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Encyklopädie

des

gesammten Erziehungs- und Unterrichtswesens,

bearbeitet

von einer Anzahl Schulmänner und Gelehrten,

herausgegeben

unter Mitwirkung von Prof. Dr. v. Palmer und Prof. Dr. Wildermuth
in Tübingen

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Schnellpreffendruď von Aug. Wörner, vorm. J. G. Sprandel, in Stuttgart.

Reinlichkeit ist das Bestreben, sich und das Seine rein zu halten, der Sinn für Reinheit. Rein aber ist alles, was frei ist von fremdartigem, verderbendem oder entstellendem Zusaß oder Anhang; bei flüßigen Stoffen = lauter, bei festen = sauber, frei von Befleckung, Beschmutzung. Ursprünglich und gewöhnlich wird das Wort Reinlichkeit von äußeren, leiblichen Dingen gebraucht, während für innere, sittliche Reinheit der Sprachgebrauch sich mehr die Form Reinigkeit zum Ausdruck geprägt hat. Wir denken, vom pädagogischen Standpunct aus betrachtet, bei der Reinlichkeit vorzugsweise an äußere Sauberkeit. Der reinliche Mensch äußert sein Wohlgefallen am Reinen und Feinen, wie sein Misfallen am Unreinen, an Schmuß, Unzier und Vernachläßigung in Beziehung auf seinen eigenen Leib, auf dessen Bedeckung, auf Geräthe, mit dem er sich beschäftigt, auf seine nächste Umgebung überhaupt. So weit die Macht seines Willens reicht, so weit bethätigt sich auch die Reinlichkeit eines Menschen. Der unreinliche dagegen vernachläßigt sein Aeußeres, es fehlt bei ihm an kräftiger Beherrschung und Ueberwachung seiner leiblichen Erscheinung und seiner nächsten Umgebung, sei es, daß er die Dinge, die sein Aeußeres verunreinigen, gar nicht beachtet, oder daß es ihm an Willens- und Thatkraft fehlt, Unreines und Entstellendes davon abzuhalten oder rechtzeitig wieder zu entfernen. Reinlichkeit ist somit ein Stück der Herrschaft, die der Geist über das seelische und leibliche Leben führt, ein Stück Selbstbeherrschung; Unreinlichkeit dagegen ist eine von den Schranken, welche die träge, bequeme und achtLose Natur der Königsmacht des Geistes und seines Willens seßt. Wir finden sie daher in der Regel bei rohen, auf tiefer Gefittungsstufe stehenden Völkern, und unter den gesitteten an denjenigen Ständen und Personen, die von der allgemeinen Bildung derselben noch weniger berührt sind. Reinlichkeit und Bildung sind unzertrennlich. Es wäre zwar bedenklich, die äußere Reinlichkeit unbedingt als Bürgschaft für die innere Reinheit anzusehen. Die reine, feine Außenseite verdeckt oft viel inneren Wust. Es giebt auch schmußige Seelen in sauber gewöhnten Leibern, „eine Art,“ wie Salomo sagt, „die sich rein dünkt, und ist doch von ihrem Koth nicht gewaschen." Umgekehrt kann da und dort ein Mensch, der sein Augenmerk vorzugsweise auf das Innere gerichtet hält, über dem Eifer der innern Arbeit nur eben nicht vollends bis zu der im Leiblichen sich vollendenden Reinheit durchgedrungen sein. Manches Gelehrtenoder Ascetenheiligthum könnte dafür zeugen. *) 3m allgemeinen wird man aber doch sagen können: die reine Erscheinung im äußeren läßt auch mit Wahrscheinlichkeit auf eine reine Wirthschaft im innern Leben schließen, ist einer von den Spiegeln, aus denen etwas von dem Angesichte des inwendigen Menschen hervorblickt. In einem unreinen, schmußumhüllten Leibe wird man keine feine Seele suchen. Die Reinheit und Feinheit des innern Menschen reinigt, beleuchtet und verklärt auch den äußeren, den Leib und seine Umgebung. Das gilt schon von dem Innern des natürlichen Menschen, der die Kraft der reinigenden und heiligenden Gnade Gottes in Christo

*) Was das „Gelehrtenheiligthum“ anbelangt, so wird da doch ein Unterschied zu machen sein zwischen dem Anblick, den ein nicht aufgeräumtes Zimmer, das Umherliegen von Büchern und Papieren auf Stühlen und am Boden, der Staub auf den Geräthen, die nachläßige Klei-. dung des Bewohners gewährt, und zwischen einem ungewaschenen Gesicht, schmutzigen Hemd u. s. w. Nur das Letztere ist Unreinlichkeit. Ueberhaupt empfiehlt die Erfahrung (wir denken z. B. an Bestalozzi) große Behutsamkeit in solchem Schluß aus dem Aeußeren auf das Innere. D. Red.

