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kündet werden dürfe, die die Ermächtigung der obersten kirchlichen Behörden besassen oder sich davon losgemacht hatten.

4. Universität.

Theils unabhängig von dem successiven Auftauchen dieser Fragen, theils in unmittelbare Verbindung mit ihnen bewegte sich das Leben an der Universität K. Karl's. Nur langsam und allmälich meldete sich die nationale Frage an, welche durch das Hineinziehen Wenzel's und des grossen Kirchenstreites zuletzt zur Katastrophe der Universität, Böhmens, ja Osteuropas führte. Vorderhand gab es freilich noch etwas Wichtigeres zu thun, als zu entscheiden, ob von vier Stimmen drei den drei anderen Nationen (der polnischen, baierischen, sächsischen) oder der böhmischen Nation allein im Rathe und den öffentlichen Universitätshandlungen zukämen. In dem Masse aber, als diese Frage auftauchte, sank der Frieden wie die Frequenz der Universität und begannen die unwissenschaftlichen Zerwürfnisse, welche ihrer Natur nach keine dauernde Versöhnung aufkommen lassen, da, was die Einen concedirten, von der anderen Seite nicht als bleibendes Zugeständniss, sondern nur als Abschlagzahlung angesehen wurde, bis sich eine Gelegenheit darbot, noch mehr zu ertrotzen, während jene bei dem, was sie als Friedensinstrument angesehen hatten, einen Gebrauch gewahrten, welcher ihnen ebenso unredlich als widrig erschien. Bis aber der Mann heranreifte, welcher es für ein gottgefälliges Werk ansah, die Deutschen zu vertreiben, die slavische Nation zu vereinigen 1) und nach dem Stiftungsbriefe K. Karl's zu handeln vorgab, als er die kaiserliche Stiftung ihres wahren Charakters entkleidete, war es vorzüglich das Schisma der Päpste, das wie die Universitäten jener Tage überhaupt, so auch die Prager wesentlich beschäftigte, und der allgemeine Gang der Wissenschaften. In jenem blieb die Universität, bis die Hoffnung, das verlorene römische Königthum durch Preisgebung der Papstreihe Urbans VI. wieder zu gewinnen, mit trügerischem Glanze auftauchte, beharrlich bei den von K. Karl herstammenden Traditionen. Ja es schien selbst eine kurze Zeit, als würde

1) Semper intendebam, schrieb Hus aus Constanz an die Universität, profectum universitatis qualiter nationem nostram praeclaram volebam congregare in unum. Daher dann auch die Reisen seines Freundes Hieronymus nach Polen, zu den Rathenen etc. der Panslavismus mit den Čechen an der Spitze.

Fontes. VII.

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Prag das Übergewicht über Paris erlangen. So lange aber die deutschen Magister das Übergewicht in Prag besassen, wurde die Carolina nicht blos die Pflanzschule einer Reihe von Universitäten, kamen nicht nur aus den entlegensten Fernen Studirende in grosser Anzahl nach Prag, sondern wurden auch diejenigen, welche daselbst ihre Studien zurückgelegt hatten, bei ihrer Rückkehr mit den einflussreichsten Stellen und Würden bedacht, so dass der Einfluss der Prager Universität in Bezug auf die geistige Entwicklung Mitteleuropas als ganz unverhältnissmässig anzusehen ist 1), was freilich in den Augen derjenigen alles nichtig war, welche nur Ein Verdienst auf Erden kannten, die Herrschaft der slavischen Zunge zu fördern. Beinahe gleichzeitig mit den ersten nationalen Zerwürfnissen an der Universität trat einerseits die Frage ein über die Grenzen des Gehorsams der Universitätsmitglieder gegen den Kanzler-Erzbischof, da päpstliche Indulgenzen in dieser Zeit des Schisma's, in welcher es Bonifacius IX. vor allem passend fand, die Machtbefugnisse der ihm zugethanen Universität zu erweitern, dem Rector einen Wirkungskreis eröffneten, welcher dem Ansehen des Erzbischofs nur wenig mehr übrig liess. Und ebenso machte sich damals das gewaltige Ferment der wycleffischen Sätze geltend, welche selbst unsicher und schwankend, bald die kühnsten unkirchlichen Behauptungen enthielten, bald wieder einen streng kirchlichen Charakter an sich trugen. Hier war nun vor allem der Punct, in welchem eine Collision zwischen dem Erzbischofe und der Universität möglich war, wenn letztere sich auch nur an dasjenige bei Wycleff hielt, was kirchlich unverfänglich war, jener aber, nachdem sich Oxford und Paris gegen Wycleff ausgesprochen, sich berufen fühlte, dasselbe zu thun was diese gethan. Wenn nun auf's Neue gesagt worden ist, dass die böhmischen Magister im Gegensatze zu den deutschen sich an die Reformbewegung anschlossen, und unter dieser der Anschluss an Wycleff zu verstehen ist, so ist dieses falsch und den unverwerflichsten Zeugnissen von dem Verhalten der böhmischen Nation in ihren Versammlungen und Besprechungen über wycleffische Sache entgegen. Versteht man aber namentlich unter Reform, was man im XIV. und XV. Jahrhunderte

