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Eigenbünkel zeigt ihnen den Splitter in des Bruders Auge und läßt sie des Balkens im eigenen nicht gewahr werden (Matth. 7, 3-5.). Eigendünkel flößt ihnen den Wahn ein, was sie am Nächsten verdammen, könnten sie nimmer thun, so sie doch tåglich ein Gleiches thun, ja, noch Schlimmeres. Daher: „Wehe euch, Schriftgelehrten und Pharisåer, ihr Heuchler! die ihr der Propheten Gråber bauet und der Gerechten Måler schmükket und sprechet: wåren wir zu unserer Våter Zeiten gewesen, so wollten wir nicht theilhaftig seyn mit ihnen an der Heiligen Blut. So gebet ihr denn Zeugniß über euch selbst, daß ihr vom Geschlecht seid derer, welche die Propheten getödtet haben. Wohlan! Ihr Otterngezücht! Wie wollet ihr der höllischen Vere dammniß entrinnen“!? (Matth. 23, 29-33.) So sprach der Herr.

Die Zeichnung ist grauenhaft. Doch der Zeichner ist wahrhaft.

Wo Heuchelei wohnt, da ist ihr Wesen also. Sie hat keine Liebe, denn sie hat keinen Glauben. Und weil sie beides nicht hat, hat sie nichts Gutes. Sie hat keine Treue selbst beim Eidschwur. Sie kennt kein Trachten nach dem Reich und nach seiner Gerechtigkeit. Sie befitt keinen Werth, der vor dem Flammenauge Probe hielte. Sie thut keinen Blik, der das eigene Herz durchforschte. Von der Wahrheit abgewandt und dem Himmel verschlossen ist ihr Wesen.

Darum gleicht ihrem Wesen

Ihr Einfluß.

2.

„Sie verschließen das Himmelreich vor den Menschen. Selbst kommen sie nicht hinein. Andre lassen sie nicht hinein".

So urtheilt über ihren Einfluß der Untrügliche. Nicht der erste Gedanke, daß sie selbst nicht hineinkommen, beschäftigt uns hier; *) wenngleich wir auch diesen Blik nicht umhin können mit tiefer Erschütterung zu thun.

Unsre Betrachtung ist den Reichshindernissen ausser uns für jetzt noch zugewendet. Es ergreift uns daher zunächst die Wahrheit, daß Heuchler auf dem Wege zum Reich, während sie sich selber im Wege stehen, auch uns in den Weg treten; auch uns.

Hieran laffe fich mahnen, wer ein Herz für das Reich hat!

Ihrer Natur nach kann Heuchelei nicht in das Reich helfen. Sie kann nur um das Reich bringen. Im Reich gilt Liebe. Was ihr gethan habet Einem dieser Geringsten, das habet ihr Mir gethan." Davon weiß die Heuchelei nichts.

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Im Reich gilt Glaube. Durch Glauben wird die Seele erzogen zum Schauen dessen, was kein Auge gesehen, kein Ohr gehört hat, in keines Menschen Herz kommen ist, was Gott bereitet denen die Ihn lieben“. Daran denkt die Heuchelei nicht.

Im Reich gilt Treue. Die da festhalten und ,,bis ans Ende beharren sind selig." Dazu versteht sich die Heuchelei nicht.

* Siehe weiterhin unter N. 18. die Betrachtung: der Kleinigkeits= sinn, welche hier eingreift.

Im Reich gilt Streben, Streben nach der Gerechtigkeit.,,Wen hungert und dürftet, der wird satt". Damit befaßt sich die Heuchelei nicht.

Im Reich gilt Lechtheit. Die Schmeichler sind verstummt. Die Farben sind verblichen. Die Flittern sind verflogen. Der Schein hat ausgeschienen. Wir müffen Alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi, auf daß ein Jeglicher empfahe, je nachdem er gehandelt hat bei Leibesleben, es sei gut oder böse“ (2 Cor. 5, 10.). Darum kümmert sich die Heuchelei nicht.

Im Reich gilt Selbsterkenntniß. Ohne Selbsterkenntniß „ruht die Sünde vor der Thür“ und weicht nimmer. Erst mit Selbsterkenntniß im Licht der Wahrheit, die aus Gott ist, und in der Gluth der Traurigkeit, die zu Gott führet, dffnet sich das Reich durch die Buße. Darauf achtet die Heuchelei nicht.

