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35 der touf si seit unkristen:

wan fürhtent si den stap

der ouch die juden villet?
ir schrîen lûte erhillet.

manc lop dem kriuze erschillet:

40 erlosen wir daz grap!

Diu menscheit muoz verderben, suln wir den lôn erwerben. got wolde dur uns sterben, sin drô ist uf gespart. 15 Sîn kriuze vil gehêret hât maneges heil gemêret. swer sich von zwîvel kêret, der hât den geist bewart. Sündic lip vergezzen,

50 dir sint diu jâr gemezzen: der tôt hât uns besezzen die veigen âne wer.

nû hellent hin gelîche, daz wir daz himelrîche 55 erwerben sicherliche

77, 24

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36. warum fürchten sie nicht'. sie sind doch heiden; warum sind sie noch nicht in furcht dem scepter unterworfen, welches auch die juden züchtigt? wan wie 84, 58. stap 'bezeichnet hier das kreuz Christi (vgl. Schmeller St. Ulrichs leben XI❘ des frônen kriuces stap) mit beziehung auf gottes richter und strafgewalt'. mhd. wörterb. II, 2, 593 f. deren symbol ist der stab. RA. 761. 134 ff. vgl. 84, 5.

dur uns niht mê sterben wil, von sînem tôde wart uns zorn. vgl. epist. ad Hebr. c. 10, 26 f. nam si ultro peccaverimus post acceptam cognitionem veritatis, поп adhuc pro peccatis reliqua est hostia: sed horrenda quaedam exspectatio iudicii et ignis fervor.

44. sein zorn wird uns einst treffen, wenn wir für ihn, der für uns gestorben, nicht unser leben einsetzen wollen.

durch seinen kreuzestod ist mancher errettet. der hat die seele bewahrt, der ihm ohne bedenken zu hilfe zieht. der leib ist dem tode verfallen, sorget für die seele. 47. zwivel die ungewisse stimmung, in der man nicht weiss, was man thun soll. - 49. vergezzen part. praet. mit activer bedeutung, wie erfahren, 41 menscheit wie v. 32. gewandert, gereist, vermessen, ver43. König Tirol (HMS. 1, 61) got | logen u. a. Gr 4,70 f. 53. hellen

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bî dulteclîcher zer.

got wil mit heldes handen dort rechen sînen anden.

sich schar von manegen landen

60 des heiligeistes her.

Got, dîne helfe uns sende,

mit dîner zesewen hende

bewar uns an dem ende, sô uns der geist verlât, 65 Vor helleheizen wallen, daz wir dar in iht vallen. ez ist wol kunt uns allen, wie jâmerlîch ez stât,

Daz hêre lant vil reine, 70 gar helfelôs und eine. Ierusalêm, nû weine: wie dîn vergezzen ist! der heiden überhêre

hât dich verschelket sêre. 75 dur dîner namen êre

lâ dich erbarmen, Krist, mit welher nôt si ringen, die dort den borgen dingen. dazs uns alsô betwingen, 80 daz wende in kurzer frist.

bezeichnet hier die schnelle bewegung. | s. zu 16, 1. 56. zer stf. aufwand, zehrung. hier der aufwand seiner selbst: dass wir mit geduldig ertragender aufopferung'. 58. sinen anden rechen wird von manchen dichtern des 14. jahrh. gemieden. s. Jänicke zu Biterolf 3702. 60. heilic geist zu einem worte zusammengezogen und als ein wort

78, 4

flectiert. 'in der beichtformel bei MSD. 230, 27 hat die hds. demo almahtigote, in einer Heidelberger hds. des augsburger stadtrechts bei Wilken s. 382 steht des allmacchtigottes'. Haupt bei Lchm.

65. wallen nicht infinitiv (s. zu XIIII, 2), sondern dat. plur. von wal stm. das wogen. 78. verstehe ich nicht.

92. GÖTTLICHES GEHEIMNIS.

Mehtiger got, dû bist sô lanc und bist sô breit: gedæht wir dâ nâch daz wir unser arbeit

niht verlürn! dirst ungemezzen maht und êwekeit.

ich weiz bî mir wol daz ein ander ouch dar umbe trahtet:

5 sô ist ez, als ez ie was, unseren sinnen unbereit.
dû bist ze grôz, dû bist ze kleine: êst ungeahtet.
tumber gouch, der dran betaget oder benahtet!
wil er wizzen daz nie wart gepredjet noch gepfahtet?

