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sei auch nicht rechtmässig vorangegangen; er habe Beweise nicht zugelassen, die Erklärung des Papstes unterdrückt und den Angeklagten zu seiner persönlichen Verantwortung nach Rom berufen 1). Dagegen habe nun K. Wenzel, die Königin Sophia 2), die seit 1409 čechisirte Universität, die Alt- und Neustadt ihre Boten wiederholt an den Papst und den Cardinal Colonna geschickt und um Aufhebung der persönlichen Citation gebeten, da Hus ungerecht angeklagt worden sei. Lassen wir die Angelegenheit hier etwas bei Seite, um an der Hand der Chronik der Prager Universität, welche entschieden für Hus Partei nimmt, die Sache zu untersuchen und bemerken wir nur, dass nach dem Kirchenrechte, das für Böhmen keine Ausnahme kannte, die persönliche Citation unabwendbar das persönliche Erscheinen des Angeklagten in sich und die Vertretung durch Procuratoren ausschloss. Der Chronik zufolge hatte Sbinco am 16. Juli 1410 die eingelieferten Schriften Wycleff's verbrannt, jedoch seien die besseren zurückgehalten worden. Man habe von Seiten Sbinco's geglaubt mit der Verbrennung an das Ziel aller Wirren gekommen zu sein; allein man sei erst an den Anfang derselben gelangt 3), da einerseits Hus und sein Schüler Zdislaus von Zwirschetiz an den römischen Stuhl appellirten, andererseits Sbinco (am 15. März 1411) Hus und alle Appellirenden sowie diejenigen, welche die Bücher nicht eingeliefert hatten, mit dem Banne belegte. Darüber entstand nun bereits Auflauf und Tumult in der Stadt, so dass Pfarrer mit entblössten Schwertern am Altar bedroht wurden. Wenzel belegte die Einkünfte des Clerus mit Beschlag und, als auf dieses der Erzbischof die Stadt interdicirte, kam es zu den ärgsten Gewaltscenen gegen den Clerus, die die Universitätschronik nach ihrer Weise zwar verschweigt, welche wir aber von anderer Seite her, namentlich aus dem Processe des Hieronymus kennen.

1) Der Cardinal Colonna verhängte Febr. 1411 den Bann über Hus, welcher hierauf am 15. März in den Kirchen von Prag verkündet wurde.

2) Ob unter der mulier Jezabel, welche erklärte, dass nur unter den Husiten allein sich Personen fänden, die das Wort Gottes im Sinne des heiligen Geistes zu predigen verständen, nicht die Königin Sophia zu verstehen war? Später wurde sie beschuldigt es mit ihrem Schwager, K. Sigmund zu halten.

3) Damals entstand das böhmische Spottgedicht: Suinik (Zbynek) Krasy spalil: der Saumagen ein böhmisches Wortspiel mit Zbynek, was wir nicht geben können

hat das Schöne verbrannt. Palec nennt ihn aetate juvenis, sed morum honestate canus et gravis.

Der Zustand der Dinge muss gräulich gewesen sein, da einzelne Pfarrer aus Anhänglichkeit an die Lehren Wycleff's oder aus Furcht vor dem Könige, trotz des erzbischöflichen Interdictes celebrirten, die treugebliebenen aber sich der unwürdigsten Misshandlung von Seiten der Bürger ausgesetzt sahen, welche vom Könige bevollmächtigt, den Geistlichen das Ihrige wegnahmen. Natürlich hat sich der Magister an diesen Gewaltscenen nicht selbst betheiligt; allein Niemand wird läugnen können, dass sie erstens mit seinem unbotmässigen Auftreten im Causalzusammenhange standen; zweitens dass sie mit seiner Lehre zusammenhingen.

Überhaupt wenn man so lange Zeit geglaubt hat, Hus sei der Träger liberaler Ideen, so wird diese Meinung ebenso eingeschränkt werden müssen als in Bezug auf Wycleff und seine Lehren 1). Seine Absicht war, was bei einem Priester sonderbar lautet, Ansehen und Macht des Priesterstandes herabzusetzen. Er lehrte dem Volke, dass Jerusalem wegen der Sünden des Priesterthums zerstört worden sei; dass Priester, welche Concubinarier seien und in Todsünde lebten, als Verächter des Gesetzes betrachtet werden müssten, nicht aber diejenigen, welche ihren Oberhirten ungehorsam seien. Er zerstörte den Gehorsam, ohne welchen keine menschliche Gesellschaft bestehen kann und den der Apostel als die Grundlage der christlichen Weltordnung darstellte; sein Hauptgedanke aber war, dem Könige die absolute Gewalt in die Hände zu spielen und ebenso die Laien wider den Clerus zu bewaffnen. Dieses Verfahren, welches den ganzen gesellschaftlichen Zustand bedrohte und die rohe Gewalt entfesselte, ist uns aber auf das genaueste durch die offene Entgegnung bekräftigt, welche seine Sätze unmittelbar, nachdem er sie ausgesprochen, durch den Magister Moritz Rwazko 2) fand, und in welcher

