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Homer und Hesiod, Plato, besonders aber aus Euripides sehr viele sentenzen beizubringen, die mit Freidanks sprüchen wesentlich übereinstimmen. 1) allein die griechische sprache und literatur war ohne zweifel Freidank eben so fremd, als ihm P. Syrus, Seneca, Ovid, Horaz, Virgil, Cicero, Plautus u. a. wol bekannt waren. bloß verwandte parallelen aber herbeizubringen, mufte ich mir versagen, teils weil mir nur der eine zweck vorlag, die quelle nachzuweisen, aus welcher Freidank schöpfen konnte und wahrscheinlich geschöpft hat, teils weil trotz aller auferlegten beschränkung der stoff für die anmerkungen schon fast zu reichlich war. aus diesem grunde habe ich auch eben so wenig auf die verwandten sprüche der Inder, welche zahlreichst O. Böhtlingk Indische sprüche. sanskrit und deutsch. 3 teile. Petersburg 1863/65 darbietet, als auf die arabischen sprichwörter und sprüche, für welche Freitag Arabum proverbia etc. Bonn. 1838/43 reiches material bietet, rücksicht genommen, da ich mich hinsichtlich der letzteren bei sorgsamster vergleichung nicht überzeugen konnte, daß Freidank außer dem, was das alte testament bietet, etwas aus dem orient entlehnt habe, obgleich Grimm meint, eher, als daß Freidank die disciplina clericalis gekannt habe, sei es möglich, daß er während seines aufenthaltes in Syrien die fabel vom maulesel dort vernommen habe.

Endlich bleibt als letzte quelle von Freidanks spruchweisheit das übrig, was er in seinem eigenen volke vorfand: sprichwörter und aussprüche früherer denker und dichter. von den zahlreichen deutschen ausdrücken für sprichwort, welche von Zingerle Die deutschen sprichwörter im mittelalter s. 5 ff. und noch ausführlicher C. Schulze in Haupt zeitschr. 8, 376 ff. zusammengestellt haben, kommen bei Freidank vor: bîspel 29, 1. spruch 129, 17. man seit 164, 4. si jehent 11, 5. ez jehent diu kint 136, 10. ich hare dicke sagen 114, 26. ich hœre sagen die wîsen 79, 19. und damit haben wir das bekenntnis, daß er, was als spruch im volke umlief und was wir auch in anderen z. b. im Hâvamâl

1) Viele derselben sind bei R. Schneider Christliche klänge aus den griech. u. röm. klassikern. Gotha. 1865., einige auch bei C. Schulze Die bibl. sprichwörter der deut. sprache. Göttingen. 1860. verzeichnet.

der Edda vgl. darüber Dietrich in Haupt zeitschr. 3, 385 ff. - als altgesprochen wort bezeugt finden, aufgefaßt und benutzt habe. er tat dieß, so weit es für seinen zweck dienlich war, denn eine vollständige sammlung von sprichwörtern wollte er nicht geben; eine solche würde reichhaltiger geworden sein, wie wir leicht aus dem Renner und aus Teichner sehen können, die beide mehr der art geben. indessen er ist bei dem sprichworte nicht stehen geblieben, sondern hat auch, was andere deutsche dichter vor ihm, sei es im didaktischen gedichte, wie Heinrich von Melk, der Winsbeke und Thomasin von Zirclaria im Wälschen Gast, oder im mære, wie Nibelungenlied, Hartmann von Aue, oder im liede, wie Reinmar, Walther u. a. ausgesprochen hatten, sich angeeignet und seinem zwecke gemäß verarbeitet. Grimm freilich bestreitet überhaupt, daß Freidank dieses getan, macht ihn vielmehr zur quelle der übrigen, läßt seine worte z. b. bei Hartmann durchklingen, ja seinen reim beibehalten, Freidanks sprüche von dem Winsbeken in kunstreiche strophen umgebildet sein und behauptet einen weitreichenden einfluß desselben (der ihm jedoch, was wir hier nicht vergeßen dürfen, eine person mit Walther ist) auf die bedeutendsten dichter im anfang des 13. jahrhunderts. mit dieser behauptung steht Grimm aber ganz allein, denn selbst Wackernagel, hinsichtlich der identität Walthers - Freidanks zustimmend, glaubt (Lit. gesch. 280 f. anm. 38. 44.) weder, daß Hartmann und die übrigen von Freidank entlehnt hätten, noch daß die Bescheidenheit älter sei als 1229. ist man daher geneigt, diese frühestens in die zwanziger jahre des 13. jahrhunderts, ihren abschluß 1229 zu setzen; erwägt man die unwahrscheinlichkeit, daß so viele dichter, Hartmann, Bliker, Thomasin, der Winsbeke u. a., von Walther ganz abgesehen, die Bescheidenheit so ausgeschrieben haben sollen, als nach Grimm geschehen ist, ohne den dann doch gewiß berühmten verfaßer ein einziges mal zu erwähnen, was zuerst bei Rudolf von Ems um 1240 geschieht; vergleicht man ferner die sprüche Freidanks vorurteilsfrei mit den verwandten anderer, die von ihm herrühren sollen, und erkennt dann doch in diesen in gedanken und faßung die größere originalität: so unterliegt es wol keinem bedenken, daß er eben

