248. Er sprach ze Liudégaste 'nu sît mir willekomen. Der wirt mir nu vergolten, ob ich gelücke hân. Umbe schone huote wir geben michel guot, daz ir genædiclichen an iwren vîenden tuot.' 250. 'Ich wil iuch beide làzen,' sprach er, 'ledec gên. daz mîne viende hie bî mir bestên, Des wil ich haben pürgen, daz si mîniu lant iht rumen ane hulde,’ des bôt do Liudger die hant. Zu Pfingsten, sechs Wochen nach der Heimkehr (256, 270), hält Gunther eine Hochgezit (ein großes Fest), bei welcher auch Liudgast und Liudgér zugegen sind, und Sigfrid, nachdem er bereits ein ganzes Jahr in Worms gewesen (137), zum erstenmal die Kriemhild sieht. Sie kommt in dem Festzuge mit ihrer Mutter, begleitet von dem burgundischen Hofgesinde und vielen Frauen, und es heißt von ihr : 280. Nu gie diu minnecliche alsô der morgenrôt tuot uz trieben wolken. dâ schiet von maneger nôt 281. Ja lûhte ir von ir wæte vil manic edel stein, 282. Sam der liehte mâne vor den sternen stât, des schîn sô lûterliche ab den wolken gât, Von Sigfrid heißt es: 285. Dô stuont sô minneclîche daz Siglinde kint, daz man helt neheinen so schoenen nie gesach. Gunther ladet Sigfrid zum Lohn für seine Dienste (287, 2) und um ihn zu gewinnen (288, 4) ein, an den Hof zu kommen, daz Kriemhild ihn grüße (288,3): 'diu nie gruozte recken, diu sol in grüezen pflegen. Und 297 lesen wir: Der künec von Tenemarke sprach dô sâ zestunt 'des vil hôhen gruozes lit vil maneger wunt, Des ich dâ wol enpfinde, von Sifrides hant. got lâze in nimmer mêre ze Tenemarke in daz lant.' Als das Fest zu Ende gieng und Liudgast und Liudgér von ihren Wunden geheilt waren, verlangten dieselben heim in ihr Land, wollten aber vorher einen festen Frieden (310, 3): ‘wir gern stæter suone.' Sie boten für ihre Freiheit so viel Goldes, als fünfhundert Pferde tragen möchten (313, 2). Sigfrid räth, sie ohne Lösegeld ziehen und sie nur geloben zu laßen, daß sie nie wieder als Feinde in das Land kommen wollten (314). So kehren sie heim. Darauf will auch Sigfrid Urlaub nehmen, läßt sich aber von Giselher leicht bewegen, noch länger bei ihnen zu bleiben. C. 325. Ez was ein küniginne gesezzen über sê: ninder ir geliche was deheiniu mê. Si was unmâzen schoene, vil michel was ir kraft, si schoz mit snellen degnen umbe minne den schaft. 326. Den stein warf si verre, dar nach si wîten spranc. swer ir minne gerte, der muose âne wanc Driu spil an gewinnen der vrowen wol geborn: gebrast im an eime, er het daz houbet verlorn. 328. Dô sprach der voit von Rine 'ich wil an den sê, hin zuo Prünhilde, swie ez mir ergê. Ich wil umb ir minne wagen den lip: den wil ich verliesen, sine werde min wip.' 331. Er sprach 'wil du mir helfen, edel Sifrit, die minneclichen werben? tuo des ich dich bit. 332. Des antwurte Sifrit Sigmundes suon 'gist du mir din swester, so wil ich ez tuon, so gere ich niht lônes nach mînen arbeiten mêr.' 333. 'Daz lobe ich,' sprach Gunther, 'Sifrit, an dîne hant. 334. Des swuoren si dô eide, die reken vil hêr. des wart ir arbeite verre dester mêr, Ê daz si die frouwen brâhten an den Rin. des muosen die küenen sît in grôzen næten sin. 335. Sifrit muose füeren die kappen mit im dan, die der helt küene mit sorge gewan Ab eime getwerge, daz hiez Albrich. sich garten zuo der verte reken küene unde rich. 365. Ir goltvarwen schilde man truoc in ûf den sant unde brâhte in zuo zin allez ir gewant: Ros hiez man in ziehen: si wolden riten dan. da wart von schoenen frouwen michel weinen getân. 368. Sifrit do balde ein schalten gewan, von stade er schieben vaste began. Gunther der küene ein ruoder selbe nam. do huoben sich von lande die snellen riter lobesam. 