1) Ein neuer Beleg ist durch Dr. Hipler's interessante Schrift: Meister Johannes Marienwerder, Professor der Theologie zu Prag und die Klausnerin Dorothea von Montau, Brauensberg 1865, hinzugekommen.

Häresie nannte, so ist es genügend, auf den von Johann von Huszinetz und Hieronymus wiederholten Satz zu verweisen, es sei unerhört, dass ein wahrer Böhme, und das war doch Hus, ein Häretiker gewesen sei, Häresie sei in Böhmen nur importirte Waare und stamme von den bösen Ausländern her.

Um so seltsamer war es, dass, als die Ausländer abgezogen waren, der Streit unter den Einheimischen erst recht ausbrach, wovon die nächstfolgenden Jahre hinlänglich Zeugniss geben. Namentlich hatte der Streit de universalibus realibus, welcher an denjenigen erinnert, der heutigen Tags über Darwin's Arten die Universitäten in Aufregung erhält, die Einheimischen mindestens in gleicher Weise wie die Fremden ergriffen. Über den Kern dieser Frage gab Hieronymus von Prag, welcher zum besseren Verständnisse für seine Zuhörer eine eigene Figur erfand, den sogenannten Glaubensschild (scutum fidei), Aufschlüsse, die ihre Tragweite bemessen lassen 1). Es handelte sich hiebei um die Frage ob allem, Mensch und Thier, Geschöpf und Schöpfer dieselbe Essenz inwohne, eine Annahme, welche nothwendig den Pantheismus in sich schloss. Hieronymus theilte dieselbe und die logische Figur, welche er erfand, scheint den Endzweck gehabt zu haben, mit Hülfe der Grundzahl der Trinität diese Annahme der inneren Einheit fasslich darzustellen. Eben diese Dreitheilung scheint er dann auch auf die Entwicklung der Kirche angewendet zu haben, und dann freilich lag die Ansicht

1) Aus der reclamatio integra M. Hieronymi v. J. 1415. Cod. Universit. Monac. n. 186 f. 34.

Item ego Jeronimus antedictus quia nonnullis actibus scolasticis ad persuadendum opinionem de universalibus realibus et quod una communis generis essencia esset homo asinus bos etc. quodque una essencia specificasset plura ejusdem speciei supposita et quodlibet eorum ut Jeronimus Ambrosius Augustinus et ita de singulis et ad hoc manuducendis velut exemplo sensibili descripsi quandam triangularem figuram quam scutum fidei nominavi. Ideo ad excludendum intellectum erroneum ac scandalosum quem fortasse aliqui ex hoc accipere potuerunt, dico, assero et declaro, quod dictam figuram non feci nec etiam nominavi scutum fidei hac intencione quod vellem dictam opinionem de universalibus extollere super opinionem contrariam, sic quasi esset scutum fidei, quod sine ejus positione non possit fides aut katholica veritas protegi et defendi, cum nec dicte positioni velim pertinaciter adherere, sed hoc ideo dixi quia inest (in) hac figure triangularis descripcione ponebam exemplum, quod divina essencia est tria differentia supposita et quodlibet eorum scilicet pater et filius et spiritus sanctus qui quidem trinitatis articulus est praecipuum scutum fidei et veritatis katholice fundamentum.

nahe, es gebe eine Zeit des Vaters, des Sohnes und des heil. Geistes, welch' letztere jetzt anbreche. 1)

Diese Fragen waren aber bekanntlich nicht blos Gegenstände, mit welchen sich die Prager Universität beschäftigte, sondern alle hohen Schulen ohne Ausnahme parteiten sich für oder wider sie.

