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18.

Der Kleinigkeitssinn.

Die Die Bibel alten und neuen Testaments kennt nur Eine Gerechtigkeit, die vor Gott gilt: das Wandeln in der Ordnung, die Gott für die Menschen gemacht hat. Weil die Bibel nur diese Eine Gerechtigkeit anerkennt, muß fie alle eigene Gerechtigkeit, als willkührliche Menschenerfindung, verwerfen; wie sie denn thut.

Deffenungeachtet hat der Wahn zu allen Zeiten, wir wissen es, seine eigene Gerechtigkeit aufzurichten gesucht. Es hat nicht nur Solche gegeben, die ohne höhere Mitwirkung ihr Heil meynten schaffen zu können, ganz allein. Es hat auch an Solchen nicht gefehlt, die eine göttliche Heilsordnung sich wohl gefallen ließen, dieselbe jedoch nach eigenem Gutdünken auslegten, ånderten, beschränkten, erweiterten. Wobei denn nicht aus. bleiben konnte, daß die selbstgemachte Sahung vorzugs, weise wichtig erschien, und, da die Hauptsache verkannt ward, Nebendinge das Ansehen der Hauptsache gewinnen und die Stelle der Hauptsache einnehmen wollten.

Wo er sich blikken låßt, dieser Kleinigkeitssinn, da tritt der Heiland gegen ihn auf, und schlägt die Anmaaßung desselben nieder.

Um ein Beispiel dieser Art wollen wir uns stillen Ernstes sammeln.

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Matth. 15, 1-14.

Da kamen zu Ihm die Schriftgelehrten und Pharisäer von Jerusalem und sprachen: Warum übertreten Deine Jünger der Weltesten Aufsäte? Sie waschen ihre Hände nicht, wenn fie Brod essen. Er antwortete: Warum übertretet denn ihr Gottes Gebot um eurer Aufsåte willen? Gott hat geboten: Du sollst Vater und Mutter chren; wer aber Vater und Mutter flucht, soll des Todes sterben. Ihr dagegen lehret: Wer zu Vater oder Mutter spricht: wenn ich's opfre, so ist dies viel nüher; der thut wohl. Damit geschieht es, daß Niemand hinfort Vater und Mutter ehret und habet also Gottes Gebot aufgehoben um eurer Auffäße willen. Ihr Heuchler! Es hat wohl Jesaias von euch geweissagt: Dies Volk nahet sich Mir mit seinen Lippen, doch ihr Herz ist ferne von Mir. Aber vergeblich dienen sie Mir, dieweil sie lehren solche Lehren, die nichts denn Menschengebote sind.

Und Er rief das Volk zu Sich und sprach: Höret zu und vernehmet: was zum Munde eingehet, das verunreinigt deu Menschen nicht; sondern was zum Munde ausgehet, das ver= unreinigt den Menschen.

Da traten Seine Jünger zu Ihm und sprachen: Weissest Du auch daß sich die Pharisåer årgerten, da sie das Wort höreten? Er aber antwortete und sprach: Alle Pflanzen, die Mein himmlischer

Vater nicht gepflanzet, die werden ausgereutet. Lasset sie fahren! Sie sind blinde Blindenleiter. Wenn aber ein Blinder den Andern leitet, so fallen sie beide in die Grube".

In diesem Abschnitt steht der Kleinigkeitssinn vor uns, das heißt die Verkehrtheit die aus Nebendingen Hauptsache machen will.

Lasset uns sie erkennen.

Was von ihr zu wissen Noth thut haben wir hier beisammen. Wir erfahren: worin sie bestehe, woher fie komme, wohin sie führe.

1.

Worin sie bestehe, fragt sich zuerst.

Der Menschen erste Sache, Hauptsache, ist ihre Seligkeit und was, nach der Ordnung Gottes des AlleinSeligen und Seligmachenden, mit ihrer Seligkeit zusammenhangt: Gemeinschaft mit Ihm in der Liebe. Der Kreis dieses Zusammenhangs hat eine bedeutende Größe. Er dehnt sich weiter aus als man glauben sollte. Er umfaßt sogar Dinge, die Manchem gering scheinen. Was er aber wirklich nicht umfaßt dieser heilige Kreis, wenngleich er es nicht gerade ausschließt: das ist Nebending, follte es sich auch wichtig gebehrden.

