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worden.

Davids Prosa macht durchgängig den Eindruck einer freien, aber sehr gewählten Uebertragung aus der lateinischen Sprache, in der er seine Arbeit zuerst verfaßt, während uns Bertholds Predigten Beispiele einer unmittelbaren populären Redeweise jener Zeit geben.

Daß ich in allen fünf Abschnitten des Buchs die besten Ausgaben der betreffenden Schriften benutzt, ist ein Recht, dessen ich mich bedient, mehr eine Pflicht, die man fordern konnte. Für das Nibelungenlied ist es die Lachmannsche Ausgabe, für den armen Heinrich so wie für die Lieder Hartmanns die Hauptsche, für Reinmars Lieder v. d. Hagens Minnesinger, für Walthers wiederum die Lachmannsche Ausgabe, für den Fridank die von W. Grimm, für Davids Prosa Franz Pfeiffers Ausgabe in dem ersten Theil der deutschen Mystiker, für Bertholds Predigten die Heidelberger Handschrift. Das Wörterbuch, das ich hinzufüge, enthält weniger Rückweisungen auf die letzten Bogen als auf die ersten, weil der forteilende Druck nicht erlaubte, jene, wo nach Seitenzeilen citiert werden mußte, noch vollständig in dieser Weise auszuziehen. Mein Vorhaben war auch, dem Buche einen kurzen Abriß der mittelhochdeutschen Literaturgeschichte, so wie eine kleine Grammatik und Metrik der mittelhochdeutschen Sprache beizugeben; dasselbe wäre indes dadurch zu stark und zu teuer geworden, auch ist kein Mangel an grammatischen Hilfsmitteln, und in Kobersteins Literatur-Geschichte (4. Aufl. 1. Abth. S. 127-154) findet der Lehrer hinreichende Auskunft über mittelhochdeutsche Versmeßung. Wornach in der Regel weniger gefragt oder vergebens gesucht wird, eine Anweisung zur richtigen Aussprache des Mittelhochdeutschen, das wollte ich mir aber nicht versagen, als einen nothwendigen Anhang hinter der Vorrede noch mitzuteilen.

Ich schließe mit einer Anmerkung über die Art und Weise, wie der Unterricht, für den dieses Buch bestimmt ist, nicht geleitet werden dürfe. Wer sich zu dem Grundsatz bekennt, daß es Liebe und Freude sein müße, die den Schüler in die germanistischen Studien einführen, wer es zugleich nicht bloß für möglich oder nothwendig hält, daß der Schüler unmittelbar durch das Thor der mittelhochdeutschen Poesie eingehe, sondern für wen dieß die Erfahrung bestätigt, der kann es nur für eine beklagenswerthe Verirrung halten, wenn man dieselben durch alle ersinnlichen Mittel vor dem Thore zurückhält. Bald wird die Erlernung der mittelhochdeutschen Sprache als Zweck betrachtet und der ganze Reichtum an poetischen Denkmählern nur als Mittel dazu; wenigstens solle der Schüler vor Allem mittelhochdeutsche Grammatik lernen, damit er,

wenn er nun auf diesem bei den humanistischen Studien bewährten Wege sich gründlich vorbereitet, mit um so größerem Erfolg die Dichter des Mittelalters lese, sei es dann der Sprachformen oder der Poesie wegen. Bald hält man es für hinreichend, den Schüler durch das Thor in den Garten hineinblicken zu laßen, man gibt ihm auch wohl einen Blumenstrauß und läßt ihn an allerlei Proben der Poesie riechen: die moderne Bildung verlange nichts als ein Wifen um die Existenz, sei es der Conversation wegen oder weil es eine künftige Prüfung vorschreibe; dieß Wißen werde durch Vorträge über Literaturgeschichte und durch Proben und Beweisstellen dazu schneller, umfaßender, systematischer beigebracht, als auf dem langsamen Wege der Eingewöhnung. Das weiß ich: dieß Verfahren wie jenes ist dem innersten Wesen der germanistischen Studien zuwider; das eine wie das andere erscheint wie absichtlich ersonnen, um uns um den Segen derselben zu bringen. Wer am Thore der mittelhochdeutschen Poesie dem Schüler die klassischen Wege weist, der wirft ihn zurück oder schreckt ihn ab, und wer ihn die Wege des leeren oberflächlichen Notiznehmens, des erfahrungslosen Nachschwätzens, des Operierens mit Rechenpfennigen führt, das von der geltenden Kunstbildung Wißen genannt wird, der zieht auch die germanistischen Studien, dieses letzte Geschenk Gottes, das uns helfen könnte, in den Dienst der Eitelkeit, in den Staub der vorhandenen Erniedrigung, und macht aus dem Rettungsmittel Gift und Fallstrick.