Allein selbst die Annahme der wycleffischen Sätze, worauf später die böhmischen Doctoren so stolz waren, gehörte nicht unmittelbar der Prager Universität zu. Schon im Jahre 1398 war in Breslau ein Laie aufgetreten, welcher sich längere Zeit in England aufgehalten hatte und zweifelsohne wegen Annahme wycleffischer Sätze in Oxford drei Jahre lang eingesperrt worden war. Nach dem, was wir von ihm wissen, legte er sich eine besondere Mission bei, die er, weil er Laie war, und keine Ordination ihm zur Seite stand, in unmittelbarer Beziehung zum heil. Geist setzte 2). Er legte den Laien überhaupt 1) Scutum fidei:

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Intellectus non est Voluntas, non est memoria nalis anima.

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Nix non est glacies, non est pluvia, est aqua und so fort.

2) Catalogus abbatum Saganensium ap. Stenzel scriptores I, p. 251.

das Recht zu predigen bei, läugnete die Nothwendigkeit der Kindertaufe, das Fegfeuer, die Verehrung der Bilder, verwarf alle Gebete mit Ausnahme des Vater unsers, die Berechtigung zu bannen, die römische Kirche überhaupt; er erkannte in dem Altarsakramente nur eine gewisse Heilsamkeit (salubritas), aber nicht den dogmatischen Charakter an, den Laien wies er die Gewalt der Sündenvergebung zu, schlechten Prälaten aber sprach er alle kirchliche Gewalt ab, ein Satz, welcher den Worten nach mit jenem übereinstimmte, den später Hus aufstellte, ein schlechter König, Bischof, höre auf König, Bischof zu sein. Er verlangte nur durch die heil. Schrift überwiesen zu werden, die er auswendig kannte, kurz er zeigte sich als der Vorbote einer Veränderung, die, wenn die Doctoren sich nicht sehr beeilten, das Werk auch ohne sie erfassen konnte und erfasste, und während Hus und seine Anhänger sich die Priorität dieser Anschauungen vindicirten, waren dieselben auch ohne sie schon im Kommen begriffen. Es ist aber nothwendig dieses zu wissen, um sich die Gründe zu erklären, warum die kirchliche Autorität sich in Prag berufen fühlte, als auch der čechische Theil der Universität sich diesen Ideen zuzuwenden schien, alle Energie zu entwickeln, damit man ihr nicht den Vorwurf der Saumseligkeit mache. Der Laie Stefan hatte in Breslau den Tod auf dem Scheiterhaufen gefunden, 1398 ), ohne dass jedoch dadurch der Bewegung der Geister ein Ende bereitet worden wäre. Zerstreut und vereinzelt war sein Thun ohne Nachdruck und Bedeutung und gehörten solche Erscheinungen nur zu signatura temporis. Erst wenn sie ein Centrum fanden und des weltlichen Schutzes sich erfreuten, konnte von einer wahren Gefahr für das zu Recht bestehende die Rede sein.

Es erklären sich hiemit zwei Dinge. Erstens, dass die verschiedensten Secten, als Böhmen der Sitz „der Häresie" geworden war, sich dahin wandten und an den Schreckenscenen, welche jetzt stattfanden, ihren langgesparten Hass an der katholischen Kirche, ihren Einrichtungen, Kirchen, Klöstern und Dienern ausliessen. Zweitens das frühe Einschreiten Erzbischof Sbinco's gegen wycleffische An

1) Catalogus, p. 252. Nach andern erfolgte sein Tod erst 1410. Zu denjenigen, welche mit ihm stritten, gehörte auch der Abt Landulf von Sagan, der Verfasser des Tractates de longaevo scismate. (Bibl. Wratisl. Cl. IV. Fol. N. 264: Soliloquium schismatis ex libro Ludolfi abbatis Saganensis pro Gregorio XII. contra Benedictum.) Stenzel I. p. 260.

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