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435. Do gie si hin baldė: zornic was ir muot:

den stein huop vil hôhe diu edel maget guot.

Si swanc in krefticliche verre von der hant:

dò spranc si nach dem wurfe, daz lûte erklang ir gewant. 436. Der stein was gevallen zwelf klâfter dan:

den wurf brach mit sprunge diu maget wol getan.
Dar gie der snelle Sîfrit, dà der steín gelac:
Gunther in wegete, der helde des wurfes pflac.

437. Sifrit was küene kreftic unde lanc:

den stein warf er verrer, dar zuo er wîter spranc.
Von sinen schoenen listen het er kraft genuoc
daz er mit dem sprunge den künic Gunthere' truoc.
438. Zuo ir ingesinde ein teil si lûte sprach,

dô si ze ende des ringes den helt gesunden sach,
'Balde komet her nåher, mâge und mîne man:

ir sult künic Gunther alle werden undertân.'
439. Do leiten die vil küenen diu wâfen von der hant,
si buten sich ze füezen von Burgonden lant
Gunther dem richen, vil manic küener man.
si wånden er hête mit siner kraft diu spil getan.
440. Er gruoztes minnecliche: ja was er tugende rîch.
dò nam in bi der hende diu maget lobelich:
Si erloubte im daz er solde haben då gewalt.
des freuten sich die degne vil küene unde balt.

442. Sifrit der snelle, wîse er was genuoc,

sine tarnkappe er ze behalten truoc.

Dô gie er hin widere dà manic frouwe saz,
dà er und ander degne alles leides vergaz.

443. So wol mich dirre mære,' sprach Sifrit der degen,
'daz iwer hôhverten also ist gelegen,

Daz iemen lebet der iuwer meister müge sin.

nu sult ir, maget edele, uns binnen volgen an den Rin.'

Dieß Lied, in vielen Beziehungen das merkwürdigste des ganzen Gedichts, deutet in einigen Stellen auf ein früheres Verhältnis zwischen Sigfrid und Brünhild

hin. Genauere, aber nicht hinreichende Auskunft über dieß Verhältnis geben uns andere Aufzeichnungen der Sage.

Sigfrid weiß den Weg nach Island, er leitet die ganze Fahrt; es wird (371,4) ausdrücklich gesagt, daß ihm allein das Land der Brünhild bekannt war. Brünhild ihrerseits erkennt ihn (398) sogleich unter den Angekommenen; sie richtet ihren Gruß nicht an Gunther, auch nicht an einen Anderen der Begleiter, sondern an Sigfrid, und zwar in einer Weise, wie man einen längst Bekannten grüßt.

Eine Zeile (401, 4) ist in Beziehung auf dieß Verhältnis von besonderer Wichtigkeit. Sigfrid nämlich erklärt der Brünhild, daß er ihretwegen mit Gunther nach Island gekommen sei, und fügt hinzu :

wærer niht mîn hêrre, ich hetez nimmer getân.

Er findet es also für nöthig, sich bei ihr zu entschuldigen, daß er wieder vor ihr erscheine. Wozu dieß? Hatte er sich verpflichtet, sie nicht wieder zu sehen? Das Epos enthält weiterhin wohl Stellen, aus denen hervorgeht, daß Brünhild ihn noch immer liebt und ihn der Kriemhild neidet, aber keine einzige, die uns zu dem Schluß berechtigte, daß Sigfrid sie liebe oder jemals geliebt habe. Vielleicht setzt also das Lied voraus, daß wir uns denken, Sigfrid sei vor der ihm unheimlichen Liebe der Brünhild geflohen. Noch schwerer ist der erste Theil jener Zeile (401, 4) zu erklären: wær er niht min herre. Sigfrid entschuldigt sich damit, daß er nicht aus eigenem Antrieb, sondern auf das Geheiß Gunthers komme, der sein Herr sei. Entweder war dieß ein bloßes Vorgeben oder nicht ; das Epos läßt uns das Erstere annehmen. Brünhild, die auf seine Entschuldigung selbst nichts entgegnet, wiederholt dieß sein Vorgeben in einer Frage (402, 1), die ihre Betroffenheit oder ihre Verwunderung ausdrückt. Mußte sie ihn jetzt laßen? Lag dieß mit in seiner Absicht? Die Folge zeigt, daß sie seine Worte tief zu Herzen gefaßt und daraus das Leid gesponnen, in dessen Verhängnis er eintrat, als er für seine Hilfe die Hand von Kriemhild verlangt, und zu dessen Erfüllung der erste Schritt geschah, als er der Kriemhild sein früheres Verhältnis zur Brünhild offenbart.