1) Möchten doch endlich diejenigen, welche in Wycleff's Auftreten nur den Sieg des Fortschrittes erblicken, seine Werke etwas genauer studiren. Ich begreife nicht, wie aus seiner Teufelslehre eine bessere Entwicklung des Menschengeschlechtes entstehen konnte, nachdem dieselbe so weit gediehen war, dass Alles, was nicht Werk des extremen Pietismus war, als Teufelsschöpfung galt. Selbst den Farben, den Gerüchen und wohlschmeckenden Speisen mischte der Teufel Aufreizung zur Wollust bei! II. S. 685. Natur und Wissenschaft wurden von ihm zum Teufelswerke herabgewürdigt! Wie viel blieb denn dann noch übrig, höchstens ein Köhlerglaube. Der macht aber die Welt nicht besser. 2) Patet ex hodierna praedicatione Tua ejecit vendentes et ementes, laico Regi subdelegavit ad corrigendum clerum, 3

Fontes. VII.

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Tu dicis quod Christus potestatem qua

ihm auf das Entschiedenste aus seinen eigenen Sätzen nachgewiesen wurde, dass er der blinden Gewalt das Wort rede, dem königlichen Absolutismus Thür und Thor öffne. Freilich hat dieses Hus nachher geläugnet, allein das geflügelte Wort war festgestellt worden, einerseits durch den, welcher es sogleich aufgezeichnet und dagegen geschrieben hatte, andererseits durch diejenigen, welche es in Ausführung brachten. Darin liegt aber das Geheimniss der Gunst, welche der nur in Gewaltthat sich wohlfühlende König dem Magister schenkte, welcher, wenn er dem Könige Wenzel Entsagung und Mässigung geprediget hätte, dem Schicksale Johann's von Nepomuk nicht entgangen wäre. Es that in Böhmen wirklich Noth, Adel und Nichtadel noch anzufeuern sich fremder Güter zu bemächtigen, nachdem K. Karl IV. nur mit äusserster Strenge das öffentliche Recht gesichert hatte!

Ganz das Gegentheil seines Vaters, der als protector cleri ein so gutes Andenken unter den Geistlichen erlangt hatte, befand sich König Wenzel stets in gehobener Stimmung, wenn er an den Geistlichen seinen Muth zu kühlen vermochte. Zwar ging es nicht mehr, wie er sonst gepflegt, Prälaten eigenhändig zu foltern, ihnen die Weichen oder sonst die schmerzhaftesten Theile zu versengen, und ähnliche Barbareien zu thun; aber seine Anhänger durften sich um so mehr gegen sie erlauben. Bald blieb dem Erzbischofe nichts anderes übrig als zu einem Tractate die Hand zu bieten, sollte nicht das Äusserste entstehen. Sbinco hob nach dem Wunsche des Königs das Interdict über Prag auf, versprach nach dem Willen des königlichen Rathes über die in Böhmen entstandenen Häresien an den Papst zu schreiben, nämlich dass keine vorhanden seien. Hus, welcher dem Erzbischofe wie eine Macht der anderen gegenüber trat, erhielt eine Art von Generalabsolutorium, hatte aber nun nichts anderes zu thun, als wenige Wochen nach dem Vertrage vom 6. Juli im Vereine mit Jacob von Mies, Procop von Pilsen, Simon von Tissnow und Sdislaus von Zwerschetiz allen vorausgegangenen Verboten und der Verbrennung der wycleffischen Schriften zum Trotze öffentliche Disputationen zu halten, um die Katholicität der Schriften Wycleffs über die Trinität, des

cujus oppositum praecise determinat B. Gregorius. Item male docuisti: aufferatis eis bona, expellatis eos. Cod. Musei Boh. 4. D. 12. Cod. Univ. Lips. 176 b. 53. Cod. Monast. Altovad.

Dialoges, des Tractates über die Ideen und der Schrift de probationibus propositionum zu erweisen. Damit aber ja kein Zweifel vorhanden sei, wie die Sache gemeint war, so wurde ausdrücklich von dem Lieblingsschüler des Hus, dem Baron Sdislaus erklärt, er vertheidige den Tractat de universalibus gegen Sbinco und dessen ungerechte Sentenz, so wie gegen Jedermann.

