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Wir warten eines neuen Himmels, sagt Petrus, und einer neuen Erde, nach des Herrn Verheissung, in welchen Gerechtigkeit wohnet (II., 3, 13.); also der Zeit warten wir, wo kein anderer Geist mehr in dem Menschenleben und in den Geschikken walten wird, als der Geist des Herrn. Für das Kommen dieser Zeit lafset uns thåtig werden, damit uns eigene Erfahrung das Wort in den Mund gebe, das Sirach schon aussprach (Cap. 34, 14.): „Nun sehen wir, daß die Gottesfürchtigen den rechten Geist haben".

::: Wisset ihr nicht, fragt Jesus die Seinen, weß Geistes Kinder ihr seid? o wie oft wohl fragte Er sie also? (Luc. 9, 55,). An uns richtet die Kirche dieselbe Frage, bei jedem Ein- und Ausgang, Lasset uns Antwort geben und dabei, tief, in unser Herz greifen.

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Groß genug, den Zeitgeist aus der Welt bannen zu helfen, find nur Wenige (vergl. Luc. 10, 20.), das bezeugt die Erfahrung! Groß genug, um aus den Schlupfwinkeln, in welchen er bei uns selbst nistet, den Zeitgeist zu vertreiben, find wir alle, wenn wir im Herrn wollen: das zeugt unser Herz. Auch find wir zu nichts Geringerem berufen. O selig! wer diesen Beruf ehrt! O selig! wenn wir wissen, was uns von Gott gegeben ist! O selig!! Der Geist, der ein Geist der Herrlichkeit und Gottes ist, ruhet auf uns (1 Pet. 4, 14.)!

6.

Die ergerniffe

Matth. 18, 6-8.

,,Wer drgert dieser Geringsten Einen die an Mich glauben, dem wäre besser, daß ein Mühlstein an seinen Hals gehänget und er ersäufet würde im Meer, da es am tiefsten ist.

Wehe der Welt der Wergerniß halben! Es muß ja ergerniß kommen; doch wehe dem Menschen, durch welchen Aergerniß kommt!

So aber deine Hand oder dein Fuß dich årgert: haue ihn ab und wirf ihn von dir"!

Ernstere Worte, als diese, hat die Menschheit nie gehört.

Der Ausdruk, welcher ihren Mittelpunkt bildet: Aergerniß, bedeutet ursprünglich alles, darån man sich stoßen, darüber man fallen, darein man sich verwikkeln, dadurch man Schaden nehmen soll, oder doch kann.

Aergerniß folglich müssen wir unterscheiden von Aerger, den wir fühlen, wenn wir durch etwas in starken Unwillen gerathen. Aerger wird hier nicht gemeynt.

Nur an solche Dinge denkt der Heiland, durch die wir auf dem Wege zum Reich in die Irre gerathen und nennet fie ergernisse.

Lasset uns Sein Wort von den ergernissen. beherzigen, ob es möge Frucht bringen zum ewigen Leben.

Die Vergernisse stellt Jesus in einen doppelten Gesichtspunkt. Er lehrt:

1. daß sie weder zu verkennen noch zu umgehen,

2. daß sie aber zu beklagen und zu be kämpfen sind.

1.

Die Nergernisse sind weder zu verkennen noch zu umgehen. Das ist der erste Blik auf sie. 1. Wie könnte der Christ sie verkennen?

Sowohl, was sie sind, als, daß sie da sind, liegt vor Augen.

Aergernisse machen irre: das ist ihr Wesen.