369. Si fuorten riche spise, dar zuo guoten win, den besten den man kunde vinden umben Rin. Ir ros stuonden ebene, si heten guot gemach. ir schif giene ouch ebene: lüzel leides in geschach. 371. An dem zwelften morgen, so wir hæren sagen, heten si die winde verre dan getragen Gegen Îsensteine in Prünhilde lant: daz was niemen mêre wan Sifride bekant. 388. Sehs und ahzec türne si sâhen drinne stân, dri palas wite und einen sal wol getan Von edelem marmelsteine grüene alsam ein gras, dar inne selbe Prünhilt mit ir ingesinde was. 389. Diu burc was entslozzen, vil wîte ûf getân. do liefen in enkegene die Prünhilde man Und enphiengen die geste in ir frouwen lant. ir ros hiez man behalden und ir schilde von der hant. 398. Do diu küneginne Sifriden sach, zuo dem gaste si zühteclichen sprach 'Si willekomen hêr Sifrit her in ditze lant. waz meinet iwer reise? daz het ich gerne bekant.' 401. Er sprach 'hie ist Gunther, ein künec rich unde her: wærer niht mîn hêrre, ich hetez nimmer getan.' Behabe er die meisterschaft, so wird ich sin wip: gewinne aber ich ir einez, ez gêt iu allen an den lip. 404. Den stein sol er werfen und springen dar nách. den gêr mit mir schiezen. làt iu sin niht ze gàch. Ir muget hie wol verliesen die êre und ouch den lip: des sult ir iuch bedenken,' sprach daz minnecliche wip. 405. Sifrit der snelle zuo dem künege trat, allen sinen willen er in reden bat Gên der küniginne: er sold an angest sin: ich sol dich wol behüeten vor ir mit den listen min.' 406. Dô sprach der künic Gunther 'küneginne hêr, nu teilt swaz ir gebietet. und wæres dannoch mêr, 407. Dò diu küniginne sine rede vernam, der spile bat si gàhen, als ir daz gezam. Si hiez ir ze strîte bringen ir gewant, ein brünne von golde, und einen guoten schildes rant. 410. Die wile was ouch Sifrit, der wætliche man, end ez ieman wesse, zuo dem schiffe gegân, Då er sin tarnkappe verborgen ligen vant. dar in slouf er schiere: do was er niemen bekant. 411. Er ilte hin widere: dò sach er recken vil, der ze sinen ecken vil freislichen sneit. 425. Brünhilde sterke græzlichen schein. man truoc ir zuo dem ringe einen swæren stein, in truogen kûme zwelfe der küenen helde unde snel. 427. An ir vil wize arme si die ermel want, si begunde vazzen den schilt an der hant, Den ger si hôhe zucte: dô gie ez an den strit. die ellenden geste vorhten Prünhilde nît. 428. Unde wære im Sifrit niht dà ze helfe komen, Er gie dar tougenliche und ruort im sîne hant. 429. Er sprach 'gip mir von handen den schilt là mich tragen, unde merke rehte waz du mich hœrest sagen. Nu habe du die gebærde: diu werc wil ich begần.' dò er in bekande, ez was im liebe getàu. 430. Dô schôz vil krefticlichen diu hêrliche meit ûf einen schilt niuwen, michel unde breit: Den truoc an sìner hende daz Siglinde kint. daz fiur spranc von stâle, sam ez wâte der wint. 431. Des starken gêres snîde al durch den schilt gebrach, daz man daz fiwer lougen ûz den ringen sach. Des schuzzes beide strûchten die kreftige man: wan diu tarnkappe, si wæren tôt då bestân. 432. Sifride dem küenen von munde brast daz bluot. vil balde spranc er widere: dô nam der helt guot Den ger den si geschozzen im hete durch den rant: den schôz dô hin widere des starken Sifrides hant. 433. Daz fiwer stoup ûz ringen, als ob ez tribe der wint. den gêr schôz mit ellen daz Sigmundes kint. Sine mohte mit ir krefte des schuzes niht gestân. 434. Brünhilt diu schone balde ûf spranc: 'edel riter Gunther, des schuzzes habe danc.' |