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Vielleicht war es nicht zu allen Zeiten so, vielleicht hatte das ẞ (z) ursprünglich eine dem englischen th ähnliche Aussprache. Noch im Mittelhochdeutschen muß es von s qualitativ verschieden gewesen sein, was daraus folgt, daß auslautendes z (B) und auslautendes s nicht auf einander gereimt werden; war s bloß der mildere Laut, so konnte es sich dadurch vom z (ß) nur im Anlaut einer Sylbe unterscheiden, nicht im Auslaut, wo es sehr wahrscheinlich der unten bei b, d und g besprochenen Regel der hochdeutschen Aussprache folgte und denselben scharfen Laut annahm, mit dem es auch jetzt in diesem Falle gesprochen wird und der sich dann von dem des ẞ nicht unterschieden hätte. Gleichwohl wird der Leser vorläufig kaum anders verfahren können, als das f nach heutiger Weise bloß schärfer als das s auszusprechen und auf eine Unterscheidung im Auslaut zu verzichten.

Aber dieses Geringe muß er dann auch in der That zu leisten suchen. Es gibt hier zweierlei mundartliche Abweichungen von dem richtigen Verhältnis. Einige Landstriche sprechen das s so scharf, andere das ẞ so milde aus, daß beidemal der Unterschied zwischen s und ß aufgehoben wird und beidemal Rose wie Schoße, weise wie weiße lauten. In nächster Folge davon wird natürlich auch die Orthographie unsicher und hindert rückwirkend die Verbeßerung der Aussprache; diese Gegenden, wo man grose, Strase, beweißen, lößen schreibt, wie es die Feder gibt, tragen großentheils die Schuld der die literarische Orthographie in dieser Beziehung noch immer beherschenden Verwirrung, welche in einzelnen Fällen selbst bis zur scheinbar unwiderruflichen Einführung von Formen, wie verweisen (tadeln), vorgeschritten. Wer das Hochdeutsche in einer solchen Mundart spricht, hat kein Gehör für den Unterschied zwischen s und B, auch wenn ihm Wörter wie weise und weiße noch so deutlich vorgesprochen werden; er hört immer nur einerlei s. Daraus folgt, das ein solcher große Schwierigkeiten hat, seine Aussprache in diesem Punkt zu verbeßern; er wird es aber doch der feinen mittelhochdeutschen Sprache zu lieb mit demselben Ernst thun müßen, mit welchem er es im Französischen zu thun genöthigt ist.

b) s sch. Die mittelhochdeutsche Sprache kennt noch nicht so viele sch, als unsere heutige Schriftsprache; abgesehen von fremden Wörtern bietet sie uns sch im Anlaut nur für das alte sc, ja auch dieses wird noch in einzelnen Fällen gebraucht und ganze Handschriften schreiben es noch durchgehends. Es kann also der Zweifel entstehen, ob dieß sc etwa eine bloß hie und da rückständig gebliebene orthographische Form gewesen, während

man schon überall sch gesprochen, oder ob man annehmen müße, daß der Laut des sch für das ältere sc in jener Zeit noch keineswegs allgemein durchgedrungen, daß vielleicht gar in deutschen Wörtern damals neben dem sc nur erst die Verbindung des s mit der aspirierten Aussprache des c, nämlich s-ch, wie wir dieselbe in Westphalen hören, gegolten, noch nicht der einheitliche Zischlaut sch, zu dessen Zustandekommen vielleicht das benachbarte Französische mitgewirkt. Die aus dem sc sich entwickelnden sch sind erweislich die ersten; kann man nun trotz dem, daß sie doch schon geschrieben wurden, über ihre Aussprache noch zweifelhaft sein, so ist klar, daß die Verbindungen sl, sm, sn und sw, die damals nirgend schl, schm, schn und schw geschrieben wurden, auch damals nirgend so gesprochen worden sind. Erst im vierzehnten Jahrhundert findet sich die breitere Orthographie. Wer das Mittelhochdeutsche richtig lesen will, der darf keinen Augenblick in Zweifel sein, daß er Wörter wie slac, smerze, snit, swach mit demselben lauteren s lesen müße, mit welchem sie in den niederdeutschen Mundarten ausgesprochen werden.

