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Leidenschaften, sobald sie die Zügel der Vernunft einmal abgeworfen haben, nicht auch und nicht alle? Vernunft ohne Leidenschaft wirkt nie Grofses; aber Leidenschaft ohne Vernunft wirkt nie Gutes. Abwege sind es von der ehrwürdigen Regel des Schönen, auf welche sie den Bethörten dahinreißt; das Licht des Geistes erlischt, und furchtbare Wetter steigen empor an dem umnachteten Lebenshimmel.

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Ueberall denn meine Brüder, wo, wir leicht warm werden könnten, und in der Wärme zu rasch, in jedem Falle, bei jedem Anlasse, an jedem Orte, so oft Bedingungen eintreten, unter welchen wir schon einmal das Rechte nicht thaten, weil uns, dem Drange irgend eines Gefühls dahingegeben, die Winke der Vernunft verloren giengen, da lasset uns auf der Stelle Halt machen; da laffet uns, wie vorsichtige Wanderer, in fremder Gegend, umherschauen, und des Zustandes, wohinein wir gerathen könnten, uns hellbewußt werden; da lasset uns Besonnenheit, eine freie, heitre Besonnenheit als unser theuerstes Kleinod retten, und wie auch das rasche Gemüth sich stråube, langsam werden, um nicht zu sündigen. Lieber dann kein Wort,

als ein unwürdiges *; lieber nicht beschlossen, als verwerflich, lieber ganz unthätig, als thätig für das Schlechte! Diese Langfamkeit, die nicht Schläfrigkeit und Werk des Temperaments ist, bringt uns desto mehr Ruhm, je schwerer sie erz kämpft ward. Sie ist das Zeugniß wahrhaft christlicher Selbstbeherrschung. Sie ist würdig eines Wesens, das eben so wenig zu allem lang= sam, als zu allem geschwinde seyn darf.

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Wer hier nun fagen könnte: dies lasse sich. leicht vorschreiben, es aber zu befolgen sei unmög= lich; es nehme sich in einem religiösen Vortrage recht gut aus, der schwache, sinnliche Mensch könne sich darnach aber nicht richten, wahrlich! der verdiente nicht einer Versammlung im Geiste und zur Ehre Jesus beigewohnt zu haben.

Rasch und langsam, beides zur rechten Zeit und am rechten Orte zu seyn, ist schwer, meine Brüder, es ist sehr schwer. Eiteln Gemüthern, die von höhern Beweggründen des menschlichen Handelns nichts ahnen, und bei denen immer das Einzige nur in Betracht kommt, ob etwas einmal

* Sal, 25, 8,

ihre Natur sei oder nicht; solchen muß es eine Thorheit scheinen. Der wahre Mensch fühlt es, -was jene auch fabeln, die unser Leben und Wesen so gern in die Classe blos sinnlicher Erscheinungen werfen möchten, — er fühlt es, und darum verlangt er weiter keine künstlichen Beweise dafür- -: er folle im Staate seiner innern Welt eine Ordnung einführen und bewahren, die unabhängig von allem Zwange des Frdischen allein von Gottes Gesek bes stimmt werde. Hierauf gründet sich sein Ver= halten. In dem, was er als Stimme Gottes erkannt hat, ruft sein Denken und Wollen, sein Glauben und Empfinden, sein Handeln und Hoffen. Dabei wird auch er immer sein Tempe= rament haben, wie jeder irgend eines empfieng; aber von keinem Temperamente wird er blindlings beherrscht, und das Gute von jedem, auch von denen, die ihm natürlich nicht eigen sind, weiß er durch Kampf und Kunst in seiner Person zu vereinigen. Dies giebt ihm die Würde, mit der er handelt, den Gleichmuth, mit dem er duldet, die Heiterkeit, mit der er hoffet, die Ruhe, mit der er lebt und stirbt.

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daß wir alle diese Ruhe erlangen, und mit einem Auge, aus welchem sie strahlt, dem Wechsel des stürmischen Erdenlebens zusehen, das helfe Gott! Er verleihe uns dieses herrliche Erbtheil!!

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A m

achten Sonntage nach Trinitatis.*

Der Hang gut zu scheinen.

Kein

ein weiser Sittenlehrer hat jemals die Forderung an die Menschen gemacht, daß sie ihren wirklichen Werth verkennen und das Gefühl desselben unterdrükken sollten. Selbst Jesus, der allem Dunkel so abgeneigt war, und ein kindlichdemüthiges Herz nicht dringend genug empfehlen konnte, hat dergleichen nie verlangt.

1

Es wäre auch in der That ein unnatúr lík ches Ansinnen. Denn, wenn man Vorzüge besikt, wie kann man thun, als hätte man sie nicht? Wenn man ein treffliches Werk vollbrachte, wie

* 1805.

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