صور الصفحة
PDF
النشر الإلكتروني

lung möchte zu zahlreich werden, versprach ich dafür heute zu kommen. Und jetzt siehst du mich auf dem Wege zu ihm. Wie, wenn du, wiewohl als ein ungebetener Gast, mir Gesellschaft leistetest?" 1 Aristodem ist der Mann nicht sich lange nöthigen zu lassen. Beide setzen ihren Weg fort. Aber bald ging Sokrates, nach seiner Gewohnheit in Gedanken vertieft, langsamer, und blieb endlich ganz 290 zurück, so dass Aristodem, als er zu Agathons Hause hineingehen wollte, keinen Sokrates um sich sah, und gezwungen war allein hinein zu treten. Aus der Verlegenheit, worein ihn der Anblick der versammelten Gäste setzen musste, zog ihn Agathon auf die höflichste Weise durch die Versicherung, er habe ihn gestern auch einladen wollen, aber es sei unmöglich gewesen ihn aufzufinden; und hiemit wies. er ihm seinen Platz neben Eryximachus an.

III. Sokrates liess indessen noch eine gute Weile auf sich warten, und erschien erst, da sie bereits halb abgespeist hatten. Agathon lässt ihn neben sich sitzen, und ein paar Komplimente, mit attischem Salz gewürzt, eröffnen das Gespräch.

IV. Als die Tafel aufgehoben war, und der Anfang zum Trinken gemacht werden sollte, versichert Pausanias, der wie die meisten andern auch den Tag vorher dem Trinkgelag des Agathon beigewohnt hatte, dass er für seine Person sich sehr nach einer Erholung von der gestrigen Anstrengung 291 sehne, und seine Empfindung erlaube ihm nicht sich schon wieder den Gesetzen einer neuen Trinkgesellschaft zu unterwerfen. Lasst uns, sagt er, auf Mittel denken, wie wir uns das Trinken nicht zu einer Last und Arbeit sondern zu einem Vergnügen machen. Der übrige Theil der Gesellschaft findet sich gleich geneigt den Vorschlag anzunehmen. Man beschliesst einen jeden nach eigenem Gefallen trinken zu lassen, und die Zeit lieber mit Unterredungen von wissenschaftlicher Art hinzubringen. Die Einstimmung des Eryximachus als eines Arztes ist hiebei von vorzüglichem Gewicht.

1) machtest

Dieser nimmt das Wort, und unterstützt den Rath des Pausanias mit Gründen der Diätetik:

V. Überdas räth er 1 die Flötenspielerin aus der Gesellschaft zu entfernen, und schlägt zum Gegenstand ihrer Reden das Lob des Amor vor. Der Urheber dieses Gedankens war eigentlich Phaedrus, der es schon lange unbillig gefunden hatte, dass Dichter und Prosaisten diese mächtige Gottheit bisher nicht zum Gegenstand ihrer Lobpreisungen gemacht, da sie doch andere Götter, ja sogar Dinge von geringerer Erheblichkeit, in Hymnen und Lobschriften erhoben hätten. 292 Der Einfall findet allgemeinen Beifall. Es wird beschlossen, jedes Glied der Gesellschaft soll einen Vortrag zum Preis des Amor halten; und

VI. Phaedrus macht den Anfang. Dieser preiset ihn als eine Gottheit von den erhabensten Vorzügen, sowohl in Absicht seiner Herkunft denn nach Hesiodus, Parmenides und Akusilaus gehört er zu den ältesten Göttern, und kein Schriftsteller erwähnt Eltern desselben 2 als wegen der ausserordentlich wohlthätigen Wirkungen, die er auf die Gemüther der Menschen ausübt. Denn wo gibt es eine so starke Triebfeder zu einem edeln und tugendhaften Betragen als die Liebe? Sie ist es, die im Menschen die zwo sichern Führerinnen seines Lebens weckt, die Scham bei Begehung unanständiger und die Ehrbegierde bei Vollbringung edler Handlungen: ja der blosse Anblick des geliebten Gegenstandes ist mehr als alles andre im Stande, dem Liebhaber die eine oder die andere dieser Empfindungen einzuflössen.

