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BRUODER DÂVÎT VON AUGSBURC.

1. Der spiegel der tugent.

5.

Unser herre Jesus Kristus der hât sich selben gediemüetiget ze allen den dingen, diu uns zuo dem êwigen heile nütze und nôtdürftic sint, von ganzen triuwen. Dâ von sô ist daz billich, daz ouch wir uns vlizen alle zît, nâch sinem willen unser herze und unser leben ze rihten, wan sin wille ist ein forme aller rehtekeit und ist diu êrste unde diu hæhste rehtekeit, unde sô im ie næher sô ie rehter. Unde wan wir sînes willen an sîner gotheit niht erkennen möhten, dar umbe enpfienc er die menscheit an sich, als er den engeln in dem himele geoffent hête sînen willen in sîner gotheit, daz er ouch selbe uns menschen hie en erde lêrte sînen willen mit sîner menscheit, diu nach der gotheit also gänzlichen geordent ist an aller heilekeit, als iz zimlich ist got- 10. menschen in einer persôn vereinet. Er ist ein spiegel aller volkomenheit, dar inne wir uns alle zît ersehen süln, waz got von uns vorder ze behalten unde wes an uns gebreste nâch sînem inneristen willen. So ein iegelich mensch ie ofter disen spiegel für sich setzet unde ie vlizeclicher sich selben dar nâch rihtet unde reinet, sô er den gotlichen spiegel ie klärlicher in dem himele 15. ansehende wirt und ie volleclicher von sinem brehendem glaste erliuhtet. Dar umbe wart er, hôch an daz kriuze erbæret unde genagelt offenlichen ûf 'dem velde aller der werlde an zesehenne (als man die spiegel spulget an die türsiule ze nageln, daz die ûz und în gênden sich dar inne ersehen), daz wir alle an im lernen die tugentforme, die er uns hât af erde brâht von der himel- 20. schuole, der oberisten tugende schuolmeister. Siniu wort, sîniu werc sint allez tugentletzen, unde doch sunderlich lêrte er dise tugent, dô er sprach 'lernet von mir, wan ich senfte bin unde diemüetiges herzen, sô vindet ir ruowe

iuwern sêlen: mîn joch ist senftsüeze und mîn bürde ist ringe.' Die andern tugent lêrte er, dô er sprach 'dar an erkennent alle, die erkantnüsse habent, daz ir mîne lêrjunger sit, ob ir minne zuo einander habet, als ich iuch geminnet hân.' Sît er selbe giht, daz wir dise tugent von im lernen suln, swer nû 5. sîn schuolkint wil sîn, der zeige ez an der lernunge: der wol lernende schuolære ervreut und êret sinen schuolmeister Jêsum Kristum.

Swie aber niemen mit worten künne also volleclichen und alsô eigenlîchen keine tugent gelêren und in daz herze gemalen als diu ölunge des heiligen geistes, der si in daz herze giuzet, so helfent sie doch ein teil, daz man 10. daz herze deste baz künne dar nåch georden unde gerihten. Dar umbe, als verre ich mich iemitten verstên kan unde gedenken mac als dîme geiste rehte kome und gote liep an dir si, alsô lege, ich dir eine einvaltige forme für, nach der dû dich rihtest, als dû mich dicke gebeten hâst. Swâ aber dû dich bezzers verstêst unde daz dir baz kome, då wil ich niht daz dû mir volgest, 15. dâ volge dem bezzern meister, dem heiligen geiste, nach dem sich elliu herze rihten suln, die siner biwonunge gernt getrôst werden.

Und als er selbe senfter ist, also lerne von im senfte sîn dir selben unde den andern. Dir selben: daz dû allez din gemüete ûf in einen lâst, als verre daz mit vuoge sin mac vor des libes nôtdurft unde des gemeinen ordens gehôr20. sam; wan swie doch gotes heimliche ob allen dingen sî, sô muoz man doch etewenne underlâz haben dar an durch des libes krankeit, daz erz erwern müge, unde durch ander herzen vride, diu von ir brædekeit sich mürmelns niht erwern mugen. Swer unsern hêrren unbescheidenlichen behaben wil, dem entrinnet er ofte; swer sich sin bescheidenlichen underwîlen ânet mit sene, der 25. behabet in. Wan der sich nach im oder mit im ze einer wile also gar verkrenket, daz im diu kraft gar engêt, aller meist in dem houbet, der muoz dar nach unserm hêrren dà wider alsô vremede werden, daz er weder andæhteclichen gebeten getar noch an got tiefe gedenken, ob er den sin gert ze behalten. Dar zuo, als herte er vor dem libe was mit verkrenkenne, als zart 30. wirt im der lip dar nåch mit gemache unde mit senftem leben, daz er in ûf halte und widerbringe, und murmelt ûf die andern, daz sie im ungeloubic sîn und im sîner nôtdurft niht helfen nâch sîner dürfte. Dar under ergernt sich die andern von im, daz er müelich si unde den lip ze liep habe.

