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Um zuerft vom Inhalte zu reden, fo habe ich außer den Proben gothifcher Sprache, die, fo geringes Umfanges fie find, doch für den erften Anlauf genügen werden, das Altfächfifche mit ins Bereich des Buches gezogen. Das fchien mir nötig, nicht blos um den alten epifchen Stil der Alliterationspoefie, fo weit es am Heliand möglich ist, kennen zu lehren (der weder an den Bruchftücken des Hildebrandsliedes noch am Mufpilli klar genug zu Tage trit), fondern auch um der fchon angedeuteten andern fprachlichen Rückfichten willen. Die althochdeutfchen und mitteldeutfchen Mundarten in ihrem bunten Lautspiele erhalten nur hierdurch erft rechtes Licht und Vollständigkeit. Folgerichtig muften dann auch andere altfächfifche Stücke, von der Mundart des Heliand mehrfach abweichend, Aufnahme finden, fo die altfächfifche Beichtformel S. 21 fg., in ihrem reinen ftolzen Vocalismus und altertümlichen Formen vor allem ehrwürdig, die Effener Bruchftücke S. 57 fg., eine Probe der Pfalmen S. 58 fg., es mufte das Stück aus einem fränkischen Capitular S. 56 fg Berücksichtigung finden, um zu den Mundarten der ifidorfchen Überfetzungen, dem Bruchstücke der Verdeutfchung der Lex Salica S. 20 fg., dem Ludwigsleiche S. 55 fg., dem Georgsleiche S. 53 fg., dem Leiche de Heinrico S. 60 fg., den fpäteren Friedberger Bruchftücken S. 74 ff., dem Gedichte auf den heiligen Anno S. 90 ff. und andern Denkmälern des 11ten und 12ten Jahrhunderts, weiter den mitteldeutfchen, mittel- und niederrheinifchen Denkmälern, bis zu Nicolaus von Jerofchin hinab, wünschenswerten Stoff der Vergleichung zu bieten.

Was die Anordnung anlangt, fo ift meift die Zeitfolge beobachtet worden, doch dabei auch, fo viel es fich thun ließ, auf Gruppierung des Zufammengehörigen Bedacht genommen, fo bei den Liederdichtern oder den Proben aus volksmäßigen Epen. Wenn ich S. 235 ff. Nibelungen, Kudrun und Walther und Hildegund zufammen hinter die drei großen Kunftdichter und Freidank bringe, will ich damit nicht fagen, daß die Nibelungen fpäter als diefe Poeten an zu fetzen feien; ich will fie nur nicht von den andern volksmäßigen Epen trennen, mit denen man fie doch lieber zufammen betrachten wird. Dasfelbe gilt später (von S. 297 an) von den Proben aus Ortnit, Hug- und Wolfdietrich, dem großen Rofengarten, Alpharts Tod und der Rabenfchlacht.

Bis ins 12te Jahrhundert fteht die Profa zwifchen der Poefie nach wahrscheinlicher Zeitfolge: das vorwiegend sprachliche Interesse erheischte

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dies. Profaproben aus dem 13ten und 14ten Jahrhunderte habe ich dann noch, mehr als Anhang, am Schluße angefügt.

Auf die Auswal der Stücke ift große Sorgfalt gewandt worden. Immer war es das Charakteristische und Bezeichnende in der Art des Einzelnen oder der Zeit, nicht blos das Schönfte, was Aufnahme erwirkte; vorgefaßte Meinungen oder Lieblingsneigungen welcher Art immer haben keinen Einfluß üben dürfen.

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Durch das ganze Buch ift die Bezeichnung der langen Vocale (durch Circumflex) und der aus i gewordenen oder aus ê gefchwächten mit jenen gleichlautenden e (e) durchgeführt. Nur bei Notker mufte von diesen Bezeichnungen nach eigenem Ermeßen Abftand genommen und der bei ihm überlieferten Bezeichnung der Längen und Betonung Folge geleiftet werden, um das Bild feiner Art nicht zu verwischen; ë konnten bei ihm nicht in Anwendung kommen, da dergleichen mit Acuten in der Druckerei nicht vorhanden waren. Diele Bezeichnungen, wie lie Grimm gelehrt und in der Grammatik durchgeführt hat, mögen, befonders was die Quantität der Flexionsfilben in den älteften Denkmälern angeht, in vielen Fällen fraglich fein; aber es fchien mir doch für den Anfänger eben fo nötig als lehrreich fie nach den von Grimm gegebenen Grundfätzen an zu wenden. Das e ift dann auch für den Artikel weiter beibehalten, was in der späteren Zeit vielleicht zu pedantisch erfcheint. Aber wann hätte man aufhören follen? Zugleich gewann ich damit einen metrischen Vorteil: WO es unbezeichnet blieb, zweifilbige Senkung als einfilbige zu markieren. Daß ich z und z geschieden, mit Ausnahme wo das zweite als geschärfter Laut schon durch zf bezeichnet war, kann nur Billigung finden.