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noch nicht erfahren hat. Hält doch die Natur dem Menschen so reichlich in ihren Werken mit dem Bilde der Ordnung und Schönheit auch das der Reinheit und Sauberkeit vor Augen. Wie rein und zierlich zugleich arbeitet die Pflanzen-, die Blumenwelt! Welch eine großartige Reinlichkeitspolizei tritt in einem großen Theile der Insecten auf! Daß das Auge schon der alten Völker für diese Naturwinke nicht verschlossen war, bezeugt u. a. die Verwandtschaft der Begriffe von Reinheit und Schönheit mit dem der Welt bei Griechen und Römern (xóouos, mundus). Den indischen Weisen läßt Platen mahnen: In krystallne Quellen Schleudre keinen Stein. Bete zu den Wellen: Wär auch ich so rein!" Auch Athen und Rom wußte die reine Erscheinung des Menschen, das blendende Weiß des Palliums, der Toga zu würdigen und stieß sich an der cynischen Vernachläßigung des Aeußern. Der Werth, den man auf Baden und Bäder für Reich und Arm legte, ist zugleich ein Zeugnis für den Reinlichkeitssinn der alten Culturvölker. Auch die Gebildeten unter unsern heutigen Heidenvölkern, der Bramine in Indien, der Mandarin in China, halten auf reinen Leib und reinen, schmucken Anzug. - Die reine Erscheinung des Menschen ist ein Zeichen seiner Humanität. In dem Maße, als diese überhaupt entwickelt ist, tritt auch jene ins Licht. Doch vermochte und vermag die bloß äußerliche und eben nur aus dem natürlichen Menschen stammende Reinlichkeit, und wäre sie bis aufs äußerste getrieben, nicht die Reinigkeit des innern Menschen zu bewirken. Die wahre, die christliche Reinlichkeit geht von der inwendigen Reinigung des Herzens und Gewissens aus. Der von allem ungöttlichen, unheiligen Wesen gereinigte und sich in der dargereichten Geisteskraft von oben fort und fort reinigende Geist dringt aus dem Heiligthum des inwendigen Menschen heraus und leuchtet als ein Licht auch in das leibliche Leben hinein. Als auf dem Berge der Verklärung das sonst verborgene Licht der Gottesherrlichkeit aus dem Herrn auf Augenblicke hervorleuchtete, da ward (Luc. 9, 29.) „die Gestalt seines Angesichts anders, und sein Kleid ward weiß und glänzte." Etwas von dieser Durchleuchtung des Leibes und der Kleidung, von dieser Beleuchtung der nächsten Umgebung vollzieht sich bei jedem wahren Chriften, etwas von dem Lichtglanze, der sein Inneres durchleuchtet, fällt auch auf seine leibliche Erscheinung. Wer das Volk auch in seinen niedrigen und ärmeren Schichten kennt, der weiß aus Erfahrung, daß wahrhaft chriftlicher Sinn und Wandel in der Regel auch mit leiblicher Reinlichfeit verbunden ist. Die Stuben der frommen Armut find gewöhnlich gekehrt, geordnet, die Kinder derselben gewaschen, gekämmt, ihre Kleider verhältnismäßig sauber und geben, auch wenn sie schadhaft geworden, Zeugnis, daß die Nadel nicht müßig gewesen.

Aus alle dem leuchtet von selbst die pädagogische Bedeutung der Reinlichkeit ein. Die Gewöhnung zu dieser Tugend ist kein geringer Theil der Arbeit, durch welche das Menschenkind und sonderlich das Christenkind seinem Bildungsziele zuzuführen ist. Das Ebenbild Gottes und Nachbild Chrifti soll auch in einem reinen Leibestempel wohnen und der Tempel in reiner Umgebung stehen. Es war darum dem höchsten Erzieher, der sein Volk Israel zog, „wie ein Vater seinen Sohn zeucht," nicht zu gering, die Reinigung des innern Menschen auch durch allerlei leibliche Waschungen und Reinigungen abzuschatten und vorzubilden, und sein Knecht Mose hat, wie Zeller sagt, „auch das Schäufelein nicht vergessen“ (5. Mos. 23, 14.), mit dem Beisaße: „Darum soll dein Lager heilig sein." Zeller fügt noch bei: „Reinlichkeit gehört zur äußern Heiligung." Rechnen wir noch hinzu, wie eng Reinheit und Schönheit verschwistert find („das Schöne kommt von schonen," sagt Rückert), ferner, wie innig sich Reinlichkeit und Ordnungssinn berühren, nehmen wir dazu den Einflußz, den die persönliche und örtliche Reinlichkeit oder ihr Gegentheil auch auf die leibliche Gesundheit übt, ja, wie selbst das Gedeihen des Haushaltes dabei mit berührt wird, so ist gewiß die Forderung an die erziehenden Personen in Haus und Schule wohlbegründet, daß sie den Sinn für leibliche Reinheit mit aller Sorgfalt wecken, nähren und bilden.

Das Erste und Beste muß hiebei schon in der Kinderstube geschehen. Schon

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