51. Der welte lôn. Alin sêle müeze wol gevarn! ich hân zer welte manegen lip Gemachet fro, man unde wîp: künd ich dar under mich bewarn! Lobe ich des lîbes minne, deis der sêle leit: si giht ez sî ein lüge, ich tobe. der waren minne giht si ganzer stætekeit, wie guot si si, wies iemer wer. Lip, là die minne diu dich låt, und habe die stæten minne wert: mich dunket, der dû hâst gegert, diu si niht visch unz an den gråt. Ich hat ein schonez bilde erkorn, ez hât schon unde rede verlorn. wonte ein wunder inne: daz fuor ine weiz war: dà von gesweic daz bilde iesà. sin liljeròsevarwe wart so karkelvar, daz ez verlôs smac unde schîn. Mîn bilde, ob ich bekerkelt bin in dir, sò là mich ûz alsó, daz wir ein ander vinden frô. wan ich muoz aber wider in. Welt, ich hân dinen lôn ersehen: swaz dû mir gist, daz nimest dû mir: Wir scheiden alle blôz von dir. scham dich, sol mir also geschehen. Ich han lip unde sêle (des was gar ze vil) gewäget tûsentstunt dur dich: nú bin ich alt und hâst mit mir din gampelspil: ist mir daz zorn, sô lachest dû. Ich was mit sehenden ougen blint und aller guoten sinne ein rint, swiech mine missetât der welte hal. mach ê mich reine, versenke sich in daz verlorne tal. 53. Marja hilf. Marjå klàr, vil hôhgeloptiu frowe süeze, hilf mir dur dînes kindes êre, deich mîn sünde gebüeze. den hæhe tiefe breite lenge umbgrifen mohte nie, der engel küniginne, dû trüeg in ân alle swære. 54. Morgensegen. Mit sælden müeze ich hiute ûf stên, und riten, swar ich in dem lande kêre. junger mensch unt alter got, dêmüetic vor dem esel und vor dem rinde; und doch mit sældenrîcher huote pflac din Gabriel der guote wol mit triuwen sunder spot; als pflig ouch mîn, daz an mir iht erwinde 55. Got, hilf und vergip. Dil wol gelobter got, wie selten ich dich prise! sit ich von dir beide wort hân unde wise, wie getar ich so gefreveln under dîme rise? Ichn tuon diu rehten werc, ichn hàn die waren minne ze mînem ebenkristen, hêrre vater, noch ze dir: so holt enwart ich ir dekeinem nie sô mir. frôn Krist vater und sun, dîn geist berihte mîne sinne. Wie solt ich den geminnen, der mir übele tuot? mir muoz der iemer lieber sîn, der mir ist guot: vergip mir anders mîne schulde, ich wil noch haben den muot. 56. Rehtiu minne. Swer âne vorhte, herre got, wil sprechen dìniu zehen gebot, und brichet diu, daz ist niht rehtiu minne. Dich heizet vater maneger vil: swer mîn ze bruoder niht enwil, der spricht diu starken wort ûz krankem sinne. Wir wahsen ûz gelichem dinge, spise frumet uns, diu wirt ringe, sô si dur den munt gevert. wer kan den hêrren von dem knehte scheiden, het er ir joch lebender künde, im dienent kristen, juden unde heiden, der elliu lebenden wunder nert. 57. Fride unde reht ligent dar nider. (Nach dem zu Messina am 28. Sept. 1197 erfolgten Tode Heinrichs VI.) Ich saz ûf eime steine, und dahte bein mit beine, wie man zer welte solte leben: diu zwei sint êre und varnde guot, der zweier übergulde: die wolte ich gerne in einen schrîn. ja leider desn mac niht gesîn, Daz guot und weltlich êre und gotes hulde mêre zesamene in ein herze komen. stig unde wege sint in benomen, untriuwe ist in der sâze, gewalt vert ûf der stràze. fride unde reht sint sêre wunt: diu driu enhabent geleites niht, diu zwei enwerden ê gesunt. |