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für den Zurückgeseßten, auch ohne daß er sich ein Vers dienst aus seiner besseren Denkungsart macht, die Vers suchung, mit einem gewissen bittern Gefühle auf seine so unverhältnißmäßig ungünstigere Lage hinzublicken! Nur Eine Aussicht giebt es, die dieses Gefühl unterdrücken und ihn mit seinem Schicksal aussöhnen kann, eben die, welche durch die Geschichte jener so ungleich Gestellten in ihrem Ausgange als zuverlässig bestätigt wird. Gedenke, Sohn, spricht Abraham zu dem Reichen, als er an dem Orte der Qual ist, gedenke, daß du dein Gutes empfans gen hast in deinem Leben, und Lazarus dagegen hat Böses empfangen; nun aber wird er getröstet, und du wirst gepeinigt. Die Zurücksetzung also, in welcher hier auf Erden der Fromme zuweilen sich befindet, ist nur vorübergehend, uur scheinbar. Was er entbehrte an Wohlseyn in der Pilgrimmschaft, soll in der Heimath ihm vergütet werden. Seine Abhängigkeit soll in Freyheit, seine Dürftigkeit in Reichthum, sein Schmerz in Freude, seine Schmach in Ehre verwandelt werden; und statt des vergånglichen Gewinnes, auf den er in dieser Welt Verzicht leisten mußte, soll er ein unvergångliches, ein unbeflecktes und unverwelkliches Erbe aus Gottes Hand empfahen. 1 Pet. 1, 4. O der tröstenden Aussicht unter widrigen Lebensschicksalen! Fasset sie quf, haltet sie fest, ihr Leidens den, im täglich erneuerten Hinblick auf die Ewigkeit, zu der euer Weg euch führt; und was wird euch fehlen, die trübe Gegenwart in einem freundlicheren Lichte zu ben trachten? was wird euch fehlen, Beschwerden mit Ruhe zu erdulden, die, je drückender sie sind, um so sichrer die Hoffnung euch verbürgen, daß eine Welt vollkommner Seligkeit und ungestörten Friedens nach den Kämpfen dieses Lebens euch aufnehmen wird?

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3. Die Rämpfe, die in ihrem Gefolge sind, werden die belohnendsten Früchte tragen.

Nichts ist für den, der einen schweren Kampf bestehen soll, zurückschreckender, als die Besorgniß, daß er am Ende vielleicht alle Mühe vergeblich angewandt haben werde. Doch wie könnten wir diesem bangen Gedanken Raum geben, selbst bey den hårtesten und langwierigsten Prüfungen, wenn wir die widrigen Schicksale unsers Lebens in dem Lichte betrachten, welches von dem Glauben an die höhere Welt über sie ausgeht? Lazarus, der schwergeplagte Dulder, ́ als er endlich im Tode die Ruhe fand, die er im Leben nicht gefunden hatte, ward von den Engeln getragen in Abrahams Schooß; geübt durch die Züchtigung, geläutert durch das Feuer der Trübsal, näher hingezogen zu. Gott durch die Entfremdung von der Welt, erstarkt an dem

Inwendigen Menschen durch Kampf und Entbehrung, trat er ein in die Gemeinschaft der Seligen, in das Land des ewigen Friedens. Konnte er wünschen, den Weg nicht gegangen zu seyn, der zu diesem Ziele führte? Mußte er, von diesem Standpuncte auf die vollendete Laufbahn zurúďblickend, nicht mit hoher Freude bekennen: Ich habe eine kleine Zeit Mühe und Arbeit gehabt, und habe großen Trost gefunden? Sir. 51, 35. Auch euch erwartet er, die ihr denselben Weg des Kreuzes hienieden wandelt, der große, herrliche Trost der Ewigkeit; o lasset ihn euch nimmer aus den Augen und aus dem Herzen kommen, so lange ihr nach Gottes Willen in den Schranken laufen follet. Wer auf das Sichtbare sieht unter den Prüfungen des Lebens, dessen Muth muß bald dahinfinken; denn diese Welt ist es nicht, die dem Dulder seinen Lohn reicht. Aber wer auf das Unsichtbare sieht, der weiß, warum und wofür er kämpft; ihm winkt die unvergångliche Krone, die er einst aus Gottes Hand empfahen wird; und auf den dunkelsten Pfad seiner Pilgrimschaft ergießt sich ein mildes freundliches Licht bey dem Gedanken: Die Leiden dieser Zeit sind nicht werth der Herrlichkeit, die dort an uns foll offenbaret werden. Róm. 8, 18.