Brünhild folgt nun dem König an den Rhein; vor Wormß angekommen, führt sie Gunther aus dem Schiffe an das Land, Kriemhild heißt sie willkommen und küsst sie, sie und ihre Mutter umarmen und küssen sie (546). Von Sigfrid an sein Versprechen erinnert (562), macht Gunther seiner Schwester die Eröffnung, worauf Sigfrid und Kriemhild sich mit einander verloben. Es wird eine doppelte Hochzeit gefeiert. An dieser gedenkt Brünhild der Worte Sigfrids,

die er auf Island zu ihr gesagt:

572. Der künic was gesezzen und Prünhilt diu meit.
dô si sach Kriemhilde (dô wart ir nie sô leit)
Bi Sifride sitzen, weinen si began.

über liehtiu wange sach man vallen trahen dan.

573. Dô sprach der wirt des landes 'waz ist iu, frowe min,
daz ir sô lâzet truoben lichter ougen schîn?

Ir sult iuch vröun balde: iu ist undertân

mîn lant und mîne bürge unde manic wætlich man.'

574. Ich mac wol weinen balde,' sprach diu schoene meit.
'umbe dîne swester ist mir von herzen leit.

Di sich ich sizen nâhen dem eigen holden dîn:

daz muoz ich immer weinen, sol si sô verderbet sin.'

575. Dô sprach der künic Gunther 'ir sult des stille dagen.
ich wil iu zanderen zîten disiu mære sagen,

War umbe ich mîne swester Sifride hân gegeben,

jâ mac si mit dem recken immer vroeliche leben."

Nun folgt eine ausführliche Beschreibung der Hochzeit. Als danach Sigfrid und Kriemhild sich anschicken, nach Niderland zu fahren, bieten ihm (639) die Könige Teilung von Land und Burgen an; Sigfrid lehnt dieß ab, Kriemhild aber möchte der burgundischen Degen nicht entraten, und so wird ihr überlaßen, sich tausend Mann zu ihrem Heimgesinde' auszulesen. Sie sendet nach Hagen und Ortwin, ob diese mit ihr ziehen wollen; Hagen weist diese Zumutung zornig zurück. Sie wählt nun zwei und dreißig Frauen und fünfhundert Mannen, von namhaften Helden ist es allein der Graf Eckewart, der ihr folgt (642-645).

Der alte Sigmund tritt nun seine Krone an Sigfrid ab. Dieser regierte in großem Reichtum und großer Macht ins zehnte Jahr, als Kriemhild einen Sohn bekam, den man Gunther hieß, wie der Brünhilde Sohn Sigfrid genannt ward. Danach werden Sigfrid und Kriemhild von Gunther eingeladen, an den Rhein zu kommen. Es ist Brünhild, von der die Einladung ausgeht:

667. Dô dâhte ouch alle zîte daz Guntheres wîp

'wie treit et alsô hôhe vrou Kriemhilt den lip?

Nu ist doch unser eigen Sîfrit ir man:

er hât uns nu lange lüzel dienste getân.'

Gunther, der sie noch nicht über das wahre Verhältnis belehrt, und es auch jetzt nicht thut, stellt ihr nur vor, daß die Entfernung zu groß sei und er sie nicht entbieten könne; sie aber erwidert (671, 1—2):

Swie hôhe riche wære deheines küneges man,

swaz im gebüte sîn hêrre, daz sold er doch niht lân.

Danach schmeichelt sie dem Könige mit guten Worten, bis ihr Wille geschieht: Gunther sendet dreißig Mann (676) unter dem Grafen Gére (684) nach Norwegen, um die Botschaft zu bringen; sie reisen drei Wochen und finden Sigfrid 'ze Nibelunge bürge ze Norwegen in der marke' (682). Gére bringt Sigfrids Zusage nach Wormß zurück; als er daselbst die großen Gaben an Gold und Kleidern zeigt, die er von Sigfrid empfangen, heißt es:

717. 'Er mac,' sprach dô Hagne, 'von im sampfte geben:
ern kundez niht verswenden, sold er immer leben.

Hort der Niblunge beslozzen hât sîn hant.

hey, solder immer komen in Burgonden lant!'

Sigfrid und Kriemhild reisen ab; sie nehmen den alten Sigmund mit, das Kind aber nicht:

723. Dâ heime si dô liczen Sifrides kindelin

und sun der Kriemhilde: daz muos et alsô sin.

Von ir hovereise wuohs vil michel sêr:

sîn vater und sin muoter gesach daz kindel nimmer mèr.

Als die Gäste in Wormß angekommen und man zu Tische sitzt, wendet Brünhild ihre Gedanken auf die Macht Sigfrids:

746. Zwelf hundert recken an dem ringe sîn

dâ ze tische sâzen. Prünhilt diu künigîn

Gedâht daz eigen holde niht rîcher kunde wesen.

si was im noch sô wæge, daz si in gerne lie genesen.