Ehe also Heuchelei in den Himmel bråchte, müßte der Himmel zur Hölle werden. Heuchler kommen nicht hinein, sie lassen nicht hinein, so weit sie mit ihrem Einfluß reichen.

Diese Stellung zu ihrem Lebenskreise hatten die Pharisåer. Von ihrem Wesen gieng die Verblendung, gieng das Verderben der Nation aus. Ihre Schuld war es, daß der Verheissene nicht erkannt ward, daß Seine gewaltige Predigt årgerte statt zu bessern, daß einen Retter vom Sündenjoch Niemand begehrte, daß der Ueberwinder des Höllenreichs geheissen wurde Beelzebub (Matth. 10, 25.). Ihnen, den Heuchlern und ihrem Einfluß, hatte der Heiland nicht nur zulegt die Martern des Kreuzestodes, ihnen hatte er vom

ersten Schritt an alle Dornen Seiner Laufbahn, ihnen Seine herbesten Erfahrungen, Seine heftigsten Kämpfe, Seine schwersten Leiden beizumessen. Ihr Wesen und Einfluß hatte lange schon als das Gift des Volkscharakters gewirkt und mußte endlich werden die Ursach des Volksuntergangs.

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Hierauf gründen sich die Urtheile, die Jesus über sie fållete, die Warnungen, die Er im Blik auf sie aussprach. Bestätigend die Klage Jesaias (Cap. 9, 16):,,die Leiter dieses Volkes sind Verführer und die sich leiten lassen sind verloren": so warnte der Herr Seine Jünger: hütet euch zum ersten vor dem Sauerteige der Pharisåer, welcher die Heuchelei ist (Luc. 12, 1); so ermahnte Er das Volk: lasset sie fahren! Sie sind blinde Blindenleiter; wenn aber ein Blinder den Andern leitet, fallen beide in die Grube (Matth. 15, 14); so strafte Er die betrogenen Betrüger selbst:,,Ihr Heuchler! des Himmels Gestalt könnet ihr beurtheilen; könnet ihr denn nicht auch die Zeichen dieser Zeit beurtheilen"? (Cap. 16, 3.)

Erinnerungen dieses Inhalts sind leider nöthig geblieben. Immer, wenn auch in anderer Gestalt und unter anderen Namen, hat es Pharisåer gegeben, die mit den Lippen Gott ehrten, aber ihr Herz war ferne von Ihm (Matth. 15, 8.); immer Heuchler, die eine scheinheilige Frömmigkeit zum Dekmantel brauchten für Herrsucht und Eigennut, für Nichtswürdigkeiten und Unlauterkeiten aller Art; immer Menschen und Menschenvereine, die bald im Großen, bald im Kleinen, bald in Regentenfamilien, bald in Bürgerhäusern, bald durch weitschichtige Unternehmungen, bald durch einzelnes

Thun und Beispiel die Kirche verwirreten, indeß sie die Miene annahmen für die Kirche zu cifern. Noch jest verpestet Heuchelwesen die Luft in der Christenheit. Und wie viel Schwache, die nicht klar blikken, umhüllt es mit seinen Nebeln! Wie listig sucht es selbst Auserwählte in den Irrthum zu verführen! Wie gern mögte es überreden, das Heil hånge an der Confeffion zu der man sich halte! Wie lange schon geht es darauf aus, selbst die Vorstellung von Einer allein seligmachenden Kirche zum Fallstrik zu drehen! Wie offenbar endlich wird auf diesem Wege das Heuchelwesen die Hauptursach, daß an himmlischen Sinn unter den Menschen aller Glaube verloren und Gottesfurcht überhaupt, auch die einfältige, rechte! für eitel Betrug geht.

Fliehen! fliehen lasset uns die Heuchler.

Zwar, ihrer Person ausweichen können wir nicht. Es steht nicht dem Menschen vor der Stirn, was er ist. Dem Heuchler am wenigsten. Böser Sinn und gute Miene können bis zum Erstaunen verschmolzen seyn; so sehr, daß wir in Gefahr kommen, für Heuchelei zu halten was keine ist und die entschiedenste Heuchelei nicht zu erkennen. Gott bewahre uns, daß wir jemals einen Menschen in ungerechtem Verdacht der Heuchelei haben! Wir wollen das Gericht über die Herzen Dem anheimstellen, dem es zukommt.

Das Wesen aber der Heuchelei lasset uns fliehen. Dem Einfluß der Heuchelei lasset uns wehren. Den Geist der Heuchelei lasset uns merken an seinem Leben - versengenden Odem. Jede Spur der Heuchelei,

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