenn du deine Pflichten übst; Jeder Aber man muß nicht vergessen, daß das ächte Chri- || liebt dich, wenn du dich durch Edelmuth und gemeinstenthum und die Neigung zu schönen, tugendhaften nüßige, wohlthätige und freundschaftliche Denkungsart Handlungen nicht die bloße Folge von raschen Begeiste-liebenswürdig zu machen weißt. — Oder sind es Hinrungen sei, auch nicht immer von lebhaften Gefühlen || derniffe, welche dir Obrigkeiten und Gefeße in den Weg und Rührungen begleitet sein könne. Dergleichen auflegen, daß du nicht anders als unchristlich handeln wallende Gefühle find zwar schön, aber ihrer Natur nach || darfst ? Nein, denn alle weltliche Geseße sind nur sehr vergänglich. Man muß auch nicht glauben, daß Hilfsmittel zur Unterstüßung eines tugendhaften Wanman, um ein wahrer Chrift zu sein, unaufhörlich im dels: sie bestrafen den Beleidiger, den Todtschläger, den bürgerlichen Geschäftsleben nur an das Heiligste und an Verläumder, den Aufrührer.

[ocr errors]

[ocr errors]

nichts Anderes denken müsse, oder daß man, man thue So ist also Alles, was dich hindert, als ein Chrift was man wolle, bei allen Dingen Gott und Fröminig- || zu erscheinen in Rede und That, nicht aufsfer dir, sondern keit, oder wohl gar Gebete und biblische Sprüche im in dir selbst. Dein Feind liegt in dir; der Störer deiner Herzen oder im Munde bereit haben müsse; nein! Zufriedenheit wohnet nirgends, als in deinem Herzen. Der Mensch hat zu vielerlei Verhältnisse, die ihn zer: Erkämpfe dir denn also nur Gewalt über dich selbst, so streuen, und doch nur eine einzige Seele. Er muß dem, || bist du in demselben Augenblick ein weiser, ein glückseliwas er unternimmt und thut, jedesmal feine ganze Kraft || ger Mensch, ein Christ; so bist du auf den wichtigen weihen, und doch ist seine Kraft so beschränkt. Er kann, || Punkt hingekommen, wo du wahre Achtung für dich er soll sogar nicht beständig beten, er soll auch arbeiten, selbst haben, der Liebe deiner Mitmenschen vollkommen er soll mit seinen Freunden uingehen, er soll seine Kinder||würdig, und des Beifalls deines Gottes im Himmel geerziehen, er soll sein Hauswesen regieren, er soll sich || wiß wirst.

über mancherlei Nothwendigkeiten unterrichten. Aber Und wer ist dieser Feind in dir, der dich hindert, wenn er alles dieses thut, soll er es mit Vernunft, mit christlichweise zu denken und zu handeln? Es ist deine Ueberzeugung, mit dem Vorsake thun, es auf die beste, irdische, thierische Natur; es ist dein Fleisch, es ist deine edelste, nüglichste Weise zu vollbringen. Und dies und || Sinnlichkeit. nichts anderes ist das wahre Christenthum.

||

Du ergibst dich verbotenen, unanständigen, wollüstiSo ist denn das Christenthum keine unaufhörliche gen Neigungen; du bist mehr Thier, als Mensch. Denn Begeisterung, kein beständiges Schweben in frommen auch das Thier drängt sich zu niederer Wollust; deine Empfindungen, fein fortwährendes Gebetesprechen, kein Vernunft erröthet davor. Du bist voll Hasses gegen fters Erbaulichredenwollen, sondern eine ruhige, beson=|| diefen oder jenen deiner Bekannten wohl, auch das nene Stimmung des Gemüths, nichts Unanständiges,|| Thier haft, aber kein vernünftiges Wesen, welches zwar nichts Unüberlegtes, nichts Schädliches zu thun, son- || feindliche Angriffe männlich abwehrt, aber darum nicht dern überall das Nükliche, das Wohlthätige, was das || haßt, nicht Rache will. Du betrügst deinen Neben= Beste anderer Menschen befördert, was Liebe und Frie- || menschen mit Hinterlift — auch das Thier hat Hinterlisk den erweckt. und Tücke und Schlauheit, aber ein vernünftiges We