Außer diefen für die Ausfprache wichtigen Nachhilfen ift bis zum Beginne der mittelhochdeutschen Zeit, wo größere Confequenz in der Überlieferung erfcheint, fo daß wir eine gemeinfame Orthographie annehmen können, die Schreibung der Handfchriften genau befolgt, alfo z. B. u, uu oder v für das grammatische w, i für j. Der Lernende foll dadurch frühzeitig an die Eigenart jeder Zeit und der einzelnen Denkmäler fich gewöhnen und die daraus entstehenden Schwankungen und Ungewisheiten fich einprägen. Aber in der Interpunction ift alte Überlieferung nicht befolgt: fie mufte nach neuen Grundfätzen durchgeführt werden, damit der Satzbau zu möglichft klarer Erfcheinung käme.

In eckige Klammern find einzelne Buchstaben oder ganze Worte eingefchloßen, die wegen mangelhafter oder geftörter Überlieferung ergänzt werden muften von mir oder anderen: ein bequemes und reines Mittel das wirklich Überlieferte feft zu halten und von Emendationen und Vermutungen ab zu fondern, was bei Stücken wie dem Muspilli S. 32 ff. befonders lehrreich und anschaulich wirken wird.

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Die Einleitungen, bald kürzer bald länger, die ich den einzelnen ausgehobenen Proben vorausgefchickt habe, erftrecken fich teils auf das handfchriftliche Material, teils auf die Schriften über die Stücke, teils geben fie Bemerkungen über Zeit und Verfaßer und andere literarifche Nachweise. Bei einigen ift Vollständigkeit beabsichtigt und wo auch erreicht, bei andern hat man fich (wie es denn die Rückficht auf den Raum erforderte) auf das Notwendigere beschränkt; jedesfalls find Hinweifungen gegeben, wo man fich weitere Belehrung holen oder von wo man feine Nachforfchungen beginnen kann. Bei dem gänzlichen Mangel eines selbständigen Werkes über diese Dinge, wo das Material an vielen Orten zerstreut liegt, oft unzuverläßig, oft nicht geordent oder wenigftens nicht überfichtlich geordent, werden diefe Einleitungen gewis manchen willkommne Belehrung und Anregung gewähren: für die welche mehr wißen oder zu wißen glauben, find fie nicht gefchrieben. Jedesfalls helfen fie beim Unterrichte Zeit fparen: Verbeßerungen und Zufätze, nach Notwendigkeit und Bedürfnis, laßen fich zu dem Gegebenen leicht anbringen und hinzufügen.

Wie fchon bemerkt, ift die Übergangszeit des 11ten und 12ten Jahrhunderts reichlicher bedacht und mehr berücksichtigt als bisher gefchehen. Die Zeitfolge der einzelnen Erfcheinungen, hier ganz befonders fchwierig, hat manchmal zuerft, manchmal gegen die bisherige Annahme bestimmt werden müßen. Daß, um ein Beispiel an zu führen, die Friedberger Bruchftücke S. 74 ff. nicht dem 12ten Jahrhundert angehören können, wie man gemeint hat, fcheint mir ausgemacht (vergl. Decas c. 4 p. 16 fq.): den Sprachformen nach wird man ihnen den angewiefenen Platz neben Merigarto und den Bamberger Stücken wol einräumen. Das fog. Rolandslied des Pfaffen Konrad kann nicht aus den 70er Jahren des 12ten Jahrhunderts stammen, fondern muß vierzig Jahre älter fein; höheres Alter desfelben als W. Grimm angenommen, hat andern auch gefchienen; welches und den Beweis dafür liefert Decas

c. 10 p. 61 ff. Daß fürs Gedicht auf den heiligen Anno nicht mehr das Jahr 1183 gelten kann (wie Lachmann ohne allen Beweis aufgeftellt, über Singen und Sagen S. 8), ift nun wol ficher; aber Wackernagel macht es noch zu jung, wenn er es hinter das Leben Christi der Ava stellt; es gehört vielmehr noch ins 11te Jahrhundert und kann nicht zu lange nach Annos Tode 1075 verfaßt fein: die Beweife, die ich Crefcentia S. 17 ff. gegeben, hat Holzmann noch vermehrt (Pfeiffers Germ. 2, 1 f), nur daß ich hinfichtlich der Autorfchaft diefem Forfcher nicht bei zu ftimmen vermag.