so wie sprichwort, bibel und lateinische autoren auch dasjenige benutzte, was die zeitliteratur ihm bot, und das auch ohne druckerpresse sich rasch verbreitete, wie wir aus dem W. Gaste v. 11191 ff. von einem spruche Walthers wißen. beziehungen zu den epischen dichtern, außer Hartmann, finden sich selten. dagegen H. v. Melk, den Wälschen Gast, Winsbeke und Walther hat er reichlich ausgeschrieben, nicht weniger die spruchstrophen (s. unten nr. 43. der hss.), welche Grimm als eine art cento mit etwa 60 sprüchen aus Freidank bezeichnet, Pfeiffer aber dem Spervogel zuweisen möchte; vgl. darüber Pfeiffer Üb. Freidank s. 47 ff. Üb. Bernh. Freidank s. 146 ff. einzelne sprüche können wol zweifel erregen, auf welcher seite die größere ursprünglichkeit liege, ja mehrere erscheinen ohne zweifel in der Bescheidenheit in der beßeren faßung; allein die von Pfeiffer herausgehobenen beispiele heben doch jeden zweifel, daß Freidank der entlehnende sei, nicht der dichter der spruchstrophen dessen sprüche verarbeitet habe, und indem ich ihm beistimme, verweise ich auf dessen weitere ausführung und die citate in den anmerkungen unten; nur Fr. 94, 5. 6. sind wol gar nicht aus der strophe 3, 4 entlehnt, sondern schließen sich an die discipl. cler. an. Paul ist, was diesen punkt betrifft, auf Grimms seite getreten; allein wie sehr ich sonst mit ihm übereinstimme, so hat er mich doch in dieser beziehung nicht überzeugt. verschiedenes, was er für die ursprünglichkeit der Bescheidenheit anführt, läßt sich an anderen stellen für die der spruchstrophen geltend machen, und da nun einmal Freidank so vieles, ja das meiste entlehnt hat, dabei ändernd, manches kürzer, hin und wieder auch beßer faßend; so ist eher anzunehmen, daß er eben so gut jene spruchstrophen wie anderes ausgeschrieben, als daß der dichter der strophen die verse Freidanks in die künstliche form gebracht habe. endgiltige entscheidung dieser frage wird dadurch erschwert, daß subjectivem ermeßen dabei zu viel spielraum gewährt ist. Scherer (deut. stud. 1, 34) ist ebenfalls der meinung, daß man in der auffaßung der spruchstrophen zum teil Pfeiffer gegen W. Grimm recht geben müße.

Zieht man nun alles das ab, wofür fremde quellen sich nachweisen laßen, so bleibt allerdings nur wenig als volles eigen