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Erscheinungen, die uns innerlich nicht entzweien, bei denen wir in Ueberzeugung und Gesinnung keinesweges schwanken, die wir vielmehr auf der Stelle durchschauen und richtig würdigen, können, wie årgerlich sie seyn mögen, nicht ergernisse genannt werden, wenigstens nicht in Hinsicht auf uns. Kommen wir aber durch etwas dahin, daß sich uns die Wahrheit verdunkelt, das Gewissen verwirrt, das Herz abwendet von Gott, das Heil unserer Seele folglich in der Wurzel leidet; kommen wir dahin durch etwas, daß wir an dém, was uns sonst das Heilig, Festeste ist, wankend, daß wir in dem, was uns sonst das Heilig-Entschiedenste ist, unschlüssig, daß wir zu dem, was uns sonst das Heilig-Liebste ist, unluftig werden, folglich arg werden,

indem wir irre werden zugleich dem Argen anheimfallend: so haben wir ein ergerniß empfangen. Die größten Aergernisse sind hiernach diejenigen, die uns von dem Heilande scheiden wollen; wenn sie unsre Gemeinschaft mit Ihm auch nur stören, unsre Erkenntniß, Folgsamkeit, Zuversicht, Verehrung auch nur schwächen. „Selig ist! wer sich an Mir nicht årgert"; spricht der Herr. Ja selig! Denn nur durch Gott gelangen wir zum Reich; durch Christum zu Gott; durch Glauben zu Christo. Glaube mithin ist Hauptsache. Was unsern Glauben angreift, das vergreift sich an unserm Herzen. Weshalb Jesus zunächst und zumeist Irrungen, bereitet denen, die an Ihn glauben, für Wergernisse erflårt.

So wenig, als das Wesen der ergernisse zu verkennen ist, ist es ihr Daseyn.

Sie sind kein Gespenst düsterer Einbildungen. Es giebt ergernisse.

Sogar zur Zeit Jesu fehlten sie nicht. Sie erfüllten recht eigentlich den Kreis dieses heiligen Lebens. Sie hinderten nicht nur Viele an aller Verbindung mit dem erschienenen Retter. Auch Solche, die auf dem Wege waren, wurden im Lauf gehemmt. Wie Manche selbst, die mit Ihm angefangen, traten wieder von Ihm ab! Die Einen stießen sich an Seiner Herkunft, die Andern an Seiner Armuth, Diese an den Geheimnissen Seiner Weisheit, Jene an der Strenge Seiner Forderungen, wieder Andre an Seinem freimüthigen Tadel, noch Andre an Seinen demüthigen Wundern, Viele an Seinem Leben, Mehrere an Seinem Kreuße, hier der

Unverstand zweifelnd, dort die Bosheit lauernd, oft beide zugleich murrend. Genug! Mergernisse, Dinge aller Art, die Menschen vom Glauben an Ihn abzuhalten und im Glauben an Ihn aufzuhalten, waren da. Sie waren in Fülle da.

Noch jest ist kein Mangel an ergernissen. Wir sehen oftmals unser Heil bedroht und unsre Seele in Gefahr an dem irre zu werden, wovon wir überzeugt, wofür wir begeistert, woran wir als an Nothwendig= keiten unseres moralischen Lebens gewöhnt sind. Da geråth bald durch Menschen, bald durch Bücher, bald durch Schiksalswege, bald durch Lasterthaten, bald durch große, bald durch kleine Vorgänge, unser Kopf auf beunruhigende Fragen, unser Herz in schwere Versuchungen! Das Gewissen wird schläfrig. Die Sinnlichkeit wird wach. Verstand hüllt sich ein. Leidenschaft macht sich auf. Treffen wir indeß auch hier nur gleich den Hauptpunkt!¿Wie viel Irryng an Christo! Wie viel Gleichgültige geben durch ihre Gleichgültigkeit, wie viel Spotter geben durch ihre Spottlust, wie viel Streitsüchtige geben durch ihr Streiten um Vernunft und Offenbarung, wie viel Arggefinnte geben troß Rühmen von ihrer Rechtgläubigkeit durch ungerechten Wandel ergerniß über ergerniß! Ueberhaupt und Einzelheiten beiseite: scheint nicht zuweilen das ganze Leben auf Erden, scheint nicht zuweilen die ganze Lage des Gottesreichs, scheint nicht zuweilen der ganze Schauplak der Christenheit zu Einem großen Wergerniß zu werden, so, daß schwache Gemüther kaum noch wissen, was sie denn nun glauben, wofür sie entscheiden, wonach

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