Volge dem gemeinen orden, swà dù mit vuoge maht und âne grozen 35. schaden der andâht, sô hàstû deste baz mêr vrides von der samenunge unde wirst deste minner vermæret, ob dir got iht heimlicher genâden tuot. Ziuch

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5.

dîn gemüete von allem, des dich niht angêt. Làz einen jeglichen sîn dine ahten unde sînen siten halten unde schaf dû mit gote dîn dinc. Swes aber dû maht gebezzert werden, des nim aleine war; daz ander låz hin gên. Beküm ber din herze niht mit urteile, wan dû niht wizzen kanst, umbe welhe sache oder in welhem sinne daz geschiht, daz dû urteilst; wan als wir ûzen ofte missesehen einez für daz ander, also misserâte wir ofte ein guotez für ein bæsez, als der schelhe, der zwei siht für einez und ist dar an betrogen. Maht duz aber niht ze guote kêren, dennoch bekümber dich niht dâ mite. Ez ist vil unverrihtunge in der kristenheit, der dû aller niht verrihten maht. Lid einez mit dem andern. Des dû niht trûwest gebezzern, dâ üebe dîn ge- 10. dult an. Swâ aber von dinem swigen iht ungevelliges wahsen möhte, daz von dîner rede mac gebezzert werden, da sprich zuo, senfteclichen, ernstliche, âne strît, daz dû dich dà mite unschuldigest, daz dus iht teilhaftic sîst des man dich anspreche. Bist dus iht schuldic, sô enpfàhez vil güetlichen, wan ez billich ist. Bist dus unschuldic, so enphàhez vrœlichen, wan sô bistû unserm hêrren 15. Jêsu Kristo deste glîcher, der vil itewîzes und ungemaches erliten hât âne alle sine schulde. Ez ist ein grôziu êre dem knehte, ob in sîn hêrre im selben gelichet. Då von setze din gemüete in die senfte, swaz dir widervar, daz daz von unserm hêrren also vor geordent si, dir ze guote. Dar umbe lîdez lieplichen dem ze liebe, der dirz geordent hât, daz dû im dâ mite dankest, 20. des er dir ze heile erliten hât mit grôzer liebe. Machet er dich siech unde biutet man dirz dar zuo unwirdeclîchen und erbarmet sich lützel iemen über dich, als dir not wære, sô gedenke an Jêsum Kristum, der in sinen græsten næten die græsten unwirde leit von spotte, von itewîze, von aller versmæhde unde dar zuo also wênic barmherzekeit vant, daz im in dem jungesten durste 25. niemen bôt einen wazzers trunc aller der wazzer, diu diu werlt hât; unde joch ezzich unde gallen bôt man im in spotte, daz bezeichent scharpfiu wort unde bittriu herze.

Als dû stæteclichen siech werdest, sô sæhe man vil gerne, daz dû schiere enbunden wurdest unde sie von dir. Wan unser hêrre uns manicvaltigen lôn 30. geben wil, so wil er, daz wir in mit manicvalter gedult verdienen: wêtages, mangels und unwirde; und als er eines verhenget über dich, also tuot er ouch des andern. Fürhtestû aber mêr anderr mensche beswærde, denne dînes siehtages, daz muostû ouch lîden mit Jêsu Kristô, dem sîn marter vil deste wirs tet durch siner vriunde herzenleit, sîner lieben muoter unde anderr sîner 35. vriunde unde aller der, die von siner marter betrüebet wurden oder gebœsert.

Sô ein ieglich mensch unsers hêrren marter ie gelicher ist hie in sinem kum ber, so er im dort ie næher unde gelicher wirt in sinen vreuden, die er uns mit sîner marter erarnet hat.

5. leide.

Vierlei kumber leit er durch uns: an guote, an lîbe, an êren, an herzenAn guote: daz er arm was an guote, an spise, an herberge, an urbor, an liuten, an kleidern. Dar zuo daz selbe gewändelin, des er niht enbern mohte durch menschliche brædekeit, des wart er beroubet vor dem kriuze. Er möhte ez wol vor hin gegeben haben siner armen muoter oder andern guoten armen, dà ez wol bestatet wære: do wolte erz gerner die roubære 10. lâzen nemen, daz er uns dà bî lêrte, daz daz ein als hôhiu tugent ist swer

güetliche vertreit daz leit, den schaden, daz ungemach, daz im ein anderr tuot, als der sich von im selben guoter werke vlizet, unde sô vil etwenne hæher, sô vil si seltsæner ist unde müelicher. An dem libe leit er arbeit, ungemach, bant, slege, stœze, wunden unde den tôt. An den êren leit er smâcheit, an15. liegen, verkêret, spot, schande, und als der bæste diep und ein mordære einen schäntlichen tôt. Herzenleit leit er ouch umbe die sorge gên sîner bittern marter und siner vriunde beswærde, umbe die, die der vriuntschaft gền im in sinen næten vergâzen unde gestuonden sinen vinden, die im då vor in sînen êren vriuntliche hêten geliepkôset. Da mite lêrte er uns ein sämelichez 20. lîden. Eteliche gestuonden sinen vinden niht unde getorsten sich doch niht offenliche sine vriunde erzeigen vor der vinde vorhte, allez uns ze einem bilde

unde zeiner lêre.

