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2.

Auszug

aus den cechischen Chroniken im dritten Bande

der

scriptores rerum bohemicarum.

Ins Deutsche übersetzt von Jos. Jungmann.

hann, Vicar des

Dieses Jahr wurde der berühmte Doctor, Priester Johannek, 1393 Vicar des Prager Erzbisthums, unter der Prager Brücke auf Befehl Ertränkung des Jodes Königs Wenzel ertränkt, weil er gegen seinen Willen den Abt Prager Erzbisth. von Kladrau bestätigt hat.

drei Stimmen.

Im Jahre 1408 nach Christi Geburt kamen die böhmischen 1408 Magister aus dem Collegium mit den deutschen Magistern in Streit Streit wegen der um die Stimmen, denn die Deutschen wollten drei Stimmen haben, und die Böhmen sollten nur eine Stimme haben. (FGHN. 1) So geschah es, dass, da Kaiser Karl, Vater des Königs Wenzel, die Studien oder die Hochschule zu Prag gründete und stiftete, weil es zu dieser Zeit keine böhmischen Magister in Böhmen gab, ausser wer im Auslande studirt und die Magisterwürde erlangt hatte, weswegen es ihrer wenig gab, er anfangs viele deutsche Magister aufnahm, um die Prager Hochschule stark zu machen; und bewilligte ihnen, dass sie drei, die Böhmen nur eine Stimme haben, so lange, bis sich die böhmischen Magister hinlänglich vermehrt hätten. (?!) Auch steht in dem Majestätsbriefe mit goldenem Siegel, den der Kaiser den Prager Magistern über die Freiheit gegeben hat, geschrieben, dass er diese Hochschule nach dem Muster der Pariser Hochschule stifte und einsetze. Und es schien den böhmischen Magistern, dass es ihnen nicht nach den Verschreibungen des Kaisers gehe. Man führte darüber einen grossen Process vor dem Könige Wenzel, indem ihm beide Parteien nach Tocznik und anderwärts nachfuhren, bis die 1) Die lateinischen Buchstaben beziehen sich auf die verschiedenen Chroniken, aus welchen der dritte Band der script. rer. boh. zusammengestellt ist.

1409

Deutschen an ihrer Streitsache verzweifelten, ehe noch das Urtheil ausgesprochen war. Und darum verschworen sich alle deutschen Magister mit ihren Bakalaren und Studenten und versprachen sich endlich (H unter der Strafe des Abhauens des Daumens an der rechten Hand), wenn man ihnen die drei Stimmen absprechen und es nicht nach ihrem Willen gehen wird, alle Prag zu verlassen und durchaus keiner in Böhmen zu bleiben, wie es nachher auch geschehen. (FGHN. Denn der König Wenzel hat mit seinen verständigen geistlichen und weltlichen Räthen nach vollem Recht und nach den kaiserlichen Urkunden das Urtheil gefällt, dass die deutschen Magister gegen die böhmischen Unrecht hätten!)

So zogen nachher im Jahre 1409 die Tage nach Christi Himmelfahrt alle deutschen Magister, Doctoren, Baccalaren, Studenten und andere Collegiaten an einem bestimmten und von ihnen festgesetzten Tage aus Prag nach allen Seiten ihrer Verabrede gemäss aus, nachdem sie vorher alle Sachen, die sie hatten, verkauft hatten. (F G H. Und sie zogen meistens an den Rhein, nach Sachsen, nach Voigtland und nach Baiern, wie auch nach verschiedenen deutschen Ländern). So dass ihrer mehr als 20.000 aus Prag auszogen. (H. Und durch diesen Auszug gründeten sie auch die Studien, das ist, die gemeinsame Hochschule zu Leipzig, und dauert bis auf den heutigen Tag zum Nachtheile der einst berühmten Prager Hochschule.) Den Pragern that es sehr leid, denn sie hatten von ihnen grosse Vortheile und Prag war durch sie stark bevölkert. Denn die Söhne grosser Fürsten, Herren und anderer Edelleute studirten und wohnten zu Prag, und wurden dann in ihren Ländern vornehme Bischöfe und Prälaten; so führten auch grosse Kaufleute verschiedene Waaren ihren Söhnen, die in Prag studirten, zu, liessen dieselben durch diese verkaufen, anderes Gut einkaufen, und sich in's Ausland versenden. Es waren so viele Magister, Baccalaren, und Studenten von verschiedenen Lehrfächern zu der Zeit in Prag, dass es schwerlich einer glauben würde, der es selbst nicht gesehen, wie ich es auch gethan. (FGHN... wie ich sagte, dessen wohl bewusst und sicher, und wie uns die alten Magister benachrichtigten, wie Magister Johann Przibram, Magister Schindel, Magister Borotin, Mathias Lauda von Chlumezan, Johann Zwjkowetz und andere Studenten, die sagten und versicherten, dass ihrer 34.000 (GHN: XLIV Tausend) intitulirt, das ist, zum Collegium eingeschrieben waren); und das ganze Land Böhmen hatte

