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versinken können! Noch so lant und drohend ertöne des Gewissens Mahnung; noch so tief sey das Gebot der Gerechtigkeit und Liebe Jedem ins Herz geschrieben; noch so stark mache das Mitleid seine Ansprüche geltend; noch. so mächtig stelle das Gefühl der Schaam den Versuchungen zum Bösen sich entgegen: es giebt eine Bösartigkeit der Gesinnung, die alle diese Schranken, mit frevelnder Hand durchbricht; es giebt Verworfene, auf welche jenes fürchterliche Bild noch jest vollkommen paßt, das heilige Männer des Alterthums von den Gottlosen ihrer Zeit entwarfen: Ihr Schlund ist ein offenes Grab; mit ihren Zungen handeln sie trüglich; Otterngift ist unter ihren Lippen; ihr Mund ist voll Fluchens und Bitterkeit; ihre Füße sind eilend, Blut zu vergießen; in ihren Wegen ist eitel Unfall und Herzeleid. Röm. 3, 13 ff. Weish. 2, 12 ff. 4. Als erklärte Heucheley.

Das entsetzlichste Beyspiel dieser Gesinnung steht in den Menschen vor uns, deren Lästerungen wir im heutigen Ev. vernehmen. Aber wie manche unter denen, die sich zu Jefu Schülern und Verehrern zählten, trifft dasselbe Wehe, das er einft über die Schriftgelehrten und Pharifder ausrief! Matth. 23, 13 ff. Wie oft war der feurigste Eifer für Religion und Christenthum nichts weiter als leerer Schein eines gottseligen Wesens! 2 Tim. 3, 5. Wie oft versteckte sich hinter der Larve der Frömmigkeit ein arges unglaubiges und gottloses Herz! Wie oft wurden unter dem Deckmantel der Ehrfurcht vor Gott und feinem Worte die fluchwürdigsten Thaten der Ungerechtigkeit, der Lieblosigkeit, der Verfolgungssucht gegen Andersdenkende und Irrende verübt, und der heiligste aller Namen, der Name Gottes und Jesu, mußte sich mißbrauchen lassen von unheiligen Lippen, um desto sichrer den schändlichsten Lüften fröhnen, und arglose Gemüther täuschen zu können! Daß Erscheinungen der Art unter die seltenen gehören, darf man hoffen zur Ehre der Menschheit; und es spricht dafür schon die tiefe Verachtung und der laute Unwille, der überall rege wird, wo der Verdacht einer heuchlerischen Gesinnung sich hervorthut: traurig genug indeß, wenn auch einzelne Beyspiele nur sich finden, die uns zu dem Geständniß nöthigen, daß das menschliche Herz ihrer fähig fey.

5. Als völlige Knechtschaft der Sünde.

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Jede sinnliche Begierde, die der Mensch in seinem Herzen nährt, beeinträchtigt seine Freyheit; so lange indeß, um in dem Gleichnisse des heutigen Ev. zu reden, noch Zeiten kommen, wo der unsaubere Geist von ihm ausfähret; so lange er noch Besonnenheit und Ernst genug hat, um

diesem die Thür zu verschließen, wenn er spricht: Ich will wieder umkehren in mein Haus, daraus ich gegangen bin, so lange ist er noch nicht völlig Sclave der Sünde geworden, und die Hoffnung ist da, seine gefährdete_und zum Theil schon verlorene Freyheit zu retten. Aber öffnet er selbst dem kaum auf Stunden oder Lage von ihm gewichenen Geiste der Unreinigkeit das Herz, und finder dieser es bey seiner Rückkehr zu seinem Empfange geschmückt und in Stand gesetzt: welche Hoffnung läßt fich da noch für sein Besserwerden fassen? Nun kann es nicht anders kommen, als. Jesus im Bilde sagt: Der unsaubere Geist geht hin, und nimmt sieben Geister zu sich, die årger sind, denn er selbst; und wenn sie hinein kommen, wohnen sie da; und wird hernach mit demselbigen Menschen årger, denn vorhin. Die böse Lust gewinnt mit jedem aufs neue davon getragenem Siege verdoppelte Kraft; der Widerstand dagegen von Seiten des Menschen wird immer schwächer und kraftloser, bis er zuletzt ihn völlig aufgiebt, und die Sünde unge'hindert über sich herrschen läßt. Nun macht sie ihn ganz und gar zu ihrem Sclaven; willenlos folgt er, wohin sie ihn treibt; und taub gegen den Ruf des Gewissens, erstorben für jede bessere Regung, dahin gegeben in vers kehrten Sinn, stürzt er selbst sich mit offnen Augen in das Verderben und die Verdammniß. 1Tim.6,9. Rdm. 1, 28. II. Lehren, die daraus fließen.