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Es wird vielleicht auffallen, daß ich auch für die Gedichte der drei Jahrhunderte nach Otfrid, was bei ihm durch alle Handschriften bezeugt ift, im Drucke die Langzeile beobachtet habe. Daß fie für Otfrid gelte, ift nicht zu bezweifeln. Wackernagels Anficht, es habe diefer Dichter feine Strofe vierzeilig gemeint, beruht auf einem Misverständniffe von Otfrids eignen Worten, deren richtige Deutung Kelle in feinem Otfrid S. 94 fg. gegeben hat. Auch den übrigen Gedichten aus dem Ende des 9ten Jahrhunderts gebührt die Langzeile wie den früheren stabreimenden: der Ludwigsleich ift ebenfalls in ihr überliefert. Ich habe fie dann auch für die fpäteren Gedichte beibehalten und zwar fo lange noch häufig beide Versglieder durch den Sinn enger zufammengehalten werden, bis dahin wo auch der letzte Reft der alten Zusammengehörigkeit durch die kurzen Reimpaare der mittelhochdeutschen Kunftpoefie vollkommen verdrängt ift. Man kann es damit übrigens halten wie man will. Mir bot dies Verfahren zugleich Raumerfparnis, da bei der Länge mancher Halbzeilen fonft zu häufig hätte umbrochen werden müßen. Abgewichen bin ich davon nur bei der Schilderung des Himmels und der Hölle S. 76 ff: es wäre vielleicht nicht nötig gewefen; ich wollte aber gerade bei diefem Stücke den richtigen Versbau mehr herausheben, auch durch Einrückung der andern Zeile die geläugnete paarweife Gliederung der Verfe beßer veranschaulichen.

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Was die Form der Gedichte des 11ten und 12ten Jahrhunderts anlangt, fo kann ich heute fo wenig wie früher Wackernagels Meinung von der Reimprofa beipflichten. Aber mit allgemeinem Gerede darüber oder mit hochmütigen abfprechenden Phrafen wird nichts gefördert und nichts bewiefen: es kommt auf strenge Unterluchung und Herstellung jedes einzelnen Denkmals an, Ich habe dies verfucht mit einem, das

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vielleicht fürs verwildertste von allen in Reim und Versbau galt, mit dem Bruchstücke der Weltbefchreibung, das fein Entdecker Merigarto genannt hat f. u. S. 72 ff. In diefer Herftellung, wobei das gefchehen was für jeden Herausgeber nicht nur erlaubt. fondern Pflicht ist, wird man es hinfichtlich des Reimes nun nicht mehr für fo verwildert halten können als man bis dahin gethan; und erwägt man was Decas p. 27 ff. über feinen Versbau abgehandelt ift, fo wird es auch in diefer Hinficht vom Vorwurfe der Roheit frei bleiben. Freilich das Maß der beften mittelhochdeutschen Zeit an folche Stücke legen darf man nicht. Gegenüber den Verfen Otfrids im 9ten und Hartmans im Beginne des 13ten Jahrhunderts erfcheint die poetische Form der Denkmäler des 11ten und 12ten allerdings in einer gewiffen Verwilderung, an der das Schwanken in den Sprachformen, wie es in einer Zeit des Übergangs nicht anders fein kann, große Schuld trägt; aber in diefer Verwilderung oder fagen wir lieber großen Ungebundenheit der Bewegung zeigt fich bei genauer eingehender Betrachtung doch auch wieder Regel und Gefetzmäßigkeit. Ausnahme von der Regel ift noch lange nicht Regellofigkeit, fondern hat ihre eigene Regel in fich: ift dies erkannt, fo kann über die größere oder geringere Zal der Ausnahmen nicht mehr gerechtet werden. So wenig der Vers 1895 der Klage an der herbërge bî dën knëhten regellos ift, fo wenig find es eine Menge bei Veldeke, wie daz virkîfich dorch dînen willen oder daz mich kuffe dichein dër mîne oder dô kom Claudjus der wolgitâne; fo wenig find es aber auch ferner Verfe, die ftatt des zweifilbigen dreifilbigen Auftact haben, wie in der Kaiferchronik fi wolden gerne durch got vehten oder fol wir des hungers irt wëlen hinne. Und was ift zwischen diefen letzteren und den in Merigarto do in liez ër dërda doh âna wazzer nieht für ein Unterfchied? Schon Otfrid kennt diefe Art Verfe; aber er hat noch andere mit weiterer Auflösung, so nemlich daß bei ein oder zweifilbigem Auftacte und folgender schwebender Betonung die erfte der drei Silben, auf denen der erfte Verston fchwebt, in zwei verfchleifte Silben aufgelöft ift. So muß der Vers 2, 3, 55 beurteilt werden nu garawêmês unfih allê, den Lachmann zu Iwein 2170 S. 436 unglaublicher Weife mit dreifilbigem Auftacte lefen wollte, alfo mit vollständiger Verletzung des Hauptgefetzes der deutschen Betonung, während doch, um jeden Zweifel zu verfcheuchen, die Wiener Hand

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