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theil von dem gethan, was die Schule als erstes Gebot aufstellt, Fremdartiges zu scheiden, Nichtzusammengehöriges zu trennen und das innerlich Gleichartige zu verbinden. Er gefährdete die Religion, für welche er eiferte, durch die Nationalität, für welche er schwärmte, die Nationalität durch eine religiöse Aufgabe, welcher diese und überhaupt keine gewachsen war, die Reform, welche auch er wollte, durch die Revolution, welche er entfesselte. Er befreite auf diesem Wege auch die Wissenschaft nicht, die nur dann günstig auf Religion und Nationalität wirken kann, wenn sie von beiden unabhängig, frei und selbständig wirkt. In seinen Tugenden wie in seinen Fehlern durch und durch Slave, wie nach ihm Luther durch und durch Sachse, vor ihm die staufischen Kaiser durch und durch Schwaben, stürtzte er sich, sein Volk, seinen Beruf als Prediger, seine Kirche und Evangelium in einen Streit, dessen Ziel und Gegenstand in nebelhafter Ferne verschwammen. Er verlor vor dem grössten Gerichte aller christlichen Nationen den Process, in welchen er sein Volk hineingerissen und setzte nun seine Stärke darein, den qualvollen Tod dem Bekenntnisse vorzuziehen, er habe geirrt und andere auf irrige Fährte gebracht. Das Bewusstsein, dass er wirklich Andere bessern wollte, vermochte ihn, eher den Tod zu suchen, als sich für sein Volk zu retten, welches, in den heftigsten Krisen begriffen, der Revolution und dem Bürgerkriege Preis gegeben, sich nun rathlos und ohne Führer befand. Er brach im vollen Bewusstsein mit seinem eigenen Dasein und überliess es denen, die er an die verschlungenen Irrpfade geführt, sich wie sie wollten und konnten zurechtzufinden. Mitleidlos gegen sich, war er es auch gegen Andere. Darin besteht die ihm eigenthümliche Grösse.

Wie man über die erschütternde Thatsache der Hinrichtung des Hus, welche, wie wir sahen, fast als sein gewollter Tod angesehen werden muss, urtheilte, mag aus dem Berichte einer deutschen Chronik erhellen: „Dieser Hus der wurde verhöret von 12 Lehrern und Meistern, die wurden dazu gesetzt. Da fand sich in der wahrheit, dass er ungerecht war, also ward er verbrennet 1). In noch stärkerer Weise drückte sich der Dichter Muskatblüt aus 2).

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Wie man in Böhmen urtheilte, zeigt das Zeugniss der Universität. Der Mythus blieb nicht aus. Man wusste nach einigen Jahrzehenten, dass, als er starb, sich die Sonne verfinsterte, die Erde bebte; Pharisäer und Schriftgelehrte hatten ihn, das unschuldige Lamm, zum Tode gebracht. Es fehlte zu seiner Verklärung nur das

VI.

Er machet daub der cristen glaub

an manchem stuck er warf zuruck
daz ich doch bilge melde.

Er macht auch viel der cristenlut

mit worten zwivelhaftich.

es ist wol daz mans ye verbut

daz er werde nijmmer fastich

am gut an er syne feltsche leer

die werelt hat vil bedrogen,

darvmb man in nu buessen sol; es gefellet mir wol

daz yderman mach schawen an

daz er hat vil gelogeu.

Ir merket wie sin geselle der yn

entrunnen was nu horent daz

er ist weder gefangen.

Dankt herzog hans, der hat die gans

her wieder bracht mit adels macht

vnd ist noch wol ergangen.

Es soll billich eine junge gans (Hieronymus)
beliben bi der alten (Hus)

daz hat besonnen bapst Johannes

der wils mit schanden halten.

wan der entran vnd nit besan

sin wirde vnd auch sin ere.

er weich us dem concilium an allen from

der cristenheit auch wirt geseit

von ym noch etzwaz mere.

VII. Jeronimus vnd ouch der Huss

die werlt sie gar recht vngefar

mit worten wolden machen.

Es hat daz from concilium

recht wol erkant; es dut im ant

daz man ir ler dut swachen.