VII. Die Liebe kann Seelen hohen Muth und eine Art 293 von Tugend-Enthusiasmus einhauchen, und sie zu solchen Thaten entflammen, wie jene der Alcestis, die für ihren Gemahl starb, und des Achill, der sich aufopferte um seinen Liebhaber Patroklus zu rächen; Thaten, denen selbst von den Göttern niemals Beifall und Belohnung versagt wird. Pausanias ist der nächste Redner, dessen sich Aristodem zu erinnern wusste.

1) er auch 2) gibt Aeltern d. an 4) Pausanias Vortrag ist der nächste

4

3) Gegenstandes allein.

VIII. Unser Gegenstand, sagt dieser, scheint mir noch nicht gehörig bestimmt zu sein. Meines Erachtens müssen wir vorher zwei Amors unterscheiden, und sodann festsetzen, welchem unsere Lobpreisungen gelten sollen. Da es bekanntlich zwei Venus gibt, eine ältere, die man die himmlische nennt, und eine jüngere, die die gemeine genannt wird; und da Venus nie ohne einen Amor ist: so muss folglich dieser ebenfalls zwiefach sein, ein himmlischer und ein gemeiner. Denn so wie es sich mit allen übrigen menschlichen Hand294 lungen verhält, dass sie nämlich nicht an sich und ihrer Natur nach edel oder unedel, gut oder schändlich sind, sondern das eine oder andere erst durch die Art, wie sie geschehen, werden: gleiche Bewandniss hat es mit dem Amor oder der Liebe. Die Liebe ist nicht überhaupt edel und lobenswürdig, sondern nur diejenige, die uns auf eine edle Art lieben lehrt.

IX. Diejenigen die von dem gemeinen Amor getrieben werden, sind lasterhafte; sie richten ihre Liebe eben sowohl auf das weibliche als auf das männliche Geschlecht, und mehr auf den Körper als auf die Seele, und sind ganz unbekümmert, ob die Beweggründe ihrer Neigung edel sind oder nicht. Der Amor hingegen, der im Gefolge der himmlischen Venus ist, treibt seine Begeisterten bloss zur Liebe gegen Mannspersonen, als das stärkere und verständigere Geschlecht; und solche wählen sich nicht eher einen Geliebten, als bis dieser in die Jünglingsjahre getreten, und seine Geistesbildung zu einer gewissen Festigkeit gelangt ist: denn sie sind entschlossen sich von dem einmal geliebten Gegenstande niemals 295 zu trennen. Billig sollte auch ein ausdrückliches Gesetz verbieten Personen zu lieben, deren zartes Alter ihre künftige Beschaffenheit noch nicht mit Gewissheit voraussehen lässt. Edeldenkende beobachten diese Regel von selbst, und eben dies unterscheidet sie deutlich von den gemeinen Liebhabern, deren zügelloses Betragen die Liebe überhaupt bei vielen1 in übeln Ruf gebracht hat. Demungeachtet bleibt es beim

1) bei Manchen

Obigen, dass eine Handlung nicht an und für sich selbst, sondern durch die Art, wie sie ausgeübt wird, erlaubt oder strafbar ist. Die Begriffe und Gewohnheiten verschiedener Staaten in Absicht der Liebe weichen sehr von einander ab. In einigen, als in Elis und Boeotien, hält man es ohne alle Einschränkung für wohlanständig, sich einem Liebhaber zu ergeben; in Ionien aber und andern Ländern, wo das Joch einer despotischen Herrschaft die Seelen der Unterthanen niederdrückt, und jede aufkeimende erhabene Gesinnung so wie alle Freiheit des Denkens erstickt, ist dieses ebenso unbedingt verboten, und gilt für eine schändliche Handlung. Denn die engen Verbindungen, dergleichen die Liebe stiftet, könnten, wie das einst in Athen der Fall war, einem Des- 296 poten leicht verderblich werden. Eine weise Mittelstrasse halten im Gegentheil unsere und die Spartanischen Landessitten, die über diesen Punkt nichts im allgemeinen bestimmen, und die Männerliebe überhaupt so wenig für anständig als für unanständig erklären.

