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dem Urtext lauten die Worte: „von Gott gehaucht". Gott hat die heiligen Menschen, Propheten und Apostel, angehaucht. So reden wir mit Recht von inspirirten Männern. Im vorliegenden Text wird aber nicht von den heiligen Menschen Gottes gesagt, daß Gott sie angehaucht habe, sondern die Schrift heißt „von Gott gehaucht“. Das kann nur bedeuten, daß fie von Gott ein gehaucht ist. Luther hat treffend übersezt „eingegeben". Die heilige Schrift ist, äußerlich angesehen, eine Schrift wie alle Schriften. Sie besteht aus Worten und Säßen. Und diese Worte und Säße haben Sinn und Verstand. Wenn daher gesagt wird, die Schrift sei von Gott eingegeben, so heißt das und kann nichts Anderes heißen, als: Gott hat den heiligen Menschen alle die Worte und Säße, die da geschrieben stehen, fammt dem Sinn und Verstand, den sie in sich schließen, eingehaucht, eingegeben. Weil es sich hier um Schrift, um Worte handelt, so können wir diese Thätigkeit des Geistes auch ein Einreden nennen, wie denn Luther diese Eingebung öfters ein „Einsprechen“ nennt. Gott, der Heilige Geist, hat den heiligen Menschen die Worte und Säße, die sie schreiben sollten, eingesprochen, vorgesprochen, dictirt. Das erklären die Neueren freilich für eine der heiligen Menschen Gottes unwürdige Vorstellung. So mache man die Eingebung oder Inspiration der Schrift zu einem rein mechanischen Vorgang. Wir behaupten jedoch nicht, daß dieses Einsprechen, Vorsprechen so äußerlich geschehen sei, wie wenn ein Schulmeister vor seinen Schülern steht und ihnen Säge, die sie schreiben sollen, vordictirt, ins Dhr sagt. Es war das vielmehr ein innerlicher Vorgang. 1 Petr. 1, 10-12. heißt es, daß der Heilige Geist in den Propheten war. Die Propheten waren voll des Heiligen Geistes, waren im Geist, und der Geist war in ihnen und hat innerlich zu ihnen geredet. Diese innere Rede des Geistes haben die heiligen Menschen Gottes vernommen und auf Antrieb des Geistes niedergeschrieben.

Was das heißt: Schrift von Gott eingegeben", wird recht deutlich, wenn wir die Entstehung der heiligen Schrift mit der Entstehung einer rein menschlichen Schrift vergleichen. Wie entsteht sonst eine menschliche Schrift? Da liegt einem Menschen ein Gedanke schwer im Sinn. Und er hält das, was er denkt, für wichtig genug, es Andern mitzutheilen. Er entschließt sich daher, ein Buch über den betreffenden Gegenstand zu schreiben. Dann sammelt er Stoff, ordnet seine Gedanken und faßt sie in Worte. Das kostet ihm aber oft nicht wenig Mühe und Arbeit, seine Gedanken in die rechte Ordnung zu bringen und für dieselben auch die rechten Worte und Ausdrücke zu finden. So kommt ein menschliches Buch zu Stande. Der Mensch nimmt es ganz und gar aus seinem Eigenen heraus. Ganz anders verhält es sich mit der heiligen Schrift. Von der heißt es: „von Gott eingegeben". Hier wollte Gott, der HErr, seine Gedanken, die das Heil aller Menschen betreffen, den Menschen aller Zeiten kund thun und wollte mit den Menschen auch so reden, daß sie ihn verstehen könnten. Darum hat er heilige Menschen in seinen Dienst genommen und sie zunächst zum Schreiben an

getrieben, hat ihnen etwa einen äußern Anlaß zum Schreiben gegeben und den Vorsatz zum Schreiben in ihnen erweckt. Und indem nun die heiligen Menschen Gottes sich anschickten zu schreiben, hat der Heilige Geist, der in ihnen war, Alles, was sie schreiben sollten, Gedanken und Worte ihnen an die Hand gegeben. Weil ihnen Alles gegeben wurde, so flossen die Worte ihnen nur so zu, und so waren ihre Griffel die Griffel behender Schreiber. Und so ist die Bibel „das Buch des Heiligen Geistes“, wie sie Luther nennt.