[ocr errors]

Und ist es denn wirklich so schwer, daß ein mit Ver- sen handelt mit Offenheit, Redlichkeit und Treue; es

[ocr errors]

thut recht, es will Niemand scheuen. Du bist stolz, zufrieden mit dir und deinem Eigenthum; es gewährt eingebildet auf Vorzüge, ehrgeizig — auch die Thiere dir den hohen Trost, der nur aus dem Gedanken an haben ihren Stolz, ihren Neid; aber ein vernünftiges eine Alles weise leitende Vorsehung hervorgeht. - Du Wesen erinnert sich demuthvoll noch mehr an die Tugen=|| seufzest unter dem Druck deiner Neider, deiner Verleum= den und Vorzüge, die ihm fehlen, als an diejenigen, der, deiner Verfolger? Das Christenthum hilft dir diese welche es besißt. Last tragen; es erleichtert deine Bürde, es beschämt So ist es also überall das Thierartige in uns, was uns || deine Feinde und verwandelt deine Thräne in Lust, deine vernünftig christlich zu sein hindert. Der Lasterhafte ist Niederlage in Triumph. Nicht umsonst tönt dir Jesu mehr Thier, der Tugendhafte mehr Geist, mehr Engel. || freundliche Stimme: Kommet her zn mir Alle, die ihr Doch nichts ist unter den Menschen gewöhnlich ein mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken! stärkeres Hinderniß am Christenthum, als der falsche Du wünschest des Himmels schönste Gabe zu haben: Ehrgeiz. Man schämt sich oft, gut zu sein; man nämlich unter allen Verhältnissen fröhlichen Gemüths zu steht Andere fehlen, und weil diese eine Ehre in der sein? Das Christenthum gibt dir ein frohes Bewußt= Thorheit suchen, will man zeigen, daß man es auch sein || sein, eine Heiterkeit der Seele, die immer von neuem Fönne. Man fürchtet zuweilen, sich durch Mitleiden verwach wird, so oft du an Menschen, oder an Gott, oder ächtlich zu machen, oder durch edelmüthiges Verzeihen || an dieses und an jenes Leben gedenkst. einer Beleidigung seinem Widersacher eine Art Triumph Wie nun, ist es denn so schwer, dein eigenes Glück zu gewähren, oder durch Gemeinnüßigkeit Spott auf sich zu bilden? so schwer, die schönsten Wünsche deines Herz zu ziehen. Man schämt sich, Christ zu sein; schämt zens zu erfüllen? so schwer, deinen eigenen Willen zu sich, unter thierischen Wesen seine englische, geistige Na-thun, an dem dich nichts in der Welt hindert, als du tur zu zeigen; schämt sich, das Gehot der Vernunft, || dich selbst? so schwer, ein Christ zu sein? die Lehren des göttlichen Lehrers, den Willen der Gott- Es ist nicht schwer, ein Christ zu sein, wer einmal heit zu üben. Unglückseliger, seit wann hat der nur dahin gelangt ist, sich selbst zu überwinden, das Wurm des Staubes größere Majestät, als der ewige heißt, seine bösen Gewohnheiten, feine Temperaments= Schöpfer, daß du vor dem Urtheil des Wurms errötheft, fehler, seine unanständigen Neigungen, seine bloß auf und den Schöpfer verachtest ? Seit wann ist der Hei=|| irdisches Gut abzweckenden, übertriebenen Wünsche zu Land des Lebens, der erhabenste Lehrer der Welt, seit ordnen, zu beseitigen, abzulegen. Der Mensch aber wann ist der göttliche Jesus ein Flecken geworden im Le-kann Vieles, wenn er nur ernstlich will. Und er wird ben und in der Welt, daß du es nicht wagen willst, ihn || im Leben und vor der Welt zu bekennen? Wehe dir, es kommt ein Tag, eine Stunde, und den du vor der Welt verläugnetest, er wird dich wieder verläugnen! Nicht sein Blut, nicht sein Opfertod werden dann dich trösten; den du durch ein ganzes sündliches Leben verläugnetest, soll er dich für seinen Jünger erkennen, wenn eine flüchtige To- || desangst dich seinen Namen rufen lehrt?

