صور الصفحة
PDF
النشر الإلكتروني

Begreiflich können wir auch von dieser Classe nur die vornehmsten beachten.

Der uns berufen hat Sein Reich zu erben und für das Erbe bereitet zu werden, unser Herr und Helfer, segne das Vorhaben!

Matth. 18, 8. 9.

,,So deine Hand oder dein Fuß dich ärgert, so haue ihn ab und wirf ihn von dir. Es ist dir besser, daß du zum Leben lahm oder ein Krüppel eingehest, denn daß du zwo Hånde oder zween Füße habest und werdest in das ewige Feuer geworfen. Und so dein Auge dich årgert, reiß es aus und wirf es von dir. Es ist dir besser, daß du einäugig zum Leben eingehest, denn daß du zwei Augen habest und werdest in das höllische Feuer geworfen“.

Jesus redet davon, wie ein Mensch dem Andern årgerlich werde, hinderlich an der Reichsgemeinschaft; und kommt in diesem Zusammenhang darauf, daß der Mensch auch sich selber hinderlich seyn könne.

Zwei Arten von Hindernissen des Reichs in der eigenen Person macht Er namhaft. Die Eine nennt Er Auge. Die Andre nennt Er Hand und Fuß.

Klar ist, daß Er mit beiden zusammengenommen dasselbe meynt, was unser Sprachgebrauch Temperament heißt, in eines jeden Temperament also ein besonderes Hinderniß des Reichs nachweiset.

Wir werden uns hievon überzeugen, wenn wir auf dem Grunde unserer Schriftstelle und im Blik auf das Gottesreich das Temperament betrachten und fragen: was es sei?

wodurch es hindre?

wie es unschädlich werde?

1.

Temperament: was ist das?

Der Mensch ist ein Leben. Und zwar ein Leben, das sich seiner selbst in seiner freien, moralischen Besonderheit bewußt wird: eine Person.

In seinem persönlichen Leben unterscheidet der Mensch ein Neufferes, den Leib, ein Inneres, die Seele.

Wenngleich er beides unterscheidet, kann er das Eine von dem Andern doch nicht ausscheiden. Er fühlt den Zusammenhang, darin Leib und Seele stehen und gegenseitig auf einander wirken. Besonders inne wird er den Einfluß des Leibes auf die Seele.

Nun hat jeder menschliche Leib eine ihm von Natur eigenthümliche Beschaffenheit, wie in der sichtbaren Gestalt, so in der verborgenen Einrichtung, vorzugsweise in der Bildung seiner Nerven und in der Mischung seiner Säfte; kann daher auch nur in und mit seiner Eigenthümlichkeit auf die Seele wirken. Und diese eigenthümliche, von der Natur dir gegebene, in deiner besonderen Organisation gegründete, Einwirkungsart deines Körpers auf deine Seele heißt: dein Temperament.

Hieraus einige Folgerungen, welche zugleich Erläuterungen sind.

Wir begreifen zuvörderst, daß unser Temperament nicht in einzelnen, zuweiligen Einwirkungen des Leibes auf die Seele sich kund thue, sondern ein fortwåh rendes, bleibendes Gepråge auf unsre gesammte Aeusserungsweise drükke.

=

Wir erkennen zweitens, daß die temperamentliche Einwirkung des Leibes auf die Seele alle Seelenvermögen angehe, auch das Denken, doch besonders das Empfinden und Begehren.

Bir urtheilen drittens, daß nur nach Maaßgabe seines Temperamentes ein Jeder von Aussen herein erregt und von Innen hinaus bewegt werden könne.

[ocr errors]

Wir bemerken viertens, daß beide Arten Verånderungen nicht treffender sich bezeichnen lassen, als im Text geschiehet: die Erregung von Aussen herein, Auge; die Bewegung von Innen hinaus, Hand und Fuß. Auge ist Repräsentant der Nerven und Sinne; die Nerven aber und Sinne find die Werkzeuge, mittelst deren wir von den Aussendingen her erregt werden zu Empfindungen und Stimmungen. Hand und Fuß sind Repräsentanten der Muskeln und Sehnen; die Muskeln aber und Sehnen sind die Werkzeuge, mittelst deren wir nach den Aussendingen hin uns bewegen zu Bestrebungen und Handlungen.