Damit ist aber zugleich jeder Zweifel über die Aussprache des st und sp niedergeschlagen; diese sind unter den s- Verbindungen die letzten, welche sich der breiten Aussprache bequemen. Wir sehen dieß daran, daß wir längst sehl, schm, schn, schw schreiben, aber noch immer nicht scht und schp, auch daran, daß sich in Niederdeutschland vor unsern Augen die Entwickelung in derselben Weise wiederholt: während Städte wie Hannover unter dem Einfluß der Schriftsprache die sl, sm, sn und sw des Landmanns aufgeben, beharren sie, als verstünde es sich von selber, bei dem scharfen st und sp. Der Leser beachte also, daß er, wenn ihm vor 1, m, n und w reines s zu lesen geboten scheint, dieß nothwendig auch vor p und t thun muß, ja daß er vor 1, m, n und w das sch sprechen und doch noch vor p und t reines s bewaren könnte, nur nicht umgekehrt sch vor p und t sprechen, s aber vor 1, m, n und w,

Aber gerade die Anweisung, vor p und t reines s zu lesen, stößt auf Widerspruch, und zwar von einer Seite, von der man ihn am wenigsten erwarten sollte: der heutige und schon seit Jahrhunderten bestehende Gebrauch der alamannischen wie der schwäbischen Mundart erklärt sich dagegen. Hier wird jedes s vor t und p wie sch gesprochen, im Auslaut wie im Anlaut, den Fall beim Verbum ausgenommen, wo ein s der Wurzel und ein t der Flexion zusammentreffen: in den Formen er rast, bläst, reist, braust,

verwest, bemoost hat s den ungetrübten Laut; auch in dem Worte Obst, das eigentlich Obß lautet, und in dem Worte Fastnacht, das in der Regel richtiger Fasnacht gesprochen wird. Sonst aber hören wir schtandschternschtielschtaub, schparen schpeer -schpeisen schprechen, Lascht feschtischt Bruscht, Haschpel Veschper lischpeln Knoschpe; es reimen auf einander Last und nascht, fest und wäscht, List und fischt, Brust und huscht, Künste und wünschte, Faust und rauscht, ganz gleichlautend sind du hast und er hascht, Frist und erfrischt, Forst und forscht. Wären solche Reime und Gleichungen schon im Mittelhochdeutschen nachweisbar, und erklärte sich nicht, wie wir gesehen, die damalige Orthographie, die überall so treu dem Laute folgt, für ein reines ungetrübtes s, so hätten wir alle Ursache, statt die Aussprache jener Mundarten zu verwerfen, dieselbe auch in diesem Falle uns zum Muster zu nehmen und das Mittelhochdeutsche nach ihrer Maßgabe zu lesen. Es verhält sich aber umgekehrt, und der Schwabe wie der Alamanne werden kaum anders können, als sich hier beim Lesen des Mittelhochdeutschen auf den Standpunkt des Niedersachsen zu stellen.

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Beiläufig sieht man, daß in Beziehung auf das s dieser Verbindungen eine dreifache Aussprache des Neuhochdeutschen fast gleiche Geltung und Verbreitung hat: in Niederdeutschland herscht die des reinen s, in Oberdeutschland die des sch, in Mitteldeutschland eine gemischte, nämlich im Anlaut die des sch, im Auslaut (und Inlaut) es gehe denn r voraus die des reinen s. Hier also so wenig wie in den andern Fällen kann von einer gemeinsamen gleichen Aussprache der heutigen Schriftsprache die Rede sein; es ist durchaus kein Grund vorhanden, der consequent gleichmäßigen Aussprache, die der Norden wie der Süden jeder auf seine Weise beobachten, ihre Berechtigung abzusprechen und die zwischen beiden geteilte Aussprache des mittleren Deutschlands als die richtige hinzustellen oder als die vermittelnde zu empfehlen. Das Neuhochdeutsche in seiner Verbreitung über ganz Deutschland ist lediglich gemeinsame Schriftsprache, und steht gelesen oder gesprochen, so lange es noch verschiedene deutsche Volksstämme gibt, unter dem Einfluß der an diese gebundenen Mundarten.

Ich schließe mit einem Distichon, welches, an und für sich ohne Inhalt, die verschiedene Aussprache der st und sp besonders hörbar zu machen geeignet ist. Nach jener mittleren Aussprache würde dasselbe, streng genommen, also aussehen:

Schwester, schönste, du schprichst mit Schatten, du schreibst für Geschpenster, schtehst und knospest und blühst, aber verwaist ist der Geist.

Nach streng niederdeutscher Aussprache:

Swester skönste, du sprichst mit Skatten, du skreibst für Gespenster, stehst und knospest und blühst, aber verwaist ist der Geist.

Nach schwäbisch-alamannischer Aussprache:

Schweschter, schönschte, du schprichscht mit Schatten, du schreibscht für

Geschpenschter,

schtehscht und knoschpescht und blühscht, aber verwaist ischt der Geischt.