Am andern Morgen vor der Frühmesse versammeln sich vor dem Schloß Ritter und Knechte unter Schall der Posaunen, Trumben und Flöten; auch die Könige kommen geritten; die Frauen sitzen in die Fenster und sehen dem Spiel und der Kurzweil zu. Dann heißt es:

754. Sus vertriben si di wile: diu dûhte niht lanc.

man hôrte da zem tuome maneger gloken klanc:
Dô kômen in die moere: die vrowen riten dan,
den edelen küniginnen volgete manic küene man.
755. Si stuonden vor dem münster nider ûf daz gras.
Prünhilt ir gesten dannoch wæge was.

Si giengen under krône in daz münster wit.
diu liebe wart gescheiden: daz schuof grozlicher nît.

756. Dô si gehörten messe, si fuoren wider dan

mit vil manegen êren: man sach si sider. gân
Ze tische vroeliche. ir vröude nie gelac

dâ zer hôchgezîte unz an den einliften tac.

Am eilften Tage aber, als beide Königinnen wieder beisammen sitzen und den Ritterspielen zusehen, da entspinnt sich zwischen beiden der tödtliche Streit. Kriemhild rühmt sich der Gewalt und Herrlichkeit ihres Mannes; Brünhild behaup tet, er sei doch nur Gunthers Mann, sie habe es ihn selbst sagen hören. Kriemhild erwidert darauf, daß ihre Brüder sie keinem Eigenmanne würden gegeben haben, und daß es auch zu verwundern sei, daß Sigfrid niemals Zins gebracht habe. Die Strophen lauten also (765-768):

Wie heten sô geworben die edelen bruoder mîn,

daz ich eigenmannes wine solde sîn?

Des wil ich dich, Prünhilt, vil friuntlichen biten,

daz du lâst die rede durch mich mit güetlichen siten.'

'Ich mag ir niht gelâzen,' sprach.des küneges wîp.
'zwiu sold ich verkiesen so maneges rîters lip,
Der uns mit dem degne dienstlich ist undertâu?
Kriemhilt diu vil schoene daz sêre zürnen began.

'Du muost in verkiesen, daz er dir immer bi

wone deheiner dienste. erst tiw.rr danne si
Gunther min bruoder, der vil edel man.

du solt mich des erlâzen, daz ich von dir vernomen hân.

Und nimet mich imer wunder, sît er dîn eigen ist

und du über uns beidiu sô gewaltic bist,

Daz er dir sô lange den zing versezzen hât.

dîner übermüete sold ich von rehte haben rât.'

Als Brunhild sich auf die höheren Ehren beruft, die man ihr beweise, erklärt Kriemhild, daß noch heute beider Könige Mannen sehen sollten, daß sie würdig sei, vor Brünhild in die Kirche zu gehen. So kommen sie jede mit der Schar ihrer Jungfrauen vor das Münster; die Leute nimmt es Wunder, daß sie nicht wie sonst bei einander gehen. Brünhild heißt die Kriemhild stehen bleiben, und nennt sie bei dieser Gelegenheit vor Allen eine ‘eigen diu' (781):

Ze samne si dô kômen vor dem münster wît.

ez tet diu hûsvrouwe durch einen grôzen nît,

Si hiez vil übelliche Kriemhilde stân:

'jâ sol vor küneges wîbe nimmer eigen diu gegân.'

Kriemhild, die sich öffentlich beschimpft sieht, gedenket des Geheimnisses, das ihr Sigfrid anvertraut, und macht nun auch ihrerseits einen schonungslosen Angriff auf die Ehre ihrer Schwägerin: nicht Gunther, sondern Sigfrid habe sie im Kampfe gewonnen; si sei, ehe Gunther sie geheiratet, Sigfrid vertraut gewesen, einem Manne, von dem sie behaupte, er sei ihr Eigenmann. So geht sie vor ihr in die Kirche. Es heißt dann (787—788):

Swie vil man gote diende oder ieman dâ sanc,

des dûhte Prünhilde diu wîle gar ze lanc:

Wand ir was vil trüebe der lîp und ouch der muot.
des muoste sît enkelten manec helt küene unde guot.

Prünhilt und ir vrouwen gie für daz münster stân.
si dâhte: 'mich muoz Kriemhilt mêre hæren lân

Des mich sô lûte zihet, daz wortræze wîp.

hât er sichs gerüemet, ez gêt im wærlich an den lip.'

Nachdem nun auch Kriemhild mit ihren Leuten gekommen, hebt sich der Streit von Neuem an. Brunhild verlangt Beweise. Kriemhild zeigt einen Ring an ihrer Hand und einen Gürtel um ihren Leib, die beide einst Sigfrid von Brunhilde bekommen habe. Da ruft diese nach Gunther (794):

Dô sprach diu küniginne 'heizet here gân

den fürsten von Rine. ich wil in hæren lân
Wie mich hât gehænet sîner swester lip.

si seit hie offenliche, ich sî Sifrides wîp.'

Gunther sendet nach Sigfrid, damit dieser hören laße, ob er sich dessen gerühmet; Sigfrid kommt, und es heißt nun (799 — 805):

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