Wir nehmen endlich wahr, daß schon aus dem Begriff des Temperaments die Verschiedenheit der Temperamente hervorgehe. Genaugenommen sind so viel Temperamente als Menschen. Keiner hat ganz das des Andern.

Besteht ja dein Temperament eben nur in der bei dir von Natur obwaltenden, durch deine duffere und innere Leibesbeschaffenheit bedingten, Art zu empfinden und zu handeln! Auch åndert sich, der Erfahrung zufolge, das Temperament eines Menschen durch Alter, Verhåltnisse, Schiksale, moralische Einflüsse, obzwar nicht plößlich, doch allmålig, obzwar nicht in der Art und Gattung, doch in Graden und Maaßen. Weil es inzwischen, ungeachtet der Unendlichkeit von Verschiedenheiten, die hier statt finden, Punkte giebt, darin das Mancherlei sich begegnet, Vereinigungspunkte, von deren Höhe aus sogar Nationaltemperamente entdekt werden und ganze Völker durch eine und dieselbe von Natur ihnen eigene Art und Weise verbunden erscheinen: so hat man die Temperamente in Classen gebracht, deren bekannte Namen zeigen, für wie entscheidend hiebei die Mischung der Säfte, des Blutes, des Schleimes,

der Galle, gehalten worden ist.

das

Vier Abtheilungen find angenommen, sanguinische, cholerische, phlegmatische, melancholische Temperament. In dem sanguinischen ist viel Reiß von Aussen und Drang von Innen; aber wenig Kraft. In dem cholerischen viel Reiß noch mehr Drang, auch Kraft dabei; aber wenig Ausdauer. In dem phleg= matischen ist wenig Reiß und Drang, und in der Erregung und Bewegung wenig Kraft; aber Ausdauer. In dem melancholischen ist wenig Reiß, fast eben so wenig Drang; aber wenn einmal Erregung und Bewegung erfolgte, viel Kraft und viel Ausdauer. Tiefes

Empfinden, besonders zum Schmerz neigend. Starkes Beharren, besonders zum Ernst gewendet.

Der Mensch ist zum Ueberschauen der Welt, daher zum Ordnen der Einzelheiten gebohren. Dies nöthigt ihn Classen zu machen. Nur müssen wir uns bescheiden, daß das Leben reicher ist als der Verstand und die Gestaltungen des Lebens reicher sind als die Formen der Sprache, daß es überdieß leichter bleibt, eine Pflanze, ein Thier, ein Mineral, in das vom System bestimmte Fach zu weisen, als einen Menschen in der Besonderheit feines Temperaments aufzufassen.

2.

Nach diesen Erörterungen über das Wesen des Temperaments wartet auf uns die Frage: wodurch das Temperament des Menschen ein Hinderniß des Reichs werde?

Daß man von glüklichen und unglüklichen Temperamenten redet, ist bekannt; auch was im Algemeinen darunter verstanden wird. Allein, ein durchaus glükliches Temperament, eine Naturbeschaffenheit, die den Leib in das vollkommenste Verhältniß zur Seele fehte, die nur angemessene Einwirkungen auf die Thȧtigkeit der geistigen Kräfte vermittelte, die sonach für alle Lebenszwekke förderlich wäre und in jedem Lebensmoment förderlich erschiene: ein solches Temperament hat Niemand. Gleicherweise hat Keiner ein schlechthin unglükliches.

Glüklich oder unglüklich heissen kann ein Temperament nur, je nach der Seite und Beziehung, von und in welcher es beachtet wird. Zum Beispiel: das san

« السابقةمتابعة »