Der Stand der Hauptsache ist von Natur in der Mitte. Alles Andre steht als Nebenwerk umher und hat nur durch sie, jedes nach Verhältniß zu ihr, Bedeutung. So ist's von Gott verordnet.

Diese Gottesordnung hatten die Schriftgelehrten und Pharisåer umgekehrt. Was in die Mitte gehörte, von Gottes wegen, die Hauptsumma des Gebotes, die ewige Heilsbedingung für die Menschenseele, hatten sie vom Thron gestoßen. Was nicht in die Mitte gehörte, weil es mit dieser ewigen Heilsbedingung nicht nothwendig zusammenhieng, also nur nebenher in Betracht kommen konnte, die Zusäße und Auffäße der Weltesten, hatten sie über alles erhoben. Das Unterste folglich war zu Oberst, das Oberste zu Unterst gekehrt. Webhalb wir ihr Wesen Verkehrtheit nennen.

Warum übertreten Deine Jünger die Aufsäße unserer Rabbinen? fragen sie Jesum (v. 1. 2.). Man hört bei dem Vorwurfe hochauf nach dem, was kommen werde. Allein, es kommt nichts, als: ihr gehet an die Mahlzeit ohne auf vorgeschriebene Art die Hånde zu waschen (v. 2.). Jesus antwortet, wie Er in solchem Fall pflegte, mit einer Gegenfrage: Warum übertretet denn ihr Gottes Gebot um eurer Aufsähe willen? (v. 3.) Als die Gefragten dies überrascht, giebt Er ein Beispiel: Gott hat geboten: du sollst Vater und Mutter ehren, und wer Vater oder Mutter flucht, soll des Todes sterben. Statt dessen lehret ihr: wer zu Vater oder Mutter spricht:,, was ich dem Herrn opfern muß kann ich dir nicht geben"; der thut wohl. So geschieht denn, daß Niemand hinfort Vater und Mutter ehret. Mithin habet ihr Gottes Gebot aufgehoben um eurer Sagungen willen" (v. 4-6.).

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Ein Beispiel, das den Kleinigkeitsfinn in seiner eigenthümlichen Natur mehr veranschaulicht, dabei die

Herzen unmittelbarer getroffen håtte, konnte Jesus nicht geben. Nicht blos auf den Tafeln Moses, auch auf der lebendigen Tafel des Gemüthes steht die Kindespflicht gegen die Eltern. Von Erfüllung dieser Pflicht, Gott Selbst hat sie vorgeschrieben! kann nichts losbinden. Den Eltern Achtung, Gehorsam, Dankbarkeit, wenn sie alt sind Pflege, wenn sie Hülfe bedürfen Unterstüßung leisten: das gehört zur Hauptsache und geht vor. Die Pharisåer und Schriftgelehrten dagegen kehrten es um und sprachen: der Tempel geht vor. Sei Vater und Mutter noch so nothleidend: was zum Opfer ersehn ist, kann ihnen nicht zufallen. Ihr Heuchler! ruft Jesus. Es hat wohl Jesaias von euch geweissagt und gesprochen: dies Volk nahet Mir mit seinem Munde und ehret Mich mit seinen Lippen; aber ihr Herz ist ferne von Mir(v.7.8.). In ähnlicher Weise entlarvt der Herzenerforscher denselben Kleinigkeitssinn, nach Matthäus Bericht (Cap.12.) als Er mit Seinen Jüngern am Sabbath durch die Saat geht und diese, weil sie hungert, Aehren ausraufen und essen. Siehe, die Deinen thun, was nicht ziemt am Sabbath zu thun, sprechen die Pharisåer. Jesus antwortet: habet ihr nicht gelesen, was David that, da ihn hungerte? Wie er in das Gotteshaus gieng und die Schaubrode aß, die doch ihm und seinen Begleitern nicht ziemte zu essen, sondern allein den Priestern? Oder habet ihr nicht gelesen, wie selbst die Priester am Sabbath, mitten im Tempel, den Sabbath brechen und sind doch ohne Schuld? Wenn ihr aber wüßtet, was das sei: Ich habe Wohlgefallen an der Barmherzigkeit und nicht am Opfer, so håttet ihr die Unschuldigen

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