Manch meister der heiligen schrifft

haben daz wol besonnen

das si haben vil bosr gifft

Eine, dass die Todten aus den Gräbern hervorgingen. Dass die Gans in Gestalt eines Schwanes wiederkommen werde, wusste man nach hundert Jahren sehr genau. Hatte man, wie uns Kricz von Telěz aus seiner Unterredung mit einem alten Taboriten erzählt 1), alles was möglich war herausgesucht, Hus mit demjenigen zu vergleichen, der von sich sagen konnte, ich bin das Licht, die Wahrheit, und das Leben, so fehlte es auch nicht an vielen, die da meinten, dieses Licht wäre ohne den böhmischen Magister vergeblich in die Welt gekommen.

Als Hus am 6. Juli 1415 in Constanz starb, waren 31 Jahre verflossen, seit am 31. December 1384 John Wycleff der Urheber einer Bewegung gestorben war, die, sich anschliessend an die herrschenden Krankheitszustände der Zeit, von Oxford aus Prag ergriff, und dann in England wie in Böhmen ähnliche Zustände der Erhebung der Massen, des Bürgerkrieges und des Umsturzes erzeugte. Denn ganz abgesehen von dem socialistischen Aufruhre, welcher in der Minderjährigkeit K. Richard's II. ausbrach, ist es eine bekannte Thatsache, dass der Andrang der Lollarden, Wycleff's An

geworffen in die bronnen

gotlicher leer, daz drubt auch ser

die cristenheit gemeyne

wan vil lude des cristendom in tzwvels rom

gestorben sind, manch muter und kynt

möcht noch darumb wol weynen.

Primisser beschreibt (Ambraser Sammlung, S. 257) ein Chormissale, welches das Fest des gloriosi martyris Johannis Hus enthielt und ihn selbst unter den Märtyrern darstellt.

1) Quando ecclipsis facta est miraculosa hora et die incineracionis ejus, sagte der Taborit. Et ut ab aliis audivi referre quod illo tempore fuerunt quam plurima alia, facta sunt miracula, quod terra tremuit, petrae scissae sunt et multa alia miracula facta sunt ut tempore Christi passionis. Ego ibidem non fui, sed ab aliis audivi et illa a juventute teneo memoriter. Križ ergriff diesen Bericht um sich an den Taboritenpriester Tobias (Hradisst) ironisch zu wenden und ihn um Aufschlüsse zu bitten:

1. Ob Hus wegen seines Festhaltens an der Communio sub utraque verbrannt worden sei?

2. Ob die Sonnenfinsterniss des Jahres 1415 am 6. Juli stattgefunden habe?

3. Ob die Sonnenfinsterniss des Jahres 1415 übernatürlich (miraculosa) gewesen sei?

Cod. Univ. Prag. XI. C. 8.

hänger, den Erzbischof Chicheley von Canterbury bewog, dem K. Heinrich V. (Lancaster) den Rath zu geben, den französischen Krieg wieder aufzunehmen. Die neuesten Forschungen englischer Gelehrter aber haben dargethan, dass an dem nachfolgenden grossen Kriege, welcher Englands Mittelalter schliesst, und den wir gewöhnlich nur als den Kampf des hohen Adels betrachten, der sich um die Häuser York und Lancaster schaarte, die Nachwehen Wycleff'scher Lehren einen wesentlichen Einfluss ausübten. In gleicher Weise knüpfen sich an das Andenken und Auftreten Hus' jene blutigen Zerwürfnisse im Innern Böhmens, jene Kreuzzüge und Kriege an, welche die Thätigkeit Mitteleuropas lähmten, und durch nationale und confessionelle Zerwürfnisse den Samen erstickten, welchen Karl IV. für geistige Pflege mit weiser Hand ausgestreut hatte. Bleibt es nun eine ganz seltsame, fast räthselhafte Erscheinung, dass ein Mann wie Wycleff, welcher in gar keiner Berührung zu dem Königreiche Böhmen stand, auf dasselbe einen so nachhaltigen Einfluss ausüben konnte, so ist es nicht minder merkwürdig, dass derjenige, welcher die Grundsätze des Wycleffismus erfand, offen vortrug, und Schüler dazu warb, ruhig in England starb, derjenige aber, welcher auf dem Concil von Constanz sich gegen den Engländer Wycleff aussprach und doch von seinen Sätzen ganz und gar durchdrungen war, in Constanz den Feuertod erlitt, gleichwie später sein Freund Hieronymus, der die Mühe auf sich genommen hatte, die geistige Bewegung von Oxford nach Prag zu leiten. Wycleff selbst, dessen Leben mit den politischen Ereignissen Englands und der Oppositionsstellung verflochten war, die dies, dem römischen Stuhle seit Heinrich II. tributäre Königreich den avignonesischen (französischen) Päpsten gegenüber einnahm, stützte sich einerseits auf die kurz vorher erfolgten heftigen Streitigkeiten der sogenannten Spiritualen mit P. Johann XXII., welche eine tiefe Abneigung gegen weltlichen Prunk des Clerus und den Gegensatz zwischen evangelischer Lehre und nicht evangelischen Handlungen zurückgelassen hatten, in seiner Lehre aber auf Augustinus; leider wurde gerade der von Wycleff selbst zugestandene Hang, Personen und Sachen nicht zu scheiden, von seinen Nachtretern begieriger ergriffen als seine guten Eigenschaften. Dieses musste die Unversöhnlichkeit und Verbitterung 1) sei es erzeugen, sei es in