DER NÜRNBERGER HOFTAG.

10, 1

Der spruch berichtet über den hoftag, der im juli 1224 in Nürnberg abgehalten war.

Si frâgent mich vil dicke, waz ich habe gesehen, 84, 14 10 swenn ich von hove rîte, und waz dâ sî geschehen. ich lüge ungerne, und wil der wârheit halber niht verjehen. ze Nüerenbere was guot gerihte, daz sage ich ze mære. umb ir milte frâget varndez volc: daz kan wol spehen. die seiten mir, ir malhen schieden dannen lære: 15 unser heimschen fürsten sîn sô hovebære,

daz Liupolt eine müeste geben, wan dêr ein gast dâ wære.

1. Eccles VIII, 16. 17. quum autem adhiberem animum meum ad cognoscendum sapientiam et ad perspiciendum ipsum negotium quod fit super terram, si etiam interdiu et noctu somnum oculis suis quispiam non percipiat. animadverti totum opus dei, non posse hominem assequi illud opus quod fit sub sole, quamvis laboriose homo quaerat non tamen assecuturum esse. Marner (HMS. 2, 236a) sin hæhe diu ist dir ze hô, sîn wite ze breit, sin grunt ze tief, sîn lenge sich dir lenget. 2. gedæht wir zu 2, 40. nách bei dem gegenstande der das ziel unseres strebens und unserer wünsche ist. 'möchten wir doch daran denken, damit'. 4. ich weiz bi mir 'ich weiss es durch mich, kann von mir selbst schliessen'. 5. der durch so eingeleitete satz bildet den gegensatz zum vorhergehenden. 45, 7. 83, 44. unbereit nicht

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10. also Walther besuchte die hoftage öfters. 13. ir das substantivum, auf welches sich dies pronomen bezieht, ist aus dem zusammenhange zu ergänzen, daz kan wol spehen das versteht sich darauf. vgl. 28, 23. 14. die gernden sagen: 'wir sind mit leeren taschen abgezogen. unsere heimischen fürsten sind so anständig, dass Leopold allein würde gegeben haben, er nicht ein gast gewesen wäre'. Leopold wird also damit entschuldigt, dass er als gast in Nürnberg dass dies im allgemeinen als entschuldigung galt, ist ganz natür

war.

wenn

ZUM PREISE ERZBISCHOFS ENGELBRECHT.

Der spruch preist die verdienste des erzbischofs Engelbrecht von Köln, den Friedrich II bei seinem scheiden aus Deutschland zum reichsverweser und vormund seines sohnes Heinrich gemacht hatte. durch seine strenge gerechtigkeit wurde er der freund aller bedrängten, und der gefürchtete feind derer, welche wider recht und gesetz sich auf kosten anderer zu bereichern gewohnt waren. wann Walther den spruch gedichtet habe, lässt sich nicht bestimmen. nur so viel steht fest, dass Engelbrecht schon eine zeit lang das amt des reichsverwesers musste bekleidet haben. aber in den worten si iuwer werdekeit dekeinen bæsen zagen swære hat der dichter doch wol einen bestimmten vorgang im auge, vielleicht daz guot gerihte, das er im vorhergehenden spruche hervorhebt. in Nürnberg wurde nämlich festgesetzt, 'dass kein landesherr oder sonst jemand den leuten irgend eines die benutzung der königlichen und öffentlichen strasse, sofern sie darauf ihre kaufmannswaaren einherschaffen und ihre handelschaft treiben wollen, untersagen dürfe,' ein sehr wichtiger beschluss, der freilich trotz widerholter einschärfungen nicht zur geltung gebracht werden konnte.