Wycleffitischen

Schriften.

daraus (wie die Welt sagt) nicht wenig Ehre und Vortheil. Mathias Lauda erzählt, er ist noch am Leben, dass ihrer zu der Zeit 36.000 intitulirt und eingeschrieben waren, ausser denen, die aus den Schulen in's Collegium in die Lectionen kamen. Weil sie sich aber über die Böhmen sehr erhoben, und die böhmische Sprache unterdrückten, so wollten es ihnen die böhmischen Magister und Studenten nicht dulden und nachsehen. (FGH MN. Doch haben sich alle, die aus Prag ausgezogen sind, lange wahrlich und aufrichtig nach Prag gesehnt.) (GMN. Als dann Magister Johann Hus nach Constanz kam, 1410 legten sie es ihm zur Schuld an, und waren zum Theile auch Ursache Verbrennung der an seinem Tode (CEF). Im Jahre Gottes 1410, am Mittwoche nach der Versendung der heil. Aposteln, wurden die Bücher des Magisters Johann Wycleff aus England im Hofe des Erzbischofs des Priesters Zbynko Zagietz auf der Kleinseite verbrannt. (A. Die Doctoren für Ketzer erklärt.) Und es war deswegen ein grosser Aufruhr und Uneinigkeit unter den königlichen Hofleuten und den Domherren und ihren Priestern, so dass sie Lieder auf den Erzbischof, den Priester Zbynko verfassten, und öffentlich in Prag absangen. Um diese Zeit war eine grosse Uneinigkeit unter den Priestern, den Domherrn und dem Magister Johann von Hussinetz. (F GHN.) Das war ein grosser Aufruhr und Streit. Einige sagten, man habe ausser den Wycleffischen noch viele andere Bücher verbrannt; und deswegen erregten die Leute den Aufruhr zu der Zeit, und vorzüglich die königlichen Hofleute gegen die Domherren und Priester, und mit ihnen gemeinschaftlich alle Menschen in Prag. Denn einige hielten es mit den Domherren, andere mit dem Magister Hus, so dass sie unter einander, die einen auf die andern Spottlieder machten. Und von der Zeit entstand eine grosse Bitterkeit unter den Leuten. Auch die Chorschüler, welche in der Burg in einem Gemeindehause wohnten, schleppten den, der es mit dem Magister Hus hielt, wenn sie ihn in der Burg erblickten, zu sich in das Gemeindehaus und peitschten ihn unbarmherzig mit Ruthen. Und deswegen war eine grosse Erbitterung und Aufruhr unter dem Volke und sie machten aufeinander Spottlieder, die sie, indem sie in Prag herumgingen, sangen. Immer stritt man wegen der Predigt des Magisters Hus; einige sagten, dass er gegen die Priester Wahrheit predige, und andere, dass nicht. So stritt und zankte man, dass es dann zu grossen Kriegen und Verderben und zu allem Unglück des ganzen Königreiches kam, wie es dann erzählt wird.

1411

MagisterAlbik wird
Erzbischof.

1412

Enthauptung dreier jungen Menschen

(CEF) Nach ihm (Zbynko) war Albik, berühmter Magister der innern Heilkunde, Erzbischof in Böhmen und war ein geborner Deutscher aus Uniczau. Man sagte öffentlich, er habe sich in das Erzbisthum eingekauft, denn er hatte viel Geld. Weil er aber ein geiziger Deutscher und karg war, und keine Ritter und Knappen um sich haben wollte, um kein Geld ihnen ausgeben zu müssen, so so machte er gleich nach einigen Wochen einen Tausch mit dem Erzbisthum um die Dechantei am Wyssehrad; bei diesem Tausche gab sich Konrad, Unterkämmerer, alle Mühe und ward Erzbischof von Böhmen, und war vordem Unterkämmerer und Gerichtsverwalter. Magister Albik wurde dann nachher deswegen Erzbischof von Cesarien genannt und titulirt; und indem er sich einige Zeit in Prag aufgehalten, trug sich was mit ihm zu, er verlässt Prag und Böhmen und stirbt dort wo. Dieser Magister Albik machte sich ein sehr schönes und kostspieliges Grab mit vielen Zierathen bei der Mutter Gottes an der Pfütze 1), welches man nachher in Stücke zerschlug, als man die Bilder zerstörte und plünderte.