ernstlich wollen, wenn er nur einmal ernstlich überlegt hat, wohin ihn seine Fehler endlich bringen; wie viel Verdrießlichkeiten sie ihm zuleht verursachen können; wie vielen Nachtheil er sich, seiner Gesundheit, seinem guten Rufe, feinen Verwandten und liebsten Freunden stiften wird. Wer so nur einmal ernsthaft überlegt hat, nur einmal den ernsten Vorsak nahm, einen andern, einen bessern Weg einzuschlagen, der findet dann, es sei nichts Unmögliches, gut und glücklich zu sein.

Es ist nicht schwer, ein Christ zu sein; wohl aber ist schwerer, lasterhaft zu sein.

Besiege diesen falschen Ehrgeiz, lege jene falsche Schamhaftigkeit ab; erröthe nicht, unter schlechten Menschen ein guter Mensch, unter leichtsinnigen, thierisches denkenden Menschen ein besonnener, geistiger Mensch zu Nicht daß es schwer wäre, Sünde zu begehen; aber sein, und — du bist ein Christ! es ist schwer, im Sündigen zu beharren. Wie viele Hin Ist es denn so schwer, ein Christ zu sein?dernisse hat nicht der Lasterhafte zu bekämpfen, um lafterO wahrlich nicht. Mein Joch ist sanft, spricht || haft zu sein! In sich findet er eine ewige, peinliche Jesus, und meine Last ist leicht. (Matth. 11, 30.) Furcht, daß seine unerlaubten Handlungen endlich an Das Christenthum befiehlt uns nichts, als dasjenige,|| das Tageslicht kommen werden, daß sie nicht verborgen was wir uns selbst zur Erhaltung innerer Zufriedenheit bleiben können, und wenn er Berge darüber wälzen und Seelenruhe, zu unserm irdischen und ewigen Glück || würde. In sich findet er ein stilles Entsehen vor dem vorgeschrieben haben würden. Du willst auf Erden || Blick der Welt, und vor dem Ernste einer furchtbar verruhige und zufriedene Stunden leben? Wohl, das geltenden Vorsehung. Ausser sich findet er drohende Christenthum bahnt dir den allein sichern Weg dazu. Gefeße der Obrigkeit, die den schlechten Handlungen Du wünschest die Achtung, die Liebe deiner Mitbürger Grenzen sehen. Ausser sich findet er das schonungslos zu befizen? Das Christenthum gibt dir die Mittel dazu verdammende Urtheil der Welt, bei der die Erinnerung an die Hand. Du wünschest das Vertrauen deiner || an unser Gutes leicht wie Rauch ist, und das Andenken Freunde, deiner Vorgesezten zu gewinnen? Das Chri- an unsere Fehler fest wie ein Marmor steht. Ausfer sich ftenthum lehrt dich, wie du die Zuversicht aller guten findet er thränenvolle Augen seiner Verwandten, seiner Herzen, und selbst Glauben an deinen Edelmuth bei Lieblinge; Vorwürfe von seinen Bekannten; Schmach schlechten, verdorbenen Menschen erregen könntest. und Verachtung von Fremden. O mit wie vielen Du wünschest in allen Gefahren kaltblütig, in aller Noth || Hindernissen hat der Mensch zu kämpfen, um sich einem heiter, unter allen Schicksalen unerschütterlich zu blei- Laster ergeben zu dürfen!

[ocr errors]

ben? Dazu macht dich dein Jesus - Glaube, und sonst Um ein Christ zu sein, ist wenig Sorgens, wenig keine Macht der Welt, kein Erdengott. Du Nachdenkens vonnöthen. Der Tugendhafte übt freuwünschest weniger Kummer zu haben? Das Christen- dig seine Pflicht, freudig seine gute Handlung, und verthum stärkt deinen Muth, deine Denkart; es macht dich || gißt sie wieder. Nicht so der Lasterhafte, der Fehlende.

« السابقةمتابعة »