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1. Ueberschåget nicht die Güte des menschlichen Serzens.

Ihm diese Güte durchaus streitig machen, und eine ents schiedene Neigung zu allem Bösen als wesentlichen Grundzug beymessen, heißt, dem Zeugnisse der Erfahrung widerspre chen. Aber womit wolltet ihr eure Ansicht rechtfertigen, die ihr den Menschen in seiner natürlichen Beschaffenheit so gut, so rein darstellet, als ob das Böse ihm eigentlich fremd wåre, und die Neigung dazu nur von auffen durch böse Beyspiele, durch schlechte Erziehung, in ihm geweckt würde? Würden, wenn sie wahr wäre, jene Denkmåler des schrecklichsten Verfalls und der tiefsten Versunkenheit vor: kommen können, deren die Erfahrung alter und neuer Zeiten so manche aufstellt? Würden sie namentlich bey Menschen sich finden, die in ihrer Kindheit und Jugend nichts weniger als verwahrloset, im Gegentheil durch Unterricht und Erziehung frühzeitig zur Gottesfurcht ge= bildet, und unter den Augen frommer Aeltern, an der Seite tugendhafter Gefährten aufgewachsen waren? Nein, mit wie viel Anlagen zum Guten das menschliche Herz,

ausgestattet, wie reich an den edelsten Keimen es seyn möge: wer nicht von einseitiger Partheylichkeit befangen und von thōrichtem Stolze geblendet ist, der muß ges stehen: Es trägt schon von Natur den Saamen der Sünde in fich; es hat eine Empfänglichkeit für das Böse, die nur zu leicht zu den schrecklichsten Lastern und Ausschweis fungen führt; es ist mit einem Verderben behaftet, dem entgegen zu arbeiten, das ganze Leben hindurch nicht Fleiß und Sorgfalt genug angewandt werden kann.

2. Danket Gott, der uns die Mittel verlieh, die Macht des Bösen in uns zu unterdrücken.

Wer anders konnte sie uns verleihen, als Gott, der Vater des Lichtes, der Urquell der Heiligkeit, aus welchem alle Kraft zum Guten entspringt? Und er hat fie uns gegeben als Bürgern seines durch Jesum_auf Erden gegründeten Reiches, in der gnadenvollen Anstalt, die er durch ihn zur Wiederbringung der sündigen Menschs heit traf, in dem Worte der Wahrheit, durch welches er uns zur Buße und Seligkeit ruft, in dem Glauben an die höhere Hülfe, die allen denen verheißen ist, welche fich leiten lassen wollen von seinem Geifte. Mit diesen Waffen gerüstet, kann der Mensch den Kampf gegen das Böse, wie drohend er seyn mag, siegreich bestehen; und an Laufenden, die sie ernstlich gebrauchten, hat das Wort des heutigen Ev., in geistigem Sinne aufgefaßt, fich auf das herrlichste bestätigt: Wenn ein Stärkerer über den Starken kommt und überwindet ihn, so nimmt er ihm seinen Harnisch, darauf er sich verließ, und theilet den Raub aus. Gehören auch wir zu diesen Geretteten: las= set uns dem Herrn die Ehre geben, der durch seine Macht und Gnade uns den Sieg verlieh. Ist der Kampf noch nicht entschieden; ift die Gefahr des Falles noch nicht beseitigt: laffet uns demüthig und dankbar die Hülfe ans nehmen, die er uns darreicht, lasset uns täglich zu' ihm flehen: Nimm deinen heiligen Geist nicht von mir (Pf. 51, 13)! und den Zuruf Jesu uns ins Herz schreiben: Selig sind, die Gottes Wort hören und bewahren.