Augenblicke dieser Leiden,

Was seyd ihr gegen jene Freuden

Der gränzenlosen Ewigkeit?

Seht die Kron' am Ziele prangen,

Und kämpft und ringt, sie zu erlangen,

Die ihr dazu berufen seyd!

Euch halt' in eurem Lauf

Kein Schmerz des Lebens auf!
Ueberwinder!

Das Ziel ist nah! bald send ihr da,
Und eure Leiden sind nicht mehr.

V. d. Pr. Nr. 52. Ich fühle, daß ich sterblich 2c.
Zw. d. Pr. Nr. 281, V. 3. Deiner Wahrheit 20.
N. d. Pr. Nr. 415, 2.4-7. In stiller Nacht ze.

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Eingang.

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Irren ist menschlich; Keiner, auch der Weiseste und Einfichtsvolleste nicht, macht von diesem allgemeinen Loose der Sterblichen eine Ausnahme; und je genauer wir es nehmen mit der Erforschung der Wahrheit, desto öfter werden wir in den Fall kommen, zu gestehen, daß wir sie bisher noch nicht vollkommen erkannt, daß wir uns mehr oder weniger geirret hatten. Ganz anders aber als mit diesen unwillkührlich und unbewußt gehegten Frr thümern verhält es sich mit denjenigen, an denen wir selbst auf nåhere oder entferntere Art Schuld find; und daß dergleichen Irrthümer wirklich vorkommen, ja daß sie zu den gar nicht seltenen Erscheinungen, namentlich in dem Gebiete der Wahrheit gehören, die als göttliche und chrifts liche uns vor allen heilig zu seyn verdient, davon liegen leider die Beweise nur zu deutlich vor Augen. Oder wie wäre es zu erklären, daß Ueberzeugungen, welchen der Christ mit der frohesten Zuversicht seines Herzens huldigt, und für welche die entscheidendften Gründe sprechen, bey so vielen Menschen noch immer keinen Eingang finden, wenn nicht Vorurtheile ihnen im Wege stånden, die, obs gleich nicht geflissentlich gesucht, dennoch mit Bewußtseyn unterhalten und gegen die dargebotene bessere Belehrung zum Theil mit Hartnäckigkeit in Schutz genommen werden? Woher kámen bey dem hellen Schein des Lichtes, das durch Jesu Evangelium der Menschheit aufgegangen ist, mitten unter den Bekennern desselben so viele falsche, dem Morte Gottes, ja wohl gar der gesunden Vernunft wider. streitende Vorstellungen, wenn nicht die Trägheit daran Schuld wäre, die sich dem Nachdenken über Gott und göttliche Dinge entzieht, die die Finsterniß mehr liebt als das Licht? Und nicht dieß allein, man sieht Menschen, die in anderem Betrachte nichts weniger als gleichgültig gegen den Irrthum sind, Menschen, denen es keinesweges an der Fähigkeit mangelt, das Wahre vom Falschen zu St. Michaelis 1834.

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unterscheiden, die aber, bey gewissen ihnen läftigen Lehren und Forderungen der Religion, die insgeheim als unwahr erkannte Vorstellung der richtigen mit Fleiß vorziehen, und, um doch einigermaßen dem inneren Widerspruche zu entgehen, sie durch alle, irgendwo aufzufindende, wenn auch noch so leere Scheingründe zu unterstützen fuchen. Mögte Keiner unter uns aus der Zahl dieser Unwürdigen seyn! Aber vor der Versuchung zum Selbstbetruge find wir darum noch nicht sicher; und je schrecklicher, je vers derblicher diese Art der Täuschung ist, desto mehr Ursach haben wir, uns vor ihr warnen zu lassen.