Wahrscheinlich war damals die gefälschte Urkunde über Wycleffs Rechtgläubigkeit, ein angebliches Zeugniss von der Oxforder Universität, in Prag schon angekommen. Wollte man den Betrug nicht merken oder merkte man ihn wirklich nicht, die Urkunde wurde von einem Studenten dem Mag. Hieronymus während der Vorlesung übergeben und von ihm sogleich verkündet. Auch Hus betheiligte sich an dem Letzteren so sehr, dass man glaubte, er stehe mit der Fälschung im Zusammenhange. Von der Gegenerklärung des Erzbischofs von Canterbury über die Falschheit dieser Angaben scheint kein Gebrauch gemacht worden zu sein.

Sbinco war nicht blos wegen der Verbrennung der Schriften Wycleffs mit der Universität in Collision gerathen, welche deshalb die Hülfe des Königs aufrief; er schien in Folge der (gefälschten) Oxfordererklärung selbst viel zu voreilig gehandelt zu haben. Der Triumph der wycleffisch gesinnten Magister über die Oxfordererklärung mag masslos gewesen sein; eine bessere Waffe wider Sbinco konnte ihnen ja gar nicht in die Hände gespielt werden. Shinco hatte ferner geglaubt, die Bürger Prags seien auf eigenen Antrieb über ihre Geistlichen hergefallen, die sie misshandelten und deren Wohnungen sie plünderten. Er hatte deshalb das Interdict über Prag verhängt, musste aber am 6. Juli erfahren, dass die Bürger im Auftrage K Wenzel's gehandelt hatten und somit nicht die Urheber, sondern nur die Werkzeuge der Unthat durch das Interdict getroffen worden waren.

Auch Stefan Palec, welcher später Prag verlassen musste und dessen Aussagen gegen Hus auf dem Constanzer Concil um so gravirender waren, je unpartheiischer sie aus dem Munde eines Mannes klangen, welcher bei so vielen Anlässen und neuerdings auch in diesem Streite mit dem Erzbischofe auf Seite des Hus gestanden war, erklärte sich gegen das Interdict, nicht blos weil es auf der Voraussetzung beruhe, dass die Bürger im eigenen Ermessen sich an dem Clerus

1) Cod. Univ. Prag. XI. E. 24. Chr. Universit.

vergriffen hätten, während sie im Auftrage des Königs handelten, sondern auch, weil das Interdict ohne jene Übergänge verhängt worden sei, welche nach canonischem Rechte zwischen Excommunication und Interdict einzutreten hätten. Doch blieb er bei dem formellen Bedenken so wie bei der Erwägung, dass durch das Interdict die Angelegenheit nur schlimmer, nicht besser geworden sei. In der Sache selbst scheint Palec dem Erzbischofe nicht Unrecht gegeben zu haben. Während aber nun dieser an dem, was er begonnen, festhielt, kam ihm die Sentenz zu Hülfe, welche der Cardinal Petrus, der den dem Cardinal Colonna übergebenen Process gegen Hus revidirte, wider diesen verhängte. Hus wurde neuerdings gebannt und hatte sich persönlich zu verantworten. Es war dies die Antwort auf die von ihm stattgehabte Appellation, der er sich nun, da er die höhere Instanz angerufen hatte, vernünftiger Weise auch unterwerfen musste.

Wir haben gesehen, warum es nicht geschah. Als es nicht erfolgte, geschah das, was nach den damaligen Rechtsformeln unausbleiblich war. Einerseits klagte der Clerus nicht blos über Misshandlung, die ihm widerfuhren, sondern auch über Mordthaten, welche an Geistlichen verübt worden waren und bezeichnete Hus als den intellectuellen Urheber dieser wilden Scenen. Davon schweigt freilich die Universitätschronik, erzählt aber, dass ein päpstliches Mandat befohlen habe, den Hus gefangen zu nehmen, ihn zu verhören und (natürlich erst wenn der Thatbestand sich richtig gefunden hätte) ihn dem Scheiterhaufen zu übergeben. Gegen seine Anhänger sollte der Process eröffnet werden und sie, wenn sie die Ketzerei nicht abschwören würden, persönlich zur Verantwortung in Rom zu erscheinen haben. Die Capelle Bethlehem, die geistliche Burg des Johann von Hussinetz und seiner Anhänger, zu welchen nun nicht blos Männer vom Gewerbstande, sondern mehr und mehr der nach Kirchengütern lüsterne Adel, die Königin Sophie, der König selbst gehörten, solle niedergerissen werden. Damals muss sich, wahrscheinlich in Folge der Gewaltscenen, welche besonnenen Männern die unheilvolle Tragweite der bisherigen Bewegung eröffnen konnten, eine bedeutende Schwenkung unter einem Theile der bisherigen Freunde des Hus bemerkbar gemacht haben. Andreas von Böhmisch-Brod war schon früher auf Seite Sbinco's getreten. Jetzt erklärte sich auch Stefan Palec, welcher dem Hus an Gelehrsamkeit nicht nachstand, und gegen dessen Person die Husiten, welche alle ihre Gegner zu verläumden

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