3. Suchet der Gefahr der Verschlimmerung bey Zeiten zuvorzukommen.

Nicht mit Einem Male ist die unterste Stufe des Verderbens erreicht; nicht der erste Schritt führt zum gänzlichen Verfall, zum unausbleiblichen Untergange. Aber wie leicht folgt nicht dem ersten Schritte der zweyte! Wie leicht zieht nicht Ein unsauberer Geift, der im Herzen Raum fand, fieben andere nach sich, die årger find, als er selbst! Hätten jene Liefgesunkenen, deren Anbliď uns

mit Wehmuth und Entfeßen erfüllt, das bedacht; håtten sie bey Zeiten der drohenden Gefahr vorgebeugt; wåren sie den Versuchungen zum Bösen ausgewichen, oder, wo dies nicht möglich war, ihnen mit fefter Entschloffen= heit, mit weiser Besonnenheit entgegen gegangen: "gewiß, fie würden nicht in den Abgrund versunken seyn, in welchem jezt die Sünde sie gefesselt hält. Lernet denn aus sie ihrem Beyspiele, was ihr zu thun habt, damit nicht Gletches, euch widerfahre. Laßt es euch zur Warnung dienen, dieses abschreckende Beyspiel, ihr Jünglinge, damit, wenn die bösen Buben euch locken, sie euch nicht ins Nek ziehen; ihr Aeltern, damit das Herz eurer Kinder nicht durch die Schuld eures Leichtsinns und eurer Unachtsamkeit vergiftet werde; ihr Alle, welches Alters, welches Standes und Berufes ihr seyn möget, damit nicht der Feind, den ihr, vielleicht ohne es selbst zu merken, in eurem Busen traget, Gewalt über euch gewinne, und in einer unbewachten Stunde euch auf immer ins Verderben stürze. Wir find schwache, strauchelnde Menschen; darum, wer sich lässet dunken, er fiehe, sehe wohl zu, daß er nicht falle. 1 Kor. 10, 12. Immer und überall umringen uns Ges fahren für unser Herz; darum laßt uns vorsichtiglich wan= deln, nicht als die Unweisen, sondern als die Weisen; laßt uns stark seyn in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke, auf daß wir fest stehen in der Anfechtung und das Feld behalten. Eph. 5, 15. cap. 6, 10 ff.

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Ja, lehre, Herr, uns standhaft kämpfen,

Und stehe selbst im Kampf uns bey!
Hilf uns die Macht der Lüste dämpfen!

Mach' uns im Guten fest und treu!'
Gieb uns zur Beff'rung Lust und Kraft;
Du bist's, der beydes in uns schafft.

V. d. Pr. Nr. 195, V. 1 — 7. Herr, höre 2c.
Zw. d. Pr. Nr. 195, V. 8. 9. Bewahre 2c.
N. b. Pr. Nr. 191, V. 5. 6. Ach wenn uns 20.

Eingang.

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Wenn wir das Wort des Herrn als verpflichtend für jeden Christen anerkennen: Daß sie den Sohn chren sollen, wie sie den Vater ehren (Joh. 5, 23), so muß es billig der Gegenstand einer sehr ernstlichen Untersuchung für uns seyn, ob wir auch wirklich dieser Verpflichtung nach kommen. Nicht wenige, die bey der Beurtheilung ihres Gemüthszustandes leichtsinnig zu verfahren gewohnt sind, mögten eine solche Prüfung zwar für etwas sehr übers flüssiges halten. Ihnen ist es, um sich mit Recht zu den Verehrern des Erlösers zählen zu dürfen, schon genug, wenn sie sich nur kein offenbaren Verachtung, keiner ausgesprochenen Gleichgültigkeit gegen ihn bewußt sind. Die von Zeit zu Zeit wiederholte Erinnerung an sein Leben und an die Verdienste, welche er sich durch Thun und Leiden um die Menschheit erwarb, die, wenn auch nur selten und flüchtig erneuerte, Beschäftigung mit seinem Worte, die vielleicht auf einzelne wenige Tage im Jahr beschränkte Theilnahme an den öffentlich und feyerlich ihm dargebrachten Huldigungen in den Stunden der Andacht das scheint ihnen jede weitre Nachforschung über ihre Gez Finnungen gegen den Erlöser entbehrlich zu machen; und mit selbstgefälliger Ruhe fiellen sie sich denen gegenüber, die nie auch nur einmal mit einem Worte, mit einem Blicke es bezeugen, daß das geringste Gefühl der Hochachtung gegen Jesum in ihrem Herzen vorhanden ist. Doch wie? sollten sie auch in der That dazu das Recht haben? Wenn wir uns Verehrer eines durch große Vors züge ausgezeichneten oder durch große Wohlthaten um uns verdienten Menschen nennen: genügt uns da schon an einer Aufmerksamkeit und Theilnahme, die jeder andre, noch so wenig Hervorragende, uns noch so fern Stehende in Anspruch nehmen barf? fühlen wir uns nicht vor Allen zu ihm hingezogen? ist uns nicht am wohlften in feiner, Nähe? verursacht es uns nicht die größte Frende, uns St. Michaelis 1834. 16

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