Text: Evang. Luc. 14, 16-24,

Bortra g.

Warnung vor einigen der gewöhnlichsten und schlimmsten Arten des Selbstbetruges.

1. Wenn man meynt, bey dem bloßen Scheine eines gottseligen Wesens bestehen zu können.

Es ist ein nicht zu übersehender Zug in der Gleichnißs rede unseres Ev., durch welchen sie sich von der allerdings ähnlichen, Matth. 22, 2 ff. merklich unterscheidet, daß die zum Festmahl Geladenen den an sie abermals ergangenen Ruf des Hausherrn nicht geradezu und ohne allen Umschweif zurückweifen. Wenn dort gesagt wird: Sie vers achteten das und gingen hin, der eine auf seinen Acker, der andere zu seiner Handthierung; `etliche aber griffen die Knechte, höhneten und tödteten fie: so heißt es dagegen hier: Sie fingen an, sich zu entschuldigen. Kommen wollten auch sie nicht, gleich Jenen; aber es sollte wenigs ftens das Ansehen haben, als ob die Schuld des Aus= bleibens nicht an ihnen selbst liege. der Sinn ihrer Rede würden wir dem ehrenvollen Rufe Folge leisten, wenn nur nicht unglücklicher Weise gerade jest Hinderniffe vorhanden åren, die sich schlechter= dings nicht aus dem Wege räumen lassen! Eben deshalb aber rechnen wir auf die Nachsicht des gütigen Herrn, wie auf deine Fürsprache; wir bitten dich, entschuldige

Wie gern

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war

uns!" So meynten sie, indem sie auf der einen Seite ihrem Eigenwillen folgten, auf der andern zugleich für die Erhaltung des guten Einverständnisses mit dem Herrn hinlänglich gesorgt, und dem nachtheiligen Eindruck, den die Nichtannahme seines Rufes auf ihn hätte machen können, vorgebeugt zu haben. Wie ähnlich diesen Unredlichen erscheinen noch immer so manche unter denen, an welche im höheren geistigen Sinne der Ruf des Herrn - ergeht : Kommt, denn es ist Alles bereit! Sich fürchtend vor den Mühen und Entsagungen, denen sie bey wirklicher Annahme desselben sich würden unterziehen müssen, aud doch Bedenken tragend, Gott durch erklärten Troßz zum Zorne zu reizen, sinnen sie auf einen Ausweg, um, wo möglich, beyde Zwecke zugleich zu erreichen; und sie finden ihn, ihrem Wahne nach, in dem Schein eines gottseligen Wesens. 2 Tim. 3, 5. Sie hören von Zeit zu Zeit das Wort des Herrn; sie bekennen sich zu dem Glauben der Christen; fie fprechen mit Ehrerbietung von Gott und dem Erlöser; sie nahen sich zu ihm mit den Opfern der Andacht, und beten, wenn ihr Gewissen sie straft: Entschuldige uns, habe Geduld mit uns! Matth. 18, 26. Und so schmeicheln sie fich denn mit der Hoffnung, daß Gott ihres Ungehorsams ohngeachtet sie nachsichtsvoll behandeln, und nicht, wie die offenbaren Verächter seiner Gnade, verstoßen werde, obwohl des Apostels Warnung ihnen keinesweges unbes kannt ist: Seyd Thåter des Wortes, und nicht hörer allein, damit ihr euch selbst betrüget. Jac. 1, 22. Aber der fleischlich gesinnte Mensch heißt den Irrthum will. kommen, bey dem er seinen Lüften sich unbesorgter übers lassen kann, und verschließt sein Auge absichtlich, um die Wahrheit nicht zu sehen, die durch ihren Ernst ihn vers nichten würde.

2. Wenn man Unterlassungsfünden als unbedeu- tend ansieht.

Der Ruf des Hausherrn forderte von den Geladenen etwas, wovon er für sich selbst nicht den geringsten Vortheil hatte; nicht sich, sondern sie zu ehren, ihnen Freude und Aufheiterung zu verschaffen, hatte er das Festmahl

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