Eine weitere Frage von nicht geringer Wichtigkeit ist die, ob nun unsere Bibel, wie wir sie haben, die Beschaffenheit unserer Bibel, auch mit dem stimmt, was 2 Tim. 3. von der Schrift ausgesagt wird. Die Neueren halten unserer Lehre von der Inspiration sonderlich „die Beschaffenheit“ der Schrift entgegen. Wir vergegenwärtigen uns in Kürze den Hauptinhalt etlicher Bücher der Bibel. Was die fünf Bücher Mosis anlangt, so erzählt Mose im Eingang die Erschaffung Himmels und der Erden. Daß und wie Gott die Welt geschaffen, hat Gott den ersten Menschen durch Offenbarung kund gethan. Diese Offenbarung, von der sich Ueberreste auch bei den Völkern der Heiden erhalten haben, hat das Geschlecht der Frommen und dann Israel treu bewahrt und so ist sie auch auf Mose gekommen. Wir lesen ferner im ersten Buch Mosis die Geschichte der heiligen Patriarchen, welche das, was sie erlebt, was Gott an ihnen Gutes und Großes gethan, was er ihnen verheißen hat, ihren Kindern und Kindeskindern erzählt haben. Das hat sich dann von Geschlecht zu Geschlecht fortgepflanzt und ist so auch Mose bekannt geworden. Vom zweiten bis zum fünften Buch Mosis werden die großen Thaten Gottes unter Israel berichtet. Die hat Mose selbst mit geschaut, ja Gott hat durch Mose sein Volk aus Egypten erlöst, durch die Wüste geleitet und an die Grenze des gelobten Landes gebracht. Gott hat Mose, dem Mittler des Alten Bundes, zu verschiedenen Zeiten seine heiligen Rechte, Sitten und Gebote offenbart. Und das, was Mose von seinen Vätern gehört und gelernt, was Gott an ihm und durch ihn gethan, was Gott ihm offenbart hat, das alles hat er in seinen fünf Büchern niedergeschrieben. Das Neue Testament bietet uns zunächst die Evangelien. Die Apostel waren Augen- und Ohrenzeugen der Reden und Thaten JEsu. Sie haben die Wunder des HErrn gesehen, seiner Lehre gelauscht, waren Zeugen seines Todes, seiner Auferstehung und Himmelfahrt. Und was sie gesehen. und gehört haben, das haben sie in ihren Evangelien aufgezeichnet. Lucas freilich war kein Apostel, und so bemerkt er im Eingang seines Evangeliums, daß er von Augen- und Ohrenzeugen es erkundet habe, wie Alles, das er zu schreiben gedachte, sich zugetragen habe. Der vornehmste Lehrbrief ist der an die Römer. Was St. Paulus hier geschrieben, insonderheit von der Rechtfertigung aus dem Glauben, das hatte er vorher vom HErrn empfangen und schon an vielen Orten gepredigt. Jeder Blick in die Bibel lehrt, daß die heiligen Schreiber auch von solchen Dingen geschrieben haben, die ihnen schon vorher offenbart oder sonst bekannt geworden waren, die sie

selbst gesehen, erkannt und geglaubt hatten. Diese Thatsache, auf welche die Neueren alles Gewicht legen, und welche wir nicht leugnen, widerspricht aber in keiner Weise dem Wort St. Pauli „Alle Schrift von Gott eingegeben", wie wir es verstanden haben und wie es nicht anders verstanden. werden kann. Gott, der HErr, wollte alle diese Dinge, welche der Menschen Heil und Seligkeit betreffen, den Menschen aller Zeiten kund und zu wissen thun. Damit es aber eine gewisse, zuverlässige, unfehlbare Kunde wäre, hat Gott, der Heilige Geist, hier etwas Besonderes gethan, hat die heiligen Menschen Gottes mit all ihrem Wissen, Forschen, Erkennen, Glau ben in seinen Dienst genommen, hat sie, da sie schrieben, an die Dinge, die sie selbst gesehen, gehört, erlebt hatten, die sie schon vorher wußten, erinnert, hat vergessene Thatsachen ihnen ins Gedächtniß zurückgerufen, hat ihnen ein deutliches Bild von dem allen vor die Seele gestellt, aber eben ein Bild in Worten, hat ihnen Alles in zusammenhängender Rede vorgeführt, er hat zu ihnen und in ihnen geredet, und da die Rede in Fluß war, hat er ihnen auch unter dem Schreiben noch Vieles mitgetheilt, offenbart, was ihnen vorher nicht bekannt war, und so ist die ganze Schrift, und jede Schrift jedes Propheten und Apostels Ein Guß, Eine Rede des Heiligen Geistes.