Von Kölne werder bischof, sint von schulden frô. ir hânt dem rîche wol gedienet, und alsô daz iuwer lop da enzwischen stîget unde sweibet hô. 20 sî iuwer werdekeit dekeinen boesen zagen swære, fürsten meister, daz sî iu als ein unnütze drô. getriuwer küneges pflegære, ir sît hôher mære,

85, 1

lich, denn die beschwerlichkeit des
reisens, die an sich schon gross
genug war, würde durch ors silber
gold und darzuo kleider für die gern-
den, noch bedeutend erhöht worden
sein. man beschränkte sich so viel als
möglich. als die Hunnen und Bur-
gunden vor Worms ein turnier ab
halten wollten (Biterolf 8564), schlug
Siegfried als busse für den gefangenen
ritter 1000 mark vor. da antwortet
aber Rüdiger: jâ künic, sî wir geste.
Etzelen des küneges hêr treskamer ist
mir ze verre. vgl. Erec. 2266.
wird als etwas ganz besonderes her-
vorgehoben, wenn auch ein gast mit
gut so versehen ist, dass er die
milte üben kann, als wenn er daheim
wäre. so heisst es im Wigalois
V. 2949 diu frouwe was mit rât ge-
aren von ir lande: deheinen mangel

es

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25

keisers êren trôst baz danne ie kanzelære,

drîer künege und einlif tûsent megde kamerære.

DIE SCHWIERIGE AUFGABE.

84, 22

Ueber die wahrscheinliche veranlassung dieses spruches s. einleit. s. 22. Ich traf dâ her vil rehte drîer slahte sanc, den hôhen und den nidern und den mittelswanc, daz mir die rederîchen iegeslîches sagten danc. wie könd ich der drîer einen nû ze dank gesingen? der hôhe der ist mir ze starc, der nider gar ze kranc, 30 der mittel gar ze spæhe an disen twerhen dingen.

nû hilf mîr, edelr küneges rât, da enzwischen dringen,
daz wir als ê ein ungehazzet liet zesamene bringen.

AUF ENGELBRECHTS TOD.

Der erzbischof Engelbrecht wurde am 7 november 1225 von seinem eigenen neffen, grafen Friedrich von Isenburg, ermordet. erst im folgenden jahre 1226 wurde der mörder in Lüttich ergriffen und am jahrestage seiner schandthat aufs rad geflochten. Walthers spruch ist jedesfalls sehr bald, nachdem der mord bekannt geworden war, gedichtet. merkwürdig ist der anfang, dass Walther durch die worte swes leben ich lobe des tôt den wil ich iemer clagen, seine todtenklage begründen zu müssen glaubt. er erklärt 23. trôst helfer, schützer s. zu 83, 134. | script. mus. 1, 6) hinzuweisen: tres 'schützer kaiserlichen ansehns'. kanzelære. der erzbischof von köln war kanzler für Italien, der von Mainz für Deutschland, der von Trier für Burgund. 24. die heiligen drei könige in Köln und die elftausend jungfrauen der heiligen Ursula.

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25. slahte. nach drier solte man den plural erwarten. man sieht, dass slahte in dieser verbindung zum adverbium geworden ist. Gr. 3, 77.

Walther überträgt die ausdrücke der fechtkunst auf die dichtkunst; vgl. Gudrun 359 den besten meister min wil ich dich leren heizen durch die liebe dîn, daz dû doch drie swanke künnest, swâ man strîte. ob aber den drei hieben drei bestimmt geschiedenene sangesarten entsprechen sollen, und welche, weiss ich nicht anzugeben. es möge aber gestattet sein auf eine stelle in den instituta patrum de modo psallendi (Gerbert

ordines melodiae in tribus distinctionibus temporum habeamus, verbi gratia, in praecipuis Solempnitatibus toto corde et ore omnique affectu devotionis; in Dominicis diebus et maioribus Festivitatibus sive Natalitiis Sanctorum multo remissius; privatis autem diebus ita psalmodia moduletur nocturnis horis et cantus de die, ut omnes possint devote psallere et intente cantare sine strepitu vocis, cum affectu absque defectu.

27. rederiche beredt, kunstverständig. vgl. den gebrauch von rede 15, 23. 36, 33. 53, 63. 57, 48. iegliches sagten danc für jeden anerkennung zollten. vgl. Bit. 9116 swer ie hiete vernomen von deheinen swerten klanc, der mohte im wol sagen danc und sînen wîganden. 30. der mittelste ist mir zu spæhe, kunstreich, fein, für diese verschrobenen dinge. 31. da enzwischen. in die twerken dinge dringen, ihnen beikommen.

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