X. Zwar, nach gewissen Aeusserungen zu urtheilen, sollte man glauben dass man sie hier in Athen durchgängig billigte. So hält man es z. B. für ehrenvoll, wenn ein Liebhaber ein Herz glücklich zu erobern weiss, und gestattet ihm hiezu sogar eine Menge von Freiheiten, die er sich zur Erreichung jeder andern Absicht nicht herausnehmen dürfte, ohne allgemeinen Tadel auf sich zu laden. Allein bemerkt man auf der andern Seite, wie Väter über ihre Söhne Aufseher bestellen, die sie von allem Umgange mit Liebhabern zurückhalten müssen, u. dergl. m., so kömmt man in Versuchung wiederum ganz das Gegentheil zu glauben. Hieraus erhellt dass im Ganzen keine allgemeine Regel hierüber angenommen ist, und dass es lediglich von den Umständen abhängt, ob die Liebe eine tugendhafte oder lasterhafte 297 Handlung sein soll. Strafbar ist es sich einem der vorhin beschriebenen gemeinen Liebhaber zu überlassen, die nichts als den Körper suchen, und anderswohin flattern, sobald

2

1) nichts allgemeines 2) lieben

298

die Blumen desselben verwelkt sind. Einen solchen genau kennen zu lernen und seine Gesinnungen zu durchforschen ist eine Sache, die Zeit erfordert; und darum ist es unbesonnen sich gleich anfangs von einem Liebhaber bestricken zu lassen.

XI. Nur alsdenn ist die Liebe anständig und rühmlich, wenn sie sich auf dauerhafte Schönheiten des Geistes gründet, und von der edeln Absicht erzeugt wurde, unsere Seele in irgend einem Theile der Wissenschaft1 und in der Tugend durch wechselseitige Bemühungen zu vervollkommnen; und schlage sie nachher aus, wie sie wolle, so entscheidet diese Absicht hinlänglich über ihren Werth. Sie steht unter dem Schutz des Amor der Venus Urania, und hat auf das Glück der menschlichen Gesellschaft den allergrössten Einfluss.*

3

So weit Pausanias, dem der Reihe nach Aristophanes hätte folgen sollen: aber dieser kann 2 vor einem heftigen Schlucken nicht reden. Er vertauscht daher seine Stelle mit seinem nächsten Nachbar Eryximachus, der ihm den Rath giebt mittlerzeit, wenn kein Zurückhalten des Athems helfen wolle, sich mit Wasser zu gurgeln, oder durch Kitzeln in der Nase das Niesen zu reizen. Dies würde gewiss den Schlucken bald stillen.

XII. Eryximachus hebt seinen Vortrag mit der Versprechung an, dass er die Rede seines Vorgängers fortsetzen und dessen Gedanken weiter ausführen wolle. Doch thut er das nur in so weit, als er den von Pausanias angenom

[blocks in formation]

*) Zum Erstaunen ist es, wie Sitten und Kostume die Dinge in der Welt umzukehren im Stande sind. Der Leser kann an vielen Orten dieser Rede, besonders im ganzen letztern Theil, an die Stelle des Geliebten in Gedanken eine Geliebte setzen, und er wird keine Ursache finden, mit den Gedanken des Pausanias unzufrieden zu sein.

3) [Wolf hat seine frühere Bemerkung hier gestrichen: Dass Aristophanes die Magenkrämpfe wohl nicht so für die Langeweile kriegt ist in den Anmerkungen erinnert. Izt sehe ich dass auch Aristides so dachte. Doch hat es Platon dem Rhetor hierin nicht recht gemacht. Es dünkt ihn οὐδὲν πρὸς λόγον -]

« السابقةمتابعة »