Ja, wir können noch einen Schritt weiter gehen und sagen: Die Beschaffenheit der Schrift, wie sie vorliegt, fordert diese Annahme, daß alle Schrift von Gott eingegeben sei. Wir finden in den Evangelien lange Reden Christi mitgetheilt wie z. B. die Bergpredigt. Wie? Haben die Apostel alle diese Reden, nachdem sie dieselben einmal gehört, etwa Jahre lang im Gedächtniß bewahrt? Das ist Menschen unmöglich. Nein, Gott, der Heilige Geist, hat vielmehr diese Reden in ihnen wieder lebendig ge= macht, damit sie dieselben uns zu Gute aufzeichneten. Denken wir ferner an die eigenthümliche Beschaffenheit der biblischen Geschichten, die sich von allen andern Geschichten unterscheiden. Was ist's, das diesen biblischen Geschichten solchen besondern Reiz verleiht, auch unsern Kindern so lieb und werth macht? Es werden in denselben nicht bloß einige Hauptsachen summarisch berichtet, sondern alle wichtigen Ereignisse in allen ihren Einzelheiten, mit allen Nebenumständen erzählt, die Personen redend eingeführt 2c. In der Geschichte von der Opferung Jsaaks z. B. wird nicht nur kurz angegeben, daß Gott von Abraham forderte, er solle seinen einigen Sohn opfern, und Abraham Gehorsam leistete, Gott aber die That selbst noch hinderte, sondern es wird zunächst genau beschrieben, wie Abraham seinem Sohn noch allerlei kleine Liebesdienste leistete, selber das Holz spaltete, den Esel gürtete, und wird dann das Zwiegespräch zwischen Vater und Sohn während des letzten, schweren Ganges wortwörtlich mitgetheilt 2c. Wie? Sind alle diese einzelnen Züge, diese Reden und Gespräche so ganz unversehrt von Geschlecht zu Geschlecht überliefert worden? Das ist abermals Menschen unmöglich. Oder haben die heiligen Schreiber es gemacht, wie sonst menschliche Geschichtsschreiber, welche einige Haupt- Thatsachen,

wie sie geschehen sind, in Erfahrung gebracht haben, aber die näheren Umstände nicht genau kennen, die aber, um die Sache recht anschaulich zu machen, dieselbe mit allerlei Farben ausschmücken und den handelnden Personen Worte in den Mund legen, die sie in Wirklichkeit nie geredet haben? Keineswegs. Wenn wir mit einfältigem Sinn die Bibel lesen und betrachten, so gewinnen wir den unwiderstehlichen Eindruck, daß die biblischen Geschichten keine gemachten Geschichten sind, nicht aus Wahrheit und Dichtung zusammengesetzt sind, sondern daß Alles genau so geschehen und geredet ist, wie geschrieben steht. Gott hat den heiligen Schreibern diese Geschichten, da sie schrieben, nochmals an ihrem Geist vorübergeführt, hat sie ihnen Wort für Wort vorerzählt und damit uns erzählt, so daß wir dieselben im Geist gleichsam nochmals durchleben können. Wer in seiner Bibel fleißig sucht und forscht, der wird je länger je mehr erkennen, wie alle diese Eigenthümlichkeiten eben dafür sprechen, daß alle Schrift von Gott eingegeben sei.

Was die angeblichen Widersprüche in der Schrift anlangt, so erweisen sich dieselben, wenn man näher zusieht, als nur scheinbare Widersprüche. In der Geschichte von der Auferstehung Christi z. B. lassen sich die verschiedenen Berichte der einzelnen Evangelisten von den Engeln und Frauen am Grabe gar wohl mit einander vereinigen. Wenn wir aber hin und wieder auf eine Schwierigkeit stoßen, die wir nicht gleich lösen können, so bekennen wir unsere Unwissenheit und lassen uns durch solche Dunkelheit, die in uns ihren Grund hat, nicht das helle Licht trüben, welches aus den klaren Zeugnissen der Schrift, wie aus dem Wort 2 Tim. 3. uns entgegen= strömt. Und was die angeblichen Fehler und Irrthümer der Schrift be= trifft, z. B. in den geschichtlichen und naturgeschichtlichen Notizen, so schenken wir eben von vornherein der Schrift mehr Glauben, als der modernen Wissenschaft.