Wisbaden den 1. Januar 1850.

Philipp Wackernagel.

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a) Quantität. In der für die Ausgaben unsrer alten Sprachdenkmähler eingeführten Orthographie werden die langen Vokale von den kurzen durch ein Circumflex unterschieden. Andere Mittel, deren wir in unsrer heutigen Schrift gewohnt sind, kommen nicht in Anwendung. Der Leser findet also nicht nebeneinander stehen klar, Haar, wahr, sondern alle dreimal klår,

bàr, wâr.

Die Aufgabe ist nun vornehmlich, keinen Vokal als lang zu lesen, über dem das Zeichen der Länge nicht steht. Dieß hat in solchen Gegenden keine Schwierigkeit, wo das Hochdeutsche in dieser Beziehung nach der noch in der Mundart des Landes vorhandenen richtigen Weise gesprochen wird oder wenigstens an derselben ein jedermann zugängliches Maß hat; anders in den Landstrichen, wo die Mundart keine sichere Aushilfe gewährt und jeder Vokal einer betonten Sylbe, wenn demselben ein einfacher Consonant folgt, nach einer immer allgemeiner geltenden Regel lang gesprochen wird: hier fällt es schwer, denjenigen unter diesen Vokalen, die ursprünglich kurz sind und deshalb in der vorliegenden Orthographie des Längezeichens entbehren, gegen die Gewohnheit die kurze Aussprache zu geben. Solche Leser werden wohl thun, in der ersten Zeit die betreffenden Sylben so auszusprechen, als folge dem Vokal ein doppelter Consonant, als stünde nicht sagen haben reden genesen wider ligen bote komen künic hövisch geschrieben, sondern saggen habben widder liggen

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tugent frumen

redden genessen

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der Versuch gelingen, die Vokale auch kurz zu lesen, ohne dabei den Consonanten zu verdoppeln.

b) Was die Qualität jener Vokale betrifft, so bedarf bloß das e einer besondern Besprechung. Dasselbe ist kein ursprünglicher Vokal, sondern ein abgeleiteter; in tonlosen Sylben aus den verschiedensten Vokalen hervorgegangen, in betonten entweder aus a oder aus i. Nur die Orthographie und Aussprache des e in betonten Sylben kommt hier in Betracht. Im Wörterbuch ist es als Umlaut des a mit e, als Umlaut des i mit ë bezeichnet, wie es die Grimmsche Grammatik vorschreibt; sonst findet sich für e auch zuweilen ä geschrieben. Die Aussprache beider e ist offenbar nicht eine und dieselbe gewesen, weil e nicht auf ë gereimt wird. Auch noch jetzt hört man an den alten Sitzen der hochdeutschen Sprache, in Würtemberg, im Badischen Oberlande und in der Schweiz, beide e aufs deutlichste und für jedermann warnehmbar von einander unterscheiden: das eine liegt in der Aussprache dem a sehr nahe und könnte deswegen den Namen Kehl-e bekommen, gewöhnlich das offene e genannt; das andere hat eine dem i benachbarte Aussprache, weshalb man es das Gaumen-e nennen könnte, gewöhnlich das geschloßene e genannt. Nun dürfte man versucht sein zu glauben, das Kehl-e werde das aus dem a, das Gaumen -e das aus dem i entsprungene sein; aber gerade umgekehrt: in jenen Landstrichen hat der Umlaut des a die Aussprache des geschloßenen, der Umlaut des i die des offenen e; die Angleichung des a an i und des i an a ist aus dem näheren Gebiet des assimilierten Vokals über die Mitte hinaus bis in das Gebiet des assimilierenden vorgeschritten. Daselbst werden also Wörter wie ätzen, Becher, Becken, Bette, beßer, Ecke, Elle, Erbe, Erle, Fels, fest, ergetzen, Glätte, Held, Herbst, Härte, hetzen, Kälte, Kerze, lecken, verletzen, Recke, retten, Schnecke, schrecken, Geselle, stellen, Stengel, stärken, wärmen, zerren mit geschloßenem, nahe an i lautenden e gesprochen; Wörter dagegen wie bellen, Berg, betteln, brechen, Brett, Feld, Fell, fern, Geld, gern, Gerste, gestern, hell, Keller, Kern, lernen, meßen, Neffe, Perle, Quelle, rächen, recht, selten, sprechen, sterben, Stern, treffen, Welt, werben, werfen mit aus der Kehle kommendem offenem ë; die mundartliche Aussprache läßt hier ein nachlautendes a vernehmen, so daß recht wie reacht lautet und demgemäß auch das ch die rauhére Aus

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