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wo wir bei Andern, wo wir bei uns selber dergleichen finden keine Liebe, keinen Glauben, keine Treue, keinen Hochsinn, keine Rechtheit, keine demüthige und in Demuth wahrhaftige Selbsterkenntniß, beachten lasset uns jede Spur solcher Beflektheit; mit Schrekken beachten. Zunächst denn an uns selbst, Christen, in seiner Sündlichkeit hat jeder Mensch Anlage zum Heuchler, an uns selbst lasset uns das Heuchelwesen zunächst tilgen. Gegen die Lüge lasset uns kämpfen; und wer uns in diesem Kampf helfen will sei gesegnet! Für die Wahrheit laffet uns eifern; und wer uns in Liebe die Wahrheit sagt gelte uns für den allerbesten Freund. Kommen wir so aus dem Wahn in den Glauben und durch den Glauben in die Liebe: dann wird unser Element: Wahrheit. Und weil wir aus der Wahrheit sind gehen wir in die Freude, in Deine Freude, Herr!

Das hilf uns! Du kannst es allein.

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9.

Die Geistlichen.

So bezeuge ich nun vor Gott und dem Herrn Jesu Christo, der da zukünftig ist zu richten die Lebendigen und die Todten mit Seiner Erscheinung und Seinem Reich: predige das Wort, halte an, es sei zur rechten Zeit oder dünke zur Unzeit, strafe, drohe, ermahne mit aller Geduld und Lehre"! (2 Tim. 4, 1. 2.)

In diesem Geist beauftragte Paulus seinen Timotheus. In diesem Geist ist noch jezt der Geistliche beauftragt und beschäftigt, wenn auch die Welt ihm vorwerfen sollte, wie sie denn thut: alles Predigen vom Reich sei vergebens, alles Anhalten, Strafen, Drohen, Ermahnen, Geduld und Lehre, es richte alles nichts aus.

Ganz ungerecht zwar, das liegt am Tage, können wir den Vorwurf nicht finden. Viel Böses giebt es mitten in der Christenheit. Während die Kirche dagegenanarbeitet und der Jugendunterricht treulich hilft, regen sich nach wie vor Unglaube und Aberglaube, Sünd' und Laster, ohne zu weichen. Der neue Himmel und die neue Erde bleiben aus.

Soll nun die Schuld dieses Ausbleibens einmal auch ausser denen, welche die Bothschaft vom Reich

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ohne Segen empfangen, gesucht werden, das ist billig, damit auf allen Seiten Recht geschehe, wo kann sie nur zu finden seyn? In dem Amte, das vom Reich und von der Gerechtigkeit predigt (2 Cor. 3, 9.) und als ein Amt nicht des Buchstabens, sondern des Geistes, überschwängliche Klarheit hat (v. 6-8.), kann die Schuld nicht liegen. Sie muß also in denen liegen, die das Amt führen. An der Art, wie sie es führen, muß es liegen, wenn sie dem Reich, dessen Bothen sie sind, hinderlich werden, oder doch nicht förderlich genug. Daß in Widerspruch mit dem Reich Geistliche stehn, die den Gott, den sie offenbaren sollen, selbst nicht erkennen, und die Gottesordnung, die sie einführen sollen, selbst nicht befolgen, liegt vor Augen. Zeiten liefern Beispiele. Man darf nur die Propheten lesen, unter andern das dreizehente Capitel im Hesekiel. Man darf nur den guten Hirten" reden hören von den Miethlingen, als von Dieben und Mördern (Joh. 10, 8.12.). Man darf nur die Apostel befragen, wie sie über falsche Lehrer urtheilen (1 Tim. 1, 6.7. Tit. 1, 10. 2 Pet. 2, 1.). Man darf nur das Mittelalter durchgehen, wo die Diener der Kirche tros Herrndienst nichts so wenig achten als den Herrn und Seinen Dienst, trok Abgerissenheit von der Welt nichts so gut inne haben als die Welt und ihre Lust, trok dem Schein endlich von selbsterwählter Geistlichkeit und der Maske von Demuth mit der sie sich,,Knechte der Knechte" nennen auf nichts so erpicht sind als auf irrdisches Regiment. Mit dergleichen daher wollen wir uns nicht ermüden.

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Ungeistliche Geistliche sind Hindernisse des Reichs. Sie sind unter den Hindernissen die schlimmsten und find's von jeher gewesen.

Wir råumen aber nicht blos dies ein. Weiter geht unsre Behauptung. Auch wohlbegabte, wohlunterrichtete, wohlgesinnte Geistliche können dem Reich hinderlich werden und werden es: deß klagen wir uns an.

Hievon redet die Welt nicht, sie kann es auch nicht; es liegt über ihr Verstehen hinaus. Wir aber, die das Amt führen des neuen Testaments (2 Cor. 4.), reden davon und müssen davon reden. Denn wir betrachten uns im Licht Deffen, der uns von Seiner Klarheit im Angesicht Jesu Chrifti einen hellen Schein ins Herz gegeben hat (v. 6.).

Vernehmet unser Selbstgeständniß mit Theilnahme.

Er aber, vor Dem wir es ablegen, weil Er es fordert und uns berufen hat der Wahrheit die Ehre zu geben, Gott, unser Herr und Heiland, lasse das Geständniß Ihm wohlgefällig und Seinem Reiche nicht nachtheilig feyn.

Ihm vertrauet unsre Seele.

Matth. 17, 17.

,, du ungläubige und verkehrte Art! wie lange soll Ich bei euch seyn! Wie lange soll Ich euch dulden“!

Gegen die Städte Chorazin, Bethsaida, Capernaum, nahmen wir in einer der vorigen Betrachtungen die Jünger in Schuß. Die Zurükweisung, welche sie dort erfuhren, schien uns nicht veranlaßt zu seyn durch sie selber.

Auf dem Standpunkte der vorliegenden Worte können wir die Jünger nicht schüßen. Sie eben trifft die Klage des Herrn.

Ein Vater hatte für seinen schwerleidenden Sohn bei ihnen Hülfe gesucht (v. 15.). Sie waren die Hülfe schuldig geblieben. Jezt kommt der Mann zu Jesu, und vereinigt mit dem Bedauern, daß die Jünger nicht håtten helfen können, die Bitte an den Meister: nun wolle Er des Kranken Sich erbarmen. Da spricht Jesus mit einem Blik tiefer Bedeutung auf die Jünger: „D du ungläubige und verkehrte Art! Wie lange soll Ich bei euch seyn! Wie lange soll Ich euch dulden"!

Der Heiland hatte viel an den Seinen gethan. Er hatte Tag und Nacht an ihrer Bildung gearbeitet. Er hatte sie in Stand geseht, unsaubere Geister zu vertreiben und allerlei Seuchen zu heilen (Matth. 10, 1.). Der Gebrauch aber der Fähigkeit hieng an dem Maaß des Glaubens. Nur mit dem Herrn herrscht der Mensch über die Natur. Weil nun im vorliegenden Fall Glaube gefehlt hatte, hatten die Jünger nichts gekonnt. Daher die Klage!

Bemerket hiebei, die Jünger waren nicht mehr allererste Anfånger. Wenigstens drittehalb Jahr hatten sie an des Meisters Seite gewandelt. Sie wurden schon ausgesandt im Dienste des Reichs. Jeder nach seinem Maaß zeigte sich brauchbar. Desfenungeachtet standen fie hier dem Reich im Wege. Und nicht ein tadelsüchtiger Mensch, ihr eben so freundlicher als untrůg. licher Meister spricht:,, du ungläubige und verkehrte Art"!

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