Die Theologen, die sich so gern auf „die Beschaffenheit“ der Schrift berufen, führen schließlich auch die Sprache der Schrift als Beweis gegen die wörtliche Eingebung derselben an. Es lasse sich doch nicht leugnen, daß jeder Prophet, jeder Apostel seine eigene Weise, zu reden, seinen besondern Stil habe. Das leugnen wir auch nicht. Aber der Heilige Geist, der durch die Propheten und Apostel geredet, hat sich eben und hat die Worte, die er eingab, der Weise jedes Einzelnen der heiligen Schreiber an= gepaßt. Er hat mit und in einem Jeden dessen eigene Sprache geredet. Es schrieb ein Jeder, wie er gewohnt war zu reden und zu schreiben, und stand dabei ganz in dem Dienst und in der Hand dessen, der durch ihn redete. Alle Schrift von Gott eingegeben": das schärfen wir nochmals ein und weisen damit auch die Meinung zurück, als seien nur die Hauptsachen in der Schrift, nicht aber die Nebendinge Gottes Wort. Der Ausdruck „Schrift" schließt Alles in sich, was geschrieben steht. Jeder, auch der scheinbar unbedeutendste Bestandtheil der Schrift ist eben ein Theil der Schrift, gehört zur Schrift. Und was Schrift ist und heißt, ist von Gott

eingegeben. Alles, was geschrieben steht, ist Gottes Wort, unfehlbare Wahrheit. Man geräth auf eine unsinnige Vorstellung, wenn man an= nimmt, nur die Hauptsachen seien vom Heiligen Geist eingegeben, die Nebendinge aber nicht. Hauptsachen und Nebendinge sind in der Schrift aufs engste mit einander verwoben. Und so müßte man annehmen, daß der Heilige Geist hier etwa zu reden angefangen habe, dann sei aber der Mensch ihm in die Rede gefallen und hätte unter Anderm auch Fehler mit aufgezeichnet, dann habe der Heilige Geist ihm,,Halt!" commandirt und den Faden der Rede selbst wieder aufgenommen. Schließlich werden auch die Vertreter der neueren Anschauung von der Schrift eine derartige Erklärung von der Entstehung der Schrift von sich abweisen. Sie werden nicht. zu leugnen wagen, daß jede der heiligen Schriften, jeder Abschnitt der Schrift wie aus Einem Gusse ist. Und es fragt sich nur: Ist das Ganze menschliche Rede oder Rede des Heiligen Geistes? Und die Meinung der Neueren ist im Grunde die, daß die heiligen Menschen Gottes Alles, was fie geschrieben, aus ihrer eigenen Erinnerung, Erkenntniß und Erfahrung heraus genommen haben, nur daß sie bei dem Schreiben vom Heiligen Geist regiert und erleuchtet worden seien. Und es ist ein arger Betrug, daß man diese Wirkung des Geistes „Eingebung" und Inspiration nennt.

Daß Gott der Heilige Geist auch die Worte eingegeben hat, wird auch noch 1 Cor. 2, 13. bezeugt, wo es heißt: „Welches wir auch reden, nicht mit Worten, welche menschliche Weisheit lehren kann, sondern mit Worten, die der Heilige Geist lehret." Wir verweisen ferner auf Gal. 3, 16. Hier hebt der Apostel hervor, daß Gott den Ausdruck durch deinen Samen" mit Absicht gesezt habe. Das beweist, daß jeder Ausdruck der Schrift vom Heiligen Geist mit Bedacht gewählt ist. Joh. 10, 35. führt der HErr ein Schriftwort an, das eine minder wichtige Wahrheit enthält, in welchem die obrigkeitlichen Personen,,Götter" genannt werden. Aber auch von diesem Wort der Schrift sagt Christus: „Die Schrift kann doch nicht gebrochen werden." Also sind alle Worte der Schrift unverbrüchliche, unfehlbare Wahrheit.

Diese unsere schriftgemäße Lehre von der heiligen Schrift gereicht den Christen zu großem Trost. Jeder Christ kann und soll sich sagen: Alles, was ich in meiner Bibel lese, was mir in der Kirche aus der Bibel gepredigt wird, jeder Bibelspruch, der mir in den Sinn kommt, ist Gottes Wort, das redet Gott zu mir. Die Gegenlehre aber raubt den Christen allen Trost und alle Gewißheit. Wer so steht, daß er seine Bibel für ein Buch hält mit einer göttlichen und einer menschlichen Seite, der kann in Zeiten der Anfechtung und in der Stunde des Todes leicht in Verzweiflung gerathen. Kommt ihm dann z. B. Joh. 3, 16. in den Sinn, so ruft ihm wohl der Teufel zu: Wer bürgt dir dafür, daß dies Wort nicht zu den menschlichen, Bestandtheilen in der Schrift gehört, daß Gottes Liebe zur ganzen Sünderwelt nicht ein bloßer frommer menschlicher Wahn ist? Wir dagegen halten

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