(E-N) Dann im Jahre Christi 1412, Montag vor der heiligen Margaretha, wurden in Prag drei Jünglinge wegen der Ablässe geköpft, aus Veranlassung weil sie den Priestern bei der Predigt gegen (über) die Ablässe des Ablasses und widersprachen.

was daraus ent

standen.

Und die Ablässe waren diese: der Papst schickte seine Bulle Rector Marcus. und Urkunden nach Prag, in denen er zu wissen gab, dass er gegen

den König Ladislaus von Neapel das Kreuz erhoben, damit man wider ihn mit Geld helfe, dass man alles dessen, was dort geschehen wird, so theilhaftig wird, als wenn man dort persönlich zugegen gewesen, und nebstdem, dass man dafür aller Pein, nicht nur der Schuld und Strafe überhoben wird. Und es waren drei gutbeschlagene Kasten verfertigt, damit die Leute das Geld für den Sold gegen den König von Neapel hineingeben. Ein Kasten oder Kassa war in der Burg in der Kirche des heiligen Wenzel hinter dem Altare des heiligen Veit, wo man am meisten zu gehen pflegt, angeschlagen, der zweite am Wyssehrad, der dritte bei der Mutter Gottes im Tein. Gegen diese Ablässe widersetzte sich der Magister Johann Hus mit vielen andern Magistern und schrieb nach der Sitte der Magister eine Intimation auf einen bestimmten Tag, und liess sie überall in Prag, beinahe an

1) na lůži.

allen Thüren der Kirchen und Klöster, in der Burg bei S. Wenzel, am Brückenthore, am Wyssehrad und überall, wo am meisten die Menschen zu gehen pflegten, anschlagen, mit der Aufforderung an alle insgemein und an jeden insbesondere, an die Doctoren, Magister, Licenciaten, Baccalaren, Studirenden, Mönche, Priester und an alle, wer dazu kommen und widersprechen will, dass sie in's Collegium in den grossen Saal, in's lectorium ordinarium disputationum unter dem Rector Universitatis, Magister Marek kommen. Und die Position war‍ überall in lateinischer Sprache: „Utrum secundum legem Jesu Christi licet et expedit, pro honore dei et salute populi christiani, et pro commodo regni, bullas papae de erectione crucis contra Ladislaum regem Apuliae et suos complices, Christi fidelibus approbare?" Und sie war deswegen an allen Thüren angeschlagen, damit alle wissen, worauf sie antworten sollten, und um vordem über die Position nachdenken zu können. Bei welcher Position er, als der bestimmte Tag kam, seine ganze Rede mit vielen Gründen führte und beschloss, dass es sich nicht gezieme, dem Papste zu Vergiessung des christlichen Blutes Geld zu geben. So hielten dann die alten Doctoren, wie der Doctor Wlk, Doctor Kbel und andere Gegenrede, was, wie und in wiefern es ihnen schien, jeder insbesondere, wie sie der Ordnung, dem Alter nach sassen. Mehrere andere Magister stimmten hierin ohne alle Widerrede der Einsicht des Magisters Johann Hus bei. Wie die Reihe an den Magister Hieronymus kam, so stimmte er in den Gründen mit dem Magister Hus überein, und breitete seine Rede recht weit aus und trug sie mit vieler Beredsamkeit vor. Und nach der Rede richtete er sich vom Sitze und stand auf und wollte sogleich auf's Rathhaus vor die Rathsherren, um vor ihnen darauf zu bestehen, dass die Ablässe falsch sind. Eine grosse Menge Studenten stand mit ihm auf und wollte mit ihm gehen, und mit schwerer Mühe beruhigte sie der Rector Universitatis durch eine schöne Rede. Doch sagte der Magister Hieronymus zu Magister Marek diese Worte in böhmischer Sprache: „Hörst du, Magister Marek, und du wirst wohl dein Leben für mich nicht hingeben; ich werde selbst für mich meinen Nacken hingeben." Nach diesen Worten fällt er sogleich lateinisch ein: „Nonne sanctus Paulus dixit: Scio, cui credidi, et certus sum, quia potens est depositum meum servare in illum diem?" Als dieses Actum geendigt war, begleiteten viel mehr Studenten den Magister Hieronymus, als

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