1) Quod nimis crebro immisceo zelum sinistrum vindictae cum intentione dextera si quam habuero. Ideo ergo ad illud quod imponitur mihi sub praetensa sanctitate

gefährlicher Weise steigern, welche die treue Begleiterin religiöser Controversen zu sein pflegt. Sein Schüler Johannes Hus hat diese verhängnissvolle Eigenschaft wie bekannt so cultivirt, dass seine besten Freunde seine entschiedensten Gegner wurden.

Wycleff's Thätigkeit war nicht blos die eines Schulmannes oder Priesters gewesen. In der grossen Frage, welche England in den Tagen Eduards III. und Richards H. bewegte, ob der Regularclerus an den allgemeinen Lasten des in den Krieg mit Frankreich verwickelten Staates Antheil nehmen sollte; ob der König das Recht habe, die Ausfuhr von Geld an den römischen Stuhl, welcher in der avignonesischen Zeit als England feindlich betrachtet wurde, zu verbieten, stellte er sich auf Seite des Staates 1). Feind der Mendicanten *), trat er dem reichern Clerus entgegen und suchte er einen Orden zu begründen, welcher ganz und gar auf Armuth angewiesen, nicht einmal die Bitte um Almosen zu stellen hatte; somit eine Erneuerung des Franciscanerordens, jedoch nicht aus seinem Schosse, sondern gegen ihn, und auf einer Basis, welche noch viel unhaltbarer war als jene, auf welche ihn ursprünglich Franz von Assissi gestellt hatte. Das Eine wie das Andere, sein Anschluss an den Herzog von Lancaster und die Männer, welche in den letzten Tagen K. Eduard's III. und den ersten Tagen K. Richards II. die Regierung führten, musste auf seine wissenschaftliche Richtung Einfluss nehmen, wie denn die Schrift de dominio, ebenso wie seine theologischen Werke darunter entstanden. So ward er Stifter der Lollarden, der wandernden Prediger, welchen ein beträchtlicher Theil der nachfolgenden Unruhen zur Last gelegt wurde, und denen es, je mehr sie mit der herrschenden Kirche in Conflict kamen, desto mehr auch an Möglichkeit gebrechen musste, sich eine angemessene geistige Bildung zu verschaffen. Gegen Wycleff's Lehren erhob sich zunächst die Universität selbst und dann erst das Episcopat. Erstere wurde durch Neuwahlen,

latere hypocrisim, invidiam et rancorem timeo mihi quod dolens refero, quod illud mihi evenit nimis crebro. De veritate s. scripturae. Shirley, S. XLV.

1) Quantumcunque immineat ardua causa regis.

2) Jedoch nur bis zu einem gewissen Grade. 1378 disputavit contra possessiones immobiles ecclesiae, religionem fratrum minorum multum commendans dicens, eos esse Deo carissimos. Eulogium ed. Frank Scott Haydon. 1863, III. P. 345.

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