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Gewalt einer bösen Lust, vom Zwange einer üblen Gewohnheit, von dem Einflusse nachtheiliger Bei= spiele, und zurükzukehren in ein edelmenschliches, selbstständiges, wohlgeordnetes Leben und Wirken; so verweile da, wo du den Sklaven unlauterer Begierden in seiner ganzen Verächtlichkeit wahrnimmst, wo tugendhafte Menschen durch Sinn und Wandel zur Nachahmung dich entflammen, wo zu einem richtigen Urtheile über das Leben und seine Zwekke du geleitet wirst, wo das Ge= fühl dich ergreift: gefesselt werde nur dadurch die flüchtige Stunde, wenn die Weisheit sie nuße, und erheben über Zeit und Grab könne der Mensch sich nur dann, wenn er strebe nach dem Ewigen und Unvergånglichen. Ist es dir Bedürfniß, jene Unzufriedenheit mit deinen Umgebungen von dir zu entfernen, die dein Leben verbittert, und dafür den genügsamen, ruhigheitern Sinn dir anzuschaffen, der eine Frucht ist des Geistes Jesu, und der keinem wahrhaft edlen Gemüthe jemals ge= fehlt hat; so verweile da, wo es dir klar wird: Niemand lebe davon, daß er viel Güter hat"*; wo die Erfahrung dir aufstößt, daß ein jeder Stand seinen Frieden, aber auch seine Last * Luc. 12, 15.

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habe; wo die Vorzüge deiner Lage dir einmal heller einleuchten und zu lebhafterem Dankgefühl dich stimmen; wo Brüder, deren Loos du nicht, theilen mögtest und die dennoch in ihrem Gott vergnügt sind, dich beschämen; wo du es einsiehest, wenig, o recht wenig brauche der Mensch, wenn er trachte am ersten nach dem Reiche Gottes und nach seiner Gerechtigkeit".

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So verlängern, meine Brüder, lasset uns die Zeit des bewegten und für gute Eindrükke offenen Gemüthes, und festhalten die Stimmung, in welche sie uns versetzt. Verbinden lasset uns sie dann mit dem Aufschauen nach oben, mit kindlichem Gebete zum Vater, mit ernster Prüfung vor seinem Angesicht. Es kann nicht fehlen, - fo gefeiert, so geheiligt im Beiseyn des Heiligen, so zusam= mengeknüpft mit allem, was der Geist Grosses denken und das Gemüth Rührendes empfinden kann, muß sie Entschliessungen, muß sie einen Sinn, ein Streben, einen Eifer für Recht und Pflicht, eine sittliche Verfassung in uns zurüklassen, wodurch das Leben eben so sehr verherrlicht als verschönert wird.

Und ist nicht gerade diese Anwendung jener Zeitpunkte die einzig anständige, die einzig pflichtmässige, die einzig wohlthätige ?

Als vernünftige Wesen sollen wir für den 3wek unsers Daseyns nichts verloren gehen lassen und alles nußen, was in unserer Gewalt steht. Jede Stunde hat einen unschäßbaren Werth, weil sie, wie kurz auch immer, doch ein Glied ist in der Kette unsers ewigen Daseyns und einmal geendet nie wieder beginnt. Wie mogten wir es also entschuldigen, mit welchem Namen es nennen wollen, wenn wir sogar solcher Zeiten nicht achteten, die mehr als irgend eine andre, auf die Veredlung unsers Wesens berechnet und zu unserem Heile gesandt sind!

Wer wachsen will in der Vollkommenheit, — da kann er es, da muß er es wollen, da muß er sich heilig dafür entscheiden, da sich begeistern und die Kraft und den Muth erwekken zur Ueberwindung jeder Schwierigkeit. Es geschehen da tiefere Blikke, es entfalten sich da würdigere An= sichten, es erwachen da edlere Gefühle, es spricht da lauter und ernster und erschütternder die Stima · me des Gewissens, es tritt da mit höherem, mit

wahrhaft unwiderstehlichem Zauber alles Gute, Schöne und Grosse vor die bewegte Seele hin!

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leicht, meine Brüder, wunderbar leicht gewor= den ist dem oft das Schwerste, sittliche Heldenthaten hat der vollbracht, die größten Aufopferungen hat der über sich erhalten, die drohendsten Gefahren, wo es die Ausführung eines kühnen Unternehmens galt, hat der besiegt, wer mit dem Gefühle ans Werk schritt, das die Augenblikke der Weihe in ihm entzündet hatten. Die Leiter find sie, auf welcher Gott zu seinen Kindern herabsteigt, um ihnen zu helfen; auf welcher wir dem Himmel uns nåhern, um dort die Macht zum Vollbringen zu finden, welche die Erde nicht geben kann. Sie sind das Einzige, was Ret tung gewährt, wo Rettung noch möglich ist.

Beachten wir sie nicht; lassen sie kein höheres Licht in unsern Gedanken, keine grössere Lauterkeit in unsern Gefühlen, keine festere Kraft in unferem Willen, keinen frommen Ernst in unserm Gemüthe zurük; da mögen wir noch so viel erfahren, aber wir werden nicht weiser; da mag die Tugend uns vielfältig bis zu Thränen rühren durch ihre himmlische Schönheit,

aber

wir werden nicht beffer'; da mögen wir tausendmal unferer Verirrungen, unserer Leidenschaften, unserer Abhängigkeit von den Aussendingen, unserer Schlaffheit und Willenlosigkeit uns schámen, aber wir werden nicht selbstständiger, nicht ruhiger, nicht gesetter, nicht erhabener über den Einfluß des Fremden und Eitlen; da mag das Bild der Gottheit uns erscheinen, bald im heitern Son= nenaufgange und bald im fruchtbaren Gewitterregen, bald im Tempel der Natur und bald auf den Blättern des Schiksals,

groß mag es uns

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wir werden nicht gläubiger und frömmer; da môgen Leiden endlich und Sterbebetten unsere Be= stimmung uns predigen, und uns beschwören, von dem nichtigen Tande die Seele zu entfernen und nach unvergånglichen Freuden zu trachten, aber wir werden nicht reifer für das Leben der Zukunft. Verloren für unfern Stumpfsinn gehn des Lebens herrlichste Güter. Verloren geht der ganze Gewinn, der aus dem irdischen Daseyn am Ende gelöset werden sollte. Verloren geht zulett selbst die Fähigkeit gute Rührungen zu em= pfangen.

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