Lerne bi im, swer dich mit ihtiu besware, daz dû ez die wile gedul teclîchen lidest unde mit stille. Sò aber diu wîle vergêt, sô là dirz rehte 25. sîn, als ob ez niht gewesen si oder als ob ez ein troum gewesen si oder ein gedanke oder ein lihter wần, dà von sich niemen wiser betrüeben sol. Daz wære aber volkomenlich, der niht aleine gedulteclîche vertrüege daz im widermuotes widervüere, daz erz joch willecliche vertrüege unde dar zuo vrœliche unde süezelîche âne haz gên dem, von dem erz lîdet, daz er in 30. niht mêr vremede mit dem herzen, denne ob erz hête einem vremeden getan. In geistlichem leben sol man niht aleine süezekeit suochen unde gemach des herzen, man sol ouch tugent lernen und an wîsheit ûf nemen. Wan unser herre Jesus Kristus ist genant sînes vater tugent und sine wisheit, dà von sulu siniu schuolkint disiu beidiu von im lernen. Ganze ruowe mac 35. dehein herze gehaben åne ganze gedult, wan ez enmac hie niemen allem ungemache enpfliehen. Då von, swer ruowe in ungemache haben wil, der

wene sichs mit gedultekeit überwinden. Aber ze lernen gedultekeit ist dehein letze sô nütze als emzekeit widermuotes. Dâ von kumt mans in die gewonheit, daz man sîn minner ahtet.

Wisheit lêret ouch gedult, so wir betrahten, waz ungemach ist. Ist dir ein ander mensch vînt, waz ungemaches ist dir daz, daz er bi im in sînem 5. herzen treit? Nu bistû niht in sinem buosem. Wà rüeret dich denne sînes herzen übele, der von dir ist mêr denne einen schrit? Sprichet er dir iht leides, daz wort treit der wint hin als einen andern schal. Wâ hât dich daz troffen? an houbete oder an rucke oder wâ? Grifet er dich an dem guote an oder an dem libe, dannoch rüeret er daz herze niht, ob dû ez selbe låst 10. in ruowe. Dâ von, betrüebestû dich selbe umbe ûzeriu dinc, daz ist ein zeichen, daz dû diu mêr minnest denne dînes herzen ruowe und denne die sælekeit, die daz geruowet herze mit gote haben möhte. Als den willen niemen mac ze sünden twingen wan er selbe, also mac daz herze niht betrüeben wan ez selbe. Wan als mir niemen niht liebes kan getuon, ich enwelle mirz 15. selbe liep lâzen sîn, alsô mac mir niemen niht leides getuon, ob ich mirz selbe niht lâze leit sîn. Dâ von sol ein wise herze sich also orden, swaz im leides widervar, daz ez iz also enphâhe, als ob ezz alsô selbe gevüeget habe. Wan swaz ich mir selbe gevüege, daz betrüebet mich niht, wan ich woltez also. Da wider, swaz dir des niht wirt des dû gerst, da gedenke zuo, als ob 20. dû ez gehabt habest nâch dîner gerunge unde nû diu zît vergangen si. Wan daz dâ für ist, daz ist dem iezuo gelich, daz dà niht enist, swie doch sîn lôn etwenne noch då vor sî. Alsó hilfet wislichiu betraht unge ze gedult unde ze senfte des herzen unde ze allen tugenden, sô man betrahtet der tugende nutz unde der untugende ungankeit. Dar umbe hât uns unser hêrre ougen gege- 25. ben an dem libe und ouch an der sêle: als uns diu ûzern ougen wîsent unde zeigent daz wægeste an lîplichen dingen, daz uns diu innern ougen der verstantnüsse alsô lêren unde vürsehen, waz daz beste sî an geistlichen sachen.

Also lerne von Jêsu Kristo senfte sîn dir selben. Dar zuo lerne ouch 30. von im senfte sîn den andern, daz dû niemen swære sîst von dinen schulden mit worten, beidiu vor im unde von im, als dû von im vür guot hêtest, ob er dir oder von dir diu wort gesprochen hête, diu dû von im geredet hast. Mit werken wis niemen unsenfte. Tuo deheinem andern, des dû von im niht woldest mit willen. Mit dînen gebærden zeige niemen deheine unwirde, wan 35. daz getet Jesus Kristus nie, swie vil man im unwirde erbôt unde leides tet.

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