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a) Im Anlaut einer Sylbe. Es gibt Landstriche, wo man p und b, andere wo man t und d, noch andere, wo man beide, p und b wie t und d, in der Aussprache nicht unterscheiden kann; man hilft sich bei Benennung der Laute mit der Bezeichnung hart und weich, ohne recht ausdrücken zu können, ob man von einem harten p und t oder einem harten b und d, von einem weichen b und d, oder einem weichen p und t spreche. Worin jedesmal das eigentliche Wesen dieser Erscheinung beruht und wie weit sie einer grammatischen Herleitung aus der Geschichte der Mundart fähig ist, bleibe dahin gestellt; das darf aber nicht bezweifelt werden, daß der reine Ausdruck des Hochdeutschen mit solchen Verwilderungen nichts gemein hat, und daß der Mund, der bis dahin den Fleiß gescheut, sich derselben zu entledigen, noch nicht geschickt ist, mittelhochdeutsche Gedichte vorzutragen.

Nicht leicht werden k und g im Anlaut verwechselt werden. Dagegen hat das hochdeutsche g an und für sich in vielen Landstrichen eine von seinem ursprünglichen oberdeutschen Laut sehr abweichende Aussprache: es lautet in Berlin durchaus und in allen Fällen wie j, am Niederrhein wie ch, weiter aufwärts in der Wetterau und Frankfurt, in Naßau und Hessen vermischt, nämlich vor betonten Sylben wie g, vor unbetonten wie ch, (seltener wie j): man sagt chegeben, chegangen, unterscheidet Reigen nicht von reichen, zeigen nicht von Zeichen, und spricht auch vor betonten Sylben fremder Wörter das g wie ch: Auchuste, rechieren. Der Buchstab selbst wird im ABC und in der Musik nicht ge sondern che genannt. So dringt die teilweise Entstellung des wahren oberdeutschen g-Lauts in verschiedenen Abschattierungen bis über ganz Franken hin, berührt aber schwäbisch Baiern

und Würtemberg auf keine Weise. Hier wird wie an den alamannischen Stammsitzen durchaus und in allen Fällen reines g gesprochen. Der Begriff

des Hochdeutschen erlaubt vielleicht, von den andern Landstrichen zu fordern, daß sie sich in dieser ihnen von Natur fremden Sprache überall des ihr von Rechts wegen zukommenden Ausdrucks befleißigen möchten und das Mundartliche auf die Mundart beschränken; möge er es aber auch nicht erlauben, so ist doch gewis, daß man das Mittelhochdeutsche nicht falsch lesen darf, so wenig als das Französische oder Englische. Die Anweisung, wie das g zu lesen sei, ist von Nürnberg abwärts bis Frankfurt einfach die, daß man es im Anlaut unbetonter Sylben spreche wie im Anlaut belonter, daß also in gegeben das erste g wie das zweite, in gütige das zweite wie das erste laute und selbst solchen Wörtern, die ursprünglich nicht g sondern j hatten, wie z. B. tilgen und der Name Hergenhahn (vergl. verheeren), dasselbe reine g gegeben werde. Der Norddeutsche dagegen, der Westphale, der Brandenburger, die alle den wahren Laut des oberdeutschen g in ihrer Aussprache nicht vorfinden, thun am besten, denselben aus dem Französischen kennen zu lernen und jedes mittelhochdeutsche g im Anlaut einer Sylbe wie das französische g vor Consonanten und vor a, o, au und ou zu sprechen.

b) Im Auslaut schreibt die mittelhochdeutsche Orthographie kein b und d, sondern statt dessen p und t; das oberdeutsche Organ ist bis auf den heutigen Tag nicht willig, es dem englischen nachzuthun und auslautendes b und d zu sprechen. Wir finden also geschrieben wip -- wibes, liep - lieber, huop halbe, warp wurben, kleit

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huoben, beleip beliben, halp walt waldes, hant hende, stuont stuonden.

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kleides,

Es ist einleuchtend, daß

diese Orthographie nichts anderes als eine gewißenhafte Darstellung der wirklichen Aussprache hat sein sollen und sein können; mehr Theorie blickt aus unserer heutigen Weise, die in diesem Stück von der Aussprache absieht und der Etymologie folgt: wir sprechen ebenfalls Bat, Eit, Glit, so daß wir Bad je nach der Aussprache des Vokals auf Blatt oder Rath, Eid auf breit, Glied je nach der Aussprache des Vokals auf mit oder rieth reimen dürfen; eben so sprechen wir auch Leip, Grap, halp, stirp und dürfen dergleichen Wörter auf Wörter mit ursprünglichem p reimen: Leib auf kneip, ab auf knapp, halb auf Alp, stirb auf zirp; wir schreiben aber der grammatischen Einheit zulieb b und d, und stimmen darin mit der Orthographie der meisten althochdeutschen Sprachdenkmähler überein.

Streng alamannisch verhalten sich g und k (c) in der Aussprache ganz

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