tum Freidanks übrig, nemlich außer einzelnen sprüchen fast nur die über Akers, denn selbst zu den sprüchen über Rom hatte er, der vagant, genug vorgänger und vorbilder in der lateinischen vagantenpoesie, wie ich an der betreffenden stelle nachgewiesen habe. dadurch erscheint dann freilich die Bescheidenheit in einem anderen lichte, als bisher der fall gewesen ist, schwerlich aber in einem anderen, als Freidank selbst beabsichtigt hat, wenn wir uns streng an die von den meisten und besten hss. beglaubigte stelle 1, 3. halten: mich hat berihtet Frîdanc. sein werk ist kein gedicht im engeren sinne des wortes, soll es nach seinen eigenen worten nicht sein, also haben wir auch nicht das recht, es zu einem solchen zu stempeln. er hat vielmehr mit der absicht, bescheidenheit zu lehren und ein führer durch die welt zu gott zu sein, weisheit zu predigen, wie sie für zeit und ewigkeit frommt, teils aus eigener erfahrung, teils aus der weisheit des volkes, teils aus seiner für die damalige zeit beträchtlichen literaturkenntnis spruch an spruch gereiht. er hat das eben so sehr ohne festen plan als ohne die absicht der vollständigkeit getan; einzelne themate z. b. dank und undank, höfische sitte, hat er gar nicht berührt, über andere, z. b. kinderzucht, finden sich nur sehr wenige sprüche. wir sind also berechtigt zu sagen, Freidank habe nur eine blütenlese des besten geben wollen, was ihm von maximen und reflexionen aus alter und neuer zeit bekannt war, und in das er den eigenen vorrat einwob. so hat denn auch sein werk nicht denjenigen wert, welchen W. Grimm ihm beilegt, indem er es als ein nach bestimmtem plane angelegtes und ausgeführtes einheitliches gedicht betrachtet; aber damit wird es nun keineswegs alles wertes beraubt, wie jener meint, daß die folge sein müße. im gegenteil, auch als sammelwerk nimmt die Bescheidenheit durch die in ihr sich aussprechende gesinnung, den reichtum von treffenden gedanken und die bündige faßung der sprüche, deren viele erst durch Freidank, wie wir aus dem Renner, aus Teichner u. a. sehen, zu sprichwörtern wurden, die erste stelle unter allen werken dieser art in der deutschen literatur ein. für den leser konnte und kann es ja gleichgiltig sein, woher Freidank den gedanken entnahm. so wie er vor uns liegt, in dieser faßung ist er dessen eigentum,

und wir müßen ihm, wenn wir anders etwas von seiner eben so fromm gläubigen als freimütigen gesinnung in uns tragen, höchst dankbar dafür sein, daß er so viel fremdes metall zur überall, in hof und hütte, im engen häuslichen und öffentlichen verkehr gangbaren münze von echt deutschem schrot und korn umprägte. denn umgeprägt, nicht etwa übersetzt hat er. in welcher weise er das getan hat, zeigen am besten die offenbar der bibel entlehnten sprüche, und gleich der erste: Gote dienen âne wanc deist aller wisheit anevanc bietet ein ganz klares beispiel. in solcher faßung kommt nemlich der spruch nirgends in der bibel vor, sondern in dieser wird wiederholt die furcht gottes als der anfang der weisheit bezeichnet; âne wane aber ist zusatz Freidanks, jedoch keineswegs müßiger oder des reims wegen gemachter. das got fürchten mochte ihm nicht ausreichen; da nun der ausdruck 'gote dienen' noch viel häufiger in der bibel vorkommt, so durfte er jenen wol mit diesem vertauschen, der nun aber den zusatz âne wane forderte, da unstate im dienste gottes nicht weisheit ist. so läßt sich an einer ganzen reihe von sprüchen nachweisen oder liegt vielmehr klar vor, daß Freidank zwar einen ganz bestimmten biblischen spruch im sinne hatte, von dessen wortlaut aber in seiner übertragung oder bearbeitung abwich. ja hin und wieder z. b. 69, 5 ff. Proverb. 13, 15. 16. ist sogar der grund erkennbar, weshalb er das tat. aus solchen beträchtlichen abweichungen aber zu folgern, daß wir es überhaupt nicht mit entlehnten sprüchen zu tun hätten, sondern daß diese Freidanks eigentum seien, der schluß ist nicht gerechtfertigt und liegt selbst W. Grimm fern. diese abweichungen waren ganz natürlich, da der dichter schwerlich den biblischen text vor sich liegen hatte, also auch nicht übersetzte, sondern aus dem gedächtnisse, das den gedanken ohne den genauen wortlaut fest hielt, seine sprüche schuf. auf dieselbe weise ist Thomasin vielfach mit seinen quellen, sind Hugo von Trimberg, der Teichner, Vintler u. a. mit Freidank verfahren, ja selbst Brant, der herausgeber der Bescheidenheit, hat vielfach ganz willkürlich geändert. gerade so aber wie mit den sprüchen der heiligen schrift verfuhr Freidank mit anderen aus lateinischen autoren oder deutschen dichtern ihm überkommenen sentenzen, in deren

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