Zoraz. Horaz. Von diesem berühmten Dichter, aus dem goldnen Zeits alter der römischen Pocsie unter August's Regierung, gehört das aus 476 Versen bestehende schäßbare Gedicht, de Arte Poetica, hieher, ob es gleich eigentlich, seiner ganzen Form und Behandlung nach, poetische Epistel an die Pisos nen ist. Der jezige Bischof zu Litchfield, Dr. Hurd, hat den Inhalt und die Schönheiten dieses Gedichts in einem geschmackvollen englischen Kommentar zergliedert, und mit einem Anhange kritischer Abhandlungen begleitet, wovon die von mir besorgte deutsche Uebersezung zu Leipzig, 1772, in zwei Bånden gr. S. gedruckt ist. Seiner Meinung nach ist der Unterricht von der dramatischen Poesie, und der Vortrag ihrer Regeln für die römischen Dichter, mit Hinweisung auf die Muster der Griechen, der vornehmste Gegenstand dieser Epistel. Herr Wieland hingegen, dem wir die beste deut sche Uebersehung derselben, mit den übrigen horazischen Briefen (Dessau, 1782. gr. 8.) verdanken, nimmt mit gröfserer Wahrscheinlichkeit, die Abschreckung des jüngern Piso von der Dichtkunst, wozu er mehr Neigung als Talent besaß, durch die Darlegung ihrer Schwierigkeiten und man nichfaltigen Erfodernisse, als die vornehmste Absicht des Dichters bei dieser Epistel an, wobei er zugleich Gelegenheit fand, „den Dichterlingen, von denen es um ihn her wimmelte, ißre Wahrheiten zu sagen, und sie, mit aller kaltblütigen las chenden Verachtung, deren sie würdig waren, fühlen zu laffen, daß sie von der Kunst, die sie sich zu treiben unterstunden, nicht einmal die ersten Elemente begriffen håtten.“ Da die Werke dieses Dichters in aller Hånden sind, so wird es hier an nachstehender kurzen Probe genug seyn. Sie enthält Vorschriften über das Verhältniß und die nöthige Abånderung des dichterischen Ausdrucks nach den Leidenschaften, Gesinnungen und Charakteren, die er darstellen und schildern will. - DE DE ARTE POET. v. 99-178. Zoraz. Non fatis eft pulchra effe poëmata; dulcia Et quocumque volent, animum auditoris agunto. Humani voltus. Si vis me flere, dolendum eft Primum ipfi tibi: tunc tua me infortunia lae dent, Telephe, vel Peleu; male fi mandata loqueris, Format enim natura prius nos intus ad omnem Iura neget fibi nata, nihil non arroget armis Si quid inexpertum fcenae committis, et audes Publica Zoraz. Publica materies privati iuris erit, fi Nec reditum Diomedis ab interitu Meleagri Sublimis, cupidusqué, et amata relinquere pernix. Quaerit opes et amicitias, infervit honori; Multa fenem circumveniunt incommoda; vel quod Quae Quaerit, et inventis mifer abftinet, ac timet uti; Zoraz. Nianilius. Manili u s. Vermuthlich nicht lange nach dem Horaz, oder schon mit ihm zugleich lebte der römische Dichter M. Manilius, dessen Lehrgedicht, mit der Aufschrift Astronomikon, vere muthlich aus mehr, als den noch übrigen fünf Büchern, bes ftand, deren fünftes sich auch nicht ganz bis auf unsre Zeis ten erhalten hat. Der astronomische Werth dieses Gedichts ist größer, als der poetische. Zu den vorzüglichsten Stellen gehören die Eingänge eines jeden Buchs, wie folgender zum vierten, wobei aber freilich die stoischen Lehrsäge von der Unvermeidlichkeit des Verhängnisses, und von der unbeding ten Nothwendigkeit des Schicksals zum Grunde liegen. ASTRONOMICON, Quid tam follicitis vitam confumimus annis? Victuros, agimus femper, nec vivimus unquam? Nec quod habet, numerat: tantum quod non habet, Cumque fui parvos ufus Natura repofcat, Solvite, mortales, animos curasque levate, Pau |